zu werfen. Sie genießen ihr Dasein in Midgard. Eine Asin fällt Odin beson-
ders auf. Sie ist stets von klugen Göttinnen umgeben. Sie schmeichelt
Odin nicht, gibt ihm auch Widerworte. Er selbst ist, fast ungewollt, zum
Führer der Asen geworden. Und diese Frau, Frigg ist ihr Name, schließt
den Bund der Ehe mit ihm.
Frigg gebärt Odin drei Söhne. Da ist Balder, der licht und freundlich sein wird.
Und sein Zwillingsbruder Hödur, der blind geboren, doch ein hervorragender
Ringkämpfer wird. Und dem tapferen Hermod schenkt sie das Leben. Das
Leben kann auch für Götter sehr schön sein.
Eine weitere Geburt ist noch bedeutsam und soll berichtet werden:
Weit, weit entfernt, am Rande Wanaheims, liegt eine Laubinsel. Hier lebt Laufey
(der Name bedeutet ›Laubinsel‹). Viel ist nicht bekannt über sie, doch nehme
ich an, sie ist eine Wanin. Ungewöhnlich ist ihre Beziehung zu dem Sturmriesen
Farbauti, dem sie die Söhne Byleist und Helblindi, die ganz nach dem Vater
kommen. Farbaudi und Laufey haben eine wahrhaft heftige Beziehung.
Wie ein Blitz überkommt er sie.
Da empfängt sie und gebärt ihm den dritten Sohn. Der allerdings ist nicht so
stürmisch wie seine Brüder, weshalb der (vermutlich enttäuschte) Vater ihm
den Namen Loptr gibt, was soviel wie »laues Lüftchen« oder »Windhauch« heißt.
Für den Sohn eines Sturmriesen nicht unbedingt ein schmeichelhafter Name.
Womöglich verspotten ihn die älteren Brüder deshalb und vielleicht erhält er
darum den Rufnamen Loki.
Später, die Kinder sind inzwischen erwachsen, geschieht es, dass ein sehr kleiner
Riese auf seiner Wanderung den Asen begegnet. Sie bewirten ihn, kommen ins
Gespräch, freunden sich an. Dieser kleine Riese ist Loki, der Sohn der Laufey.
Odin, der eher zu tiefen und oft auch schweren Gedanken neigt, ist ganz angetan
von dem heiteren, scherzenden Gast.
Nach einiger Zeit schließen er und Loki Blutbrüderschaft. Nach alter Sitte heben
sie ein Stück Rasen aus, stützen es auf Speere und halten dieses Zelt hoch. Odin
und Loki treten darunter, quasi in die Erde, die ihr Blut aufnimmt und so die beiden
vereint. Nun sind sie wahrhaft Brüder im Blut und von nun an gilt Loki als Ase.
Es ist ein seltsames Gespann, das von nun an durch Midgard wandelt.
Da ist der grüblerische Odin, der ausgelassene Loki und mit ihnen oft Hönir,
der nur selten das Wort ergreift. Eigentlich passen sie überhaupt nicht zu-
sammen und doch sind sie in ihrer Gemeinschaft eine Ganzheit.
Sie wandern und gelangen zur Küste, wo sanfte Wellen das Land umspülen.
Hier finden sie zwei vom Wasser entrindete Baumstämme. Ask und Embla,
Esche und Ulme. Aus Ymirs Haaren wurden die Bäume geschaffen, aus seinem
Blut das Meer. Was hier vor den Göttern liegt, hat mit Ymir zu tun. Doch es ist
ohne Schicksal, ohne Schöpfung. Es ist totes Holz.