Die Handelsgilde Teil II - Neue Freunde

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Vauban
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:13

Kapitel XV.

Muharin hatte seine Geschichte beendet und griff nach einem Becher Wasser. Vom Erzählen waren seine Lippen spröde, und seine Kehle brannte wie Feuer. Harim wartete, bis der Geschichtenerzähler ausgetrunken hatte, dann wiederholte er sein Angebot, „ich bleibe dabei. Die Handelsgilde wird eine Expedition ausrüsten, um die Weiße Stadt aufzusuchen. Willst du uns mit deiner Ortskenntnis unterstützen?“
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:14

Der Alte wiegte seinen Kopf unschlüssig hin und her, „mein junger und ungeduldiger Freund, glaubst du nicht, dass ich es in all den Jahren doch noch einmal versucht hätte? Ich bereiste lange Zeit die bekannte Welt und erlebte viele Abenteuer, von denen ich noch heute berichte. Doch kein Ort konnte sich mit der Weißen Stadt messen. Aber jeder Versuch den ich unternahm, wieder dorthin zurückzukehren, scheiterte im Gebirge von Weltend. Ich konnte die Berge nicht mehr durchqueren.“
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:14

Nun mischte sich auch Verabas in die Unterhaltung ein, „es ist schon spät. Morgen erwartet uns wieder ein arbeitsreicher Tag. Du hast doch gehört, die Reise ist gefährlich und das Gebirge für einen Menschen nicht zu überwinden. Bist du hier an der Seite deiner jungen und schönen Frau nicht mehr glücklich, dass es dich in die Ferne zieht?“ Verabas warf verärgert über den Dickschädel seines Schwiegersohnes die Hände nach oben.
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:15

Harim schüttelte heftig seinen Kopf, „das ganz bestimmt nicht!“ Sein Augen starrten hinaus zum Fenster in die Dunkelheit, „aber ich spüre, dass es für uns alle sehr wichtig ist, die Weiße Stadt aufzusuchen.“ Weder der Gedanke an Chezara noch Verabas Worte oder Muharins Warnung konnten den jungen Händler von seinen Plänen abbringen. Verabas schüttelte resignierend den Kopf. Sie verabschiedeten sich freundlich vom Geschichtenerzähler, und Harim bedankte sich für die Erklärungen. „Vielleicht änderst du deine Meinung ja noch, und hilfst uns bei der Suche nach der Weißen Stadt.“ Harim wollte die Hoffnung noch nicht begraben.
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:15

Verabas schob seinen Schwiegersohn zur Tür hinaus, wandte sich dann aber noch einmal im Hinausgehen zu Muharin und flüsterte ihm zu, „so sehr wir deine Geschichten genossen haben, ich denke, dass es besser für uns alle ist, wenn du morgen weiterziehst.“ Verabas reichte dem Geschichtenerzähler einen kleinen Beutel mit Geldstücken. Muharin nahm den Beutel an sich und blickte in Verabas Augen. Er verstand und verbeugte sich kurz vor Verabas, „so soll es geschehen.“
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:16

Aber bereits der nächste Morgen zeigte, dass Harim von seinem Ansinnen nicht so leicht abzubringen war. Sein erster Weg führte ihn in Merchans Schreibstube, doch an diesem Tag fand er das Zimmer leer. Harim stürmte weiter durch den Kontor und suchte nach seinem Vorgesetzten. Schließlich fragte er einen der Handlanger nach dem Meister. Dieser schickte ihn in einen der Lagerräume.
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:16

Dort fand Harim den Handelsmeister bei einer Inspektion. Merchan stand auf einem Podest, das man in dem Raum eingezogen hatte, um mehr Lagerfläche zu erhalten. Er kontrollierte eine Lieferung, die am Morgen mit einer Karawane angekommen war. Der Handelsmeister ließ sich jede Kiste öffnen und diktierte dem Schreiber einige Notizen. Merchan war in seine Arbeit vertieft und bemerkte zunächst nicht, dass jemand den Lagerraum betreten hatte.
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:17

Der junge Händler zwang sich dazu ruhiger zu atmen, und trat an seinen Vorgesetzten heran. Erst als Harim mit schnellen Schritten die kleine Treppe emporgestiegen war, hatte der Handelsmeister den Neuankömmling gehört. Merchan hielt in seinem Diktat inne und wandte sich seinem Gehilfen zu, „was führt dich am frühen Morgen in solch einer Eile zu mir?“ Natürlich war dem Handelsmeister Harims Aufregung nicht entgangen. „Gab es etwa einen Diebstahl?“ Eine tiefe Sorgenfalte machte sich auf der Stirn des Handelsmeisters breit.
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:18

Sofort wiegelte der junge Händler ab, „nein, Meister. Es gab keinerlei Vorfälle. Doch hörte ich gestern Abend recht ungewöhnliche Dinge, und ich möchte euch einen Vorschlag unterbreiten.“ Beruhigt über Harims Worte überhörte Merchan den zweiten Teil von Harims Antwort. Seine Gedanken kehrte zu den Waren zurück, die er kontrolliert hatte, und er ging achtlos an Harim vorbei. Der Handelsmeister stieg die Treppe hinab. Ihm war etwas aufgefallen, und er wollte zum Schreiber. Dass Harim darauf brannte, ihm seine Idee zu vermitteln, kam ihm nicht in den Sinn.
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:18

Obwohl Merchan nichts erwiderte, fühlte Harim sich dennoch dazu ermuntert, seine Gedanken vorzubringen. In knappen Sätzen informierte er den Handelsmeister über seinen Plan, die Weiße Stadt zu suchen und von ihren Reichtümern zu profitieren. Natürlich verschwieg er Merchan seine Hintergedanken, mehr über die eigene Familiengeschichte und die Königreiche zu erfahren. Mit halbem Ohr hörte der Handelsmeister Harim zu. Zwischendurch gab er dem Schreiber Anweisungen und machte Korrekturen.
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:19

Als der junge Mann seine Rede beendet hatte, klopfte Merchan Harim auf die Schulter, „ich sehe wohl, dass ich mich in dir nicht getäuscht habe. Du hast das Zeug zu einem guten Händler. Dein Streben nach neuen Märkten ist bewundernswert. Doch nun überzeuge mich, dass auch ein Meister in dir steckt! Du hast keinerlei Beweise für diese Stadt. Der einzige Zeuge ist alt und schildert dir den Weg als ungangbar. Wie soll hieraus für die Gilde also ein positiver Abschluss entstehen?“
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:19

„In jedem Geschäft steckt ein Risiko. Ein kluger Geschäftsmann deckt diese Risiken im Vorfeld auf und minimiert sie“, begann Harim. „Der Weg durch das Gebirge ist für Pferde und Menschen zu beschwerlich, doch diese Bergtrolle können dort laufen.“ Harim kam Merchans Einwand zuvor, als er weitersprach, „doch ich kenne Tiere, die uns die Trolle ersetzen werden. Schon länger habe ich mich mit dem Gedanken befasst, hier im Land des Morgens für unsere Karawanen geeignetere Lasttiere einzusetzen.“
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:20

„Und diese Tiere werden uns auch durch das Gebirge bringen“, schloss Harim seine Ausführungen. „Das müssen ja wahre Wundertiere sein.“ Merchan zeigte wenig Interesse. „Keineswegs, sie haben den Menschen bereits einmal große Dienste erwiesen“, erklärte Harim. „In der Schlacht gegen Artrac führten die Nomaden Langrüssel aus ihrer Heimat in die Schlacht.“
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:20

„Diese gewaltigen Tiere können gleichzeitig mehrere Menschen oder eine Wagenladung Waren tragen. Mit diesen Tieren werden wir die Berge durchqueren.“ Doch Merchan war keineswegs überzeugt, „nein, Harim, so leid es mir auch tut. Das ist mir noch zu ungewiss.“ Der Handelsmeister ging zum Ausgang. „Dann gewährt mir einen Urlaub, ich werde zu den Nomaden reisen und die Tiere hierher nach Farn al’ Sud bringen. Dann könnt ihr euch mit eigenen Augen von ihren Qualitäten überzeugen“, beharrte der junge Mann auf seiner Idee und folgte seinem Meister.
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Beitrag von Vauban » Samstag 20. Februar 2010, 22:21

Der Handelsmeister verließ den Lagerraum und betrat die große Halle. Merchan zeigte kein Entgegenkommen und sah Harim an, „du bist eine große Unterstützung für mich.“ Er beschrieb mit seiner Hand einen Kreis in der Luft, als wollte er den ganzen Handelskontor umfassen. „All dies wäre ohne deinen Fleiß und deine Mitarbeit nicht möglich gewesen. Ich sehe eine große Zukunft für dich, aber ich benötige dich jetzt dringend hier. Den Urlaub muss ich verweigern.“
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