Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde

[Vauban]

Er verharrte einen Augenblick lang, so als erwartete er eine Antwort. Dann nickte er bedeutungsvoll und trat zu einer kleinen Schatulle, die ihm einer der anderen Priester demütig entgegenhielt. Die Schatulle wurde geöffnet, und der Zeremonienmeister griff hinein.

[Vauban]

Zunächst verbargen seine Hände das, was er entnommen hatte. Dann aber streckte er beide Hände zur Decke und öffnete seine Fäuste. In der rechten Hand des Zeremonienmeisters konnte Chezara zwei rote, in der linken vier weiße Würfel erkennen. Seltsame Zeichen zierten die Seiten der Würfel. „Seht die Schicksalswürfel! Sie werden uns den Willen der Mächtigen offenbaren!“ Die Stimme des Zeremonienmeisters hallte laut über den Platz. Dann begann er ebenso laut ein Gebet oder Beschwörungsformeln in einer Chezara unbekannten Sprache von einer Schrifttafel abzulesen.

[Vauban]

Obgleich Chezara davon überzeugt war, dass sie in einer großen Gefahr schwebte, konnte sie nicht davon ablassen, alles genau zu beobachten. Die Tafel war alt, sehr alt. Auch wenn sie selbst noch jung an Jahren war, und die Reise zusammen mit Harim ihre erste und einzige war, so war sie sich dennoch sicher, dass kein Mensch in den Königreichen diese Zeichen zu deuten wüsste. Der Oberpriester beendete sein Gebet, dann drehte er den Frauen seinen Rücken zu. Chezara hörte wie die Würfel in ein metallenes Gefäß geworfen wurden.

[Vauban]

„Habt Dank ihr Mächtigen der Oberwelt!“ Der Zeremonienmeister wandte sich wieder den Frauen zu und zeigte die Würfel in einer goldenen Schüssel. Die Frauen aus der ersten Reihe reckten ihre Köpfe und versuchten einen Blick auf das Ergebnis zu erhaschen, aber die anderen Priester traten sofort vor und verbargen mit ihren Leibern die Sicht.

[Vauban]

Der Zeremonienmeister rief, „die Mächtigen haben gesprochen, jede achtzehnte darf ihr Antlitz schauen.“ Dann schritt er aus. Als er die Mitte der ersten Reihe erreicht hatte, begann er mit lauter Stimme zu zählen. Die ausgezählten Frauen verließen so schnell sie nur konnten den Großen Platz, überglücklich ein weiteres Mal die Ausdünnung überstanden zu haben.

[Vauban]

Als der Zeremonienmeister die achtzehnte Frau erreicht hatte, starrte diese ihn voll Todesangst an. Sie war noch jung, fast noch ein Mädchen, und so war es ihre erste Ausdünnung. Aber der Oberpriester ignorierte sie und schob sie in Richtung des Steges. Die junge Frau konnte ihr Glück kaum fassen und eilte mit Freudentränen in den Augen davon.

[Vauban]

An ihre Stelle wurde die Frau gezerrt, die versucht hatte, sich vor der Ausdünnung zu verstecken. Ihr Widerstand war gebrochen, und sie ließ sich apathisch von den Gepanzerten an den Frauen vorbei zu einer Stelle am Rande des Großen Platzes führen.

[Vauban]

Das grausame Abzählen ging weiter, einige der ausgezählten Frauen schrien und tobten, aber die meisten fügten sich wortlos ihrem Schicksal. Dann hielt Chezara den Atem an, ihre Reihe war die nächste. Schritt auf Schritt, Zahl auf Zahl näherte sich das Schicksal im Form des Oberpriesters. Er zählte, „achtzehn!“ Sein Stab zeigte auf Terna. Ein letztes Mal schaute die Dunkelweltlerin ihre Freundin aus der Oberwelt an, ihre Lippen formten ein lautloses „viel Glück, meine Freundin“, dann wurde auch sie zur Sammelstelle geführt.

Fortsetzung folgt ...

[Corporal Steagle]

Musste das sein !?

Ach ja Howdy Volker ,

für die Fortsetzung , wieder toll !!!! Ist untertrieben , SUPER triffts aber auch noch nicht ....


LG CS

[pbfox]

Mensch Vauban,

das darf doch nicht wahr sein - ausgerechnet . Hoffentlich ist jetzt nicht alles aus. OJE, OJE!

Bin wiedermal gefesselt, gespannt und vollkommen ungeduldig - FORTSETZUNG!!!

LG

pbfox

[Vauban]

@Corporal Steagle: Natürlich MUSSTE das sein, schließlich konnte ich mich mal wieder nicht auf einen Erzählstrang beschränken

@pbfox: aus ist hier noch lange nichts , und hier kommt auch schon die Fortsetzung ...

Kapitel XIII.

Chezara konnte sich später nicht mehr daran erinnern, wie sie den Großen Platz verlassen hatte. Verabas eilte ihr entgegen, als er sah, dass Chezara nicht zu den Ausgezählten gehörte. Er nahm seine Tochter in die Arme, wie auch unzählige andere Männer ihre Frauen und Töchter überglücklich empfingen. Außer Chezara schien niemand einen Gedanken an die anderen Frauen an der Sammelstelle zu verschwenden.

[Vauban]

Nachdem der Oberpriester das letzte Opfer bestimmt hatte, führten die Gepanzerten die Frauen ihrem ungewissen Schicksal entgegen. Chezara und ihr Vater blickten den Ausgezählten hinterher. Chezara hegte noch immer die Hoffnung, dass Terna es irgendwie geschafft hätte, ihren Bewachern zu entkommen. Immer wieder suchten ihre Augen nach ihrer Freundin, aber diese kehrte nicht zurück.

[Vauban]

Vater und Tochter warteten schweigend noch einige Augenblicke, dann verkündete ein Signal, dass der Dreivierteltag angebrochen war. Obwohl das schreckliche Geschehen nur wenige Stunden gedauert hatte, schien es ihnen, als hätten sie Terna bereits vor einer Ewigkeit an die Gepanzerten und die Priester verloren. Weinend trommelte sie auf Verabas' Brust. Hilflos lies ihr Vater sie gewähren. Er fand keine passenden Worte, sie zu trösten. Schließlich aber raffte sich Chezara auf. Nur ihre Augen blitzten noch voll Zorn. „Komm, Vater“, forderte sie Verabas auf, „wir wollen uns geeignete Kleider besorgen.“

[Vauban]

Diesmal mussten sie weitaus länger nach den Kuttenträgern suchen, Wie es schien, waren alle Priester zusammen mit den Opfern verschwunden. Verabas und Chezara wagten sich noch eine weitere Ebene tiefer. „Wir fallen auf, wenn wir noch weiter hinabsteigen“, raunte Verabas seiner Tochter zu. „Ihre Kleider werden aufwendiger und kostbarer. Unsere schäbigen Kleider passen nicht hierher.“ „Wir müssen aber tiefer hinab.“

[Vauban]

Sie wanderten auf der nächsten Ebene ziellos umher. Plötzlich wurden sie von hinten gepackt und in eines der Häuser gezogen. Große Hände verschlossen ihnen die Münder. Ihre Entführer wussten nicht, wie sinnlos dies war. Chezara und Verabas hätten niemanden gewusst, den sie um Hilfe hätten rufen können - oder wollen. Im Gebäudeinneren stieß man sie an eine Wand.