Im Grunde kann ich bei fast allem zustimmen, was Du ausführst. Nur hinter dem Punkt mit dem Bestehen am Markt würde ich ein großes Fragezeichen setzen. Geobra Brandstätter hat letztlich die Brandstätter Unternehmensstiftung mit reichlich Kapital im Rücken, deren einziger Zweck Erhalt und Förderung der Unternehmensgruppe sowie Unterstützung der Mitarbeiter ist.
Die Marke Playmobil steht also nicht unter dem Druck, kurzfristig Marktanteile und Umsätze verteidigen, um Shareholder bei Laune zu halten und für Investoren interessant zu bleiben. Was nutzen die in den Jahren nach Brandstätters Tod gestiegenen Umsätze, wenn die Umsatzrendite gleichzeitig immer weiter fällt?
Askin hat einen zentralen Punkt angesprochen, der zur langfristigen Strategie für eine in die Jahre gekommene Spielzeugmarke gehört: Man muss bei den Erwachsenen die Kindheitserinnerungen bespielen und mit den neuen Produkte verbinden. Der Erfolg von Luther, Dürer und anderen Promofiguren sowie der Ausstellungen von Schaffer & Co. zeigen, dass dies gerade im Kontext historischer Themen bestens mit Playmobil funktioniert (eigentlich hat es schon Harald Schmidt bewiesen). Aber es gibt so gut wie keine Verbindung dieses Image-Erfolges zum Hauptsortiment von Playmobil.
Wenn sich die Lutherfigur als Selbstläufer wie verrückt verkauft, läge doch nichts näher, als ihm in der nächsten Produktwelle auch eine(n Teil der) Wittenberger Schlosskirche an die Seite zu stellen, an die er seine 95 Thesen nageln kann. Dann noch seinen Freund Philipp Melanchthon, Gattin Katharina von Bora und eine ganze Reihe altbekannter Mittelaltersets, die das Thema Ritter und Reformation miteinander verbinden. Playmobil hat so gut wie alle Formen und Figurenvorlagen im Sortiment. Sie müssten es nur richtig kombinieren und präsentieren.
Aber wahrscheinlich müsste man sich innerhalb der Unternehmensführung erst einmal einig sein, wohin man mit der Marke möchte.