Liebes Tagebuch!
Es lässt mir keine Ruhe. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass
Theo seinen Mentor vergiftet haben soll. Aber wer war es dann? Ich
besuche Caldera. Seit er nicht mehr verdächtigt wird, ist er richtig
zugänglich. Wir plaudern über sein Buch und seine Ansichten. Er ist
der Überzeugung, dass alle großen Wissenschaftler von einer Lobby
ihrer Fachrichtung gesponsert werden. Taubenschlag war da keine
Ausnahme. Und damit eigentlich auch kein Feindbild.
Selma und Walter Borgan haben viel Aufsehen erregt, weil sie gewisse
Machenschaften der pharmazeutischen Industrie aufgedeckt habe, Sie
sind davon überzeugt, dass Taubenschlag verbotene Menschenversuche
durchführte. Aber verachtenswert finden sie weniger ihn als vielmehr
die Auftraggeber.
Nadja und Victor Larren halten Theo für viel gefährlicher als Taubenschlag,
weil dessen Thesen Gehirnchirurgen auf falsche Fährten führe. Sie trauen
Theo den Mord durchaus zu und sind froh, dass der Fall abgeschlossen ist.
Charlotte und Tanja sind der Meinung, dass jeder, der keine Ethik besitze, auch
zum Mord fähig sei. Und in dieser Hinsicht halten sie Theo für ebenso schlimm
wie Taubenschlag. Aber letztlich interessieren sie sich nur für ihr Baby, das ihre
kleine Familie jetzt komplettierte.
Ich suche Charly und überrede ihn, mir die Schlüsselkarte des Professors zu
besorgen. Ich will einfach einen Blick in dessen Zimmer werfen. Bewacht
wird es nicht mehr, da der Fall ja aufgeklärt ist. Charly zögert, aber dann
macht er doch mit.
Es ärgert mich maßlos, dass sich nichts finden lässt. Ein paar Aufzeichnungen
ohne Hinweis. Ein Vorabdruck meiner Geschichte. Oha, wie kam er denn daran?
Kleidung, Terminkalender, sonst nichts Interessantes.
Ich schaue sogar unter dem Bett nach.
»Schau mal, Charly, ich habe ein Rosenblatt unterm Bett gefunden.«
»Der Mörder ist immer der Gärtner«, grinst er. »Allerdings haben alle Gäste
Blumen in ihrem Zimmer zur Begrüßung vorgefunden.«
»Und wo ist der Blumenstrauß?«, will ich wissen.
Darauf hat er auch keine Antwort.
Thomas Lierksen trifft mich im Garten. Er verspricht, dass das Hotel heute
wieder freigegeben wird. Damit dürfen wir nach Belieben bleiben oder abreisen.
»Ich glaube immer noch nicht, dass Theo der Mörder ist«, gebe ich zu.
»Wer sollte es sonst gewesen sein?«, kommt die Gegenfrage.