Jurkon, der die letzte Wache übernommen hatte, weckte seine Begleiter am nächsten Morgen. Nachdem sie gegessen und getrunken hatten, beluden sie die Flöße. Grandor schaute nach dem Wolf, konnte ihn aber nicht entdecken. „Was suchst du?“ fragte Torim den Magier. „Nichts. Ich dachte, ich hätte etwas gehört.“ antwortete ihm der Magier, zuckte aber zusammen als er die Stimme des Wolfes wieder in seinem Kopf hörte. „Ich werde euch am Ufer entlang begleiten. Ich will deine Begleiter nicht beunruhigen.“ Beruhigt bestieg Grandor als letzter sein Floß.
Die sechs Königreiche Teil II: Die dunkle Nacht
Moderatoren: KlickyWelt-Team, Littledive, Jedi, Junker Jörg, KlickyWelt-Team
Re: Die sechs Königreiche Teil II: Die dunkle Nacht
Kapitel VI.
Jurkon, der die letzte Wache übernommen hatte, weckte seine Begleiter am nächsten Morgen. Nachdem sie gegessen und getrunken hatten, beluden sie die Flöße. Grandor schaute nach dem Wolf, konnte ihn aber nicht entdecken. „Was suchst du?“ fragte Torim den Magier. „Nichts. Ich dachte, ich hätte etwas gehört.“ antwortete ihm der Magier, zuckte aber zusammen als er die Stimme des Wolfes wieder in seinem Kopf hörte. „Ich werde euch am Ufer entlang begleiten. Ich will deine Begleiter nicht beunruhigen.“ Beruhigt bestieg Grandor als letzter sein Floß.
Re: Die sechs Königreiche Teil II: Die dunkle Nacht
So setzten sie ihre unterbrochene Fahrt auf dem Fluss des Lebens fort. Abends legten sie wieder am Ufer an, gönnten den Pferden etwas Auslauf und auch sich selbst etwas Erholung von dem schwankenden Floß. Selbst Nuba, die die ungewohnte Fortbewegungsart anfangs genoss, sehnte sich nach einer Abwechslung zu der eintönigen Floßfahrt. Auch Grandor begrüßte die allabendlichen Lager an Land, konnte er doch so seine Studien mit den Wölfen fortsetzen. Die Wölfe kamen zu seiner Wache, und während Arn Grandor unterrichtete, übernahmen die anderen Grandors Wachdienst. Der Magier lernte schnell, und der große Graue war mit seinem Schüler sehr zufrieden.
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Am vierten Tag ihrer Flussreise verspürte Grandor schlagartig heftige Kopfschmerzen, und es erschien ihm, als packe ihn eine eiserne Faust. Er bekam nur noch keuchend Luft. „Was ist mit dir?“ „Ich weiss es nicht, Nuba. Etwas bedrückt mich. Suchend schaute der Magier sich um, dann ließ der Druck genauso plötzlich wieder nach, wie er gekommen war, und Grandor konnte wieder frei atmen. „Es ist vorbei.“ Erleichtert atmete er auf und schüttelte sich wie ein nasser Hund. Danach ging es ihm wieder etwas besser.
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Doch bei seiner Lehrstunde mit dem Wolf sprach dieser das Ereignis vom Nachmittag an. „Hast du auch die Beklemmung heute nachmittag gespürt?“ „Ja, es war, als ob die Luft aus meinen Lungen herausgepresst würde. Was war das?“ „Wir wissen es nicht. Es begann bereits vor vielen Monaten. Eine große Anzahl Menschen zog ins Himmlische Massiv. Einige von uns wollten ihnen aus Neugierde folgen, aber sie kehrten nicht zurück. Wieder und wieder versuchten es Andere. Aber der Geist der wenigen, die zurückkehrten, war verwirrt. So untersagten die Uralten weitere Erkundungen in das Himmlische Massiv. Doch dieses Ereignis bestätigte uns, dass wir Kontakt zu den Menschen aufnehmen mussten, zu Menschen, denen wir vertrauen können.“
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Nach einer Woche auf dem Fluss hatte die kleine Gruppe endlich das Meer erreicht. Keiner der sechs Menschen war jemals soweit im Westen gewesen oder hatte jemals eine so große Wasserfläche gesehen. Die blauen Fluten erstreckten sich bis zum Horizont. Ergriffen bestaunten sie diesen für sie neuen Teil ihrer bekannten Welt. Doch dann wechselte ihr Gesichtsausdruck von Erstaunen zu Ratlosigkeit. „Wie sollen wir die Fischmenschen finden?“
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„Davon haben die Legenden nichts berichtet. Ich schlage vor, wir fahren mit einem Floß auf das Meer hinaus und tauchen. Vielleicht finden wir so eine Spur von ihnen.“ Sie diskutierten über Torims Vorschlag. Da aber niemand einen besseren Vorschlag machen konnte, beschlossen sie, diesen Plan am nächsten Tag in die Tat umzusetzen. Der Himmel war bedeckt, und die Sonne konnte man hinter den Wolken nur erahnen. So schlugen sie ihr Lager am Strand auf. Nuba griff nach ihrem Speer und nahm Richtung auf das Meer.
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Mersan eilte der Nomadenfrau hinterher. „Wo willst du hin?“ „Ich besorge uns Fisch für das Abendessen als Abwechslung im Speiseplan.“ Mersan verzog das Gesicht. „Ich halte das für keine gute Idee.“ „Magst du keinen Fisch?“ lachte Nuba. „Doch, aber wer weiß, wie die Fischmenschen darauf reagieren, wenn wir in ihren Gewässern jagen?“ „Gehört der Wald, der Fluss und das Meer nicht allen? Hat nicht jeder das Recht dort frei zu jagen?“ „Wo ich zu Hause bin, gehören die Wälder meinem Vater. Nur seine Jäger und Pächter dürfen dort das Wild jagen.“ „Pächter?“ „Menschen, die dafür bezahlen, dass sie das Wild jagen dürfen.“ Nuba schüttelte den Kopf. „Ihr Hellhäutigen seid seltsam. Ihr fahrt frei auf dem Wasser, aber wer jagen will, muss dafür bezahlen.“
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„Nun gut“, Nuba schulterte den Speer, „kehren wir also zu den anderen zurück.“ Mersan hielt sie auf, „heute erreichen wir nichts mehr. Möchtest du mich zu einem kleinen Strandspaziergang begleiten?“ „Wozu soll das gut sein?“ Verblüfft über diese Antwort stotterte Mersan, „... um uns die Beine zu vertreten und den Sonnenuntergang zu sehen ...“ Nuba fand allmählich Gefallen an ihrem Gegenüber. Er war stark und mutig, und er war so ganz anders als die Männer ihres Stammes. Sie willigte ein. Seite an Seite gingen sie am Strand entlang, und die Wellen schlugen sanft ans Ufer.
Fortsetzung folgt ...
Fortsetzung folgt ...
- Corporal Steagle
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- Registriert: Dienstag 10. März 2009, 20:37
Re: Die sechs Königreiche Teil II: Die dunkle Nacht
Meister,
es ist immer wieder auf´s neue ein
unbeschreiblicher Genuss
deine Geschichte(n) zu lesen und die Bilder zu bestaunen!
es ist immer wieder auf´s neue ein
unbeschreiblicher Genuss
deine Geschichte(n) zu lesen und die Bilder zu bestaunen!
Re: Die sechs Königreiche Teil II: Die dunkle Nacht
Schöner kann man es nicht ausdrückenCorporal Steagle hat geschrieben: Meister,
es ist immer wieder auf´s neue ein
unbeschreiblicher Genuss
deine Geschichte(n) zu lesen und die Bilder zu bestaunen!
Re: Die sechs Königreiche Teil II: Die dunkle Nacht
Das sind mal Bildergeschichten, die ihren Namen verdienen! Ich hoffe, lieber Vauban, dass Du uns auch weiterhin mit Deinen tollen Beiträgen begeisterst! Bitte weiter so!
Re: Die sechs Königreiche Teil II: Die dunkle Nacht
Kapitel VII.
Eine Weile gingen Nuba und Mersan stumm nebeneinander her. Dann begann Mersan, Nuba zu ihrem Nomadenleben zu befragen. Bereitwillig antwortete sie ihm und stellte im Gegenzug Fragen über die Königreiche. Immer weiter entfernten sie sich von der Flussmündung. Die Sonne näherte sich immer weiter der Wasseroberfläche. Ein leichter Wind kam auf. Allmählich dachten sie daran, zu ihren Gefährten zurückzukehren. Da zeigte Nuba noch ein Stück weiter. Ihre scharfen Augen hatten etwas gesehen. B5059: Nuba zeigt auf etwas
„Dort hinten steht eine Hütte.“ Mersan schaute in die Richtung ihrer ausgestreckten Hand. „Tatsächlich, das könnte eine Hütte sein. Anscheinend sind wir nicht die einzigen Menschen hier am Westmeer. Lass uns noch bis zu dieser Hütte gehen.“ Sie setzten ihren Weg bis zu der Hütte fort. Niemand war zu sehen. „Hallo, ist hier jemand?“ riefen sie und gingen um die Hütte herum.
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Auf der kleinen Veranda der Hütte fanden sie einen alten Mann. Er schlief tief und fest. Mersan trat zu dem Alten hin und tippte ihm auf die Schulter. „Hallo, alter Mann.“ Aber der Mann reagierte nicht. Daraufhin schüttelte der Prinz aus dem Seenland den Schlafenden leicht. Die tiefen Atemzüge des Alten hörten auf. „Lass mich in Ruhe, ich will noch schlafen“, murmelte er mit geschlossenen Augen und versuchte sich wegzudrehen. Doch die Bewegung hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht, und er rutschte von der Bank, auf der er gesessen hatte.
Re: Die sechs Königreiche Teil II: Die dunkle Nacht
Er öffnete die Augen und sah seine Besucher. „Bei Harkoons Dreizack, ich habe Gesellschaft.“ Mühsam versuchte er vom Boden aufzustehen, doch es gelang ihm nicht. „Junger Mann, hättest du die Güte mir aufzuhelfen? Meine Beine wollen nicht so, wie ich es will.“ Mersan half dem alten Mann wieder auf. Mit zittrigen Beinen setzte der Greis sich wieder auf die Bank. „Ich bitte um Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber wir waren erstaunt, hier am Westmeer noch einen anderen Menschen zu finden.“
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„Ja, ja. In diese Gegend verirrt sich nur selten Besuch.“ Die Stimme des Alten klang dünn. „Was führt euch hierher?“ „Wir sind auf der Suche nach den Fischmenschen. Kennst du sie? Hast du schon mal einen gesehen?“ „Die Fischmenschen, ja die leben hier. Also nicht hier bei mir, sondern im Wasser, ja, da leben sie.“ Der Alte starrte auf die See. „Und? Hast du schon mal einen gesehen? Kann man mit ihnen reden?“ „Mit wem?“ „Mit den Fischmenschen.“ „Ja, ja, bei Harkoons Dreizack, ich habe sie gesehen.“ Wieder schwieg der Greis und starrte auf die See.