Liebes Tagebuch!
Der Blütenturm öffnet sich endlich.
Die Königin schaut auf ihre Volk.
Die Elfen verstummen und sehen erwartungsvoll zu ihr hinauf.
Eine seltsame Spannung liegt in der Luft.
Selbst der Wind schweigt.
Sie schwebt herab und ignoriert dabei völlig unsere Anwesenheit.
Sie schenkt uns nicht einmal einen Blick. Aber sie richtet sich
an die Priesterin und macht ihr heftige Vorwürfe.
»Du durftest sie nicht zu uns bringen«, herrscht sie die Elfe an.
»Nun beende dein Werk und töte sie, sie alle.«
»Alle? Unser Gesetz verlangt, dass eindringende Menschen zu
Elfen transformiert oder getötet werden. Von blauen Wesen
und kleinen Drachen spricht es nicht.«
»Wage es nicht, mir zu widersprechen!«, ruft die Königin da aus.
»Langsam, langsam«, mische ich mich nun hastig ein. »Wir
sind nicht hier, um zu bleiben. Schau diesen kleinen Drachen
an, Königin. Er sucht seine Mutter.«
»Mütter verlieren ihre Kinder«, antwortet sie voll Bitterkeit.
»Das ist so und geht uns nichts an.«
»Ja, klar.« Ich werde langsam wütend. »Weil du verloren hast,
müssen alle leiden. Dein Kummer soll das Leid aller sein. Keine
Kinder, keine Blumen, keine Tiere – nur verbittertes Ausharren.
Als Königin bist du die Mutter deines Reiches – und du verrätst
alle deine Kinder.«
Sie hebt ihren Zauberstab, was bestimmt eine sehr bedrohliche
Geste ist. Die Priesterin legt mir rasch die Hand auf die Schulter.
»Mäßige dich, Mara«, bittet sie.
»Habe ich Unrecht?«, murre ich.
»Du bist anmaßend«, schränkt sie ein.
Die Königin lässt ihren Stab sinken.
Alle Elfen hier haben ja gehört, was wir sprachen.
Sie sehen nicht sehr glücklich aus.
Vielleicht empfinden sie ja wirklich das, was ich aussprach.
»Verlasse mein Reich, sofort«, verlangt die Königin nun mit
entschiedener Stimme. »Mehr Gnade kann es für dich nicht geben.«
Ich begreife, dass sie noch immer einen Angriff der Drachen aus
Asala fürchtet. Nur deshalb will sie mich gehen lassen.
Es ist wirklich besser, nun nachzugeben.
Ich nickte ergeben und wende mich meinen Begleitern zu.
»Wir gehen nach Hause«, beschließe ich. »Hier ist wahrlich
kein Ort der Freude mehr. Hier sollte Beerchen nicht sein.
Es hat Besseres verdient.«