Die ROTE KORSARIN !!!

[El Lobo]

Unten auf den Strassen der Stadt ging das Leben seinen normalen Lauf .
Kaum etwas deutete auf die Tatsache hin , das sie alle hier auf einem Pulverfass saßen das jeden Augenblick hochgehen konnte !
Seit fast vier Jahren hielten sich die Engländer nun hier auf Jamaika offiziell auf . Kurz nach dem siegreichen Seegefecht über die Spanische Armada im Frühsommer des Jahres 1588 hatte die Königin von England , Queen Elisabeth I. den Befehl erteilt , ein Standbein des britischen Königshauses in Westindien zu errichten .
Englische Freibeuter waren zwar dort schon länger vereinzelt unterwegs gewesen um spanische Schatzschiffe ihrer wertvollen Ladung zu berauben , aber sie mußten versteckt agieren , und sich nach einigen erfolgreichen Überfällen stets wieder nach England absetzen . Die Spanier waren zu übermächtig in der neuen Welt gewesen .
Doch die Welt war im Wandel begriffen ! Alte Gesetze galten nicht mehr unabdingbar !
Admiral Francis Drake , der oberkommandierende Offizier der englischen Flotte selbst war es gewesen , der die Königin darauf hingewiesen hatte das der Zeitpunkt günstig wäre eine Insel im Bereich Westindien zu annektieren , da die Spanier erst ihre verheerende Niederlage nach den Kanalgefechten zu verdauen hatten .

Die Hauptinsel Spaniola selbst war den Engländern zu stark befestigt , deshalb war ihre Wahl auf Jamaika gefallen .
Jetzt , vier Jahre später , hatten sich die Spanier längst wieder von ihrer damaligen Niederlage erholt und griffen das besetzte Jamaika in regelmässigen Abständen immer wieder an , wobei sich die Wucht ihrer Angriffe immer mehr steigerte .
Schon jetzt war abzusehen , das die Engländer ihre Insel nicht mehr lange würden halten können , wenn nicht bald Verstärkung aus dem Mutterland eintraf . Aber gerade die ließ auf sich warten !
Während Admiral Grier nun vom Gouverneur von Jamaika den Befehl erhalten hatte , sich des mächtigsten Freibeuterschiffes im Hafen zu bemächtigen , um es der offiziellen englischen Überseestreitmacht einzugliedern , versuchte ein einbeiniger Strassenbettler im Regierungsviertel von Port Royal heute am 14.März des Jahres 1594 die eine oder andere Münze eines vorbeigehenden Passanten zu ergattern.....

"Oh gütiger Senior , haben sie Mitleid mit einer armen Seele , habe ich doch für unsere schöne Insel hier mein Bein gegeben ! Die kleinste Münze die sie haben , Mister , und möge es Gott der Herr vergelten !"

[El Lobo]

Doch der Herr in rot war scheinbar in Gedanken versunken und achtete gar nicht auf den Bettler , als er das Haus des Gouverneurs passierte . Der rothaarige Veteran wagte einen schnellen erneuten Versuch und bewegte seine Hand mit dem Metallbecher in schneller Folge auf und nieder . Dabei kam es zu einer kurzen Berührung mit dem Arm des Vorbeigehenden .

"Mein Herr ", sprach er weiter ," Sicherlich erkennen sie in mir den englischen Patrioten , der mit seinem ganzen Einsatz in die Schlacht........"
Der Passant blieb diesmal stehen und wandte dem Einbeinigen sein finsteres Gesicht zu . In dem Augenblick da er zu sprechen begann verstummte der Bettler .
"Zum Teufel mit dir , du verdammter Krüppel ! Wenn du es noch einmal wagst mich aufzuhalten und anzufassen schlitz ich dich auf wie eine lästige Kröte und werfe dich den Hafenhaien zum Fraß vor ! Geht das in deinen blöden roten Schädel hinein , du Bettler !"
Das letzte Wort betonte er mit besonderer Verachtung .

"Und erzähl du mir nichts von einer Schlacht ! Anstatt sich dem Feind bis zum letzten Atemzug zu stellen kriechst du hier durch den Staub und wimmerst um Almosen . Du bist eine Schande für einen englischen Patrioten ! Verzieh dich in eine Ecke und krepier endlich !"
Als wäre das nicht schon genug spuckte er dem einbeinigen Mann mit der Holzkrücke auch noch mitten ins Gesicht bevor er sich wieder abwandte und weiterging .
Der Umgangston in Port Royal war so rau wie die aufgewühlte See bei einem Hurrikan !
Der hilflose Bettler blieb zurück und wischte sich die Spucke aus dem Gesicht . Dann folgte ein Schwall wüster Beschimpfungen hinter dem davoneilenden Schwarzbärtigen nach , doch der kümmerte sich nicht mehr um den Bettler und tauchte im Marktgewimmel unter , das noch bis zum Sonnenuntergang den Platz beherrschen würde , um dann dem nächtlichen Treiben zu weichen .

Vermutlich hatte bloß der Umstand der Nähe zum Gouverneurspalast dazu geführt , das der Bettler diese Auseinandersetzung nicht mit seinem Leben bezahlen mußte . Hier liefen überall die rotuniformierten Angehörigen der Schutztruppe herum . Und die Soldaten sorgten auch rigoros für Ruhe und Ordnung - jedenfalls dort wo sie die Oberhand hatten !
Resigniert ließ der Bettler den Becher sinken und holte aus seiner Jacke eine kleine flache Metallflasche hervor . Nach ihrem Öffnen lag für einen kurzen Moment der Geruch von scharfen hochprozentigem Rum in der Luft . Er nahm einen herzhaften Schluck aus der Flasche , ließ sie wieder verschwinden und versuchte sein Glück erneut .
Der Metallbecher lag wieder in seiner Hand als er sich umdrehte und seinen Arm ausstreckte . Eine Mutter mit Kind näherte sich ihm . Vielleicht hatte er bei ihr mehr Glück......

[El Lobo]

"Mama , ich hab Hunger ."
Der elfjährige Diego war mit seiner Mutter unterwegs zum Marktplatz der Stadt . Die beiden waren reinrassige Spanier . Wie so viele andere Leute hier in der ehemaligen spanischen Küstenstadt .
Die englische Besetzung war für alle hier völlig überraschend erfolgt . Eines Morgens waren sie plötzlich da gewesen , die Engländer .
Der Wiederstand war nur schwach gewesen . Zu sicher hatte man sich gefühlt . Die meisten Kriegsschiffe waren überdies wegen einer bevorstehenden Schlacht in die alte Welt zurück beordert worden . Das war nun fast vier Jahre her . Seither hatte man nichts mehr von ihnen gehört .
Maria Cabal , Diego's Mutter , hatte seit damals auch nichts mehr von ihrem Mann gehört , der als Offizier an Bord eines Kriegsschiffes seiner Allerkatholischsten Majestät , König Philipp II , seinen Dienst versehen hatte .
Sie wußte nicht einmal ob er noch am Leben war !
Nur ein einziges mal hatte sie Hoffnung gehabt , ihr früheres Leben wieder führen zu können . Damals hatten ihre spanischen Landsleute über Nacht die halbe Stadt zurückerobert gehabt . Aber dann hatten die englischen Freibeuter in den Kampf eingegriffen und ihr Traum war wie eine Seifenblase zerplatzt .
Viele spanische Familien in der Stadt hatten sich damals damit abgefunden den Rest ihres Lebens unter englischer Herrschaft zu verbringen . Auch für sie selbst schien es keinen anderen Weg zu geben , obwohl sie sich innerlich dagegen sträubte .
Dabei konnte sie nicht einmal sagen das die Engländer besonders böse zu den isolierten Spaniern hier gewesen wären .
Es gab keine großen Einmischungen . Sie durften ihr gewohntes Leben fast genauso weiterleben wie vor der Besetzung , aber eben nur fast . Sie durften sich nicht mehr öffentlich zum spanischen König bekennen und mußten die englische Queen als ihr neues Oberhaupt akzeptieren . Das war nicht das eigentliche Problem gewesen .
Das wirklich schlimme war das sie nun von den spanischen Versorgungsschiffen abgeschnitten waren ! Sämtliche gutgehenden Geschäfte waren dadurch in englische Hände gefallen , und die spanischen Mitarbeiter durften bestenfalls noch Hilfsdienste leisten .
Auch Senora Cabal hatte bereits wie so viele andere Spanier ihre Ersparnisse aufgebraucht , ihre schöne Wohnung verloren , und lebte mittlerweile mehr auf der Straße als in geordneten Verhältnissen . Dabei hatte sie einen Sohn groß zuziehen .
Jetzt war sie wieder einmal unterwegs zum Marktplatz um einzukaufen . Sie hatte dabei nur ein Problem......
"Mama , ich hab Hunger ! Wann krieg ich was ?"

Ihr Sohn zupfte sie wieder am Ärmel und riss sie damit aus ihren düsteren Gedanken in die Realität zurück . Wie gern sie ihm doch den gewohnten Lebensstandard wieder bieten hätte wollen .
Ein Seufzen verließ ihren Mund , als sie sich Diego zu wandte , der heute noch nicht viel mehr als einen Apfel gegessen hatte . Das traf auch auf sie selbst zu !

"Hab doch noch ein bisschen Geduld , Diego . Du weißt das wir kein Geld haben . Ich finde schon was zum Essen...."
Innerlich seufzte sie wieder . Was war aus ihr nur geworden ? Von der angesehenen Bürgerin zur Diebin abgestiegen !
Tolle Karriere .

[erwinius]

Einfach toll!!!!
Sehr schöne Figuren, toll in Szene gesetzt, eine coole Story, was will man mehr...

Bitte weiter so
Grüsse aus Helvetien

Erwinius

[Duke]

Hey, es geht weiter!



ich hoffe doch schwer, dass jetzt das Markt-Dioram zum einsatz kommt!



lg
Duke

[El Lobo]

Ja duke , am Markt geht's gleich so richtig rund ! Und der Gouverneurs Palast wird auch von Innen zu sehen sein . Dort werden Dinge aufbewahrt die für die weitere Story bedeutungsvoll sind.....

[blueflower]

Ui, die Senora ist aber schick

[El Lobo]

"Oooch , immer muß ich warten ! Das ist total gemein von dir , Mama . Früher haben wir auch immer so viel zum Essen gehabt . Und heute hab ich nicht einmal mehr mein schönes Bett . Das Zimmer wo wir jetzt wohnen stinkt jeden Tag mehr , und die anderen schnarchen so laut das ich gar nicht gut schlafen kann .
Warum ist das so , Mama ? Warum können wir nicht wieder nach Hause gehen.....?"

Diego hatte es langsam satt , von seiner Mutter auf der Suche nach Essbarem immer kreuz und quer durch die ganze Stadt geschleift zu werden . Er verstand nicht richtig warum jetzt plötzlich andere Leute in seinem Haus wohnten , warum er nicht mehr zu seinem Lehrer gehen konnte , und überhaupt warum jetzt alles so anders wie früher war !
Und noch bevor seine Mutter darauf antworten konnte legte er noch eins drauf .

"Und wo ist Papa ? So lange war er noch nie weg ! Du sagst immer das er schon nach Hause kommen wird , aber wenn er doch endlich mal Heim kommt dann kann er uns doch gar nicht mehr finden weil wir immer irgendwo sind , Mama !
Ich glaube er hat uns alleine gelassen ! Ich hasse ihn......"
Ein Schimmer von Traurigkeit huschte über das Gesicht von Senora Cabal als sie begann zu antworten .
"Diego , das solltest du nicht denken ! Dein Vater liebt uns , und ganz bestimmt findet er einen Weg um......."
Plötzlich sprach sie ein Mann am Straßenrand an . Senora Cabal hatte gerade nicht auf die Umgebung geachtet , deswegen ging ihre Hand automatisch zum Säbel , mit dem sie dank der Schulung ihres Mannes sehr gut umzugehen wußte . Doch dann erkannte sie das von dieser Person keine Gefahr ausging . Obwohl der rothaarige Mann spanisch sprach erkannte sie dennoch am Dialekt sofort den Engländer . Es war ein bedauernswerter Bettler dem ein Bein fehlte .
Es gab viele Bettler wie ihn in der Stadt , sowohl Engländer als auch Spanier . Auf der Strasse waren sie alle gleich . Die meisten Spanier in Port Royal kannten mittlerweile die Sprache des Feindes , so wie auch viele Engländer des spanischen mächtig waren . Obwohl die Engländer für ihre missliche Lage verantwortlich waren konnte sie in diesem Mann keinen Feind sehen !
Es war vielmehr fast ein Gleichgesinnter , jemand der ebenfalls alles verloren hatte und nun vor dem Nichts stand . Sie unterschied sich von diesem Mann lediglich dadurch das ihre Ehre es niemals zulassen würde sich öffentlich derart zu erniedrigen . Genau aus diesem Grunde war sie auch nicht zur billigen Hafenhure verkommen , wie so viele ihrer Bekannten .
"Einen wunderschönen Nachmittag für die wunderschöne Senora ! Entschuldigen sie meine Belästigung , aber hätten sie vielleicht eine kleine Münze für einen mittellosen Mann , der immer nur sein ruhiges Leben führen wollte ?"

Der Mann hatte eine etwas gehobene Ausdrucksweise . Sicherlich hatte auch er ein Schicksal hinter sich , das ein Buch füllen könnte . Aber dies war nicht die Zeit um Andere zu beweinen . Jeder war sich selbst der nächste . Und jeder mußte schauen wie er über die Runden kam . Mit einem kleinen Kind war das noch viel schwieriger .
Ihre Hand entfernte sich wieder von ihrer Waffe , als sie im Vorbeigehen antwortete .
"Es tut mir leid , guter Mann , aber ich könnte selber eine kleine Münze gebrauchen . Unter anderen Umständen gerne ....."

"Gott segne sie trotzdem , Senora . Wir leben in schlimmen Zeiten , und die Düsternis wird uns alle heimsuchen . Wir haben es nicht anders verdient ."
Hätte sie ihren Sohn nicht dabei gehabt hätte sie sich vielleicht in ein kurzes Gespräch eingelassen , aber der Hunger war stärker als das Bedürfnis nach Konversation . Sie hörte Diego's Stimme , während sie einen letzten Blick auf den Bettler warf , der sich schon wieder umwandte auf der Suche nach jemand anderem der seinen Wunsch erfüllen könnte .
"Mama......Mama , was ist das , die Düsternis ? Und wieso will sie uns besuchen....? Wird das gefährlich ?"

[Der Archivar]

Es ist müßig immer das Gleiche zu schreiben, aber es ist und bleibt so:

Das ist und wird eine der GROßARTIGSTEN GESCHICHTEN in der Playmobil-Netzwelt!

Intelligentes Skript! Sensationelle Umsetzung!

DANKE!

Es grüßt

Der Archivar / Michael

PS: Kein Smilie könnte diesen Aussagen noch irgendetwas hinzufügen!

[blueflower]

"Mama......Mama , was ist das , die Düsternis ? Und wieso will sie uns besuchen....? Wird das gefährlich ?"

Klassseeeeee!!!!

[El Lobo]

"Mach dir keine Gedanken darüber , Diego , das ist nur dummes Gerede ."

Ihr war daran gelegen , die unweigerlich kommende Diskussion darüber zu beenden bevor sie überhaupt begonnen hatte .
Die Umgebung war nicht gerade geeignet dafür . Sie passierten gerade das Haus des englischen Gouverneurs !
Unter normalen Umständen hätte sie überhaupt nicht diesen Weg genommen . Es gab viele Gassen die zum großen Plaza del Mercado führten .
Der Plaza del Mercado war der große Platz im Regierungsviertel der Stadt , auf dem sich der Hauptumschlagplatz für alle möglichen Handelsgüter der neuen Welt befand . Hier konnte man exotische Früchte genauso kaufen wie Fisch , Fleisch , Tiere , Stoffe , Gegenstände aller Art und manchmal sogar schwarze Sklaven , die direkt aus Afrika importiert wurden und seit jeher für alle möglichen und unmöglichen Arbeiten eingesetzt wurden .
Jetzt am Nachmittag herrschte hier genauso Hochbetrieb wie am frühen Morgen , und auch während der Nacht kam der Platz nicht zur Ruhe . Wollte man etwas Verkaufen oder Kaufen so traf man sich hier . Und wenn man Vergnügen haben wollte dann ebenfalls .
Sie waren schon lange nicht mehr am zentralen Marktplatz gewesen . Früher war sie Stammkundin hier , hatte stets jede Menge Waren nach Hause gebracht , aber Heute hatte sie nicht einmal mehr genügend Geld um für ihren Sohn und sich selbst auch die billigste Mahlzeit zu kaufen ! Es war zum Heulen und zum Verzweifeln .
Während sie noch überlegte wohin sie sich zuerst wenden sollte , schien die Welt für ihren Sohn plötzlich wieder in Ordnung zu sein , denn zu ihrem Erstaunen schien er seine gerade noch gestellten Fragen vergessen zu haben und sein Gesicht begann zu strahlen als ob er seinen Vater hier irgendwo sehen würde .
"Mama , kann ich die Pferde streicheln ? Bitte !"

[El Lobo]

"No , Diego , adelante ! Du kannst wo anders Pferde streicheln !"
Das hatte ihr noch gefehlt ! Ein Aufenthalt direkt vor dem Haus des Gouverneurs ! Wo überall diese verdammten Rotröcke herumstanden . Wegen jeder Kleinigkeit konnte man heutzutage verhaftet und einem Richter vorgeführt werden , und ihre Weste war mittlerweile alles andere als sauber .
Als spanische Ehefrau eines Offiziers hatte sie hier auf dieser Insel leider nicht sehr viele Möglichkeiten legal Geld zu verdienen , es sei denn sie würde sich auf das Niveau einer Hure , Putzfrau oder Kartoffelschälerin hinab begeben , was jedoch weit unter ihrer Würde lag .
Also hatte sie den für sich besten Weg eingeschlagen und war zur Diebin geworden !
Nicht das sie deswegen ein schlechtes Gewissen hätte . Sie bestahl fast ausschließlich nur Engländerinnen . Die verhassten eingebildeten Weiber der Besatzer ! Kaum hatten sich die Engländer hier auf der Insel nieder gelassen tauchten auch schon ihre Frauen hier auf . Als ob Spanierinnen nicht gut genug für sie gewesen wären .
Überhaupt waren es die Engländer , die als Diebe hier in der neuen Welt eingefallen waren und den Spaniern ungerechterweise hart zusetzten . Dabei hatte sogar der Pabst den Spaniern alle Rechte für diesen Teil der Welt eingeräumt , während er den Portugiesen den offiziellen Herrschaftsanspruch über den afrikanischen und ostasiatischen Kontinent eingeräumt hatte .
Über viele Jahrzehnte hinweg war damit die Ordnung auf der Welt wieder hergestellt , und sowohl Spanier wie auch Portugiesen wussten wohin sie gehörten . Und jetzt waren plötzlich die Engländer da und versuchten den Spaniern ihr Land und ihr Eigentum zu stehlen !
Nein , sie war in Wirklichkeit nicht die Diebin , sie nahm sich nur von den eigentlichen Dieben das zurück was ohnehin ihr und ihrem Volk gehörte ! Aber sie mußte dabei vorsichtig vorgehen . Die Augen der Engländer waren überall . Und es war möglich das sie bereits bei dem einen oder anderen Diebstahl beobachtet worden und damit bekannt geworden war !
Die englischen Teufel würden sie nicht ihrer Ehre berauben und in den Kerker stecken !
Senora Cabal war überzeugt davon das sie nur noch ein wenig abwarten mußte , dann würde eine spanische Übermacht hier vor der Insel auftauchen und die Engländer endgültig vertreiben ! Und dann würde auch ihr Ehemann sie wieder in seine kräftigen Arme schließen können .
Aber bis dahin mußte sie vorsichtig sein , auch wenn das ihr Sohn nicht immer verstand .
"Por favor , mama ! Bitte , das weisse Pferd , mama . Nur ganz kurz !"

"No , Diego , silencio . Ich habe nein gesagt . Hörst du nicht ? Komm jetzt weiter....."
Aus den Augenwinkeln heraus sah Senora Cabal bereits zwei englische Soldaten , die womöglich bereits auf sie aufmerksam geworden waren . Und genau das war es was sie vermeiden wollte . Aufmerksamkeit !

"Adelante , Diego . Wir gehen jetzt zuerst einkaufen . Später kannst du Pferde streicheln . Komm jetzt und hör auf deine Mama . Sei brav jetzt ."
Unglücklicherweise schien ihr Sohn gerade jetzt seinen Willen durchsetzen zu wollen und blieb einfach stehen !
"Mama das Pferd hat sicher nichts dagegen ! Und ich hab so ein schönes weißes Pferd noch nie gestreichelt . Darf ich nur ganz kurz........"

Die innere Anspannung in Senora Cabal stieg sprunghaft an . Sie fühlte sich plötzlich von allen Seiten beobachtet und wollte nur so schnell wie möglich in der Menge untertauchen . Kurzerhand schnappte sie nach ihrem Sohn und zog ihn gegen seinen Willen fort von hier .
"Komm , hab ich gesagt ! Und jetzt heißt jetzt ! Hörst du mir denn nicht zu , Kind ?"

Nur unter Protest ließ sich Diego fortziehen . Seine Augen blieben am weißen Pferd hängen .
Die ganze Szene war in der Tat nicht unbeobachtet geblieben . Die beiden Gardesoldaten , die weiter hinten an einer Wand standen und sowohl den Eingang zur privaten Residenz des Gouverneurs als auch das Stadtgefängnis bewachten , waren Zeuge der Auseinandersetzung zwischen Senora Cabal und ihrem Sohn geworden.......

[blueflower]

Klatsch, klatsch
Du machst das wie in einer guten Serie - hörst immer im spannendsten Moment auf

[El Lobo]

"Venga , Diego ! Komm jetzt endlich ! Wenn du mir nicht folgst dann lass' ich dich das nächste mal zu Hause . Hörst du ?"
"Ich will wieder in unser richtiges zu Hause , Mama . Ich sag das alles dem Papa wenn er kommt .
Das ist so gemein von dir , das ich nicht einmal das weisse Pferd angreifen darf . Ich bin kein Baby mehr , sondern schon neun !"
"Ach ja ? Dann benimm' dich entsprechend und Schluß damit jetzt !"
Senora Cabal zog ihren Sohn hinter sich her und trachtete danach so schnell wie möglich im ständigen Geschiebe und Gedränge des Marktplatzes unterzutauchen .

Die beiden Wachen hinten an der Wand hatten sich nicht anstrengen müssen , um die zeitweise ziemlich lautstarke Auseinandersetzung zwischen Senora Cabal und ihrem Sohn mitverfolgen zu können . Die Erheiterung stand ihnen ins Gesicht geschrieben . Eine solche Abwechslung war immer willkommen , besonders dann , wenn vom stundenlangen Stehen bereits die Füße spürbar schwerer geworden waren .

Der Blonde ließ als erster eine entsprechende Bemerkung fallen .
"Die Spanierin dort würde ich nicht von der Bettkante schubsen , Sam . Was glaubst du , könnte ich die für einen Silberling für die heutige Nacht kaufen ? Die meisten von denen warten doch nur auf ein Angebot...."
"Mitsamt dem Kleinen ?" , fragte der Angesprochene .
"Quatsch ! Der Bengel interessiert mich nicht . Der kann draussen warten während ich's der Mama einmal so richtig von allen Seiten zeige ."
"Deine ewige Jagt nach allen Weibern hier in der Stadt wird noch einmal dein Untergang sein , Aiden . Konzentriere dich lieber einmal auf deine Aufgabe hier ! Was ist dir an der besagten Dame aufgefallen ?"

Der blonde Aiden mußte da nicht lange überlegen . " Ihre Kurven natürlich ! Und ihr langer ebenholzschwarzer Zopf , wie er bei der letzten Drehung durch die Luft geflogen ist . Was glaubst du nach was ihre Haare duften ? Vielleicht Lavendel ? Oder würde Vanille besser zu ihr passen ? Vielleicht könnte ich sie mit einem kleinen Perfumefläschchen herumkriegen ?
Ich geh ihr mal kurz nach und mach ihr ein Angebot . Wirst sehen , der reiß ich heute Abend die Kleider vom Leib das sie dazu nur so jubelt !"
Der einäugige Sam ließ sich jedoch nicht ablenken ," Hast du auf ihre Augen geachtet , Aiden ? Auf ihr Gesicht ?"
Aiden , der schon drauf und dran war seinen Posten kurz zu verlassen lachte kurz auf .
"Ah , sieh mal einer an ! Der gute Sammy ist doch kein Eunuch , und dein letztes Auge taugt doch noch zu was . Ich hatte schon Angst um dich als Mann . Ja , ihre Augen haben mich gleich gefesselt . Entschuldige mich jetzt kurz . Möglich das sie dich nachher auch noch dran nimmt.... Wenn sie noch Kraft hat !"
Jetzt verfinsterte sich Sam's Gesichtsausdruck rapide . Er liebte es gar nicht , wenn sein Kollege immer wieder mit seinem Erfolg bei den Frauen angab und ihn selbst damit herunterzumachen versuchte .

"Du liebesblinder Trottel , hast du denn stundenlang hier geschlafen und dir die Gesichter auf der Tafel nicht angesehen ?
Ich meine die Dame vorhin sieht doch der hier verdammt ähnlich , oder etwa nicht ?"
Damit wies er auf einen der Steckbriefe an der großen Holztafel , vor der sie schon stundenlang stehen mußten .

[blueflower]

Oh la la, langsam müssen wir die Altersfreigabe hochsetzen
Toll gemacht, auch das Plakat grafisch super bearbeitet!