Fredeswinds Märchenschatztruhe

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Fredeswind
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Der Häschen - Spaziergang (Albert Sixtus, 1930)

Beitrag von Fredeswind » Mittwoch 17. April 2019, 22:32

Der Häschen - Spaziergang

(frei nach Albert Sixtus, 1930)


Fröhlich spricht der Lehrersmann:
„Morgen gehn die Ferien an,
und damit noch nicht genug:
Sonntag ist der Schulausflug!
Dass mir keins die Zeit vergisst
und die Brötchen vorher isst!
Nachher ist das Hungern schwerer!“
„Wiedersehn, Herr Oberlehrer!“


Häschen 01.JPG



Das Zensurbuch in der Hand,
wird geschwind nach Haus gerannt.
Hasengretel lacht vergnüglich,
die Zensuren sind vorzüglich:
Eins, Eins-Be, Zwei-A, und zwei!
Keine Drei und Vier dabei…
Doch der Hansel grämt sich sehr,
und schleicht traurig hinterher.


Häschen 02.JPG



Vater nimmt den Bengel vor,
zupft ihn an dem langen Ohr:
„Schäm dich, schäm dich, fauler Wicht,
die Zensur gefällt mir nicht!
Ei – das will mir gar nicht passen!
Soll ich dich zu Hause lassen?“
Hansel bettelt: „Bitte, nein,
nächstes Mal soll‘s besser sein!“


Häschen 03.JPG



Hasengretel plagt sich sehr,
schiebt die Platte hin und her.
Frischgbügelt, glatt und fein
muss das Reisekleidchen sein.
Hasenmutter schmiert indessen
Kohlkopfbrote, schön zum Essen,
und der Hansel, Gott sei Dank,
putzt die Schuhe blitzeblank!


Häschen 04.JPG
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
(Chinesische Weisheit)




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Der Häschen - Spaziergang (Albert Sixtus, 1930)

Beitrag von Fredeswind » Donnerstag 18. April 2019, 14:42

Alles ist zurecht gemacht
abends um die Glocke acht.
Auf dem Stuhle vor dem Bett
liegt der Anzug, glatt und nett.
In dem Rucksack hat ein jeder
bunte Eier, Butterbröter,
grüne Kräuter, fein und lecker,
und der Vater stellt den Wecker.


Häschen 05.JPG



Klinglingling… Der Vater schreit:
„Auf! - Es ist die höchste Zeit,
denn der Wecker – das ist toll -
weckte später, als er soll!“
Hei – wie nun die Häschen hüpfen
und in Strumpf und Schuhe schlüpfen,
und dann fort in wilder Hatz
zu dem Hasen-Sammelplatz!


Häschen 06.JPG
(Anmerkung der Redaktion: jetzt sind sie doch barfuß unterwegs, das Wetter ist sooo schön :wink)




Auf der Wiese bei dem Walde
warten Junge, warten Alte,
und der Hasenlehrer spricht:
„O – mir scheint, sie kommen nicht!“
Endlich springen mit Geschrei
schnell die letzten Vier herbei.
Der Herr Lehrer zieht die Uhr:
„Ei, ei, ei, - wo bleibt ihr nur?“


Häschen 07.JPG



Trommelschlag und Pfeifenklang -
lustig geht‘s den Wald entlang,
alle Häslein hübsch zu zwei‘n
und die Eltern hinterdrein.
Der Herr Lehrer führt die Kinder,
läuft mal vor und läuft mal hinter,
dass sich keins beseite schleicht.
Ja – ein Lehrer hat‘s nicht leicht!


Häschen 08.JPG
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Der Häschen - Spaziergang (Albert Sixtus, 1930)

Beitrag von Fredeswind » Freitag 19. April 2019, 15:22

Endlich sind sie angekommen,
und die Höhe ist erklommen,
alle Häslein sehr erhitzt,
auch der gute Lehrer schwitzt.
Und er spricht: „Beguckt euch nur
diese h e r r l i c h e Natur!“
Und die Häslein stehn und schauen
auf die Wälder, auf die Auen.


Häschen 09.JPG



Bei dem Dachswirt tief im Wald
machen alle Häslein Halt,
denn nach solcher Wanderschaft
gibt ein Schlückchen neue Kraft.
Brötchen werden ausgepackt
und die Eier aufgeknackt.
Ach – die kleine Suse schreit,
denn der Kaffee floss aufs Kleid!


Häschen 10.JPG



Nach dem Trinken, nach dem Essen
darf man nicht das Spiel vergessen.
Darum bringt der Lehrersmann
einen alten Tontopf an,
und den Knüppel, lang und dick,
Gretel schwingt ihn mit Geschick,
und dann schlägt sie – eins, zwei, drei –
wupp – am alten Topf – vorbei!


Häschen 11.JPG
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Re: Fredeswinds Märchenschatztruhe

Beitrag von Bestcatever » Freitag 19. April 2019, 16:04

:zehn :zehn :zehn

Ich bewundere Dich ja immer für Deine Geduld beim Inszensieren der Szenen, die dann für nur ein "Photoschießen" Bestand haben. Und dann schon gleich wieder die nächste Szene liebevoll aufbauen... :respekt

Vor kurzem habe ich mich an einer Kurzgeschichte aus "The Witcher" versucht... :pfeif Aber dann ganz schnell die Geduld verloren... :oops Da ist der Dioramenbau zumindest in meinem Fall für die Motivation wesentlich unproblemtischer, da das Ganze ja länger stehen bleiben darf... :wink

Daher meine ehrliche Hochachtung! :great :great :great

Grüßle Hannes :kavalier
:roemer Die Römer sind wieder da :roemer
Seitdem ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere.
Arthur Schopenhauer (1788-1860), deutscher Philosoph
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Re: Fredeswinds Märchenschatztruhe

Beitrag von Fredeswind » Freitag 19. April 2019, 18:16

Bestcatever hat geschrieben:
Freitag 19. April 2019, 16:04
:zehn :zehn :zehn

Ich bewundere Dich ja immer für Deine Geduld beim Inszensieren der Szenen, die dann für nur ein "Photoschießen" Bestand haben. Und dann schon gleich wieder die nächste Szene liebevoll aufbauen... :respekt

Vor kurzem habe ich mich an einer Kurzgeschichte aus "The Witcher" versucht... :pfeif Aber dann ganz schnell die Geduld verloren... :oops Da ist der Dioramenbau zumindest in meinem Fall für die Motivation wesentlich unproblemtischer, da das Ganze ja länger stehen bleiben darf... :wink

Daher meine ehrliche Hochachtung! :great :great :great

Grüßle Hannes :kavalier

:dank :dank1 :oops :oops

Ja, so hat jeder seine Spezialitäten, mir fehlt absolut die Geduld für Bastelarbeiten, hab wohl auch nicht die richtige Ausrüstung dafür, ich bewundere daher immer die Bastler sehr. :klatsch2 :klatsch2 :respekt
Der Aufbau von Szenen jedoch, geht mir recht gut von der Hand, habe immer einen Wald, einen Straße (auf einem gut 2 m langen Regal), ein Märchenschloss, eine Burg, eine Stadt und ein Dorf aufgebaut, die mir dann für meine Szenerien zur Verfügung stehen, also sind Kulissen immer vorhanden, nur das Zubehör zusammensammeln geht nicht immer so schnell. Die Gebäude sind alle komplett eingerichtet, so dass ich auch in genügend Räumen inszenieren kann. Habe zwar einen Fundus von Kisten und Kistchen f. Mittelalter, 1900 Welt, Modern Life , Märchenwelt, Tiere, Zäune und Figuren in meinem Playmobilzimmer doch dieses Mal musste ich z. B. für die vorletzte Szene (kommt morgen) in meinen Weihnachtskisten kramen, und danach alles wieder zurückführen. Ansonsten stehen die verschiedenen Spielwelten sortiert auf meinem Dachboden und ich kann dann ziemlich schnell auf Material z. B. Seeräuberspelunke zugreifen. Alles wird auch gleich nach dem Fotografieren wieder aufgeräumt, damit meine Ordnung nicht wieder flöten geht. Schließlich habe ich gut 6 Jahre gebraucht, meine Playmobilsachen zu sortieren, außer meine über die Jahre gesammelten Fahrzeuge. Die sind aber eher unwichtig, weil ich diese eigentlich nie für meine Inszenierugen benötige. :wink

LG von der Märchenfee Fredeswind :fee
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Der Häschen - Spaziergang (Albert Sixtus, 1930)

Beitrag von Fredeswind » Samstag 20. April 2019, 15:07

Aus dem Stalle an der Ecke
holt der Wirt zwei große Säcke,
und in jeden Sack hinein
steigt ein kleines Häselein.
Zugebunden unterm Kinn
hüpfen sie zum Ziele hin,
und vom Lehrer gibt‘s dort gute
Salatblättchen für die Schnute.


Häschen 12.JPG



Dann – nach alter Häschenweise –
stellen sie sich auf im Kreise.
Jedes Häschen muss sich bücken:
Köpfchen tief und krumm den Rücken,
und mit kurzem Lauf und Schwung
hüpfen sie im Böckchensprung.
Fällt mal einer, tut‘s nicht viel:
Purzeln – das gehört zum Spiel!


Häschen 13.JPG



Doch nun sagt der Lehrer: „Schluss!“
weil man wieder heimwärts muss.
Lieblich leuchten die Laternchen
und am Himmel goldne Sternchen.
Der Herr Lehrer geht voran,
der den Fuchs vertreiben kann.
Hoppelmann hinkt hinterher:
eine Blase schmerzt ihn sehr.


Häschen 14.JPG



Bei dem schönsten Mondenschein
plumpsen sie ins Bett hinen.
Vater schließt die Kammertür,
und dann schlafen alle vier.
Ja, im Traume noch einmal
wandern sie durch Berg und Tal.
Niemals kriegt man doch genug
von solch schönem Schulausflug!


Häschen 15.JPG



ENDE
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Frohes Osterfest!

Beitrag von Fredeswind » Samstag 20. April 2019, 15:17

Liebe Märchenfreunde,

mit diesem netten Häschen - Spaziergang möchte ich euch ein schönes Osterfest wünschen.

Bin ein paar Tage weg, bis demnächst also!




FROHE OSTERN!


:ostern :ostern1 :ostern

LG von der Märchenfee Fredeswind :fee
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Die Ratschläge des Vaters (lettisches Märchen)

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 14. Mai 2019, 20:06

Die Ratschläge des Vaters

(lettisches Märchen, Quelle: Der verkaufte Traum, Märchen aus fernen Ländern, Goldmann Verlag)


Ein sterbender Vater gab seinem Sohn drei Ratschläge:

„Gehe nicht zu oft zu Gast, sonst wird man dich bald verachten!“
„Tausche die Pferde nicht auf dem Markt ein, sonst musst du dein ganzes Leben lang zu Fuß gehen!“
„Suche dir keine Frau in der Fremde, sonst wirst du
dein Leben lang unglücklich sein!“


Rat 01.JPG


Der Sohn hörte aufmerksam zu. Als sein Vater gestorben war, dachte er: „Ich muss die Ratschläge meines Vaters erproben.“ Als erstes ging er zu Gast. Das erste Mal wurde er mit Freuden empfangen und mit Kuchen bewirtet; zum zweiten Mal ebenfalls.

Rat 02.JPG


Beim dritten Mal waren die Gastgeber merklich kühler. Als er das fünfte und sechste Mal erschien, bekam er nur Brot aus Spreu und eine Brühe vorgesetzt. Er aß eine Scheibe Brot und nahm die andere mit.

Rat 03.JPG


Zu Hause verwahrte er die zweite Scheibe in einer Kiste. „Der erste Rat des Vaters hat sich als richtig erwiesen.“, dachte der junge Mann. „Jetzt will ich den zweiten Ratschlag auf die Probe stellen!“

Rat 04.JPG
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Die Ratschläge des Vaters (lettisches Märchen)

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 14. Mai 2019, 20:12

Er fuhr von einem Markt zum anderen und tauschte Pferde für andere ein. Dabei kam er auf keinen grünen Zweig.

Rat 05.JPG


Schließlich wurde sein Gefährt von einer so schwachen Schindmähre gezogen, dass sie unterwegs verendete. Der Jüngling musste zu Fuß den Heimweg antreten.

Rat 05a.JPG


Er zog der Mähre die Haut ab und verwahrte diese ebenfalls in der gleichen Kiste. „Zweimal schon hat der Vater recht gehabt. Morgen werde ich sehen, ob auch sein dritter Rat der Probe standhält!“, sagte er zu sich selber.

Rat 06.JPG


Der Jüngling ließ sich Zeit. Er besuchte einige Nachbarorte. Überall begegnete er jungen Mädchen. Einige fielen ihm auf, jedoch keine vermochte ihn besonders zu fesseln. Er war schon etwas müde geworden und dachte daran, in der nächstgelegenen Ortschaft zu übernachten.

Rat 07.JPG
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Die Ratschläge des Vaters (lettisches Märchen)

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 14. Mai 2019, 20:22

Als er sich auf seinem Wege nach einem Gasthaus umsah, kam eine Jungfrau daher geschritten, so leicht, als berühre sie die Erde nicht mit den Füßen. „Eine Bessere und Schönere zu finden ist unmöglich!“, ging es ihm durch den Sinn.

Rat 08.JPG


Geschickt fädelte er eine Bekanntschaft mit ihr ein. Das junge Mädchen zierte sich nicht. Sie war zugänglich und nett. Es dauerte nicht lange und ihre Eltern luden ihn zu sich ein. Schließlich kam er mit dem Vater und der Mutter des Mädchens überein, dass sie alle am nächsten Sonntag die Wirtschaft des Jünglings besichtigen würden.

Rat 09.JPG


Als der Jüngling am Abend in guter Stimmung nach Hause ging, sah er, wie eine Wolke plötzlich den Mond verdeckte. Ein schmerzliches Gefühl überkam ihn. Er wollte es abschütteln, aber der Gedanke an seinen Vater ließ ihn nicht los.

Rat 10.JPG


„Zwei Beweise für die Gültigkeit der Ratschläge meines Vaters liegen bereits wohl verwahrt in der Kiste. Ich darf nicht anders handeln, sondern muss auch den dritten erproben“, dachte er. „Heute, am Sonntag, sieht die Welt ganz anders aus als werktags. Ich will einmal umkehren und nachsehen, wie meine Braut arbeiten kann.“

Rat 11.JPG


Obwohl ihn die Angst vor einer drohenden Enttäuschung verfolgte, kehrte der Jüngling um. Er verbrachte eine unruhige Nacht auf einem Heuhaufen und war vor Sonnenaufgang auf den Beinen.Obwohl ihn die Angst vor einer drohenden Enttäuschung verfolgte, kehrte der Jüngling um. Er verbrachte eine unruhige Nacht auf einem Heuhaufen und war vor Sonnenaufgang auf den Beinen.

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Die Ratschläge des Vaters (lettisches Märchen)

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 14. Mai 2019, 20:28

Von seinem Versteck beobachtete der junge Mann alles, was auf dem Hof der Braut vor sich ging. Er sah, wie ihre alten Eltern sich beeilten, auf das Feld zu gehen, um den Roggen zu mähen. Das Mädchen aber blieb unsichtbar. Er wartete bis zum Mittag, aber sie kam immer noch nicht zum Vorschein.

Rat 13.JPG


Der Jüngling ging in die Hütte hinein. Dort sah er in der Mitte des Raumes ihre Schürze liegen. Gleichzeitig erblickte er seine Braut am Ofen und hörte, wie sie laut schnarchte. Ohne ein Wort zu sagen, hob der Jüngling die Schürze auf, steckte sie in seinen Beutel und verschwand lautlos, wie er gekommen war.

Rat 14.JPG


Es war ihm schwer ums Herz, als er die Kiste aufmachte und die Schürze zu der Brotscheibe und der Mährenhaut legte. Wie verabredet erschienen am Sonntag die Eltern mit der Braut, um den Hof zu besichtigen. Sie betrachteten alles genau, prüften alle Winkel und Ecken.

Rat 15.JPG


Schließlich stiegen alle zusammen auf den Speicher. Die Truhe fiel ihnen sofort auf. „Was ist da drin?“, fragten sie neugierig. Es· konnte ja Geld oder ein Schatz darin verborgen sein!

Rat 16.JPG


„Den Inhalt dieser Truhe kann ich Euch nicht zeigen!“, erwiderte der Jüngling. „In ihr ist das Kostbarste aufgehoben, was ich besitze.“ „Nun, zeig schon her! Wir werden es niemandem verraten!“, drängten die Gäste. „Na, meinetwegen, seht her!“

Rat 17.JPG
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Die Ratschläge des Vaters (lettisches Märchen)

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 14. Mai 2019, 20:35

„Aber, was sehe ich da?“, rief die Braut. „Das ist doch meine Schürze! Wie ist die in deine Truhe gekommen?“ „ In dieser Truhe, mein Liebchen, hebe ich, die Ratschläge meines Vaters auf. Schon drei Ratschläge habe ich gesammelt.

Rat 18.JPG


Schau hier, diese Brotscheibe lehrte mich, nicht zu oft zu Gast zu gehen, sonst zieht man sich die Verachtung der Leute zu. Die Haut der Mähre erinnert mich daran, meine Pferde nicht auf dem Markt zu tauschen, da ich sonst immer zu Fuß gehen muss.

Rat 19.JPG


Deine Schürze, mein Fräulein, aber sagt mir, dass ich mir nicht eine Frau in der Fremde suchen soll, wenn ich nicht mein Leben lang unglücklich sein will. Vielleicht erinnerst du dich daran, dass deine Eltern morgens ohne dich aufs Feld zur Arbeit gehen?“

Rat 20.JPG


Die Braut erriet den Zusammenhang und den Sinn seiner Worte. Das Mädchen schämte sich sehr und fuhr schleunigst mit ihren Eltern heim.

Rat 21.JPG


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Re: Fredeswinds Märchenschatztruhe

Beitrag von playmovictorian » Dienstag 14. Mai 2019, 20:38

Absolut bezaubernde Bilder und Erzählungen durch Dichter und Schriftsteller, die ich mit großer Freude entdecke :zehn

Ich habe die Reise in Italie von Stendhal gelesen und wusste, dass auch andere Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts das Land wie Goethe besuchten, und ich habe es sehr genossen, Ihren Spuren in diesen bezaubernden Orten zu folgen :great

Ich folgte dann Ihren 2 wunderbaren Geschichten, die mich an eine Zeit erinnern, in der wir noch die Zeit anzeigen, Geschichten und Poesie einer anderen Zeit zu teilen :klatsch2

Ich bewundere wirklich Ihre Kultur und die wunderbare Art und Weise, wie Sie sie so großzügig mit uns allen teilen :dank :dank :blume

"Truly enchanting tales" :kavalier

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Re: Fredeswinds Märchenschatztruhe

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 14. Mai 2019, 21:08

playmovictorian hat geschrieben:
Dienstag 14. Mai 2019, 20:38
Absolut bezaubernde Bilder und Erzählungen durch Dichter und Schriftsteller, die ich mit großer Freude entdecke :zehn

Ich habe die Reise in Italie von Stendhal gelesen und wusste, dass auch andere Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts das Land wie Goethe besuchten, und ich habe es sehr genossen, Ihren Spuren in diesen bezaubernden Orten zu folgen :great

Ich folgte dann Ihren 2 wunderbaren Geschichten, die mich an eine Zeit erinnern, in der wir noch die Zeit anzeigen, Geschichten und Poesie einer anderen Zeit zu teilen :klatsch2

Ich bewundere wirklich Ihre Kultur und die wunderbare Art und Weise, wie Sie sie so großzügig mit uns allen teilen :dank :dank :blume

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Thank you very much for your nice words. :oops :oops

I'm proud that you like these tales so much. :knicks

Best regards Irmtraud :fee
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Re: Fredeswinds Märchenschatztruhe

Beitrag von Nordmann » Samstag 25. Mai 2019, 23:45

Wiedermal ein tolles Märchen,

so`ne faule Braut aber auch :smile
...die Straße gleitet fort und fort,...
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