Nun kommt ein Bericht aus der Zwischenzeit, also der Zeit zwischen den Conventions. Vorab möchte ich sagen, dass ich hierauf mehr als stolz bin, auch wenn viele es nicht verstanden haben, warum wir 2008 keine Convention gemacht haben, sondern diese kleine Veranstaltung eingeschoben hatten.
Aus meinen Erinnerungen – Die Dauerausstellung 2007/2008 im Stadtmuseum Wolfsburg
Das Jahr 2006 war ein sehr turbulentes Jahr für meine Frau und mich, konntet ihr ja bei den Erinnerungen an die Playmo-Convention 2006 und 2007 nachlesen. Am Ende der Erinnerungen zu der Playmo-Convention 2007 schrieb ich ja davon, dass wir uns etwas Interessantes an Land ziehen würden. Nun zeigt sich beim Aufarbeiten der Erinnerungen, dass wir bereits im April 2006 eine Anfrage vom Stadtmuseum Schloss Wolfsburg erhalten hatten.
Von: Name ist dem Autor bekannt
Gesendet: Mittwoch, 12. April 2006 11:39
An: info(at)playmo-convention.de
Cc: Betreff: Anfrage: Playmobil- Ausstellung
Sehr geehrter Herr Zilz,
mit großem Interesse habe ich im Februar über Ihre große Playmobil-Sammlung gelesen und Ihre Convention-Aktivitäten verfolgt. Könnten Sie sich auch vorstellen, einmal mit uns im Stadtmuseum eine Ausstellung zu gestalten? Wir arbeiten sehr gern mit Privatsammlern zusammen und haben hier oft schon eine sehr gute Resonanz gefunden (z.B. Lego-Ausstellung in zehn Wochen 10.000 Besucher). Terminlich käme möglicherweise Spätherbst/Jahreswende 2007/2008 in Frage. Wenn ich Sie für das Projekt interessieren könnte, würde ich mit meiner Kollegin gern einmal zu Ihnen kommen, um die Sammlung anzusehen und alles Weitere zu besprechen. Über eine Rückmeldung - gern als Mail - würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. XXXXXXXXXXXXXXXXX Leiterin der Historischen Museen: Stadtmuseum Schloss Wolfsburg / Hoffmann-von-Fallersleben-Museum
Büro: Schloss Wolfsburg / Remise - 38448 Wolfsburg
Ich erinnere mich daran, dass ich seinerzeit die Mail eine Woche später beantwortet habe:
Von: Frank Zilz
Gesendet: Mittwoch, 19. April 2006 21:54
An: XXXXXXXXXXXX
Betreff: AW: Anfrage: Playmobil- Ausstellung
Hallo Frau XXXXXXXXXXX,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich denke Sie verstehen, dass ich erst jetzt zur Beantwortung komme, im Moment versuchen wir gerade die Playmo-Convention 2006 zu verarbeiten.
Zur Ihrer Anfrage möchte ich Ihnen unser Interesse bekunden, d.h. wir, also meine Frau und ich könnten uns schon vorstellen eine Ausstellung im Stadtmuseum zu gestalten. Wir denken auch der ein oder andere bundesweite oder internationale Sammler wäre an einer derartigen Ausstellung interessiert. Zum Glück sind meine Frau und ich im Playmobil-Sammlerforum organisiert, so, dass wir auf die Mithilfe der Sammler und Aussteller der Convention bauen könnten.
Zurzeit jedoch sind meine Frau und ich damit beschäftigt, die Dioramen der vergangenen Ausstellung wieder in die Sammlung einzureihen, was sehr viel Zeit beansprucht. Gerne können wir einen Besuchstermin vereinbaren, allerdings gehen wir nicht von einem Termin vor Ende Mai aus. Im Übrigen haben wir bereits den nächsten Convention-Termin festgelegt und stecken auch dort wieder in den ersten Vorsondierungen in Sammlerkreisen, sowie bei Spielzeugläden und Sponsoren der Region.
Gerne können sie uns anrufen und einen Besuchstermin vereinbaren, bei dem wir auch gerne alles Weitere besprechen könnten. Unsere Telefonnummer ist die: XXXXXXXXX
Meine Frau ist hierbei genauso gut Ansprechpartner wie ich selber, da wir auch gemeinsam die Convention geplant haben und werden.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Zilz
Nach diesen Mails hatten wir erstmal fast 6 Monate nichts mehr vom Stadtmuseum gehört und dann, wir hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben, erhielten wir die Zusage für die Ausstellung:
Ein ereignisreiches Jahr, dieses 1974: Die Produktion des VW Golf beginnt, die DFB-Elf wird Fußball-Weltmeister und – die ersten Playmobil-Figuren erscheinen im Spielzeughandel.
Noch ahnt niemand, dass die lächelnden, genau sieben-einhalb Zentimeter großen Plastik-Persönchen einmal in Millionen Kinderzimmern für Spielspaß sorgen und ihrem bayerischen Hersteller einen Millionenumsatz bescheren werden. Das Rollenspiel mit Playmobil hat dabei die vielfältigsten Schauplätze: Das „wahre Leben“ mit Bauarbeitern und Polizisten, Wohnmobil und Reiterhof findet sich ebenso wie die Phantasiewelt der Ritterburgen, Indianerzelte oder Pirateninseln.
Unterstützt von Sammlern und Modellbauern aus der bunten Szene der Playmobil-Fans lädt das Stadtmuseum zu einer Reise in die Siebziger und ins Playmobil-Universum. Da gibt es ein Wiedersehen mit den einfach ausgestatteten Figuren der Anfangsjahre und mit längst vom Markt verschwundenen Serien. Aber auch die aktuellen Spielwelten lassen sich in phantasievollen Dioramen neu entdecken. Und bewundernd schaut man auf die Kreationen von „Customizern“, jenen Playmobil-Freunden, die ihre Figuren liebevoll und individuell verändern und ergänzen.
Längst ist „Playmo“ mehr als „nur“ ein Spielzeug: Die Figuren dienen der Feuerwehr zur Ausbildung, Harald Schmidt erklärte uns mit ihnen im Late-Night-Fernsehen die Welt, und immer öfter tauchen sie als Illustrationen und in der Werbung auf. So wird der Ausstellungsbesuch zu einem vergnüglichen Erlebnis für alle jungen und erwachsenen Playmobil-Fans – Spielspaß und Erinnerungen inbegriffen.
Es ist nun an der Zeit Mitstreiter für die Veranstaltung zu finden, ich informiere die Mitglieder des Playmo-Portals und mache mich daran, die Themen mit dem Stadtmuseum abzuklären. Nicht ich wähle die Themen aus, sondern Dr. Steinert und Frau Dr. Greffrath. Ich schlage nur mögliche Leihgeber vor. Es zeigt sich, dass auch das Thema Customizing eine eigene Vitrine bekommen soll, ich plane für mich, was dort zu sehen sein soll. Nur kurz nach dem Beginn der Gespräche kommt es zu einem Eklat im Playmo-Portal, diverse Forenmitglieder werden aus dem Portal geworfen, die einstige Sammlergemeinschaft beginnt beinahe zu zerbrechen. Aber darüber werde ich noch an anderer Stelle genauer berichten, ich finde, dass dieses Thema unbedingt aufgearbeitet werden muss.
Im Hintergrund machen wir also weiter und planen für das Jahresende 2007. Es ist mittlerweile August 2007 geworden. Playmobil beteiligt sich nicht wirklich an der Ausstellung, ehrlich gesagt habe ich das erwartet, sie machen sich ja sonst eigene Konkurrenz. Immerhin stellen die einige Dinge für die Spielecke zur Verfügung und bewerben auch die Ausstellung auf ihrer Webseite. Ende August suche ich noch weiterhin nach Leuten die, was zu den gewünschten Themen beitragen könnten. Es zeigt sich, dass wir relativ schnell all das zusammen haben, was wir benötigen. Dr. Steinert entwickelt dabei ein Faible für Playmobil und erweist sich in der gesamten Zeit als jemand, mit dem man gerne zusammenarbeitet. Die Gespräche mit Geobra zeigen, dass man selber eine größere Veranstaltung in den Niederlanden plant und fragt mich ob ich hierbei nicht mit Kontakten zu Sammlern helfen könnte. Ich biete natürlich meine Unterstützung an.
Jahre später wird mir von einigen „Sammlern“ vorgeworfen, ich hätte mich bzgl. dieser Veranstaltung mit fremden Federn geschmückt. Ich kann diese beruhigen, ich sprach bereits gut ein Jahr vor diesen mit Geobra und auch 2007 hatte ich bereits das erste Mal nach Standplatten für meine Aussteller gefragt. Ich bekam die Standplatten zugeschickt und wir konnten die Ausstellung im November eröffnen. Im Laufe der Zeit besuchen 17.302 Besucher die Ausstellung und sind insgesamt sehr begeistert. Wir sind im Laufe der Zeit auch mehrere Male vor Ort und erfreuen uns immer wieder, über diese kleine, aber sehr feine Ausstellung.
Leider gibt es natürlich auch wieder unter den „Sammlern“ Motzer, die enttäuscht sind, dass nicht hunderte von Exponaten und bombastische Effekte zu sehen waren. Diese haben leider die Veranstaltung nicht verstanden, es ging nicht darum, die Playmo-Convention 2008 auf kompaktem Raum darzustellen, sondern die Leute an die 70er und das Spielzeug Playmobil zu erinnern. Dies ist uns dabei sicherlich mehr als gut gelungen. Schön ist, dass wir im Laufe der Ausstellung viel positives Feedback erhalten und Kontakt zu den Leuten der Wobstories, dem Internet-TV Wolfsburgs hergestellt wird. Wir werden gefilmt, interviewt und können für unser Hobby Playmobil Werbung machen. Eine tolle Sache… Als der Filmbeitrag ins Internet gestellt wird, sind wir begeistert, der ist richtig klasse geworden.
Seit diesem Tage begleiten uns die Kameraleute von Wobstories auf unseren Wegen. Irgendwie entsteht eine interessante Beziehung zwischen uns, Olaf, der leitet das Team und ich merken, das da viel mehr Potential in dem Thema Customizing steckt, als man anfänglich glaubte. Wir sprechen sehr lange miteinander und planen für die Zukunft eine weitere Zusammenarbeit. Während der Gespräche wird mir immer klarer, was diese Ausstellung in mir ausgelöst hat. Ich denke intensiv über die Möglichkeit nach, die Ausstellung durch Deutschland reisen zu lassen, verwerfe den Gedanken aber, weil es nicht überall einen Dr. Steinert geben wird und einfach zu viel an uns hängen bleiben würde. Einerseits das finanzielle Risiko und andererseits die Ungewissheit ob das Thema überhaupt laufen würde. Allerdings bleibt mir der Arbeitstitel dieses Konzepts „Playmo-Convention on tour“ noch lange im Gedächtnis. Schade drum, aber man kann nicht alles haben.
Normalerweise sollte die Ausstellung im Februar beendet sein, allerdings wurde sie dann doch noch bis nach Ostern verlängert und fand eine derart gute Resonanz, dass auch heute noch bei jedem Bericht über das Stadtmuseum, immer wieder die Ausstellung ganz oben steht. Das ist schon eine bedeutende Sache und auch was für die Ewigkeit, zumindest aber in unseren Herzen und Erinnerungen. Wie ich finde, ist dies eine wirklich gelungene Veranstaltung, auf die wir und auch alle anderen, die beteiligt waren, sehr stolz sein können.
Ein paar Anekdötchen noch…
Die kleine, aber sehr feine und vor allem super besuchte Börse im Gewölbekeller des Wolfsburger Schlosses, lässt mich auch heute noch immer davon schwärmen. Die Lokation hat mir so gut gefallen, dass ich dort jederzeit wieder eine Börse veranstalten würde oder dies empfehlen würde.
Die weihnachtlich geschmückten Dioramen während der Ausstellung und dann nach der Verlängerung, die um dekorierten österlichen Dioramen, waren auch was Besonderes. Meine Vitrine lebte ja auch förmlich und musste zweimal umgestaltet werden, weil ein großer LKW Einzug gehalten hatte.
Die Berichte über meine Playmo-Fußballer vom VfL Wolfsburg in der Stadionzeitung und die Abbildung vom damaligen Trainer.
Die Flasche Zirndorfer Landbier die die gesamte Ausstellung in meiner Vitrine verbrachte und am Ende von Dr. Steinert ausgetrunken werden durfte.
Diese und die vielen anderen Kleinigkeiten bestärkten mich, nach so schweren Zeiten in 2006, dass die Sammlergemeinschaft doch vorhanden war. Die die uns unterstützt haben, waren jedenfalls alle begeistert und ich finde im Nachhinein, war es bislang eine der schönsten, wenn auch kleinsten Ausstellungen. Aber es hat sich jeder Moment, jede Sekunde dafür gelohnt. Das war mal richtig geil…und ich war mehr als stolz so etwas Schönes veranstaltet zu haben. Ich finde und ich war zumindestens bis 2011 auf allen Ausstellungen, dass diese Ausstellung aufgrund der toll gemachten Vitrinen und der Beiträge der Sammler und des Kurators bislang die schönste Daueraustellung in Deutschland war und wohl auch bleiben wird.