Die Bilder-Edda

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Ischade
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Samstag 12. Dezember 2015, 16:20

Wie immer wundervoll erzählt...
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Artona
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Artona » Samstag 12. Dezember 2015, 17:09

Toll erzählt! Jetzt verstehe ich endlich, wie der männliche Loki Mutter eines Fohlens werden konnte. :great
:kavalier Artona
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Mara
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Samstag 12. Dezember 2015, 19:28

Freue mich sehr, dass es gefällt - wobei ich ja versuche, nahe an der Edda zu bleiben und eigene Gedanken möglichst nur selten einfließen zu lassen. Bei der Erklärung des Gestaltwandelns erschien es mir halt nötig zum möglichen Verständnis.

Da ich derzeit ja im Playmo-Aufräumwahn bin und keine Zeit für mein Tagebuch habe, werde ich die nächsten Tage vielleicht etwas mehr an den Edda-Bildern arbeiten können. Macht mir gerade auch viel Spaß :bang1
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Samstag 12. Dezember 2015, 19:41

Mara hat geschrieben:Da ich derzeit ja im Playmo-Aufräumwahn bin und keine Zeit für mein Tagebuch habe, werde ich die nächsten Tage vielleicht etwas mehr an den Edda-Bildern arbeiten können. Macht mir gerade auch viel Spaß :bang1
:hop :hop :hop :hop :hop
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Montag 14. Dezember 2015, 15:27

Weltenfeinde

Während Loki seine Mutterpflichten erfüllt, wird in Asgard kaum an ihn gedacht.
Odin, sich seiner Verantwortung für die Welten bewußt, befragt die Seherinnen
immer wieder, um nahende Gefahren rechtzeitig erkennen zu können. Sie war-
nen ihn, dass seines Bruders Brut die Welten vernichten werde. Vili und Ve, die
ja mit Odin die Welten erschufen, sind kinderlos. Er grübelt. Auch Loki ist durch
Blutband sein Bruder. Erlässt nachforschen und erfährt, dass Lokis Kinder im Ei-
senwald leben. So sendet er seine Krieger aus, um die Kinder zu entführen. In
Asgard will er sie nicht haben. Sie werden auf ein Schiff gebracht.

Seltsame Kinder sind das - Wolf, Schlange und ein Mädchen. Noch sind sie keine Gefahr.
Doch die Seherinnen sagen, dass sich das ändern wird.
01.jpg

Als er sich dem Mädchen zuwendet, faucht die Schlange ihn an. Jörmungandr will wohl
die Schwester beschützen. Doch Odin ergreift ihn und schleudert ihn über die Reling.
02.jpg

Jörmungandr versucht nicht einmal, zu schwimmen. Er zappelt auch nicht. Fast reglos
geht er unter. Der Wolf steht vorne im Bug und schaut fasziniert auf das ihm unbe-
kannte Meer. Er bekommt von alldem nichts mit.
03.jpg

Helja aber sah es. Sie will schreien, als Odin auch sie packt.
»In den Ginnungagap mit dir«, fährt er das Kind an, ehe er es über Bord wirft.
04.jpg

Als Helja die Wasseroberfläche berührt, verschwindet sie. Sie geht nicht unter.
Sie ist einfach fort. Sein Fluch brachte sie wohl direkt in den Urschlund, der
jetzt die Heimstatt der Toten ist.
05.jpg

Den Wolf will Odin nun nicht auch noch töten. Vielleicht lässt er sich ja zähmen?
Ein starker und treuer Wolf kann ein guter Gefährte sein. Odin beschließt, dass
sie Fenrir zunächst auf eine entfernte, einsame Insel bringen.
06.jpg

Fenrir ist kein Wolf, obgleich er so aussieht. Er ist ein Jöte. Er spricht mit klugen
Worten. Wenn er nach seinen Geschwistern fragt, wird er ausweichend vertröstet.
Und er wächst. Fenrir wächst unheimlich schnell. Die Asen fürchten bald schon
seine Größe. Einzig Tyr kümmert sich geradezu rührend um den gefangenen
Wolf, versorgt ihn, spricht mit ihm und versucht, seine Gefangenschaft zu erleichtern.
07.jpg
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Montag 14. Dezember 2015, 15:34

Odin erfährt, dass Jörmungandr nicht ertrank. Er ist der Sohn eines Gottes.
Er ist selbst ein Gott. Die Schlange sank bis auf den Grund des Meeres, bin
in Rans Reich. Dort wuchs sie zu gigantischer Größe. Sie umspannt Midgard
nun komplett. Rans Töchter singen der Midgardschlange, wie man Jörmun-
gandr nennt, Schlaflieder.
Ja, die Schlange schläft. Würde sie erwachen, müsste eine einzige Bewegung
eine Flutwelle schicken, die ganz Midgard überspülen könnte.
08.jpg

Und Helja? Das Mädchen kam lebend im Ginnungagap an - eine Unmöglichkeit
im Reich der Toten. Hier erringt sie die Herrschaft. Helja herrscht als Göttin in
diesem Reich, das nach ihr bald schon Helheim genannt wird. Vor ihren Toren wacht
Gram, ein großer Hund. Womöglich tröstet er sie über den Verlust Fenrirs hinweg.
09.jpg

Sie hat eine helle und eine dunkle Seite. Man weiß nicht, welche sie dem Neuan-
kömmling in ihrem Reich zeigen wird. Doch die Menschen beginnen, sie zu verhalten
zu verehren. Die Jungen eher furchtsam, die Alten mehr hingebungsvoll. Bei ihr
finden alle Aufnahme. (Walhall gibt es noch nicht.) Und man sagt, dass es in
Helheim auch sehr gastlich zugehen könne.
13.jpg

Odin weiß um die Gefahr, die von Fenrir ausgeht. Doch er konnte dessen Geschwister
nicht töten. Im Gegenteil, sie wurde mächtiger durch sein Eingreifen. Das Risiko will
er nicht noch einmal eingehen. Odin und seine Getreuen begleiten Tyr zu Fenrir. Der
Wolf muss gebunden sein, um kein Unheil bringen zu können.
14a.jpg

Odin ließ die Fessel Läding anfertigen, die sehr stark sein soll. Fenrir lässt sich sogar mit
ihr binden, nachdem die Asen sagen, dass es ein Spiel sei. Er freut sich über Gesellschaft
in seinem meist eintönigen Leben. Kaum gebunden, zerreißt er die Fessel aber mit einem
einzigen Ruck. Niemand sonst hätte das geschafft.
Der Wolf ist viel stärker, als man bisher annahm.
15.jpg

Odin lässt die Fessel Droma fertigen, die doppelt so stark wie Läding ist. Doch dieses
Mal regt sich Misstrauen in Fenrir. Die Asen schmeicheln und locken.
»Du wirst berühmt sein, wenn du Droma bezwingst«, sagen sie. »Es gibt keinen
Ruhm ohne Anstrengung.«
16.jpg

Fenrir gibt nach. Gefesselt steht er zunächst still. Aber dann schüttelt und reckt er sich.
Droma zerspringt in tausend Stücke, die sich auf der ganzen Insel verteilen. Alle er-
schrecken. Doch sie loben Fenrir für seine Stärke, ehe sie die Insel verlassen.
17.jpg

Droma war die stärkste Fessel, die denkbar ist. Wenn aber das Mögliche den Wolf nicht zu
binden vermag, muss es das Unmögliche tun. Freyr sendet seinen Jugendfreund Skirnir
ins Reich der Schwarzalben. skirnir bringt von dort ein seidenweiches Band, gefertigt aus
dem Schall des Katzentritts, dem Bart der Weiber, den Wurzeln der Berge, den sehnen
der Bären, der Stimme der Fische und dem Speichel der Vögel.
Gleipnir ist der Name dieses Bandes.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Montag 14. Dezember 2015, 15:39

Fenrir traut den Asen nicht. Er vermutet zu Recht eine üble List. Sie versprechen,
ihn von der Fessel zu befreien, wenn er sie nicht zerreißen kann, dann dann wissen
sie ja, dass er nicht zu fürchten sei. Er glaubt ihnen nicht.
»Lege mir einer von euch die Hand zwischen die Kiefer zum Beweis dafür, dass das
alles ohne Falsch geschieht«, verlangt er.
Dazu ist keiner bereit. Keiner, außer Tyr, der dem Wolf sehr gewogen ist. Wenn er
nicht gebunden werden kann, werden die Asen ihn töten. Tyr will das verhindern,
als er seine Rechte zum Pfand in das Maul des Wolfes legt.
20.jpg

Als Fenrir sich reckt, wird das Band eisenhart. Je mehr er dagegen angeht, desto fester
wird es. Mit einem heftigen Ruck will der Gleipnir zerreißen. Da schneidet die Fessel tief
ins ein Fleisch. In tiefem Schmerz beißt der Wolf instinktiv zu. Die Asen befestigen nun
rasch die Kette Gelgia an Gleipnir, ziehen sie durch einen Felsen und verankern diesen
tief im Grund der Erde.

Fenrir wehrt sich. Er will beißen. Widar, Odins Sohn, stellt ihm sein Schwert in das
aufgerissene Maul; die Spitze nach oben.
22.jpg

Fenrir ist besiegt. Er lebt, doch er ist gebunden und weggesperrt in einem tiefen Gefängnis.
In mancher Nacht hört man sein entsetzliches Heulen. Geifer fließt von seinem Maul in
solcher Fülle, dass daraus der Fluss Wan entsteht. Wan bedeutet Hoffnung und mehr
als diese ist dem Wolf nicht geblieben.

Die Asen sind nicht stolz auf ihr Werk. Und als sie erfahren, dass Fenrir Söhne zeugte mit
der Riesin Gyge, ahnen sie weitere Gefahr. Doch die Jötenzauberer haben die Söhne Skoll
und Hati unerreichbar unter den Himmel versetzt, wo sie von nun an auf alle Zeiten Sonne
und Mond verfolgen, um sie zu verschlingen.
21.jpg

Nachdem Loki die Gestalt der Stute wieder aufgab und erfuhr, was geschah, ist er
gewiss tief erschüttert. Angrboda, seine Frau, starb vor Gram über den Verlust ihrer
Kinder. Und Loki ahnt, dass Odin auch seinen letzten Sohn nicht verschonen wird.
Es gibt in den neun Welten keinen sicheren Ort für ihn.

Er tut, als wisse er von nichts, als er auf seinem Sohn nach Asgard reitet.
23.jpg

Odin ist von diesem wundervollen Pferd geradezu bezaubert.
»Sein Name ist Sleipnir, das heißt, der Gleitende«, erklärt Loki. »Willst du ihn haben?«
»Du schenkst ihn mir?«, staunt Odin.
»Gib mir dein Ehrenwort vor all den Zeugen hier, dass du stets alles für sein Wohler-
gehen tun wirst und dass er dir für alle Zeiten Freund, Begleiter und Schützling sein
wird.« Odin verspricht es. »Schwöre es«, verlangt Loki mit ausdrucksloser Stimme.
Odin schwört. Da reicht ihm Loki den Zügel.
24.jpg

Loki wendet sich um und geht. Asgard bedeutet ihm nichts mehr. Er verlor seine
Familie. Er wurde hier Brock ausgeliefert und wegen dem Riesenbaumeister mit
dem Tode bedroht. Er hat nicht die Absicht, jemals wieder hierher zu kommen.
25a.jpg

Aber wenigstens ist Sleipnir, sein Sohn, in Sicherheit. Mehr konnte er wohl nicht mehr erhoffen.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Montag 14. Dezember 2015, 16:03

Ja, wenn man das so liest, fällt einem wieder auf, dass die Asen nicht minder ungerecht sind, als alle anderen Götter auch. :huh
Wohl der Grund, warum ich zwar Skadi liebe (ist ja auch eine Jotin), aber nie eine Asatru wurde....
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Montag 14. Dezember 2015, 20:21

Stimmt schon, Ischade. aber mir sind Götter lieber, die weder allwissend noch allmächtig sind und das zumindest selbst wissen. Sie sorgen für Midgard und versuchen nicht, mir mein Leben vorzuschreiben. Insofern fällt es mir da leicht, tru zu sein - ich mag sie jedenfalls :blume
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Montag 14. Dezember 2015, 20:26

Ja, jedenfalls sehr viel sympatischer als gewisse andere Götter! :wink
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Dienstag 15. Dezember 2015, 17:55

Runen und Weisheit

Auf Odin lastet die ganze Verantwortung für die Welten. Auch wenn die Seherinnen
ihm helfen, so sucht er doch selbst in sich das tiefere Verständnis für alle Zusammen-
hänge. Um Weisheit zu finden, ist es manchmal gut, das Oben und Unten, das Innen
und Außen zu vertauschen und quasi alles auf den Kopf zu stellen. Odin begibt zu
Yggdrasil. Die Wölfe Freki und Geri und die Raben Hugin und Munin finden zu ihm
und werden seine steten Begleiter.
09.jpg

Er selbst schildert es so:
»Ich weiß, dass ich hing am windigen Baum neun lange Nächte; vom Speer
verwundet, dem Odin geweiht, mir selber ich selbst. Auf Runen sinnend,
lernte sie seufzend: Endlich fiel ich zur Erde.«
So fand er die Runen, deren Geheimnisse bis heute niemand gänzlich erschloss.
10.jpg

Aber Runen, Visionen, Trance, Ekstase - all das ist noch nicht Weisheit, sondern
bestenfalls ein Hilfsmittel, das nur nutzt, wenn man es anzuwenden weiß. Odin
begibt sich zum Brunnen der Weisheit, wo er seinen Oheim Mimir vorfindet. Mimir
lebt zwar nun bei den Wanen, doch oft besucht er seine Heimat. Mimir versteht es,
das Erlebte des Neffen richtig zu deuten.
11.jpg

Doch Odin will mehr. Er will wahre Erkenntnis und eigene Weisheit.
»Doch alles«, sagt Mimir, »hat seinen Preis. Was ist es dir wert, aus der Quelle der Weisheit
selbst zu trinken? Wisse wohl, dass dieses Wasser jeden vernichtet, der ihm nicht gerecht wird.«
12.jpg

Odin ist bereit, jeden Preis zu bezahlen. So gibt er sein Auge der Quelle zum Pfand. Die
Edda sagt nicht, welches Auge es ist. Doch mit dem Auge opfert Odin eben auch einen
Teil des dreidimensionalen Sehens der scheinbaren Wirklichkeit. Und dann trinkt er, um
andere Wirklichkeiten erkennen zu können.
13.jpg

Sein Auge bleibt zurück, das Opfer bleibt bestehen.
Man kann nicht Weisheit erlangen wollen und zugleich bleiben wie zuvor.
13a.jpg
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Dienstag 15. Dezember 2015, 17:58

Die Zeit vergeht. Inzwischen wird Odin »der grübelnde Ase« genannt, der viel über
die Runen sinniert. Er lehrt sie auch Freyja und erfährt von ihr vieles über Seidhr,
die wanische Zauberkunst. Auch Jöten und sogar Menschen erhalten die Runen.

Und dann kehrt Hönir aus Wanaheim zurück. Er wirkt unglücklich, ist es auch. Denn
er trägt Mimirs Kopf mit sich. Die Asen sind entsetzt. Sie bedrängen Hönir, zu be-
richten, was geschah. Und er erzählt, dass zunächst alles gut lief in Wanaheim.
Mimir und er erhielten einen Sitz im Rat und warten hoch geachtet.
14.jpg

Hönir ist nun aber nicht besonders redegewandt. Im Grunde ist er eher schweigsam.
Das fiel nicht weiter auf, solange Mimir in seiner Nähe blieb. Doch wenn Mimir abwe-
send war, fällte Hönir keine wichtigen Entscheodungen. Die Wanen fühlten sich betro-
gen. Sie gaben ihre besten Leute nach Asgard. Im Zorn enthaupten sie Mimir und
senden Hönir mit dem Kopf des Jöten zurück nach Asgard.
15.jpg

Das ist Übel. Ein Mord verlangt immer Sühne. Odin ergreift den Kopf seines Oheims
und reitet zu dessen Quelle. Er birgt das Haupt Mimirs in dem heiligen Wasser der
Quelle. Womöglich musste er auch noch vieles an Magie anwenden. Auf alle Fälle
lebt Mimirs Kopf, kann denken und reden.
16.jpg

Mimirs Haupt und Odins Auge sind beide in der Quelle der Weisheit geborgen.
Und da Mimir ja irgendwie noch lebt, ist auch keine Blutrache nötig.
Der Frieden mit Wanaheim bleibt bestehen.
16a.jpg

Und letztlich ist es auch schön, Hönir wieder in Asgard zu haben. Die Wanderungen mit
ihm waren immer sehr erfreulich. Und oft wird Odin an Mimirs Brunnen verweilen und
sich dort mit dem Haupt des Oheims beraten.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Dienstag 15. Dezember 2015, 18:18

Wie immer ein großes Kompliment an unsere Klicky-Skaldin. :dank
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 16. Dezember 2015, 10:18

Kwasir

Wir erinnern uns, dass der Kessel nicht leer wurde, in dem die Götter am Ende
des Wanenkrieges Bier brauten. Aus dem Rest erschufen sie damals Kwasir,
einen Mann von großer Weisheit, der auszog, um in Midgard zu lehren. Weit
reiste Kwasir inzwischen. Die beiden Zwerge Fjalar und Galar luden ihn zu Gast.
02a.jpg

Doch sie waren ihm nicht freundlich gesonnen, sondern erschlugen ihn auf heim-
tückische Art. Sein Blut fingen sie in den Gefäßen Son und Bodn auf, den größeren
Teil aber im Kessel Ödhrörir. Dann gaben sie Honig hinzu und als die Gärung endete,
hatten sie kostbaren Met gewonnen. Wer davon trinkt, wird selbst zu Denker.
03.jpg

Nun wollten die Zwerge testen, wie klug sie geworden waren.
Sie luden den Riesen Gilling und seine Frau zum Mahl.
04.jpg

Sie baten Gilling, mit ihnen aufs Meer zu fahren, da sie sich allein vor den hohen
Wellen fürchten würden. Der gutmütige Riese tat ihnen den Gefallen.
05.jpg

Listig ruderten sie aber zu den Klippen, wo das Schiff zerschellte und Gilling ertrank.
Mit einem anderen, dort verborgenen Boot ruderten sie zurück.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 16. Dezember 2015, 10:21

Gillings Weib war entsetzt. Sie jammerte laut in ihrem Schmerz und weinte immerzu,
was den boshaften Zwergen ziemlich auf die Nerven ging. Fjalar riet ihr, auf den Steg
zu gehen und aufs Meer zu schauen, weil dieser Anblick sie trösten könne.
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Sie nahm den Rat an. Galar aber wartete auf dem Gibel des Hauses und als die
Riesin ins Freie trat, ließ er einen Mühlstein auf sie fallen.
08.jpg

So waren Gilling und seine Frau gestorben und die Zwerge fühlen sich unheimlich
klug in ihrem Handeln.
09.jpg

Doch Gillings Brudersohn Suttung suchte Rache. Er kam und packte die Zwerge und
setzte sie auf einem Riff weit draußen aus, wo die nahende Flut sie zu ertränken drohte.
10.jpg

Die Brüder flehten um ihr Leben und boten schließlich den kostbaren Met zur Sühne an.
Suttung akzeptierte. Er nahm den Zwergen den Met ab und fuhr damit nach Jötunheim,
wo er die Beute unter dem Hnitberg verbarg und seine Tochter Gunnlöd zur Wächterin einsetzte.
12.jpg

So war der kostbare Met den Zwergen wie den Menschen und auch den Göttern verloren.
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