Fredeswinds Märchenschatztruhe
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- Fredeswind
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Re: Märchen
Trotz aller Gruselei werde ich gleich mein Märchen weiter einstellen. Seid getrost, so gruselig wird es nicht mehr.
Wenn ihr wissen wollt, was bei Artonas Märchen 'Der Drachentöter und seine drei Hunde' geschieht
http://www.klickywelt.de/viewtopic.php?f=31&t=65170
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"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
(Chinesische Weisheit)
15 JAHRE Fredeswinds Märchenschatztruhe 15 JAHRE
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Der Wandergeselle (Ludwig Bechstein)
Da nun der gute Geselle mit seinen drei Hunden Reißebeiß, Sprengalleband und Hurtigundgeschwind seiner Straße weiter zog, und ein gutes Stück in die Welt hinein gewandert war, da begegnete ihm eines Tages eine Kutsche, die war ganz schwarz, und der Kutscher desgleichen und die Pferde ebenso, was sehr traurig aussah.
Und da blieb der Wandergeselle stehen, und sein Herz bewegte sich voll Trauer, und er sann, was das wohl möge zu bedeuten haben, dass ihm ein solches Fuhrwerk begegne? Der Kutscher aber war ein grober Schroll, der rief dem Gesellen zu: „Na Schlingel, was gibt es hier zu gaffen? Wirst du wohl aus dem Wege gehen, wenn eine Prinzessin gefahren kommt?“
Dieser unhöfliche Zuruf verdross den guten Gesellen, und er rief Hurtigundgeschwind, dem Kutscher einigermaßen Mores (sind gute Sitten), zu lehren. Darauf sprang Hurtigundgeschwind, dem kein Mensch, auch der stärkste nicht, widerstehen konnte, hinauf auf den Bock, kriegte den Kutscher beim Kragen, schüttelte ihn wie einen Karnickel.
Er riss ihn vom Bocke herab, und titschte ihn um und um in einer großen Pfütze am Wege, davon er dreckig und triefend wurde, und setzte ihn dann wieder fein säuberlich auf den Kutscherbock. Davon wurde der Kutscher so geschmeidig, wie ein Ohrwurm, und hätte gern seinen Tressenhut vor dem Gesellen abgezogen, wenn selbiger nicht drunten in der gelben Pfütze liegen geblieben wäre.
Und da blieb der Wandergeselle stehen, und sein Herz bewegte sich voll Trauer, und er sann, was das wohl möge zu bedeuten haben, dass ihm ein solches Fuhrwerk begegne? Der Kutscher aber war ein grober Schroll, der rief dem Gesellen zu: „Na Schlingel, was gibt es hier zu gaffen? Wirst du wohl aus dem Wege gehen, wenn eine Prinzessin gefahren kommt?“
Dieser unhöfliche Zuruf verdross den guten Gesellen, und er rief Hurtigundgeschwind, dem Kutscher einigermaßen Mores (sind gute Sitten), zu lehren. Darauf sprang Hurtigundgeschwind, dem kein Mensch, auch der stärkste nicht, widerstehen konnte, hinauf auf den Bock, kriegte den Kutscher beim Kragen, schüttelte ihn wie einen Karnickel.
Er riss ihn vom Bocke herab, und titschte ihn um und um in einer großen Pfütze am Wege, davon er dreckig und triefend wurde, und setzte ihn dann wieder fein säuberlich auf den Kutscherbock. Davon wurde der Kutscher so geschmeidig, wie ein Ohrwurm, und hätte gern seinen Tressenhut vor dem Gesellen abgezogen, wenn selbiger nicht drunten in der gelben Pfütze liegen geblieben wäre.
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Der Wandergeselle (Ludwig Bechstein)
Der Wanderbursche hielt nun dem Kutscher eine kleine Rede über die Regeln der Höflichkeit, welche Leute seines Gleichen nie aus dem Augen setzen sollten und dürften gegen Personen die zu Fuße gehen, weil möglicherweise eine oder die andere Person solcher Art sich statt eines – zehn Kutscher halten könne, und sich für jede Kutschergrobheit eigentlich ein solches Bad in der Pfütze nebst einigen fühlbaren Rippenstößen gebühre.
Als diese Rede, die dem Kutscher gar nicht zusagte, wie vielsagend sie auch war, gehalten worden, sah der Geselle in den schwarzen Wagen, und sah darin eine ganz schwarzgekleidete Prinzessin sitzen, die hatte sehr geweint, und da er sie darum ganz bescheidentlich fragte, so erzählte ihm die Prinzessin ihr Schicksal.
„Ich bin“, begann die ganz schwarzgekleidete Dame, „die Tochter des Königes dieses Landes, über welches der Teufel eine große Teurung und Hungersnot gebracht hat, und als man denselben befragte, ob er beides nicht unter irgendeiner Bedingung wieder von dem Lande nehmen wollte, so machte er die Bedingung, dass ich sein eigen werden solle.
Da nun mein Herr Vater sein Land und Volk mehr liebt als mich und sich selbst, so hat er in diese entsetzliche Bedingung gewilligt, und du findest mich Ärmste jetzt auf dem Wege, schnurstracks zum Teufel zu fahren.“ „Aber schöne Prinzessin, warum seid Ihr denn so ganz allein?“, fragte der Wandergeselle.
Als diese Rede, die dem Kutscher gar nicht zusagte, wie vielsagend sie auch war, gehalten worden, sah der Geselle in den schwarzen Wagen, und sah darin eine ganz schwarzgekleidete Prinzessin sitzen, die hatte sehr geweint, und da er sie darum ganz bescheidentlich fragte, so erzählte ihm die Prinzessin ihr Schicksal.
„Ich bin“, begann die ganz schwarzgekleidete Dame, „die Tochter des Königes dieses Landes, über welches der Teufel eine große Teurung und Hungersnot gebracht hat, und als man denselben befragte, ob er beides nicht unter irgendeiner Bedingung wieder von dem Lande nehmen wollte, so machte er die Bedingung, dass ich sein eigen werden solle.
Da nun mein Herr Vater sein Land und Volk mehr liebt als mich und sich selbst, so hat er in diese entsetzliche Bedingung gewilligt, und du findest mich Ärmste jetzt auf dem Wege, schnurstracks zum Teufel zu fahren.“ „Aber schöne Prinzessin, warum seid Ihr denn so ganz allein?“, fragte der Wandergeselle.
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Der Wandergeselle (Ludwig Bechstein)
„Ja – mein guter Jüngling“, antwortete die Prinzessin, „das kommt daher, dass kein Mensch mit wollte, obschon meine Dienerschaft mir immerfort Treue bis zum Tode beteuert hat, das sind aber nur leere Redensarten gewesen. Nur der Kutscher war bereit mich zu fahren, weil derselbe schon des Teufels ist.“
„Habe das an seiner Grobheit gemerkt, meine schöne Prinzessin“, sprach der Wanderbursche; „und Euer Herr Vater, erlaubt mir diese Bemerkung, ist nicht so recht gescheit, andere täten so etwas nicht. Wolltet Ihr mir aber erlauben, Euch Anstandes halber als einen diensttuenden Kammerherrn zu begleiten, so kann ich Euch vielleicht in Wahrheit den besten Dienst tun, und Euch aus den Klauen des Teufels losmachen.“
„Ach, das höre ich sehr gerne!“, antwortete die Prinzessin. „Ja, du sollst mein lieber Kammerherr sein, steige nur zu mir herein, es reist sich ohnehin besser zu zweien, als einsam.“ Darauf stieg der Wandergeselle zu der schönen Prinzessin in den schwarzen Wagen, und unterhielt sie gut, und machte, dass sie lachte, und fuhren miteinander ganz lustig zum Teufel.
„Habe das an seiner Grobheit gemerkt, meine schöne Prinzessin“, sprach der Wanderbursche; „und Euer Herr Vater, erlaubt mir diese Bemerkung, ist nicht so recht gescheit, andere täten so etwas nicht. Wolltet Ihr mir aber erlauben, Euch Anstandes halber als einen diensttuenden Kammerherrn zu begleiten, so kann ich Euch vielleicht in Wahrheit den besten Dienst tun, und Euch aus den Klauen des Teufels losmachen.“
„Ach, das höre ich sehr gerne!“, antwortete die Prinzessin. „Ja, du sollst mein lieber Kammerherr sein, steige nur zu mir herein, es reist sich ohnehin besser zu zweien, als einsam.“ Darauf stieg der Wandergeselle zu der schönen Prinzessin in den schwarzen Wagen, und unterhielt sie gut, und machte, dass sie lachte, und fuhren miteinander ganz lustig zum Teufel.
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Re: Märchen
.... Nun, Prinzessinnen wurden immer aus politischen Gründen verheiratet und unter den Ehemännern war sicher so mancher "Teufel" dabei. Und dass der König sein Land und sein Volk so sehr liebt, scheint erstmal lobenswert. Vielen Königen war ihr Volk ja eher egal, solange sie brav ihre Steuern zahlten... andererseits ist es auch nicht besonders "höflich", den Hund auf jemanden zu hetzen, nur weil der jenige unfreundlich ist (angesichts seines Reiseziels durchaus verständlich) ....
... in tschechischen Märchen ist der Teufel ja immer recht umgänglich, aber ich fürchte, hier wird das eher nicht der Fall sein...
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Re: Märchen
Lustig zum Teufel fahren ist mal was Neues
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.
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Re: Märchen
Bequemer, als zum Teufel gejagt zu werden, ist die Fahrt bestimmt.Mara hat geschrieben:Lustig zum Teufel fahren ist mal was Neues
LG Susanne
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Re: Märchen
Ischade hat geschrieben:.... Nun, Prinzessinnen wurden immer aus politischen Gründen verheiratet und unter den Ehemännern war sicher so mancher "Teufel" dabei. Und dass der König sein Land und sein Volk so sehr liebt, scheint erstmal lobenswert. Vielen Königen war ihr Volk ja eher egal, solange sie brav ihre Steuern zahlten... andererseits ist es auch nicht besonders "höflich", den Hund auf jemanden zu hetzen, nur weil der jenige unfreundlich ist (angesichts seines Reiseziels durchaus verständlich) ....
... in tschechischen Märchen ist der Teufel ja immer recht umgänglich, aber ich fürchte, hier wird das eher nicht der Fall sein...
Wie moralisch das ist...?
Aber so steht es mal geschrieben....
LG von der Märchenfee Fredeswind
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Re: Märchen
Mara hat geschrieben:Lustig zum Teufel fahren ist mal was Neues
Ja, das möchte ich meinen.
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Re: Märchen
Floranja89 hat geschrieben:Bequemer, als zum Teufel gejagt zu werden, ist die Fahrt bestimmt.Mara hat geschrieben:Lustig zum Teufel fahren ist mal was Neues
LG Susanne
Vor allen Dingen weniger anstrengend, als gejagt zu werden.
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Der Wandergeselle (Ludwig Bechstein)
Dieser saß auf einem Holzblock und wartete schon eine geraume Zeit, und war sehr erstaunt, zu sehen, dass die Prinzessin nicht allein kam. Der Jüngling sagte: „Hochverehrtester Herr Teufel, ich hoffe, Ihr werdet ein vernünftiges Wort mit Euch reden lassen. Mich dauert diese arme und schöne Prinzessin sehr, gebet sie frei, und nehmet dafür meine Seele an.“
Der Teufel schlug einige Male rechts und einige Male links mit seinem Schweife um sich, als wenn er sich die Mücken wegwedeln wollte, und sagte: „Für dieses Mal könnte sich die Sache machen.“ Er dachte aber in seinem Sinne, übers Jahr hole ich mir doch die Prinzessin , „also Topp!“
„Topp!“, sagte der Geselle. „Und da nichts zu trinken da ist, so schnupfen wir einmal darauf!“ Damit zog er seine goldene Dose, drehte den Deckel nach rechts, schnippte mit dem Finger auf den Deckel, öffnete sie und bot sie dem Teufel dar.
„Eigentlich schnupfe ich nicht!“, sagte der Teufel. „Nun so schnupfe einmal uneigentlich! Es ist Doppelmops!“, entgegnete der Geselle.
Der Teufel schlug einige Male rechts und einige Male links mit seinem Schweife um sich, als wenn er sich die Mücken wegwedeln wollte, und sagte: „Für dieses Mal könnte sich die Sache machen.“ Er dachte aber in seinem Sinne, übers Jahr hole ich mir doch die Prinzessin , „also Topp!“
„Topp!“, sagte der Geselle. „Und da nichts zu trinken da ist, so schnupfen wir einmal darauf!“ Damit zog er seine goldene Dose, drehte den Deckel nach rechts, schnippte mit dem Finger auf den Deckel, öffnete sie und bot sie dem Teufel dar.
„Eigentlich schnupfe ich nicht!“, sagte der Teufel. „Nun so schnupfe einmal uneigentlich! Es ist Doppelmops!“, entgegnete der Geselle.
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Der Wandergeselle (Ludwig Bechstein)
Und sein Herz lachte innerlich vor Freude, als der Teufel wirklich mit seiner haarigen Kralle in die Dose fuhr und eine tüchtige Prise nahm.
„So mein werter Herr Teufel!“, nahm nun wieder der Geselle das Wort, indem er die Dose wieder mit ihrem Deckel verschloss und in die Tasche schob, „jetzt können wir ein verständiges Wort miteinander reden, denn Ihr seid nun ein vollkommen gesetzter Mann.“„Wie so gesetzt?“, fragte der Teufel.
„Weil Ihr sitzt, und nicht mehr und nicht eher wieder aufstehen könnt, bis es mir beliebt!“, erhielt er zur Antwort. „Weiter fehlte mir nichts! Du Dummkopf!“, schrie der Teufel, und wollte auffahren und dem Sprecher an das Genicke, aber er konnte nicht, er musste auf dem Holzblocke fest, wie angenagelt, sitzen bleiben.
„Wie lange soll der dumme Spaß dauern?“, fragte der Teufel in außerordentlicher Übellaune. „Ich bin das Sitzen schon müde. Mach es kurz – das halte der Teufel aus, wenn er's kann!“„Ich will dir etwas sagen, aber sei stät, hochwohlgeborener Herr Teufel!“, spottete der Geselle. „Es kann dir bald geholfen werden. Du gibst diese Prinzessin frei, wie sich von selbst versteht; du gibst auch mich frei, und entsagst dem Anrecht auf meine Seele; du gelobest niemals wieder im Lande des Herrn Vaters dieser schönen Prinzessin Teurung und Hungersnot, Aufruhr oder sonst dergleichen Teufeleien anzustiften und anzuzetteln, und niemals eine Seele als Lösegeld dagegen zu verlangen, vielmehr dich mit den Seelen zu begnügen, die dir von selbst und freiwillig in deinen Höllenrachen gelaufen kommen.
„So mein werter Herr Teufel!“, nahm nun wieder der Geselle das Wort, indem er die Dose wieder mit ihrem Deckel verschloss und in die Tasche schob, „jetzt können wir ein verständiges Wort miteinander reden, denn Ihr seid nun ein vollkommen gesetzter Mann.“„Wie so gesetzt?“, fragte der Teufel.
„Weil Ihr sitzt, und nicht mehr und nicht eher wieder aufstehen könnt, bis es mir beliebt!“, erhielt er zur Antwort. „Weiter fehlte mir nichts! Du Dummkopf!“, schrie der Teufel, und wollte auffahren und dem Sprecher an das Genicke, aber er konnte nicht, er musste auf dem Holzblocke fest, wie angenagelt, sitzen bleiben.
„Wie lange soll der dumme Spaß dauern?“, fragte der Teufel in außerordentlicher Übellaune. „Ich bin das Sitzen schon müde. Mach es kurz – das halte der Teufel aus, wenn er's kann!“„Ich will dir etwas sagen, aber sei stät, hochwohlgeborener Herr Teufel!“, spottete der Geselle. „Es kann dir bald geholfen werden. Du gibst diese Prinzessin frei, wie sich von selbst versteht; du gibst auch mich frei, und entsagst dem Anrecht auf meine Seele; du gelobest niemals wieder im Lande des Herrn Vaters dieser schönen Prinzessin Teurung und Hungersnot, Aufruhr oder sonst dergleichen Teufeleien anzustiften und anzuzetteln, und niemals eine Seele als Lösegeld dagegen zu verlangen, vielmehr dich mit den Seelen zu begnügen, die dir von selbst und freiwillig in deinen Höllenrachen gelaufen kommen.
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Der Wandergeselle (Ludwig Bechstein)
Endlich gibst du mir das alles eigenhändig und schriftlich, denn der Teufel traue dem Teufel, und sorgst dafür, dass ich dich niemals wieder zu Gesichte bekomme.“ Der Teufel ächzte und krächzte, schwitzte und krümmte sich, es half ihm aber dieses alles nichts. Immer gewohnt, stets los zu sein, quälte es ihn schrecklich, jetzt einmal nicht los sein zu können.
Und so bequemte er sich, in die Forderungen des Befreiers der Prinzessin einzuwilligen, worauf dieser nun wieder die goldene Dose hervorzog, den Deckel nach links aufdrehte, und höflich fragte: „Beliebt noch ein Prieschen? Es ist Marokko.“ Der Teufel aber schlug hin, dass aller Schnupftabak in die Luft flog und erhob sich von seinem Holzblock, und brauste wie ein Sturmwind von hinnen.
Darauf stiegen die Prinzessin und ihr Befreier wieder in ihren Wagen, und die Prinzessin war so sehr von Dank erfüllt, dass sie zu dem Gefährten sagte: „Höre du, ich will dich heiraten, weil du mich errettet hast!“
„Ist mir sehr angenehm zu hören“, versetzte der Jüngling, „nur wünschte ich noch ein Weilchen damit zu warten, weil ich erst in die Welt, und draußen etwas Tüchtiges lernen muss. Deshalb entlasset mich jetzt, meine schönste Prinzessin, in Zeit von einigen Jahren komme ich wieder, darauf verlasset Euch.“
Und so bequemte er sich, in die Forderungen des Befreiers der Prinzessin einzuwilligen, worauf dieser nun wieder die goldene Dose hervorzog, den Deckel nach links aufdrehte, und höflich fragte: „Beliebt noch ein Prieschen? Es ist Marokko.“ Der Teufel aber schlug hin, dass aller Schnupftabak in die Luft flog und erhob sich von seinem Holzblock, und brauste wie ein Sturmwind von hinnen.
Darauf stiegen die Prinzessin und ihr Befreier wieder in ihren Wagen, und die Prinzessin war so sehr von Dank erfüllt, dass sie zu dem Gefährten sagte: „Höre du, ich will dich heiraten, weil du mich errettet hast!“
„Ist mir sehr angenehm zu hören“, versetzte der Jüngling, „nur wünschte ich noch ein Weilchen damit zu warten, weil ich erst in die Welt, und draußen etwas Tüchtiges lernen muss. Deshalb entlasset mich jetzt, meine schönste Prinzessin, in Zeit von einigen Jahren komme ich wieder, darauf verlasset Euch.“
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Das musste nun so der Prinzessin recht sein, obwohl es ihr gar nicht recht war, und als der erste Kreuzweg kam, stieg ihr Befreier aus, gab ihr seine Hand und küsste die ihrige und sagte: „Wir sind verlobt und bleiben es! Trauet fest, schöne Prinzessin, auf Euern Bräutigam.“
Der Kutscher, der die Prinzessin fuhr, hatte alles, was er sah, mit Missmut und Ärger gesehen. Er besaß eine ganz nichtsnutze Seele. Den König hätte er am liebsten tot gesehen, und wäre gern selbst König gewesen.
Da man aber die Kutscher, und wenn sie sich einbilden, die schönsten Staatskutschen noch so schön lenken zu können, nicht zu Königen macht, so freute sich sein schwarzes Herz darüber, dass wenigstens die unschuldige Königstochter untergehen sollte, und da dies nicht geschehen war, so war er mindestens auf seinen Vorteil bedacht, daher hielt er an, stieg vom Bock, öffnete den Kutschenschlag.
Er sprach hinein zur Prinzessin: „Mein allergnädigstes Prinzesschen! Sintemal und alldieweil Höchst-Dieselben nun befreit sind, so hätte ich auch eine kleine Bitte, bitte dahero nichts für ungut zu nehmen, wenn ich so mit der Türe ins Haus falle; ich möchte gar zu gerne heiraten!“ „Dagegen habe ich gar nichts einzuwenden, mein lieber Kutscher. Aber will Ihn denn jemand?“
Der Kutscher, der die Prinzessin fuhr, hatte alles, was er sah, mit Missmut und Ärger gesehen. Er besaß eine ganz nichtsnutze Seele. Den König hätte er am liebsten tot gesehen, und wäre gern selbst König gewesen.
Da man aber die Kutscher, und wenn sie sich einbilden, die schönsten Staatskutschen noch so schön lenken zu können, nicht zu Königen macht, so freute sich sein schwarzes Herz darüber, dass wenigstens die unschuldige Königstochter untergehen sollte, und da dies nicht geschehen war, so war er mindestens auf seinen Vorteil bedacht, daher hielt er an, stieg vom Bock, öffnete den Kutschenschlag.
Er sprach hinein zur Prinzessin: „Mein allergnädigstes Prinzesschen! Sintemal und alldieweil Höchst-Dieselben nun befreit sind, so hätte ich auch eine kleine Bitte, bitte dahero nichts für ungut zu nehmen, wenn ich so mit der Türe ins Haus falle; ich möchte gar zu gerne heiraten!“ „Dagegen habe ich gar nichts einzuwenden, mein lieber Kutscher. Aber will Ihn denn jemand?“
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„Die schätzbare Person, welche ich zu heiraten wünsche, sagte mir, sie habe nichts dagegen einzuwenden!“, antwortete der Kutscher. „Nun gut, so nehme Er sie!“, versetzte die Prinzessin.„Nun gut, so nehme ich Sie!“, erwiderte der Kutscher. „Wen denn eigentlich?“, fragte die Prinzessin. „Nun denn Sie! Sie haben es ja gesagt!“, entgegnete der Kutscher.
„Ich glaube, Er ist verrückt!“, schrie die Prinzessin außer sich vor Entsetzen. „I Gott bewahre!“, versetzte der Kutscher. „Im Gegenteil, Prinzesschen, ich glaube dies nicht im entferntesten. Wozu viele Worte? Sie sagen zu Hause, dass ich es war, der Sie befreite, und heiraten mich! Wollen Sie das nicht, so fahre ich Sie nicht nach Hause, sondern wieder zum Teufel. Und damit Punktum!“ Da gab die arme Prinzessin klein bei und weinte wieder, und fuhr nach Hause.
Da war aber ein Jubel über ihre Heimkunft, der war grenzenlos, und als es nun vollends laut wurde, der Kutscher habe die Prinzessin befreit und werde von ihr zum Danke gefreit werden, da kannte der Jubel keine Grenzen mehr.
Eine so herablassende volkstümliche Prinzessin hatte es noch nie gegeben, weder die alte noch die neue, weder die heilige noch die Profangeschichte lieferten ein Seitenstück zu solchem Bündnis – Paläste und Hütten wurden illuminiert, die Vivats nahmen kein Ende, und viele Personen, die in Kutschen fuhren, wurden damals umgeworfen, denn alle Kutscher hatten sich vor Freude betrunken und ihre Köpfe so hell illuminiert, dass sie die Prallsteine für glatte Fahrgleise ansahen.
„Ich glaube, Er ist verrückt!“, schrie die Prinzessin außer sich vor Entsetzen. „I Gott bewahre!“, versetzte der Kutscher. „Im Gegenteil, Prinzesschen, ich glaube dies nicht im entferntesten. Wozu viele Worte? Sie sagen zu Hause, dass ich es war, der Sie befreite, und heiraten mich! Wollen Sie das nicht, so fahre ich Sie nicht nach Hause, sondern wieder zum Teufel. Und damit Punktum!“ Da gab die arme Prinzessin klein bei und weinte wieder, und fuhr nach Hause.
Da war aber ein Jubel über ihre Heimkunft, der war grenzenlos, und als es nun vollends laut wurde, der Kutscher habe die Prinzessin befreit und werde von ihr zum Danke gefreit werden, da kannte der Jubel keine Grenzen mehr.
Eine so herablassende volkstümliche Prinzessin hatte es noch nie gegeben, weder die alte noch die neue, weder die heilige noch die Profangeschichte lieferten ein Seitenstück zu solchem Bündnis – Paläste und Hütten wurden illuminiert, die Vivats nahmen kein Ende, und viele Personen, die in Kutschen fuhren, wurden damals umgeworfen, denn alle Kutscher hatten sich vor Freude betrunken und ihre Köpfe so hell illuminiert, dass sie die Prallsteine für glatte Fahrgleise ansahen.
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