Ha, da find ich ja die spröde Schöne! Und um so einer geringen Pflanze wegen wollte man meine Fußsohlen behämmern?
Also bloß dem heutigen Tag hab ich's zu verdanken,
daß ich noch mit heiler Haut auf die Erde trete! Hm! Was war denn eigentlich mein Verbrechen?
Daß ich mich in eine Blume vergaffte, die auf fremden Boden versetzt war?
Und welcher Mensch, wenn er auch von gelinderem Himmelsstrich daherwanderte,
würde bei so einem Anblick kalt und unempfindlich bleiben?
Bei allen Sternen, das Mädchen wird mich noch um meinen Verstand bringen!
Das Feuer, das in mir glimmt, wird mich noch verzehren. (Er sieht sich allenthalben um.) Wenn ich wüßte - daß ich so ganz allein und unbelauscht
wäre, ich wagte es noch einmal. (Er macht sich Wind mit beiden Händen.)
Es ist doch eine verdammt närrische Sache um die Liebe! Ein Küßchen, dächte ich, ließe sich
entschuldigen. Alles fühlt der Liebe Freuden,
Schnäbelt, tändelt, herzt und küßt;
Und ich sollt 'die Liebe meiden,
Weil ein Schwarzer häßlich ist!
Ist mir denn kein Herz gegeben?
Ich bin auch den Mädchen gut!
Immer ohne Weibchen leben,
Wäre wahrlich Höllenglut!
Drum so will ich, weil ich lebe,
Schnäbeln, küssen, zärtlich sein!
Lieber guter Mond vergebe,
Eine Weiße nahm mich ein.
Weiß ist schön! Ich muß sie küssen;
Mond, verstecke dich dazu!
Sollt' es dich zu sehr verdrießen,
O so mach die Augen zu!
(Er schleicht langsam und leise hin.) Königin (gebietend zu Monostatos)
Zurück!
Pamina (erwacht)
Ihr Götter!
Monostatos (prallt zurück)
O weh! Das ist - wo ich nicht irre, die Göttin der Nacht.
(Steht ganz still.) Pamina
Mutter! Mutter! Meine Mutter!
Monostatos
Mutter? Hm! Das muß man von weitem belauschen.
(Schleicht nach hinten ab.) Königin
Verdank es der Gewalt, mit der man dich mir entriß, daß
ich noch deine Mutter mich nenne. Wo ist der Jüngling,
den ich an dich sandte?
Pamina
Ach, Mutter, der ist der Welt und den Menschen auf ewig entzogen.
Er hat sich den Eingeweihten gewidmet.
Königin
Den Eingeweihten? Unglückliche Tochter! Nun bist du auf ewig mir entrissen.
Pamina
Entrissen? O fliehen wir, liebe Mutter! Unter deinem
Schutz trotz ich jeder Gefahr.
Königin
Schutz? Liebes Kind, deine Mutter kann dich nicht mehr schützen.
Mit deines Vaters Tod ging meine Macht zu Grabe.
Pamina
Mein Vater - Königin
Übergab freiwillig den siebenfachen Sonnenkreis den Eingeweihten.
Diesen mächtigen Sonnenkreis trägt Sarastro auf seiner Brust.
Als ich ihn darüber beredete, so sprach er mit gefalteter Stirn:
"Weib, meine letzte Stunde ist da - alle Schätze, so ich allein besaß,
sind dein und deiner Tochter."
- "Der alles verzehrende Sonnenkreis" - fiel ich ihm hastig in die Rede
- "Ist den Geweihten bestimmt", antwortete er,
"Sarastro wird ihn so männlich verwalten wie ich bisher.
Und nun kein Wort weiter; forsche nicht nach Wesen,
die dem weiblichen Geist unbegreiflich sind. Deine Pflicht ist, dich und deine
Tochter der Führung weiser Männer zu überlassen."
Pamina
Liebe Mutter, nach alledem zu schließen, ist wohl auch
der Jüngling auf immer für mich verloren?
Königin
Verloren, wenn du nicht, ehe die Sonne die Erde färbt,
ihn durch diese unterirdischen Gemächer zu fliehen beredest.
Der erste Schimmer des Tages entscheidet, ob er ganz dir
oder den Eingeweihten gegeben ist.
Pamina
Liebe Mutter, dürft' ich den Jüngling als Eingeweihten
denn nicht auch ebenso zärtlich lieben, wie ich ihn jetzt liebe?
Mein Vater selbst war ja mit diesen weisen Männern verbunden.
Er sprach jederzeit mit Entzücken von ihnen, preiste ihre Güte
- ihren Verstand - ihre Tugend. Sarastro ist nicht weniger tugendhaft.
Königin
Was hör ich! Du, meine Tochter, könntest die
schändlichen Gründe dieser Barbaren verteidigen? So
einen Mann lieben, der, mit meinem Todfeind
verbunden, mit jedem Augenblick nur meinen Sturz
bereiten würde? Siehst du hier diesen Stahl? Er ist für
Sarastro geschliffen. Du wirst ihn töten und den
mächtigen Sonnenkreis mir überliefern.
Pamina
Aber liebste Mutter!