Liebes Tagebuch!
Heute war ich kurz auf dem Markt und wollte danach noch etwas bummeln.
Da fällt mir das Zelt am Rand des alten Marktplatzes auf.
Das habe ich zuvor nie gesehen.
Anscheinend ist eine Wahrsagerin in der Stadt.
Neugierig gehe ich näher.
Sie starrt mich an.
Ich starre sie an.
»Samira, bist du das?«, frage ich.
Sie lacht.
»Mara!«, erkennt sie mich als alte Schulfreundin.
Wir haben uns ewig lange nicht mehr gesehen.
Herzliche Begrüßung.
Samira war in der Schule ein wenig eine Außenseiterin.
Aber ich mochte sie und wir verstanden uns gut.
Sie sah halt Geister und ich sah Feen.
Irgendwie haben wir beide auf unsere Art gesponnen.
Samira hat gerade keine Kundschaft.
Also gehen wir ins Zelt und plaudern.
Und irgendwann erzähle ich von meinem Haus und auch davon,
dass das Wohnzimmer viel zu klein ist und dass ich überlege,
das Playmozimmer zu halbieren, um das Büro dort noch reinzuquetschen.
»Das würde dich nicht glücklich machen«, stellt Samira lächelnd fest.
Damit hat sie recht.
»Was soll ich sonst tun?«, überlege ich laut.
»Zieh eine Karte«, schlägt Samira fröhlich vor.
Ich halte eigentlich nichts von Wahrsagerei. Die ist mir etwas unheimlich.
Aber ich ziehe die Karte.
Samira legt weitere Karten dazu, schaut in ihre Kristallkugel
und sagt dann geheimnisvoll:
»Es ist deine Wahl. Du kannst dein Leben träumen.
Oder du lebst deinen Traum. Beides ist möglich.«
Die Antwort gefällt mir.
Draußen wartet nun Kundschaft und ich sollte gehen.
Ich will sie bezahlen, aber Samira lehnt ab.
»Vielleicht machst du in deinen Geschichten irgendwann
ein wenig Werbung für mich«, schlägt sie zum Ausgleich vor.
»Ich habe viele interessante Begegnungen. Und wenn du je
deine Einweihungsparty machst, vergiss nicht, mich einzuladen.«
Das verspreche ich gerne.
Wir verabschieden uns herzlich voneinander.
Den Rest des Tages denke ich jetzt über meine beiden Möglichkeiten nach.