Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

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Askin
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von Askin » So Nov 24, 2024 18:01

Ich bin erschrocken ...

Noch habe ich bei meinen Ausstellungen durchaus die vielen leuchtenden Augen gesehen ... nicht nur bei den Erwachsenen sondern viele "Kurze" wusselten um die Dios herum und bewunderten diese. :wink

Auch kenne ich aus meinem Freunde und Bekanntenkreis ihre Kinder, die alle noch spielen können und dies sehr, sehr gerne machen.



Doch ... leider doch, sehe ich diese Entwicklung auch und bin erschrocken wie schwierig es teilweise ist Junge Menschen im Berufsleben einzubinden.
Das geht nur noch durch viel Lob und immer wieder verbal ermutigen Eigeninitiative zu entwickeln ... das war mal anders.

"Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat." (Albert Einstein) ... am Handy spielen hat nichts mit Kreativität mehr zu tun. :klonk

Gruß
Frank
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Triker
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von Triker » So Nov 24, 2024 19:04

Ich bin mit eingebunden in der Ausbildung .

Man braucht sich nur 75% der heutigen Lehrlinge und ihre bereitschaft zur Arbeit anzusehen.

Der Standort Deutschland wird in einigen Jahren, so wie wir ihn noch vor 20 Jahren kannten verschwunden sein.
" Made in Germany " ist doch jetzt schon ein Mythos .

Wenn ihr Handwerker ruft, wer kommt dann ?
Wenn überhaubt wer kommt, weil alle überlastet sind.

Ich habe Angst wie es weitergeht
und bin gespannt wenn ich mal nicht mehr bin,
was ich mir von oben anschauen kann.

Grüße vom Triker
Nur wer im Herzen ein Kind bleibt ,
der kann in Ruhe und mit Genuss
alt werden. :kavalier
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tccde
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von tccde » So Nov 24, 2024 20:16

Stefenus Ferarius hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 16:19
"Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, Menschen werden alt, weil sie aufhören zu spielen." Irgendwo habe ich das mal gelesen, ich weiß nicht mehr wo, es stimmt leider...
Die Suchmaschine sagt dazu:
Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen!
Oliver Wendell Holmes, Sr. (1809 - 1894), US-amerikanischer Arzt und Essayist

Zu einer ganz anderen Zeit, mit grösstenteils anderen Problemen.
Damit stellt sich die Frage wie man wieder in ein angepasstes, neues 1974 findet.
Moin aus Friesland
KEINE PANIK
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von ZooKeeper » So Nov 24, 2024 21:55

Triker hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 19:04
Ich habe Angst wie es weitergeht
und bin gespannt wenn ich mal nicht mehr bin,
was ich mir von oben anschauen kann.
Da brauchst du nicht warten bis du auf deiner Wolke sitzt: Idiocracy (2006). Der Blick in die Zukunft, schon heute. Wenn man sich die Entwicklung der letzten 10-15 Jahre anschaut, wird es aber wohl nicht bis zum Jahr 2500 dauern bis wir anfangen die Felder mit Coca Cola zu wässern weil Greta Trump irgendein random Tiktok-Influencer sagt dass das jetzt der Trend ist. Darauf eine Dubai-Schokolade.
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JTD
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von JTD » So Nov 24, 2024 22:28

Junker Jörg hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 11:56
Bitter, aber was erwartet eine Gesellschaft, deren Frauen (und natürlich auch Männer) nicht auf bezahlte Arbeit verzichten, 'bloß um daheim für die Kinder dazusein'? Wir ernten, was wir säen.

:jj

Mich würde mal eins interessieren.

Meine Mutter fing wieder an, halbtags zu arbeiten, als ich eingeschult war, und ganztags, als ich auf dem Gymnasium war. Wenn ich heimkam, war sie daheim. Und Ganztagsschule war auch noch nicht erfunden. Mein Vater als gelernter Elektrotechniker war in der Lage, von seinem Einkommen die Familie zu ernähren. Und als arm habe ich uns wirklich nicht empfunden. Das waren die 70er/80er Jahre.

Heute reicht ein Vollzeiteinkommen ja nicht mehr, um eine Familie durchzubringen. Besonders in Ballungsräumen braucht man 2 Vollzeiteinkommen; einer von beiden Eltern arbeitet nur für die Kaltmiete.

Wieso ist das so? Was hat das Leben so teuer gemacht, daß das Arbeiten für den Lebensunterhalt den Eltern keine Zeit mehr läßt, sich ihren Kindern zu widmen? Und was kann man dagegen tun?
Schöne Grüße,
Jörg

One measure of a man is what he does
when he has nothing to do.

Robert E. Fulton Jr.
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von ZooKeeper » So Nov 24, 2024 22:58

JTD hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 22:28
Junker Jörg hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 11:56
Bitter, aber was erwartet eine Gesellschaft, deren Frauen (und natürlich auch Männer) nicht auf bezahlte Arbeit verzichten, 'bloß um daheim für die Kinder dazusein'? Wir ernten, was wir säen.

:jj

Mich würde mal eins interessieren.

Meine Mutter fing wieder an, halbtags zu arbeiten, als ich eingeschult war, und ganztags, als ich auf dem Gymnasium war. Wenn ich heimkam, war sie daheim. Und Ganztagsschule war auch noch nicht erfunden. Mein Vater als gelernter Elektrotechniker war in der Lage, von seinem Einkommen die Familie zu ernähren. Und als arm habe ich uns wirklich nicht empfunden. Das waren die 70er/80er Jahre.

Heute reicht ein Vollzeiteinkommen ja nicht mehr, um eine Familie durchzubringen. Besonders in Ballungsräumen braucht man 2 Vollzeiteinkommen; einer von beiden Eltern arbeitet nur für die Kaltmiete.

Wieso ist das so? Was hat das Leben so teuer gemacht, daß das Arbeiten für den Lebensunterhalt den Eltern keine Zeit mehr läßt, sich ihren Kindern zu widmen? Und was kann man dagegen tun?
Vermutung: Ihr seid, wenn überhaupt, einmal im Jahr in Urlaub (innerhalb D, vielleicht noch Südeuropa) gefahren, habt neue Klamotten (im SSV/WSV) gekauft wenn die alten zu klein oder kaputt waren, du kennst das Haus/die Wohnung deiner Eltern eigentlich nur mit einem Wohnzimmer- und Schlafzimmerschrank und mit einer Küche, ihr hattet nur ein Auto das dein Vater lange Samstags per DIY gewartet hat, beim Telefonieren habt ihr Ferngespräche vermieden und Ortsgespräche zu günstigen Zeit geführt, die Kosten fürs Fernsehen bestanden nur aus dem Rundfunkbeitrag, Musik gab es aus dem Radio oder von Papas Plattensammlung, Elektrogeräte (TV, Rekorder, Waschmaschine) haben ewig gehalten usw usw.

Wir konsumieren heute einfach viel mehr und ersetzen funktionierende Dinge viel öfter einfach weil es was neues sein soll.
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RhBDirk
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von RhBDirk » Mo Nov 25, 2024 6:28

Man sollte auch beachten: Wer geht denn warum zum (Kinder)psychiater?

Von einzelnen Kindern/Familien, die beim Psychiater sind, sollte man nicht auf das Große, Ganze schließen.

Ja, es wird sehr viel auf dem Handy gedaddelt, auch gerne um die Kids ruhig zu stellen. In meinem Verwandten- und Bekanntenkreis sind aber Playmobil und Lego nach wie vor aktuell (und das hat nix mit mir zu tun).
Wer sich fragt was das RhB in meinem Nick bedeutet, kann das unter http://www.rhb.ch erfahren
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venom
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von venom » Mo Nov 25, 2024 8:59

Zum Thema Erziehung habe ich eine erschreckende Beobachtung gemacht die Tage. Wir waren Essen, es gab vom Buffet - Also alles holen was man möchte. Am Nebentisch saß eine Mama, eine weitere Frau (vermutlich die Oma) und 2 Kinder. Den Kleinen schätze ich auf 4-5, die Große auf 9-11 Jahre.

Dass das ältere Mädchen nur am Handy war und trotz tollen Essen und Ambiente eher ausgesehen hat, als müsste Sie beim Zahnarzt warten, bis die Füllung fest ist, habe ich ja noch dezent ignoriert.

Beim Kleinen war es aber der Hammer: Er hatte über das gesamte Essen das Smartphone vor sich und hat Zombi-Ähnlich das Essen in sich reingestopft. Da hätte um ihn rum die Bude abfackeln können, ich glaube er hätte es nicht gemerkt.

Der Oberhammer kam aber beim Nachtisch. Es gab ein überragendes Nachtischangebot, vom Kuchen über Obst, Pudding, Tiramisu etc.

Der Junge bekam von seiner Mutter ein Eis gebracht, ausgepackt (war ein Fertigeis aus der Truhe) und in die Hand gedrückt - Er weiter abwesend ins Handy starrend.

Ich frage mich: Was soll aus diesem Kind werden? Was geht in der Mutter vor? Welche Botschaft soll der Abend haben?

Ich kann sagen, es war nicht das "20€ all you can eat" beim Asiaten um die Ecke - Eigentlich wäre der Weg gewesen, dem Kind zu vermitteln dass das etwas Besonderes ist, man genießen sollte und dankbar sein kann, wie gut es einem geht. Neue Lebensmittel entdecken, die Umgebung wahrnehmen und eine gute Unterhaltung führen - Dinge die eigentlich selbstverständlich sein sollten - Nichts davon, nicht mal im Ansatz.

Ich versteh die Welt nicht mehr ehrlich gesagt.
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JTD
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von JTD » Mo Nov 25, 2024 9:32

ZooKeeper hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 22:58
Vermutung: Ihr seid, wenn überhaupt, einmal im Jahr in Urlaub (innerhalb D, vielleicht noch Südeuropa) gefahren, habt neue Klamotten (im SSV/WSV) gekauft wenn die alten zu klein oder kaputt waren, du kennst das Haus/die Wohnung deiner Eltern eigentlich nur mit einem Wohnzimmer- und Schlafzimmerschrank und mit einer Küche, ihr hattet nur ein Auto das dein Vater lange Samstags per DIY gewartet hat, beim Telefonieren habt ihr Ferngespräche vermieden und Ortsgespräche zu günstigen Zeit geführt, die Kosten fürs Fernsehen bestanden nur aus dem Rundfunkbeitrag, Musik gab es aus dem Radio oder von Papas Plattensammlung, Elektrogeräte (TV, Rekorder, Waschmaschine) haben ewig gehalten usw usw.

Wir konsumieren heute einfach viel mehr und ersetzen funktionierende Dinge viel öfter einfach weil es was neues sein soll.
  • Ja, ein großer Jahresurlaub - i. d. R. im damaligen Jugoslawien/heutigem Kroatien.
  • Woher die Klamotten kamen, daran erinnere ich mich nicht mehr :oops
  • Ja, ein Auto. Das erste, an das ich mich erinnere, war ein Fiat 128, gefolgt von einem Golf (um meine Einschulung rum), dann einem Audi 80. Golf und Audi hatten Grundausstattung.
  • Musik gab es auch von Papis sündhaft teurem Revox-Tonbandgerät - diesen Luxus hat er sich gegönnt. Einen Fernseher gab es bei uns erst, als ich 18 war - vermutlich spiele und lese ich deshalb so gerne; ich bin es nicht gewohnt, mich von einem Bildschirm ablenken zu lassen.
  • Und ja, daß die Waschmaschine 30 Jahre hielt, war so ungewöhnlich nicht.

Wofür ich aber meinem Vater heute noch dankbar bin: an den Wochenenden hat er stundenlang mit mir am Boden gekniet und hat gespielt: Lego, Fischertechnik, Eisenbahn, ab 1974 auch Playmobil :smile . Er hat mir so das stetige Spielen beigebracht, und hat mich die Geduld gelehrt, ein paar Stunden in den Aufbau der Spielwelt zu investieren. Er hat mir das Schrauben beigebracht, so daß ich damals mein Fahrrad und heute meine Motorräder weitgehend selber warten kann.

Was war damals anders?

Die Autos der 70 konnten fahren. Die Luxusversion des Infotainment-Systems war das Autoradio mit Kassettenlaufwerk. Heutige Autos haben enorm viel an Sicherheitstechnik, die damalige Autos nicht hatten. Dazu kommen noch unsere Ansprüche an den Komfort: Infotainmentsystem, Klimaanlage, elektrische Fensterheber usw. Und die Autos wurden immer größer und dicker - und somit natürlich teurer.

Es gab ein Auto in der Familie, nicht ein Auto pro volljähriges Familienmitglied.

Computer, Tablet, Smartphone, Internet und die daraus resultierenden Kosten gab es nicht - und die sind, wenn man es addiert, sehr hoch.

Und ja, heute herrscht eine Wegwerfmentalität vor. In allen Bereichen geht der Trend zum "User", der ein Gerät nutzt, ohne sich großartig Gedanken zu machen um pfleglichen Umgang und um Wartung. Wenn das Gerät nicht mehr geht, wird es halt weggeschmissen und ersetzt.

Individuelle Mobilität, digitale Teilhabe - die werden quasi als Grundrechte angesehen. Allerdings hat die Einkommensentwicklung mit diesen Entwicklungen und ihren Kosten nicht Schritt gehalten - in den letzten Jahrzehnten ist die Kaufkraft des Durchschnittshaushalts günstigstenfalls gleich geblieben, in manchen Jahren aber auch geschrumpft.

Daraus leite ich 2 Fragen ab:
Wollen wir zu viel? Sehen wir zu viel als selbstverständlich an?
Hätte nicht die Politik in den letzten Jahrzehnten diese Entwicklung erkennen und massiv gegensteuern müssen? Und wenn ja, dann wie?

Der Vorwurf an Eltern, die ihre knappe Zeit lieber dem Streichelphon als den Kindern widmen und ihre Kinder mittels eigenem Streichelphon ruhigstellen, ist 100 % berechtigt. Aber was kann man tun, daß Eltern grundsätzlich weniger Zeit dem Lebensunterhalt widmen müssen und wieder mehr Zeit für ihre Kinder haben - ihre Kinder selber erziehen können (was ja auch dringend Not tut), statt diese originäre Aufgabe einer Familie an Kindertagesstätten und Ganztagsschulen (die ja auch wieder Gebühren kosten und den Familienetat belasten) auszulagern bzw. auslagern zu müssen?
Schöne Grüße,
Jörg

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Junker Jörg
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von Junker Jörg » Mo Nov 25, 2024 10:53

JTD hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 22:28
Wieso ist das so? Was hat das Leben so teuer gemacht, daß das Arbeiten für den Lebensunterhalt den Eltern keine Zeit mehr läßt, sich ihren Kindern zu widmen?
Fast jede Familie hatte bloß...
...EIN Telephon (und "mobil telephonieren" konnte man, wenn man das 5m Verlängerungskabel in der Rollbox hatte);
...EINEN Fernseher und keine vier Zahl-TV-Verträge;
...EIN Auto;
...EINMAL im Jahr Urlaub (und auch bloß dann, wenn man sich sonst nix größeres wie Auto, Fernseher oder vielleicht eine Eigentumswohnung geleistet hatte);
...das Geld zum Ausgeben, was im Geldbeutel war (und keine zig "heute kaufen - morgen zahlen"-Kreditzinsfallen, die das Leben unterm Strich auch teurer machen).

Die Technik war weniger ausgefeilt und daher auch preiswerter. Das Sozialwesen konnte zwar allen gleich helfen - aber halt auf allgemein niedrigerem Leistungs- und Kostenniveau. Besonderes gab's zu Weihnachten und zum Geburtstag und sonst ned. Unsere Ansprüche waren geringer - und wir mit weniger glücklicher.

JTD hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 22:28
Und was kann man dagegen tun?
Sich wieder drauf besinnen, was für mich persönlich wirklich wichtig ist. Für meine Frau und mich war das für die Jahre mit Kind daheim die Familie. Wir haben beide bloß halb gearbeitet (und tun das bis heute). Wenn ich mich in dem erlauchten Kreisen der Gartenbahner so umsehe, merke ich, was sich andere leisten können, die zwei Gehälter haben. Aber darauf können wir gut verzichten und sind glücklich.

jj:
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von Junker Jörg » Mo Nov 25, 2024 11:14

JTD hat geschrieben:
Mo Nov 25, 2024 9:32
Aber was kann man tun, daß Eltern grundsätzlich weniger Zeit dem Lebensunterhalt widmen müssen und wieder mehr Zeit für ihre Kinder haben - ihre Kinder selber erziehen können (was ja auch dringend Not tut), statt diese originäre Aufgabe einer Familie an Kindertagesstätten und Ganztagsschulen (die ja auch wieder Gebühren kosten und den Familienetat belasten) auszulagern bzw. auslagern zu müssen?
Kurzform: Wir müssen uns ehrlich fragen, was wir uns leisten können. Und wir müssen wieder mehr Verantwortung für unser Leben übernehmen.

jj:

P.S. Die Langform:

Wir müssen uns kritischer fragen, ob wir uns alles leisten können und wollen, was wir leisten können. Medizin, Technik, Sozialwesen... wir haben in allen Lebensbereichen höchste Ansprüche (an "den Staat" und "die Anderen"), fragen uns aber nicht, was uns die Erfüllung dieser Ansprüche kostet. Wenn z.B. ein soziales Leben ohne Smartphone nicht mehr möglich ist, dann müssen die Sozialkassen das bezahlen - vom Geld der Steuerzahler. Dazu gehört vielleicht auch die Wahrheit, daß Geld und Ressourcen eben NICHT für das eigene Haus für jede Familie reicht. Daß es NICHT SELBSTVERSTÄNDLICH ist, daß alle Menschen nach Lust und Laune autark mobil sind; daß Menschen nach Lust und Laune studieren, weil sie Abi haben, aber ohne sich zu fragen, ob sie das, was sie von der Gesellschaft im Studium geschenkt bekommen haben, auch jemals sinnvoll zurückgeben können; daß unsere Studierenden nicht mehr in Wohnheimen mit Gemeinschaftsdusche sondern einer Studiwohnung logieren wollen. Daß man im Winter statt die Heizung aufzudrehen auch mal was wärmeres anziehen (und damit Geldbeutel und Umwelt schonen) kann, müssen wir wieder neu lernen. Und daß es zu "neu kaufen" auch Alternativen wie "reparieren" oder "gebraucht weiternutzen" gibt, wird heute von vielen belächelt.

Wir geben auch mit Begeisterung Verantwortung an den Staat ab - und wundern uns dann, daß uns das was kostet: Für Ordnung müssen auf immer mehr Festen Sicherheitsdienste sorgen - die wollen auch von was leben, also wird das Essen auf der Kärwa halt teurer. Ein Schild "auf eigene Gefahr" genügt nicht mehr; passiert was, klagen wir trotzdem - und wo wir Recht bekommen, kommt in Kürze ein neues Gesetz, eine neue Verordnung, Zäune, Mauern... - und wir zahlen dafür. Wer nicht denken will, muß löhnen - und leider trifft die Dummheit, Arroganz, der Egoismus Einzelner bei sowas meistens alle :klonk .
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von pranjinaldo » Mo Nov 25, 2024 12:56

RhBDirk hat geschrieben:
Mo Nov 25, 2024 6:28
Man sollte auch beachten: Wer geht denn warum zum (Kinder)psychiater?

Von einzelnen Kindern/Familien, die beim Psychiater sind, sollte man nicht auf das Große, Ganze schließen.
Das ist ein wichtiger Hinweis. Die elektronischen Medien in ihrer heutigen Form sind zwar eine große Herausforderungen. Aber einer sinn- und maßvoller Umgang mit ihnen ist erlernbar. Der Kinderpsychiater wird wohl in erster Linie mit Familien zu tun haben, in denen das aus unterschiedlichen Gründen nicht so gut funktioniert.

Deswegen wäre ich auch vorsichtig, das Problem zu stark an den elektronischen Medien selbst oder allgemein am mangelnden Spielinteresse der Kinder festzumachen.
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von Gillian » Mo Nov 25, 2024 15:15

Habt ihr mal gesehen was es heute zum Nikolaus geschenkt gibt? Als ich Kind war gab es etwas Süßes,ein Apfel ,eine Orange und einige Nüsse.Trotzdem waren wir aufgeregt wie sonst was und haben uns gefreut. Von Weihnachten will ich gar nicht erst anfangen.
t.and.a
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von t.and.a » Mo Nov 25, 2024 16:13

JTD hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 22:28
Junker Jörg hat geschrieben:
So Nov 24, 2024 11:56
Bitter, aber was erwartet eine Gesellschaft, deren Frauen (und natürlich auch Männer) nicht auf bezahlte Arbeit verzichten, 'bloß um daheim für die Kinder dazusein'? Wir ernten, was wir säen.

:jj

Mich würde mal eins interessieren.

Meine Mutter fing wieder an, halbtags zu arbeiten, als ich eingeschult war, und ganztags, als ich auf dem Gymnasium war. Wenn ich heimkam, war sie daheim. Und Ganztagsschule war auch noch nicht erfunden. Mein Vater als gelernter Elektrotechniker war in der Lage, von seinem Einkommen die Familie zu ernähren. Und als arm habe ich uns wirklich nicht empfunden. Das waren die 70er/80er Jahre.

Heute reicht ein Vollzeiteinkommen ja nicht mehr, um eine Familie durchzubringen. Besonders in Ballungsräumen braucht man 2 Vollzeiteinkommen; einer von beiden Eltern arbeitet nur für die Kaltmiete.

Wieso ist das so? Was hat das Leben so teuer gemacht, daß das Arbeiten für den Lebensunterhalt den Eltern keine Zeit mehr läßt, sich ihren Kindern zu widmen? Und was kann man dagegen tun?
Die 70er und die 80er Jahre waren eine andere Zeit, insbesondere in Deutschland.

Erst ein rapider Aufbau von Wohlstand durch das Wirtschaftswunder in den 50er und 60er Jahren. Eine Oberschicht war kaum existent, die Mittelschicht war überproportional groß. Viele kleine Betriebe und Läden konnten erfolgreich existieren. Es herrschte Vollbeschäftigung.

Bedingt durch die demographische Entwicklung (und die Weltkriege) funktionierten die Sozialsysteme.

Das ging so bis in die 90er Jahre.

Dann kam die teure Wiedervereinigung.

Der medizinische Fortschritt ließ die Leute immer länger leben, parallel wurden weniger Kinder geboren. Die Sozialsysteme funktionierten nicht mehr wie bisher und mußten subventioniert werden.

Dazu kam eine immer weiter voranschreitende Automatisierung und Digitalisierung. Parallel dazu fand in vielen Branchen eine Konsolidierung des Marktes statt.

Dann folgte ungefähr drei Jahrzehnte das, was jetzt gerade komplett in die Brüche gegangen ist: Billige Energie aus Rußland, billige Massenproduktion für den deutschen Markt aus China und kaum existente Verteidigungsausgaben Dank der USA.

Früher waren viele deutsche Produkte mehrheitlich das Nonplusultra, ein beträchtlicher Teil des Wohlstands wurde durch den Export generiert.

Heute sind deutsche Produkte mehrheitlich nicht mehr konkurrenzfähig: Qualität kommt mittlerweile aus Japan, Korea oder den USA, Innovation fast ausschließlich aus den USA.

Waren werden in Deutschland auf Amazon, eBay oder Kleinanzeigen (alles Team USA) gekauft, der deutsche Einzelhandel liegt im Sterben.

Dazu eine hohe Steuerlast, eine übertriebene Bürokratie und die leider typisch deutschen Tugenden Neid und Schadenfreude.

Die Justiz, die Migrationspolitik und die Sozialsysteme sind eine peinliche Shit Show.

Wer Kinder in die Welt setzt und nicht arbeiten geht, wird damit reicher als Arbeitnehmer, die sich kaputtarbeiten und traurigerweise genau diesen Lebenswandel damit noch subventionieren.

Deutschland wird immer mehr zur Realsatire.

Bedingt durch die Globalisierung kann man sich heute selbst als Top-Verdiener in manchen Gegenden des Landes eine Wohnung oder ein Haus nicht mehr leisten.

Nicht zuletzt deswegen verlassen immer mehr qualifizierte Akademiker oder Fachkräfte das Land. Die meisten werden nicht wiederkommen.

Die Politiker der etablierten Parteien leben in einem Elfenbeinturm und sind mehrheitlich inkompetent, die Politiker der Neuparteien sind weltfremd, inkompetent oder gefühlt Teil einer Sekte.

Am Horizont ist ergo keine Besserung in Sicht.

Erinnert uns alles ein wenig an Playmobil, nicht wahr?
t.and.a
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Re: Krasser Aufruf eines Kinderpsychiaters

Beitrag von t.and.a » Mo Nov 25, 2024 16:28

Gillian hat geschrieben:
Mo Nov 25, 2024 15:15
Habt ihr mal gesehen was es heute zum Nikolaus geschenkt gibt? Als ich Kind war gab es etwas Süßes,ein Apfel ,eine Orange und einige Nüsse.Trotzdem waren wir aufgeregt wie sonst was und haben uns gefreut. Von Weihnachten will ich gar nicht erst anfangen.
Was kriegen die Kinder denn heutzutage?