Fredeswinds Märchenschatztruhe
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- Fredeswind
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Tom Tit Tot (englisches Märchen)
Zwei Schritte ging sie zurück, sah ihn an und lachte hell auf, dann wies sie mit dem Finger auf ihn und sagte:
„Nimmy nimmy not,
Dein Name ist Tom Tit Tot.“
Mit schrillem Geschrei flog der Kobold davon in die Finsternis und wurde nie wieder gesehen.
EIf Monate lang genoss die junge Königin nun wieder das schönste Leben in angenehmer Gesellschaft, bis der zwölfte Monat herannahte. Da sagte ihr Gemahl: „Also, meine Liebe, heute ist der letzte Tag des elften Monats und ab morgen musst du wieder jeden Tag fünf Spindeln vollspinnen.“ Daran hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht, denn sie glaubte fest, dass er das längst vergessen hätte. Was sollte sie nun bloß machen?
Auf Tom Tit Tot konnte sie nicht mehr rechnen, das wusste sie, aber selber spinnen konnte sie auch nicht. Das würde jetzt herauskommen! Wieder setzte sie sich auf einen Stuhl, diesmal im Häuschen auf dem Hof, und weinte, als wolle ihr das Herz brechen.
„Nimmy nimmy not,
Dein Name ist Tom Tit Tot.“
Mit schrillem Geschrei flog der Kobold davon in die Finsternis und wurde nie wieder gesehen.
EIf Monate lang genoss die junge Königin nun wieder das schönste Leben in angenehmer Gesellschaft, bis der zwölfte Monat herannahte. Da sagte ihr Gemahl: „Also, meine Liebe, heute ist der letzte Tag des elften Monats und ab morgen musst du wieder jeden Tag fünf Spindeln vollspinnen.“ Daran hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht, denn sie glaubte fest, dass er das längst vergessen hätte. Was sollte sie nun bloß machen?
Auf Tom Tit Tot konnte sie nicht mehr rechnen, das wusste sie, aber selber spinnen konnte sie auch nicht. Das würde jetzt herauskommen! Wieder setzte sie sich auf einen Stuhl, diesmal im Häuschen auf dem Hof, und weinte, als wolle ihr das Herz brechen.
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
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Re: Märchen
Ohh, dieses Ende kenne ich gar nicht. Bei mir endet der Text mit den Erraten des Namens. Da bin ich jetzt mal echt gespannt, wie es bei dir endet.
- Fredeswind
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Re: Märchen
Dass der Text mit dem Erraten des Namens endet scheint wohl die gängigere Version zu sein. Auch wenn uns die Erfahrung lehrt, dass Märchen nicht immer logisch sind, würde hier das Märchen unlogisch enden und ein unbefriedigendes Ende finden, denn was tut die Frau in 11 Monaten, wenn sie wieder spinnen muss? Das verrät meine Version aus dem Märchenbuch 'Märchen der Welt, England', doch das geht erst morgen weiter..Artona hat geschrieben:Ohh, dieses Ende kenne ich gar nicht. Bei mir endet der Text mit den Erraten des Namens. Da bin ich jetzt mal echt gespannt, wie es bei dir endet.
Jetzt muss ich erst einmal weg
LG von der Märchenfee Fredeswind
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Re: Märchen
Ischade hat geschrieben:Diese Könige haben doch alle eine Macke, wenn wir ganz ehrlich sind.
Irgendwie schon!
Ischade hat geschrieben:Schönes Märchen!!!
LG von der Märchenfee Fredeswind
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Tom Tit Tot (englisches Märchen)
Da hörte sie es plötzlich an die Tür klopfen. Schnell öffnete sie, und draußen stand, braun wie eine Kaffeebohne, eine Zigeunerin. „Was machst du denn hier, warum weinst du denn so schrecklich?“ fragte sie. „Geh weg, Zigeunerin!“, sagte die arme Königin, „du bist doch zu nichts gut.“ „Sag mir, was dich bedrückt, vielleicht bin ich doch zu was gut.“, sagte die Zigeunerin und sah sie so verständnisvoll an.
Die junge Frau erzählte ihr schließlich alles. „Ist das alles?“, fragte sie dann, „aus solchen Schwierigkeiten habe ich schon anderen Leuten geholfen, und dir werde ich auch helfen.“ „Ah! Aber was willst du dafür haben?“, fragte die junge Frau, denn sie dachte gleich an diesen kleinen boshaften schwarzen Kobold, dem sie beinahe verfallen war. „Ich möchte nur dein schönstes Kleid dafür haben“, sagte die Zigeunerin.
„Das sollst du haben, komm“, rief sie, lief und öffnete ihre Truhe, in der ihr bestes Kleid war. Das gab sie ihr und eine goldene Brosche dazu. Dabei dachte sie: „Auch wenn sie vielleicht nur eine Schwätzerin ist und mir gar nicht helfen kann. Mein bestes Kleid nützt mir ja nichts mehr, wenn ich geköpft bin. Zu verlieren habe ich nicht viel.“
Erfreut besah die Zigeunerin das schöne Kleid und sagte: „Nun musst du all deine Freunde und Bekannten zu einer großen Gesellschaft einladen, zu der ich dann kommen werde.“
Die junge Frau erzählte ihr schließlich alles. „Ist das alles?“, fragte sie dann, „aus solchen Schwierigkeiten habe ich schon anderen Leuten geholfen, und dir werde ich auch helfen.“ „Ah! Aber was willst du dafür haben?“, fragte die junge Frau, denn sie dachte gleich an diesen kleinen boshaften schwarzen Kobold, dem sie beinahe verfallen war. „Ich möchte nur dein schönstes Kleid dafür haben“, sagte die Zigeunerin.
„Das sollst du haben, komm“, rief sie, lief und öffnete ihre Truhe, in der ihr bestes Kleid war. Das gab sie ihr und eine goldene Brosche dazu. Dabei dachte sie: „Auch wenn sie vielleicht nur eine Schwätzerin ist und mir gar nicht helfen kann. Mein bestes Kleid nützt mir ja nichts mehr, wenn ich geköpft bin. Zu verlieren habe ich nicht viel.“
Erfreut besah die Zigeunerin das schöne Kleid und sagte: „Nun musst du all deine Freunde und Bekannten zu einer großen Gesellschaft einladen, zu der ich dann kommen werde.“
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Tom Tit Tot (englisches Märchen)
Da ging die junge Frau zu ihrem Gemahl und sagte: „Mein lieber Mann, weil dies der letzte Abend ist, bevor ich wieder spinnen muss, möchte ich gern eine Gesellschaft geben.“ „Ist gut, meine Liebe“, sagte er. Viele Leute wurden eingeladen und kamen in ihren besten Kleidern; in Samt und Seide und allen möglichen Kostbarkeiten.
Sie schmausten in bester Stimmung an der reichgedeckten Tafel. Nur der jungen Frau klopfte das Herz im Hals, denn wer nicht kam, war die Zigeunerin. Einer der Herren, der sich müde getanzt hatte, sagte, es sei schon spät, er müsse nach Hause. „Nein, nein, bleibt noch ein wenig“, rief die Königin, „lasst uns Blindekuh spielen!“
Sie fingen an zu spielen, da flog die Tür auf und herein trat die Zigeunerin. Gewaschen und gekämmt. Mit dem herrlichen Kleid, sah sie wie eine Königin aus.
„Sapperlot, wer ist denn das?“, fragte der König. „Oh, das ist eine Freundin von mir.“, sagte seine Frau und war gespannt, was die Zigeunerin wohl machen würde. „Was, ihr spielt Blindekuh?“, sagte sie, „da schließe ich mich gern an.“
Sie schmausten in bester Stimmung an der reichgedeckten Tafel. Nur der jungen Frau klopfte das Herz im Hals, denn wer nicht kam, war die Zigeunerin. Einer der Herren, der sich müde getanzt hatte, sagte, es sei schon spät, er müsse nach Hause. „Nein, nein, bleibt noch ein wenig“, rief die Königin, „lasst uns Blindekuh spielen!“
Sie fingen an zu spielen, da flog die Tür auf und herein trat die Zigeunerin. Gewaschen und gekämmt. Mit dem herrlichen Kleid, sah sie wie eine Königin aus.
„Sapperlot, wer ist denn das?“, fragte der König. „Oh, das ist eine Freundin von mir.“, sagte seine Frau und war gespannt, was die Zigeunerin wohl machen würde. „Was, ihr spielt Blindekuh?“, sagte sie, „da schließe ich mich gern an.“
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Tom Tit Tot (englisches Märchen)
Das tat sie; sie hatte aber in ihrer Tasche ein Döschen mit Wagenschmiere, und umherlaufend tunkte sie ihre Hand hinein und beschmierte alle Leute, an denen sie vorbeikam. Es dauerte nicht lange, da rief jemand: „Oh, seht doch, was für ein garstiger Fleck auf meinem Kleid!“ „Weh, auf meinem ist auch einer«, schrie ein anderer, »der muss von dir gekommen sein!“ „Nein, das ist nicht wahr, der meine ist von dir gekommen!“
Bald schrien und zankten alle durcheinander und beschuldigten sich gegenseitig, die Flecken verursacht zu haben. Da kam der König dazu und fragte, was los sei. Die Damen weinten und die Herren schimpften und all die schönen Kleider waren beschmutzt. „Nanu, was ist das?“ Er hatte auf seinem Ärmel einen großen Fleck bemerkt, den hob er sich unter die Nase, schnupperte und sagte: „Das ist Wagenschmiere!“
„Nein, das ist es nicht.“, sagte die Zigeunerin, „das kommt von meiner Hand und ist Spindelschmiere.“ „Was ist denn Spindelschmiere?“, fragte er. „Also“, sagte sie, „zu meiner Zeit war ich eine große Spinnerin, und ich spann und spann und spann, fünf Spindeln am Tag. Und weil ich so viel gesponnen habe, ist das Spindelfett in meine Hände gedrungen, und jetzt kann ich sie so oft waschen, wie ich will, ich beschmutze doch alles, was ich anfasse.
Und wenn deine Frau so viel spinnt, wie ich, wird sie auch voll Spindelschmiere sein, wie ich.“ Der König besah seinen Ärmel, rieb und schnupperte an ihm und sagte dann: „Sieh mal her, meine Liebe, und hör, was ich dir sage. Wenn ich dich noch einmal mit einer Spindel in der Hand sehe, dann wird dir der Kopf abgeschlagen!“ Da brauchte die Königin niemals mehr zu spinnen, und die Geschichte ist nun glücklich zu Ende.
ENDE
Bald schrien und zankten alle durcheinander und beschuldigten sich gegenseitig, die Flecken verursacht zu haben. Da kam der König dazu und fragte, was los sei. Die Damen weinten und die Herren schimpften und all die schönen Kleider waren beschmutzt. „Nanu, was ist das?“ Er hatte auf seinem Ärmel einen großen Fleck bemerkt, den hob er sich unter die Nase, schnupperte und sagte: „Das ist Wagenschmiere!“
„Nein, das ist es nicht.“, sagte die Zigeunerin, „das kommt von meiner Hand und ist Spindelschmiere.“ „Was ist denn Spindelschmiere?“, fragte er. „Also“, sagte sie, „zu meiner Zeit war ich eine große Spinnerin, und ich spann und spann und spann, fünf Spindeln am Tag. Und weil ich so viel gesponnen habe, ist das Spindelfett in meine Hände gedrungen, und jetzt kann ich sie so oft waschen, wie ich will, ich beschmutze doch alles, was ich anfasse.
Und wenn deine Frau so viel spinnt, wie ich, wird sie auch voll Spindelschmiere sein, wie ich.“ Der König besah seinen Ärmel, rieb und schnupperte an ihm und sagte dann: „Sieh mal her, meine Liebe, und hör, was ich dir sage. Wenn ich dich noch einmal mit einer Spindel in der Hand sehe, dann wird dir der Kopf abgeschlagen!“ Da brauchte die Königin niemals mehr zu spinnen, und die Geschichte ist nun glücklich zu Ende.
ENDE
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Re: Märchen
Die Zigeunerin ist klasse! Und so ist das Märchen wirklich runder und logischer.
... Das Ende erinnert mich ein wenig an den Märchentyp "Die drei Spinnerinnen". Ob die beiden verwandten Märchentypen hier zufällig kombiniert wurden oder eigentlich eine ursprüngliche Einheit bilden?
Re: Märchen
Sei gegrüßt,
neben all den vielen tollen Märchen, die Du uns hier so liebevoll präsentierst, ist dieses ein wahre Goldstück, denn nicht nur die Figuren und Szenen sind besonders erfolgreich, sondern auch das Märchen selbst bietet reichlich interessante Ansätze.
Vielen Dank dafür.
Gehabe Dich wohl.
gez. DEVNUSOM aka der schwarze Ritter
neben all den vielen tollen Märchen, die Du uns hier so liebevoll präsentierst, ist dieses ein wahre Goldstück, denn nicht nur die Figuren und Szenen sind besonders erfolgreich, sondern auch das Märchen selbst bietet reichlich interessante Ansätze.
Vielen Dank dafür.
Gehabe Dich wohl.
gez. DEVNUSOM aka der schwarze Ritter
GOTT spielt in meinem Leben keine Rolle - er führt Regie !!!
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- Registriert: Sonntag 22. März 2015, 17:04
Re: Märchen
"Spindelschmiere" - darauf muss man erstmal kommen.. Und die reiche Gesellschaft glaubt das natürlich auch. Wundervolles Märchen.
Danke liebe Märchenfee, ich habe mich sehr darüber amüsiert.
Danke liebe Märchenfee, ich habe mich sehr darüber amüsiert.
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- Registriert: Mittwoch 29. Oktober 2008, 20:48
Re: Märchen
Artona hat geschrieben:
Die Zigeunerin ist klasse! Und so ist das Märchen wirklich runder und logischer.
... Das Ende erinnert mich ein wenig an den Märchentyp "Die drei Spinnerinnen". Ob die beiden verwandten Märchentypen hier zufällig kombiniert wurden oder eigentlich eine ursprüngliche Einheit bilden?
Ein köstliches Märchen - der zweite Teil war mir absolut unbekannt!
Vielen Dank!
Es geht halt nichts über eine kluge Frau!
Liebe Grüße
Michael
The playmobil kids of 1974
Re: Märchen
Playmomaus hat geschrieben:Ein tolles Märchen mit tollen Bildern und Figuren!
Diesen Schluss kannte ich auch nicht, aber ich finde ihn sehr schön.
LG
Jolande
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- Registriert: Montag 25. September 2017, 21:15
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Re: Märchen
Das letzte Märchen kannte ich gar nicht. Wieder 'was gelernt!
Super Bilder, schön in Szene gesetzt!
Super Bilder, schön in Szene gesetzt!
Die Römer sind wieder da
Seitdem ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere.
Arthur Schopenhauer (1788-1860), deutscher Philosoph