Ich gebe Bruno ein Zeichen, dass er Beerchen nicht länger
hinter sich verstecken soll. Der kleine Drache kommt langsam
näher. Er scheint keine Angst zu haben. Neugirig hebt er das
Köpfchen, reckt sich dem Königsdrachen entgegen. Ich bin
nicht sicher, ob ich das richtig gesehen habe. Aber ich hatte
den Eindruck, als wenn der große Drache das Baby leicht anhaucht –
und der Atem des Drachens ist ein großer und wirksamer Segen!
»Ich sehe ein, dass Asala nicht der richtige Ort für das Kleine
ist«, gebe ich zu. »Kann deine Weisheit mir raten, wohin ich
mich mit ihm wenden soll?«
»Anderswelt ist überall«, meint er bedeutsam.
»Ich weiß«, gebe ich zu. »Aber als Nichtbewohner der Anderswelt
brauche ich womöglich doch eine etwas genauere Richtung.«
Der Drache kümmert sich zunächst um seine Krieger, die
sehnsüchtig auf seinen Blick und seine Worte gewartet haben.
Ich möchte Beerchen trösten. Doch das ist gar nicht nötig.
Der kleine Drache ist nicht nur völlig furchtlos, sondern
viel fröhlicher als je zuvor.
»Knüpft eure Fangnetze zusammen«, verlangt der Königsdrache
unvermittelt. »Befestigt sie oben am Turm und führt die Gäste hinein.«
»Es geschieht alles nach deinem Willen«, verspricht Chin
eilig und gibt entsprechende Anweisungen.
Der Königsdrache nickt nur, schwingt sich in die Lüfte und
kreist dann über Asala. So hat er alles im Blick und wird
zugleich auch schon von weitem gesehen, was garantiert
verhindert, dass sich nun einer der Ninjas naht.
Die Aufgabe ist schnell erledigt. Meine Begleiter sind schon
oben auf dem Turm. Ich will mich noch von Chin verabschieden
und vor allem auch wissen, was das Netz bedeuten soll.
»Niemand kann den Königsdrachen reiten«, lächelt Chin.
»Unser Herr wird euch auf den Weg bringen, nach dem du gefragt hast.«
»In einem Netz?«, zweifle ich.
Meine Begleiter zweifeln nicht. Die Kikis springen mit einem
Freudenschrei ins Netz, baumeln hoch oben am Turm.
Bruno ist skeptisch. Er klettert fast an den Maschen hinauf.
Beerchen hüpft.
»Na denn, warum nicht«, lacht Catty und lässt sich fallen.
Der Königsdrache senkt sich etwas ab, ergreift das Netz
und zieht uns darin mühelos nach oben.
»Ich bringe euch nach Anderswelt«, ruft er uns zu. »Doch
seid auf der Hut. Womöglich seid ihr nicht willkommen.«
»Ist es weit?«, will Catty wissen.
Das ist es wohl, denn wir sind lange unterwegs. Die Landschaft
ändert sich. Aus dem felsigen Asala wird grünes Land. Der Flug
ist herrlich, aber nicht bequem.
So in einem Netz hängend fühle ich mich reichlich hilflos.
Catty und die Kikis aber empfinden pures Vergnügen.
Ich hoffe nur, wir gelangen so wirklich in Beerchens Heimat.