»Nun komm schon runter«, ruft er zu mir herauf. »Es passiert
dir nichts. Versprochen! Wir wollen in Ruhe leben und das geht
schließlich nur, wenn wir keine Menschen bedrohen.«
Irgendwie klingt das überzeugend, obwohl ich ihm nicht traue.
Ich klettere runter. Aber sofort kommen wütend knurrend zwei der grauen
Wölfe angelaufen und bedrohen mich. Der Werwolf tritt ihnen mit halb er-
hobenen Händen entgegen. Auch er knurrt. Aber er droht nicht. Das ist ihre
Sprache. Sie verstehen ihn.
Es ist, als hätte er »Platz« gesagt. Die beiden Grauwölfe setzen sich hin.
Sie knurren nicht mehr. Sie sind jetzt ganz friedlich. Wenn ich nun ginge,
würde mich wohl niemand bedrohen.
»Du siehst, wir sind ganz friedlich«, wendet sich der Werwolf an mich.
»Du kannst also gehen.«
»Du weist schon, dass ich nicht allein bin«, erinnere ich ihn.
»Deine Hunde und das blaue Ding kannst du mitnehmen.«
Ich unterdrücke ein Schmunzeln. Der Werwolf kann Lobo also nicht
sehen. Die Hasen können es. Anscheinend kann Lobo ganz genau
steuern, wer ihn sehen darf und wer nicht.
»Und was ist mit den Hasen?«, will ich wissen.
»Hey, es war recht mühsam, die alle einzusammeln«, erklärt der Werwolf.
»Die sind jetzt unser Notvorrat.«
»Du meinst, ihr habt sie zusammen getrieben wie eine Herde? Und ihr
wollt sie fressen, wenn es mal nichts zu jagen gibt?«
»Genau so«, antwortet er. »In anderen Gegenden kommen wir Wölfe
dann den Städten zu nahe und werden abgeschossen. Das will ich hier
vermeiden. Also verschwinde jetzt.«
»Darüber muss ich erst einmal nachdenken«, lehne ich eine schnelle
Entscheidung ab, ehe ich wieder auf die Plattform klettere.
»Von mir aus«, ruft er mir nach. »Du hast Zeit bis morgen.«
»Bis dahin werde ich bestimmt schon gesucht«, rufe ich hinab.
»Aber nicht hier«, antwortet er gelassen. »Du bist weitab von jedem Weg.«
Es fällt mir schwer, aber ich entschließe mich, den Hasen gegenüber offen
zu sein. Ich erzähle ihnen, was der Werwolf sagte. Dass sie Futter sind und
zur Vorratshaltung hier gefangen bleiben müssen.
»Dann wollen sie uns zumindest nicht jetzt schon fressen«, begreift Rolos Vater aufatmend.
Ich finde allerdings, dass das ein ziemlich schwacher Trost ist.