Die Bilder-Edda

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 2. Dezember 2015, 12:37

Odin kehrt zurück zu den Asen. Die Götter lieben es, spielend die Würfel
zu werfen. Sie genießen ihr Dasein in Midgard. Eine Asin fällt Odin beson-
ders auf. Sie ist stets von klugen Göttinnen umgeben. Sie schmeichelt
Odin nicht, gibt ihm auch Widerworte. Er selbst ist, fast ungewollt, zum
Führer der Asen geworden. Und diese Frau, Frigg ist ihr Name, schließt
den Bund der Ehe mit ihm.
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Frigg gebärt Odin drei Söhne. Da ist Balder, der licht und freundlich sein wird.
Und sein Zwillingsbruder Hödur, der blind geboren, doch ein hervorragender
Ringkämpfer wird. Und dem tapferen Hermod schenkt sie das Leben. Das
Leben kann auch für Götter sehr schön sein.
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Eine weitere Geburt ist noch bedeutsam und soll berichtet werden:
Weit, weit entfernt, am Rande Wanaheims, liegt eine Laubinsel. Hier lebt Laufey
(der Name bedeutet ›Laubinsel‹). Viel ist nicht bekannt über sie, doch nehme
ich an, sie ist eine Wanin. Ungewöhnlich ist ihre Beziehung zu dem Sturmriesen
Farbauti, dem sie die Söhne Byleist und Helblindi, die ganz nach dem Vater
kommen. Farbaudi und Laufey haben eine wahrhaft heftige Beziehung.
Wie ein Blitz überkommt er sie.
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Da empfängt sie und gebärt ihm den dritten Sohn. Der allerdings ist nicht so
stürmisch wie seine Brüder, weshalb der (vermutlich enttäuschte) Vater ihm
den Namen Loptr gibt, was soviel wie »laues Lüftchen« oder »Windhauch« heißt.
Für den Sohn eines Sturmriesen nicht unbedingt ein schmeichelhafter Name.
Womöglich verspotten ihn die älteren Brüder deshalb und vielleicht erhält er
darum den Rufnamen Loki.
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Später, die Kinder sind inzwischen erwachsen, geschieht es, dass ein sehr kleiner
Riese auf seiner Wanderung den Asen begegnet. Sie bewirten ihn, kommen ins
Gespräch, freunden sich an. Dieser kleine Riese ist Loki, der Sohn der Laufey.
Odin, der eher zu tiefen und oft auch schweren Gedanken neigt, ist ganz angetan
von dem heiteren, scherzenden Gast.
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Nach einiger Zeit schließen er und Loki Blutbrüderschaft. Nach alter Sitte heben
sie ein Stück Rasen aus, stützen es auf Speere und halten dieses Zelt hoch. Odin
und Loki treten darunter, quasi in die Erde, die ihr Blut aufnimmt und so die beiden
vereint. Nun sind sie wahrhaft Brüder im Blut und von nun an gilt Loki als Ase.
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Es ist ein seltsames Gespann, das von nun an durch Midgard wandelt.
Da ist der grüblerische Odin, der ausgelassene Loki und mit ihnen oft Hönir,
der nur selten das Wort ergreift. Eigentlich passen sie überhaupt nicht zu-
sammen und doch sind sie in ihrer Gemeinschaft eine Ganzheit.
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Sie wandern und gelangen zur Küste, wo sanfte Wellen das Land umspülen.
Hier finden sie zwei vom Wasser entrindete Baumstämme. Ask und Embla,
Esche und Ulme. Aus Ymirs Haaren wurden die Bäume geschaffen, aus seinem
Blut das Meer. Was hier vor den Göttern liegt, hat mit Ymir zu tun. Doch es ist
ohne Schicksal, ohne Schöpfung. Es ist totes Holz.
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Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 2. Dezember 2015, 12:41

Es ist nicht überliefert, wer von den Dreien auf die Idee kam, Ask und Embla nicht
zu übersehen. Vielleicht war es nur die Lust am schöpferischen Spiel, vielleicht auch
ein weiser und gut durchdachter Plan. Odin neigt sich über das tote Holz und bläst
seinen Atem in es, gibt auf diese Weise Atem, Seele und Leben. Hönir verhält sich
wie er und gibt Geist und Verstand auf diese Weise. Loki (der in der Edda hier immer
Lodur genannt wird) ist das wohl nicht genug, denn er gibt dem Holz noch Blut und
Wärme (Emotion und Leidenschaft?).
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Aus totem Holz werden - gleichzeitig und gleichwertig, wenn auch nicht gleichartig -
Mann und Frau geschaffen. Die ersten Menschen erwachen in Midgard zum Leben.
Und mit der Schöpfung kommt automatisch das Schicksal, wie die Nornen es sagten.
Die Menschen sind verwirrt. Und natürlich völlig verunsichert.
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Odin und Hönir reichen ihnen ihre Mäntel, so dass sie sich bedecken können. Die
Situation ist reichlich beklemmend, zumindest für die Menschen, die ja noch keine
Ahnung haben, wer sie sind, wo sie sind und wer diese anderen da bei ihnen sind.
So ziehen sich die Götter erst einmal zurück.
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Ask und Embla, Mann und Frau, betreten die Weltgeschichte. Sie kennen nichts und
niemanden. Midgard ist ihnen ebenso fremd wie die Götter oder alle anderen Wesen.
Sie haben nur sich, wissend, dass sie einander ähneln und zusammen gehören.
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Die Menschen beginnen, es sich in Midgard einzurichten. Sie erlenen die Jagd. Sie
schaffen es, für sich selbst zu sorgen. Sie überleben und sie beginnen, sich zu vermehren.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 2. Dezember 2015, 12:46

Mit der Schöpfung kommt die Verantwortung.
Die Asen sehen, wie die Menschen Midgard bevölkern. Sie wollen ihnen Raum
gewähren und beschließen, ihre Burg auf Asgard zu bauen und dort zu leben.
Sie verlassen Midgard, das sie zwar beschützen wollen, aber das nicht ferner
ihre Heimat sein soll.

Loki kommt nicht mit nach Asgard. Doch ehe er seine Wanderung wieder auf-
nimmt, geht er zu den Menschen und schenkt ihnen das Feuer, das sie vor der
Kälte der Hrimthursen bewahren soll. Bis heute wird ihm in nordischen Landen
die erste Speise im Herdfeuer geopfert zum Dank für diese Gabe.
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Das Feuer bringt den Menschen den Durchbruch. Seine Kraft und seine Wärme
beschleunigen ihre Entwicklung. Sie werden nun bald sehr zahlreich sein und
Midgard gänzlich in Besitz nehmen.
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Aber es ist nicht das Feuer allein, das die junge Menschheit erstarken lässt.
Odin hat seinen Sohn Heimdall zu den Menschen geschickt. Er bleibt, wo er
als Gast willkommen ist. Heimdall zeugt die Stände - die Abhängigen ebenso
wie die Herrschenden.

Deshalb sind alle Menschen, egal, welchen Stand sie haben, immer irgendwie
verbrüdert und wahrhaft »Söhne und Töchter von Heimdalls Geschlecht«. Die
Götter stehen nicht über den Menschen; sie empfinden sie als Teil ihrer Sippe.
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Die Asen aber richten es sich auf Asgard ein, wo sie gewaltige Bauwerke erschaffen.
Ihre Burg ist riesig, umgeben von einer starken Mauer. Thors Haus hat 540 Räume.
Widar erbaut sich Landvidi (weites Land), das von hohem Grad umgeben ist. Heimdalls
Palast, Himinbjörd, steht nahe des Eingangstores. Odin errichtet sich Gladsheim, in
dem auch die große Versammlungshalle ist und für Frigg wird Fensalir als Palast errichtet.
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Asgard ist eine ganze Welt. Es ist viel Raum für die Asen und immer noch Platz für viele
weitere Paläste. Über Bifröst, die Regenbogenbrücke, können die Götter jederzeit nach
Midgard gelangen - die Verbindung wird nicht abbrechen, solange die Welten bestehen.
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Mittwoch 2. Dezember 2015, 14:43

.. ja dier gute Odin war kein Kind von Traurigkeit. :kicher

Du erzählst die Edda auf wundervolle Weise. Ich habe es mir jetzt schon mehrmals durchgelesen und liebe es jedes Mal mehr. :bussi
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Sonntag 6. Dezember 2015, 21:07

Mord und Krieg

Während es sich die Asen in Asgard heimisch einrichten, durchwandert
Loki die Welten. Er gelangt bis zum Rande Jötunheims, der Welt der
Riesen. Hier durchstreift er den finsteren Eisenwald, einen wahrlich
düsteren, unwirtlichen Ort. Wölfe heulen hier allezeit. Kaum ein Blüte zeigt sich.
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Hier begegnet er der Jötun Angrboda, das heißt »die Kummerbringende«.
Sie ist eine durchaus weise Frau, eine Wala, eine Seherin. Loki und Angrboda
finden Gefallen aneinander. Er verweilt.
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Drei Kinder schenkt ihm die Riesin. Zuerst wird, in Wolfsgestalt, Fenrir geboren.
Danach folgt Jörmungandr, der später als Midgardschlange für alle Zeiten unver-
gessen sein wird. Zuletzt gebiert Angrboda ein Mädchen, das sie Helja nennen,
deren eine Seite hell, die andere aber dunkel erscheint.
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Die Familie lebt in Frieden im Eisenwald, wo sie alle nichts vermissen. Längst
erscheint der Eisenwald nicht mehr bedrohlich. Seine Tiere, Wölfe, Schlangen,
Krähen und vielerlei mehr sind Gefährten der Kinder, die hier unbeschwert aufwachsen.
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Die Tage reihen sich zu Jahren. Auf Asgard erwählt Balder Nanna zu seiner
Gemahlin. Alle freuen sich mit ihm. Wobei man sagt, dass der blinde Hödur Nanna
ebenfalls liebte, doch gegen den lichten Bruder nie eine Chance bei ihr besaß.
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Thor hat sich mit Sif vermählt, deren langes, goldenes Haar außergewöhnlich
schön ist. Sie gebiert ihm die Tochter Thrud. Dem Sohn, Uller, den sie mit in
die Ehe brachte, ist Thor immer ein guter Vater.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Sonntag 6. Dezember 2015, 21:12

Eines Tages kommt eine Fremde nach Asgard. Sie nennt sich Gullveig.
Gern wird die Wanin als Gast bewirtet. Doch mit der Zeit entsteht Unruhe.
Diese Wanengöttin beherrscht Seidhr, wanische Zauberkunst. Den Asen ist
Zauberei noch fremd und deshalb auch suspekt.

Gullveig lehrt ihre Kunst nicht. Aber sie verhehlt ihre Einstellungen nicht.
Und Wanen haben in vielen Dingen andere Ansichten als Asen. So wird
sie zur Gefahr für Asgards Frieden.
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Die Götter beraten und treffen eine folgenschwere Entscheidung.
»Da wurde Mord in der Welt zuerst, als sie mit Geren Gullveig stießen«,
singen die alten Lieder. »In des Hohen Halle die Helle brannten. Dreimal
verbrannt ist sie dreimal geboren.«
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Gullveig entkommt dem tödlichen Feuer durch ihre Zauberkraft.
Danach verlässt sie Asgard und kehrt zurück nach Wanaheim.
Für die Asen, denen das Volk der Wanen ja fremd ist, scheint die Sache erledigt.
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Dann aber bläst der stets wachsame Heimdall ins Horn und ruft die
Götter so zu den Waffen.
»Die Wanen kommen«, warnt er.
In Midgard gab es wenige Begegnungen mit Wanen. Da wirkten sie sanft und
freundlich, ihr Wirken galt dem Wachstum der Natur. Doch Heimdall stößt ins
Horn und das ist immer das Zeichen für einen bevorstehenden Angriff.
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Gullveig ist unter den ihren eine hohe Eingeweihte. Der Mordversuch an ihr
darf nicht ungesühnt bleiben. Schlachtkundige Wanen stehen vor Asgards
Toren, starke Kämpfer, wahre Gegner.
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Odin sieht über diese Armee. Sie fordern Rache für Gullveig. Es gibt keine
Verhandlungen. Odin hebt den Speer und schleudert ihn weit über die Feinde
hinweg - das Zeichen, dass der Kampf beginnen möge.
So begann der allererste Krieg der Welten.
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Auch die Asen sind kampferprobt, schützen sie Midgard doch in unzähligen
Schlachten gegen die immer wieder einfallenden Riesen. Und doch - der
Burgwall Asgards bricht.
Die starke Mauer liegt in Trümmern. Die Wanen gewinnen an Boden.
14.jpg

Sie drängen die Asen immer weiter zurück. Und schließlich, auf dem Idafeld,
dem großen Platz in der Mitte der Burg, ist die Schlacht entschieden. Der letzte
Ase legt widerwillig seine Waffen ab. Die Wanen haben den Krieg gewonnen.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Sonntag 6. Dezember 2015, 21:17

Das große Schlachten findet nicht statt.
Nachdem die Asen besiegt sind, legen die Wanen ihre Waffen ebenfalls ab.
Ihre Führer verlangen, mit Asgards Führern zu reden. Odin und seine Söhne
ziehen sich mit ihnen zurück. Sie begreifen, dass es die Fremdheit ist, die
sie zu Gegnern machte.
Und Fremdheit lässt sich mit etwas gutem Willen überwinden.

Nachdem dies beschlossen ist, wird gefeiert. In einem riesigen Kessel wird Met
gebraut; die Gärung setzt ein, nachdem jeder seinen Speichel gibt. Es wird viel
getrunken. Aber der Kessel wird nicht leer. Aus dem restlichen Inhalt schaffen
sie ein Wesen namens Kwasir, das auszieht, den Menschen die Weisheit zu bringen.
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Asen und Wanen wollen sich gegenseitig nun kennenlernen. Zu diesem Zweck
sendet Odin seinen Oheim, den weisen Mimir, und den treuen Freund Hönir als Bot-
schafter nach Wanaheim. Sie werden dort Stimme im Rat haben und sehr geachtet sein.
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Sie sind Garanten des Friedens, Friedensgeiseln, doch in allem frei.
Wanaheim zu sehen ist zudem etwas sehr besonderes. Es ist eine neue, fremde
Welt voll Wunder. Die Sitten und Gebräuche dort sind Mimir und Hönir unbekannt.
Es gibt viel zu lernen. Und es gibt viel zu lehren.
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Wanaheim sendet im Austausch den Meeresgott Njörd mit seinen Kindern
Freyr und Freyja. Die beiden schlossen in Wanaheim die Ehe, wie es dort
Sitte ist. In Asgard sind Geschwisterehen nicht erlaubt. Darum haben beide
ihre Ehe aufgelöst, um von nun an Asgard zu leben. Mit ihnen kommen
übrigens zwei Katzen. Die gehören zu Freyja und folgen ihr überall hin.
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Odin und Frigg begrüßen die neuen Bürger Asgards. Für Njörd errichten die
Asen nahe des Meeres Noatun zum Wohnsitz. Er sorgt von dort aus für günstige
Winde und reichen Fischfang der Menschen. Freyr erhält einen Palast, den er
Alfheim nennt. Er strahlt große Freundlichkeit aus. Und auch in Asgard bleibt
er, was er war: Der Gott, der Midgard stets einen neuen Frühling bringt.
Freyja erhält den Palast Folkwang mit der großen Halle Sessrumir. Sie erregt
überall Aufsehen ob ihrer Schönheit und ihrer selbstbewussten Stärke.
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Die anfängliche Fremdheit ist bald überwunden. Die Wanen gehören nun zu Asgard,
als sei es immer so gewesen. Vor allem Freyr empfängt größtes Vertrauen und höchsten
Respekt. Bald schon sitzt er wie Thor neben Odin, wann immer Rat gehalten wird.
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 9. Dezember 2015, 08:34

Die Wette

Eines Tages beschließt Loki, die alten Freunde einmal zu besuchen.
So verlässt er den Eisenwald und reist nach Asgard. Da er Wanenschuhe
besitzt, die ihn durch die Luft und über das Wasser zu tragen vermögen,
ist der Weg nicht so unglaublich weit.

Er kommt also in Asgard an. In der Edda steht hierüber:
»Loki, Laufeyjas Sohn, hatte der Sif in hinterlistiger Weise alles Haar abgeschoren.«
Wenn man aber bedenkt und weiß, dass das abgeschorene Haar zu alter Zeit das
Schandmal der untreuen Ehefrau war, so kann der Anlass auch durchaus amouröser
Art gewesen sein.

Jedenfalls ist Thor stinksauer und droht Loki, ihm sämtliche Knochen zu zerschlagen.
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Loki fürchtet um sein Leben, denn die Götter sind ja nicht unsterblich. Er schwört,
dass er von den Schwarzalben, welche ja die besten Schmiede aller Welten sind,
Ersatzhaar besorgen werde, das wie echtes Haar wachsen werde.
Da endlich lässt Thor ihn gehen.
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Loki reist also nach Schwarzalbenheim und sucht dort Iwaldis Söhne,
von denen er weiß, dass sie ihr Handwerk verstehen. Er trifft Brock,
grüßt ihn und überredet ihn wirklich, ihm das gewünschte Haar zu fertigen.
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Irgendwie gelingt es ihm, Brock dazu bringen, mehr seiner Kunst zu zeigen.
Man muss ja nur so tun, als könne man sich ein Werk nicht vorstellen, um den
Künstler herauszufordern, das Gegenteil zu beweisen.
Brock fertigt ein Segelschiff.
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Loki stichelt und frotzelt weiter, bis Brock hingeht und nun einen Speer schmiedet,
der zwar sehr vortrefflich ist, aber nicht wie ein Wunderwerk aussieht.
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Drei prachtvolle Stücke liegen jetzt da. Zu mehr ist Brock nun wirklich nicht bereit.
Aber es schmeichelt ihm natürlich, wie Loki seine Werke nun überschwänglich lobt.
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Listig fügt Loki dann an:
»Ich verwette meinen Kopf darauf, dass dein Bruder Sindri nicht in der Lage ist,
drei ebensolche Kleinode zu erschaffen.«
»Du bist gierig«, begreift Brock. »Sindri ist ein Meister wie ich.«
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Da kommt Sindri herbei und Brock schildert ihm, was eben geschah und
was dieser kleine Riese da sagte.
»Du musst dich ihm nicht beweisen«, fügt er an.
»Damit er überall erzählt, dass ich gekniffen habe?«, murrt Sindri, der
seinen Ruf in Gefahr sieht.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 9. Dezember 2015, 08:39

Da legte Sindri eine Schweinehaut auf die Esse und bat Brock, den
Blasebalg ohne Unterlass zu betätigen, bis er wiederkäme. Kaum
aber war Sindri draußen, da setzte sich eine Fliege auf seine Hand
und stach ihn. Brock hörte deshalb aber nicht auf.
09.jpg

Sindri kehrte zurück und nahm die Haut und schuf aus ihr einen Eber mit
goldenen Borsten, der stark und lebendig vor ihnen stand.
10.jpg

Nun gab Sindri Gold in die Esse und hieß wiederum den Bruder, nicht mit
blasen aufzuhören. Danach ging er fort. Da kam die Fliege wieder und
stach ihn in den Hals, aber Brock blies weiter ohne Unterlass.
11.jpg

Sindri kehrte zurück und entnahm der Esse einen goldenen Ring,
kunstvoll gefertigt. Loki sagt nichts. Weder der Eber noch der
Ring scheinen wundersam zu sein.
12.jpg

Nun gibt Sindri Eisen in die Esse und geht, nachdem er Brock wieder
ermahnte, ohne Unterlass zu blasen. Sofort erschien die Fliege erneut,
setzte sich zwischen die Augen des Zwerges und stach ihn ins Augenlid,
so dass ihm Blut ins Auge tropfte. Da scheuchte Brock die Fliege mit der
Hand fort, wobei für einen Moment der Blasebalg ruhte.
13.jpg

Sindri kehrt zurück. Er schimpft.
»Fast wäre das Werk verdorben«, brummt er, während er einen Hammer aus
der Esse holt, dessen Griff durch die Störung bedauerlicherweise zu kurz ausfiel.

Ob diese Fliege der verwandelte Loki war? Man nimmt es an, da dieser doch
ein Meister des Gestaltwandelns ist, was keiner so gut wie er vermag.
14.jpg

Sindri gab seine Stücke dem Bruder. Die Asen sollten entscheiden, wer von
ihnen der bessere Schmied sei, entschied er. Brock gefiel das. So nahm Loki, was
Brock schuf und gemeinsam machten sie sich auf den langen Weg nach Asgard.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 9. Dezember 2015, 08:45

Als Asgard von der seltsamen Wette erfuhr, gingen die Götter Odin,
Thor und Freyr zu den Richterstühlen, um offiziell ein Urteil zu sprechen.
Loki weiß inzwischen, was Brocks Werkstücke vermögen. So kann er, als
er Odin den Speer reicht, auch dessen Eigenart nennen.
»Dieser Speer heißt Gungnir. Wohin immer du ihn schleuderst, er wird
niemals sein Ziel verfehlen.«
17.jpg

Freyr überreichte er das kleine Schiff und erklärte:
»Dieser Segler heißt Skidbladnir. Er wird immer Wind haben, wohin du
auch fahren magst. Und überdies kannst du ihn wie ein Tuch zusammen-
falten und klein bei dir tragen, wenn du seine Dienste nicht benötigst.«
18.jpg

Thor schließlich überreichte er goldenes Haar für Sif. Damit löste er sein
Versprechen ein, denn dieses Haar würde wie natürliches wachsen, sobald Sif es trug.
19.jpg

Loki tritt zurück, denn nun ist Brock an der Reihe, der zuerst Odin den
goldenen Ring überreicht.
»Sein Name ist Draupnir. In jeder neunten Nacht wird er acht ebenso
kostbare Ringe träufeln, so dass dir niemals Mangel droht.«
20.jpg

Freyr gibt er den Eber, dessen Name Gullinborsti ist.
»Der Eber rennt durch Luft und Wasser«, erklärt Brock, schneller als jedes
Pferd ist er. In der Dunkelheit leuchten seine Borsten und spenden dir Licht.«
21a.jpg

Endlich überreicht er Thor den Hammer und entschuldigt sich für den kurzen
Stil, der durch eine Störung beim Schmieden entstand.
»Wenn du den Hammer wirfst, kehrt er stets in deine Hand zurück«, erklärt der
Zwerg. »Was immer du damit schlägst, er wird keinen Schaden daran nehmen.
Und wenn du ihn nicht brauchst, kannst du ihn so klein werden lassen, dass du
ihn vor der Brust verbergen kannst.« Brock tritt zurück.»Nun entscheidet ihr,
wer der beste Schmied aller Welten ist«, verlangt er den Richterspruch.
22.jpg

Die Götter beraten nur kurz. Thor hält den Hammer, als sei er für diese Waffe
geboren. Mit ihr wird er jeden Riesen bezwingen können.
»Wer immer diesen Hammer schuf«, entscheiden sie, »er ist der größte Schmied der Welten.«

Loki erschrickt. Er hat seinen Kopf verwettet und die Wette verloren.
Also sucht er sein Heil in der Flucht.
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»Hole ihn zurück«, ruft der erboste Brock Thor zu.
Und dieser macht sich sofort auf den Weg. Wer eine Wette eingeht, muss die
Wettschuld begleichen. Das gebietet die Ehre.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 9. Dezember 2015, 08:50

Thor schleppt den widerstrebenden Loki zurück in die Halle.
Brock will ihm wirklich den Kopf abschlagen.
»Wehe dir, wenn mein Hals Schaden nimmt«, ruft Loki. »Ich habe
meinen Kopf verwettet, nicht meinen Hals.«
»Nun gut«, brummt Brock, »dann will ich dir zumindest dein vorlautes Mundwerk
für immer schließen.« Er greift nach seinem Dolch, um Lokis Lippen zu durchbohren.
»Ich wünschte, ich hätte meines Bruders Ahle bei mir.«
Kaum gesagt, hält er die Ahle in der Hand. Tatsächlich durchlöchert er Lokis Lippen
und näht sie zu. Woher die Ahle kam? Zauberkundig sind in Asgard nur die Wanen.
Vermutlich hat Freyr Loki so geholfen. Brock verabschiedet sich hastig, um vor
Sonnenaufgang in Sicherheit zu sein, da ihr Licht ihn ja zu töten vermag.
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Thor ist es sehr zufrieden. Sif hat wieder ihr unvergleichliches, langes Haar
und muss ihr Haupt nicht mehr unter einem Tuch verstecken. Und er besitzt
mit Mjölnir nun eine Waffe, die ihm bei seinen stetigen Kämpfen gegen die
Riesen bald unverzichtbar sein wird.
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Loki aber verlässt Asgard mit zugebundenem Mund. Vermutlich ist er sehr enttäuscht.
Er brachte wahre Kleinode nach Asgard. Und niemand stand ihm bei. Freyr ist ein
Fremder für ihn und Thor kennt er kaum. Aber Odin ist sein Blutbruder.
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Irgendwann gelingt es ihm dann endlich, die Fessel seiner Lippen zu lösen.
Auf seinem Weg zum Eisenwald findet er, inzwischen ziemlich ausgehungert,
ein verlöschendes Feuer. Weit und breit ist niemand zu sehen. Ein Stück Fleisch,
in Lindenhonig geröstet, brutzelt dort vor sich hin. Er verschlingt es förmlich.
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In den Liedern der Edda heißt es, dies sei ein Frauenherz gewesen, wovon er schwanger
wurde und das, was er gebar, sei von übler Natur. Doch näheres wird nicht gesagt. Später
wirft ihm Odin vor: »Unter der Erde acht Winter warst du Milchende Kuh und Mutter.«
Aber irgendwann erreicht Loki sein Heim, wo seine Frau und seine Kinder auf ihn warten.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Playmo Papa » Samstag 12. Dezember 2015, 01:49

Wow, da bin ich echt sprachlos über eine so tolle Umsetzung der Edda :staun2

Als Wikingerfanatiker (nicht umsonst heisst mein Sohn Thor) geb ich dafür :rockcool High 5 hoch 2
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Samstag 12. Dezember 2015, 14:33

Der Riesenbaumeister

Eines Tages kommt Loki wieder nach Asgard. Zur gleichen Zeit taucht ein
Jöte auf, der sich als Baumeister vorstellt und anbietet, die im Wanenkrieg
zerstörte Mauer wieder zu errichten. Gaz selbstlos handelt er natürlich nicht,
denn er will Feyja zum Gemahl und außerdem Sonne und Mond zum Lohn.
Nicht wirklich die Gestirne, sondern Sol und Mani, die beiden Lenker der Wagen,
auf welchen Sonne und Mond über das Firmament gezogen werden. Erhält er
diesen Lohn, wird er die Mauer in drei Halbjahren fertigstellen.
01.jpg

Die Asen beraten. Der Lohn ist natürlich viel zu hoch. Listig sagen sie ihm diesen
aber zu, wenn er sein Werk in einem Winter schaffe. Sollte am ersten Sommertag
noch eine Lücke sein, bekomme er gar nichts. Sie sind sicher, dass diese Aufgabe
nicht zu leisten ist. Doch der Riesenbaumeister stimmt zu, wenn ihm erlaubt wird,
die Hilfe seines Pferdes Svadilfari in Anspruch zu nehmen.
»Er schafft das auch mit einem Arbeitspferd nicht«, vermutet Loki.
Da gehen die Asen den Handel ein.
02.jpg

Der Riese leistet Unglaubliches. Sein schwarzer Hengst Svadilfari schafft in der
Nacht Unmengen an Steinen heran, die der Jöte dann unter Tags zur Mauer fügt.
Dieser Hengst ist unglaublich, stark, wild, feurig und unermüdlich.
Die Mauer wächst rasch.
03.jpg

Noch drei Tage bis zur Lichtgleiche, bis zum Sommeranfang. Der Riese hat die
Mauer fast vollendet. Die Asen beraten. Wenn Freyja, Sonne und Mond in Riesen-
hand sind, werden die Welten vergehen. Aber sie haben ihr Wort gegeben. Die
Ehre duldet keinen Wortbruch. Und dann deuten alle auf Loki.
»Du bist schuld«, sagen sie. »Du hast geraten, das Pferd zuzulassen. Wenn du die
Vollendung der Mauer nicht verhinderst, wirst du einen schrecklichen Tod sterben.«
Loki fühlt sich zu Recht bedroht. Er schwört, dass er einen Ausweg finden wird.
So lassen sie von ihm ab.
03a.jpg

Am anderen Tag sind keine neuen Steine bei der Baustelle. Der Riese fühlt sich
betrogen. Er tobt und wütet und beginnt, die Mauer wieder einzureißen. In ihrer
Not rufen die Asen nach Thor, der zu dieser Zeit ausgefahren war, um irgendwo
gegen die Thursen zu kämpfen. Und wann immer man ihn ruft, kommt er auf
seinem von Ziegen gezogenen Wagen angefahren. Thor stellt keine Fragen.
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Er ergreift seinen Hammer und tötet den Riesen mit einem einzigen Hieb.
Von Verträgen, Plänen, Schwüren und Versprechen wusste er nichts. Es
interessiert ihn auch nicht. Ein Feind bedroht Asgard. Da handelt er und
bringt die Sache zu Ende.

Die Asen atmen auf. Das letzte Stück der Mauer fertigen sie selbst. Dass
Loki dabei nicht hilft, fällt kaum auf. Sie nehmen wohl an, er sei feige ge-
flohen, nachdem sie ihn bedrohten.
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Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Samstag 12. Dezember 2015, 14:36

Was aber geschah wirklich?

Als in der Nacht der Riese mit seinem Hengst wieder eine Unmenge Steine
herbeischaffen will, tritt aus dem Dunkel des Waldes eine wundervolle Stute.
Leise und lockert wiehert sie dem Hengst zu.
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Svadilfari bleibt stehen. Den ganzen Winter hindurch hat er unermüdlich gearbeitet.
Und nun lockt da eine Stute verheißungsvoll; versprechend, dass es noch etwas
Besseres als Arbeit gibt. Der Riese greift nach dem Zügel. Da bäumt sich der Hengst
auf und zerreißt sein Geschirr.
08.jpg

Svadilfari nähert sich der Stute. Sie flieht nicht vor ihm. Im Gegenteil, sie lockt weiter.
Seine Nüstern berühren sie. Und sie lässt es sich gefallen.
09.jpg

Und dann läuft die Stute in den Wald. Svadilfari folgt ihr. Sie ist rossig.
Er kann gar nicht anders. Er muss bei ihr sein. Er will sie.
Und anscheinend will sie ihn auch.
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Zurück bleibt der Riesenbaumeister, der sehr schnell feststellt, dass er ohne
seinen Hengst den Karren mit den Steinen nicht bewegen kann. Er ruft nach
Svadilfari. Doch vergeblich.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Samstag 12. Dezember 2015, 14:40

Loki ist ein Meister des Gestaltwandelns. Freyja besitzt ein Falkenhemd, mit dessen
Hilfe sie als Falke fliegen kann. Odin und so mancher Jöte können sich die Gestalt
eines Adlers geben. Doch Loki kann vielerlei Gestalt annehmen; und wenn er das tut,
ist er nicht »verkleidet«, sondern gänzlich gewandelt.

Jetzt ist er eine Stute. Er hat nicht nur ihre Gestalt, er hat auch ihr Wesen, ihre Triebe,
ihr Vergnügen, ihre Leidenschaft. Und er liebt es, nun mit diesem starken Hengst über
das Land zu laufen und gemeinsam mit ihm Freiheit und Lebenslust zu verspüren.
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Svadilfari ist glücklich. Einer solchen Stute begegnete er nie zuvor. Sie bleiben zusammen.
Der Sommer beginnt und noch immer galoppieren die beiden über das Land.
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Fast ein Jahr vergeht. Die Stute hat empfangen. Vermutlich musste Loki deshalb in
dieser Gestalt bleiben. Doch nun fohlt die Stute. Es ist eine sehr schwere Geburt,
denn das Füllen, das da ins Leben tritt, hat acht Beine.
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Loki bleibt Stute. Sein kleiner Sohn braucht jetzt die Mutter. Das Fohlen muss
trinken. Und es muss lernen, was für ein Pferd von Bedeutung ist. Für eine
Mutter ist dies keine Last - und Loki ist jetzt Mutter. Er tut alles für sein Kind.
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Nach fast einem Jahr braucht das Kleine keine Muttermilch mehr. Aber es bleibt
anhänglich und weicht der Stute nicht von der Seite.
16.jpg

Loki weiß aber, dass sein Sohn nun auch ohne seine Hilfe leben kann. Und er sehnt
sich nach seinen anderen Kindern. Er wird nicht mehr lange als Stute leben wollen.
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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