Fredeswinds Märchenschatztruhe

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Beitrag von Fredeswind » Mittwoch 19. März 2014, 10:32

Die Botschaft

Wie ihnen all die Herzen schlagen!
Wollt keines den Uhu zu bitten wagen,
Und wie noch ein jedes sich ängstlich bedenkt,
Da sehen sie, wie er sich niedersenkt,

Und wie er im dichten Eichengeäst,
Vom Blattwerk verborgen sich niederlässt.
Erspäht auf sie – nun half nichts mehr,
Auch drängte die Zeit doch wirklich sehr.


Elfe 38.JPG


Drum also Mut! – Das kleine Ding,
Das Heideprinzesschen fasst sich flink.
Ein bisschen blass zwar im Gesicht,
Denn freundlich blickt der Uhu nicht,

Sagt es die Bitte ihm ganz leise.
Der Uhu lauscht, wie’s seine Weise,
Den Kopf schräg auf die Brust gelegt,
Und starrt sie an, ganz unentwegt.


Elfe 39.JPG


Doch tapfer fragt sie ihn am Ende,
Ob er die Mondweibchen wohl fände.
Stumm nickt der Uhu zu der Frage,
Hebt dann mit mächt’gem Flügelschlage

Sich langsam in die Luft empor.
Kein Laut wagt sich ringsum hervor.
Sanft strahlt der bleiche Mondenschein.
Da plötzlich – horch! – ein fernes Schrein:

Der Uhu kündet in schweigender Nacht,
Dass er den Mondweibchen Botschaft gebracht.
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
(Chinesische Weisheit)




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Beitrag von Fredeswind » Mittwoch 19. März 2014, 12:21

Der Schlaf

Nun schnell die Röckchen ausgespannt!
Die Käppchen her und hohl die Hand!
Mohnkörner wehen im flinken Tanz,
Wie Tropfen nieder im Mondenglanz.

Da eins, und da eins - immer mehr,
Allmählich wird die Last zu schwer.
Die kleinen Zwerglein seufzen leise,
Da gähnt schon eins verstohlnerweise.

„Huh, huh!“, wie es sich streckt und reckt,
Nun hats den Zweiten angesteckt.
Und immer noch schweben die Körner nieder,
Schwerer und schwerer werden die Glieder.

„Mondweibchen! – Huh, hört auf! Huh, huh!“
Die blinzelnden Augen fallen zu.
Sie torkeln, sie taumeln, da liegen sie schon,
In Käppchen und Händchen den Schlummermohn.


Elfe 40.JPG


Prinzesschen schläft, die Zwerge daneben,
Ringsum ist heimliches Waldesweben
Und strahlender weicher Mondenschein.
So schlafen sie sanft in den Morgen hinein.

Als die Mondweibchen sehen, was sie gemacht,
Da haben sie leise, ganz leise gelacht.
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
(Chinesische Weisheit)




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Beitrag von Fredeswind » Mittwoch 19. März 2014, 12:44

Heideprinzess in Ängsten

Heideprinzess schlägt die Augen auf,
Liegt und guckt in den Himmel hinauf.
Mit einem Mal aber springt sie empor
Und zieht die Zwerge an Kleid und Ohr:

„Wacht auf, wacht auf, s’ist höchste Zeit!
Bis Sonnenaufgang ist nicht weit!
Seht ihr denn nicht, der Morgen graut?“
Sie schreit sie zerrt, denkt nur, sie haut!


Elfe 41.JPG


Die schlafen fest! Ach welche Not!
Schon färbt sich leis der Himmel rot,
Und kraftlos wird der Wundersamen,
Wenn sie ihn nicht beim Frührot nahmen.

„Hört doch nur, hört!“, umsonst das Schrein,
Sie schlafen brummelnd wieder ein.


Elfe 42.JPG


Was soll Prinzesschen nun beginnen?
Bang hebt es so in trübem Sinnen

Zum Himmel das Gesichtchen auf,
Da fällt ein Regentropfen drauf.
Ein Kichern, horch! Hörts neben sich:
„Das Regenhexchen, das bin ich!“

Ein zierlich kleines Ding steht dort,
Das nickt und kichert immerfort:
„Prinzesschen, hör, die will ich stören,
Die lernen hurtig wieder hören:


Elfe 43.JPG


Ich regne sie gleich pudelnass,
Hi, hi, ein feiner Spaß wird das!
Die alte Weide ist mein Haus,
dort werf ich meine Schleier aus.

Kommt mit!“ Es huscht wie ein Blitz voran,
Dass Heideprinzesschen kaum folgen kann.


Elfe 44.JPG
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
(Chinesische Weisheit)




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Beitrag von Fredeswind » Mittwoch 19. März 2014, 13:24

Das Regenhexchen

Eine schöne alte Weide
Steht am Rand der roten Heide.
Nebel ziehen hin und wieder
Und der Wind pfeift schrille Lieder.
Regen rieselt, Regen rauscht,
Wenn Hexchen aus der Weide lauscht.


Elfe 45.JPG


In dem grauen Schleierkleide
lebt es in der alten Weide.
Blitzen rings die Sonnenflammen,
ziehts die Schleier dicht zusammen.
Regen rieselt, Regen rauscht,
Wenn Hexchen aus der Weide lauscht.

Lauernd in der alten Weide
Spinnt es Schleier sich aus Seide.
Hat es tausend sich gesponnen,
Tausend Tropfen hats gewonnen.
Regen rieselt, Regen rauscht,
Wenn Hexchen aus der Weide lauscht.


Elfe 46.JPG


Schatten gleich huschts aus der Weide,
Wirft die Schleier über die Heide.
Von den Winden hochgehoben,
Fliegen sie zum Himmel droben.
Regen rieselt, Regen rauscht,
Wenn Hexchen aus der Weide lauscht.

Hexchen eilt im flatternden Kleide
Jauchzend, winkend über die Heide,
Reckt die Arme, senkt sie wieder
Und die Schleier gleiten nieder.
Regen rieselt, Regen rauscht,
Wenn Hexchen aus der Weide lauscht.


Elfe 47.JPG


Die Schleier verflossen, zur alten Weide
Kehrt Regenhexchen im nassen Kleide.
Hängt es zum Trocknen in den Wind
Kriecht in die Weide, spinnt und spinnt.
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
(Chinesische Weisheit)




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Beitrag von Fredeswind » Mittwoch 19. März 2014, 20:06

Der Regen

Hexchen lässt die Schleier entschweben
Heideprinzesschen steht glücklich daneben,
Wirklich, der leuchtende Frührotschein
Hüllt sich in graue Nebel ein.

Und wie sie ziehen und steigen und drohn,
Da fallen die ersten Tropfen schon.
Zurück in jauchzender Windesschnelle!
Jetzt sind sie lachend wieder zur Stelle.


Elfe 48.JPG


Nun aufgepasst, ein Spaß wird das!
Sie regnen alle pudelnass!
Allmählich, wie sie den Regen verspüren,
Beginnen die Schläfer sich leise zu rühren:

Der Zwerg muss niesen. „Hatzi!“ und der
Stöhnt wie ein Brummbär, tief und schwer.
Der wischt sich die Nase, der kratzt sich am Kinn,
Der dreht sich stöhnend aufs Bäuchlein hin.


Elfe 49a.JPG


Der schlägt um sich, wie ganz besessen,
Der schnappt, als wollt er den Regen essen.
Da reißt der eine mit Müh und Ach
Die Augen auf, wird langsam wach.

Sie gähnen, sie prusten, sie stöhnen, sie wischen
Sich aus den Augen den Regen dazwischen.
Sie ächzen, sie schimpfen, sie torkeln, sie purzeln,
Noch immer halb schlafend über die Wurzeln.


Elfe 50.JPG


Und was für dumme Gesichter sie machen!
Prinzesschen und Hexchen jubeln und lachen.
Endlich, endlich sind sie ganz wach
Und die Erinnerung kommt allgemach:

„Mondweibchen, ihr habt uns arg geneckt,
Und Hexchen hat uns recht unsanft geweckt!“
Hexchen kichert, es liebt solche Späßchen,
Fort huscht es und dreht noch ein langes Näschen.

Und wie es verschwindet, wird’s ringsum licht,
Der Himmel macht wieder ein frohes Gesicht.


Elfe 51.JPG


Und rosige Wolken mit goldenem Saum
Segeln ganz sacht durch den Himmelsraum.
„Nun auf in den roten Frührotschein
Zur Sonnenblume am Waldkirchlein!“


Elfe 52.JPG
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Beitrag von Fredeswind » Donnerstag 20. März 2014, 14:11

Das Waldkirchlein

Es steht ein Kirchlein friedlich traut
Am Waldesrande hingebaut.
Die Fenster glitzern wie Sterne,
Das Ziegeldach blinkt schon von ferne.

Die Glocken hoch und klar
Sie bringen Gott ein Loblied dar.
Viel Blumen um das Kirchlein ranken,
Wie lauter liebliche Gedanken.


Elfe 53.JPG


Geschäftig summen gelbe Bienen
Um Kletterrosen und Georginen.
Eidechsen Rascheln am wilden Wein.
Die Astern träumen im Sonnenschein.

Und da ist die Sonne wohl selbst willkommen,
Und hat sich ein Stängelchen hergenommen,
Und hat sich mitten darauf gestellt,
Und leuchtet wie Gold in die fröhliche Welt!

Es duftet und blüht um das Kirchlein herum,
Die Luft ist voll von Gesang und Gesumm.
Die Rehe äsen, äugen und lauschen
Fromm in das heilige Waldesrauschen.
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
(Chinesische Weisheit)




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Beitrag von Fredeswind » Donnerstag 20. März 2014, 14:14

Vollbracht

So wards vollbracht! Die Zwerge nahmen
Bei Glockenklang den Zaubersamen.
Still von der gelben Sonnenblüte
In eine feine Spinnwebtüte.


Elfe 54.JPG


Uns als sie in den Zwergenschacht
Nun alles hurtig hingebracht,
Und hold des Saftes Düfte wallen,
Sind sie sich um den Hals gefallen:

„Vollendet wards, es ist vollbracht!
Jetzt böser Nix, nimm dich in acht!“


Elfe 55.JPG
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Beitrag von Fredeswind » Donnerstag 20. März 2014, 14:20

Am Ziel

Der Weg zum Nixensee ist weit
Die Zwergenkutsche steht bereit
Aus allerfeinstem Weidenrohr,
Sechs Wiesel spannen sie davor.

Der Zaubersaft wird gut verwahrt,
Nun heissa! Vorwärts! Frohe Fahrt!
Die Sonne lacht, die Blümchen lachen!
Und was für Lärm die Vögel machen!

Die Bäume rauschen, die Winde tollen.
Hei, und wie hell die Räder rollen!
Die Binsenpeitsche – Hussa! – knallt,
Dass weit ein frohes Echo schallt.


Elfe 56 - Kopie.JPG


Klapp, klapp!
Hollah, he!
Trab, trab;
Brr – steh!

Am Ziel, am Ziel! Ein Hasten, ein Springen,
Ein Flüstern: „Ach, wird wohl die Rettung gelingen?
Sie sprechen ganz leise, die Herzen sind schwer.
Da bringt Prinzesschen den Zaubersaft her.

Es hebt ihn hoch, der Sonne entgegen,
Die trifft ihn mitstrahlendem Feuersegen.
„Nun, weißes Pferdchen, den Saft über dich!“
Ein zitterndes Beben, da regt es sich.


Elfe 57.JPG


Es bläht die Nüstern, es springt empor,
Es schnauft, es wiehert und spitzt das Ohr:
Das weiße Elfenpferdchen lebt!
Im selben Augenblicke hebt

Ein Rauschen an, Nacht wird’s umher,
Ein Blitz, ein Donner - dann nichts mehr.


Elfe 58.JPG


Die finstern Wolken schwinden sacht,
Und sieh in wundersamer Pracht

Erscheint ein lichter Regenbogen,
Der schimmernd durch die Luft gezogen,
Sich bis zur Erde niederspannt:
Die Brücke in das Elfenland.

Sie treten auf den luftigen Steg:
„Du weißes Pferd, zeig uns den Weg!“


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Beitrag von Fredeswind » Montag 24. März 2014, 09:29

Der Elfenkönig

So ward nun aus der Geister Mund
Den Elfen das Geschehne kund,
Die schlaflos schon die ganze Nacht
Voll Angst und Sorgen zugebracht.

Weh, die Königin gefangen!
Sie klagen leis in trübem Bangen.
Goldhaar sinkt weinend in die Knie:
Das tat ihr Mütterlein für sie.


Elfe 60_DxO.jpg


Hell aber flammt des Königs Blick:
„Hört mich, die Königin kehrt zurück!
Und hielte sie der Nix in Ketten,
Ich werde dennoch sie erretten.

Da schlingen die Elfen jubelnden Tanz.
Goldhaar flicht einen Sternenkranz
Sie drückt ihn dem König ins schimmernde Haar
Und reicht ihm das goldene Zepter dar.


Elfe 61_DxO.jpg


Und Goldhaars Händchen fasst er warm
Und birgt sie sanft in seinen Arm.
„Euch Helfern dank ich tausendfach!
Auf nun, und folgt mir alle nach!

Vergeltung für der Königin Not,
Das ist mein rächendes Gebot!“


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"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
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Beitrag von Fredeswind » Montag 24. März 2014, 09:38

Ein Helfer

Doch siehe, kaum sind diese Worte verhallt,
Da flammt es von Strahlen rings alsobald.
Ein goldener Wagen von Adlern gezogen,
Kommt durch die schimmernden Lüfte geflogen.

Er hält, ein Jüngling springt heraus,
Wie wunderherrlich schaut er aus:
Leuchtend das goldene Flügelpaar,
Funkelnd der Reif in dem lockigen Haar,

So tritt er zum König, zu Goldhaar hin:
„Gegrüßt seid mir! Vernehmt ich bin
Der Sonnenprinz! Euch beizustehn,
Hat Königin Sonne mich ersehn.


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Ich werde den Nixenkönig besiegen!
Er muss der Sonnenmacht erliegen.
Und wenn es also mir gelang,
Wenn ich der Königin Freiheit errang

Sei Goldhaar mir der herrlichste Lohn.
Ich führ sie als Braut vor den Sonnenthron!“
Goldhaars Wangen sind tief erglüht,
Wie von roten Rosen umblüht.

Hold lächelnd reicht sie dem Jüngling die Hand:
„Wir folgen dir, Prinz aus dem Sonnenland.“


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"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
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Der Elfenraub, letzter Teil (Marie Charlotte Siedentopf)

Beitrag von Fredeswind » Montag 24. März 2014, 13:27

Kampf und Sieg

Die Wasserrosen, wie Sterne so licht,
Neigen zur Tiefe, das weiße Gesicht:
„Nixenkönig, sei auf der Hut!!“
Da taucht er empor in grimmiger Wut.

Er lacht voll Hohn und ballt die Faust:
„Auf nun, ihr Wellen! Schäumt und braust!
Ihr wilden Winde, hei, zum Tanz!“
Die Augen funkeln in tückischem Glanz:

„Hör‘ Elfenkönig, liebst du die Flut?
So komm, hier drunten haust es sich gut!“
Sein Lachen durchscneidet die stille Luft:
Ihr Ritter hervor aus der Wellengruft!“


Elfe 65.JPG


Da lärmt es und panscht es mit Rauschen und Klatschen
Ein furchtbares Quaken und Brexen und Patschen.
Millionen grüne Froschsoldaten,
Wie sie mutgebläht sich nahten,

In der Hand den Grätenspeer:
Nixenkönigs Ritterwehr!
Wie ein nasses grünes Band,
Kriecht es an den Uferrand:

„Berex, berex.“ Ein Mordsskandal!
Sie quaken all auf einmal.
Sie wissen nicht genug zu sagen,
Wie mutig Krötenherzen schlagen.


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Da – jähe Stille … nun beweist,
Ihr Tapferen, was kämpfen heißt!
Da nahn die Feinde, auf zum Streit!
Sie nahn in lichter Herrlichkeit.

Sie reiten Pferde, weiß wie Schnee,
Die lenken sie zum Nixensee,
Der König springt vom Pferd herab:
„Mein Weib gib aus dem Wellengrab!

Du hältst sie dort, mir ward die Kunde.
Nix, gib sie mir noch diese Stunde,
Sonst ist dein Untergang dir Lohn!“
Der Nix grinst kalt: „Wozu das Drohn?

Komm, wenn du kannst, du winziger Wicht!
Ich fürchte solch Spinnwebgelichter nicht!
Auf Ritter!“ Die erste schwirrende Lanze
Prallt machtlos ab von dem Sternenkranze,

Der schimmert und gleißt so silberklar
In Elfenkönigs goldenem Haar.
„Auf, auf, schießt ihm den Kranz vom Kopf,
Dann ist er verloren, der eitle Tropf!“


Elfe 67.JPG


„Meinst du, Nixenkönig? Du irrst!
Glaub nicht, dass du der Sieger wirst!“
Wer rief das Wort? Die Frösche lauschen
Der Nix fährt auf, die Wellen rauschen,

Die Wasserrosen flüstern und beben.
„Nixenkönig, verwirkt ist dein Leben!“
Das Wort widerhallt rings tausendmal,
„Nixenkönig, dir bleibt keine Wahl.

Gib frei die Elfenkönigin!
Weißt du wohl Räuber, wer ich bin?“
Unter dem leuchtenden Himmelszelt
Steht er lachend – ein strahlender Held.


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„Der Sonnenprinz!“, jubeln die Elfen laut,
„Und Goldhaar, sie ist die Sonnenbraut!“
Ein gräulicher Schrei durchschneidet den Tann:
„So sei sie verzaubert, die ich gewann!

Und holt ihr sie dennoch euch zurück,
Ewig verschlossen sei euch ihr Blick!“
Er ist verschwunden. Zitternd und bleich
Starrt Goldhaar in den tobenden Teich.


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Was tut er wohl ihrem Mütterlein an?
Da plötzlich flutet es leuchtend heran
Es gleißt, es glänzt, rings ist ein Glühn
Funkelnde Panzer schimmern und sprühn.

Ein stürmisches Jauchzen, ein goldenes Meer:
Das strahlenumgürtete Sonnenheer.
Wie es die goldenen Speere schwingt,
Und wie es wild jubelnd vorwärts dringt

Von zuckenden, feurigen Blitzen umschwebt,
Da ist es als ob die Erde erbebt,
Als ob ihr froher Atem schweige,
Als ob sie sich zum Sterben neige.


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Beitrag von Fredeswind » Montag 24. März 2014, 13:32

Die Elfen umschleiern die holden Gesichtchen;
Flugs sind die flinken Heinzelwichtchen,
rings in die Mauselöcher geschlüpft.
Das Heideprinzesschen aber hüpft

Behende, wie ein Heuschrecklein,
In eine luftige Blume hinein.
Nun guckt es zu, was vor sich geht.
Gleich einem strahlenden Sieger steht

Der Sonnenprinz am Uferrand.
„Vorwärts!“ Er hebt die gebietende Hand.
Da bricht es wie Feuer über den Teich,
Es ist, als lodre das Nixenreich.


Elfe 71.JPG


Die Wellen züngeln wie zischende Flammen
Die Frösche drängen sich quakend zusammen.
Ach jämmerlich entschwand ihr Mut,
Die Wasserrosen glühn wie Blut.

Und immer mehr Strahlen, immer mehr
Entsendet das flammende Sonnenheer.
Austrinken mit durstigem, brennendem Munde
Will es den Nixensee bis zu dem Grunde!

Schon sinkt das Wasser, sinkt und sinkt,
Schon ists, als ob es schimmernd blinkt.
Schon ists , als ob in Teiches Dunkeln,
Zwei grüne flackernde Augen funkeln.

Das ist der Nix, er ist besiegt!
In einer Purpurmuschel liegt
Die Elfenkönigin lilienblass.
Der Nix schreit auf in Wut und Hass.


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Er stampft den Grund: Der Boden weicht,
Träger grüner Schlamm umschleicht
Die Silberstufen, den Palast.
Wie er die bleichen Rosen fasst!

Die Nixen reißen sie empor,
Der König stampft: schwarz gähnt ein Tor.


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Die Sonnenstrahlen trinken und trinken,
Da muss der Nix entfliehend versinken.
Umdrängt von der zitternden Nixenschar,
Die Wasserrosen um Brust und Haar,

Mit gellenden Schreien sinkt er und sinkt.
Und aus der gurgelnden Tiefe klingt
Noch lange sein gellendes Schreien hervor,
Dumpf schaurig trägt es das Echo empor.


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Beitrag von Fredeswind » Montag 24. März 2014, 13:38

Der Nixenkönig ist besiegt!!
Gleich einem schimmernden Falter fliegt,

Goldhaar nun auf ihr Mütterlein zu:
„Mütterlein, Mütterlein schlummerst du?
Wach auf! Gerettet, du bist frei!“
Nichts zeigt , dass Leben in ihr sei.

So wäre sie tot? Goldhaar erbebt,
Der Sonnenprinz aber umfängt sie und hebt
Die Königin sanft in seinen Arm,
Und hüllt sie in Strahlen so lebenswarm,


Elfe 75.JPG


Die überhauchen, rosig licht
Das stille weiße Angesicht.
Es färbt sich sanft, die Lider beben,
Sie atmet, lächelt, leise heben

Sich ihre Hände, sieht sie ihr Kind?
Ach nein, die armen Augen sind blind:
Nixenkönigs Rache ist das!
Goldhaars Wangen sind totenblass,


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Und ihre Augen füllt weher Schein.
Sie umschlingt ihr herziges Mütterlein,
Und auf die zitternden Augenlider
Fallen ihre Tränen nieder.

Da, ist es ein Traum, ists Wirklichkeit?
Die Königin öffnen die Augen weit
Sie sieht ringsum die lachende Welt,
Die Sonne, den Wald und das Himmelszelt.


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Da umschlingt sie den König, ihr Kind, die Elfen,
Und alle, die kamen, um ihr zu helfen:
„Durch euch erlöst, durch euch befreit!
Durch Goldhaars Tränen entrissen dem Leid!“


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„Goldhaar!“, jubelt es ringsum laut.
Sonnenprinz neigt sich: „O gib mir die Braut!
Goldhaar!“, jauchzt er, „Nun bist du mein!
Im grünen Wald soll die Hochzeit sein!“

Königin Sonne hat freundlich gelacht:
„Das haben die Geister gut gemacht.“


Elfe 79.JPG


ENDE
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erwinius
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Re: Märchen

Beitrag von erwinius » Montag 24. März 2014, 21:20

Erstaunt ich bin und froh zugleich
Die Story ist wirklich toll und auch an Reimen reich..........
Die Figuren sind so wundervoll
Fredeswind hat sie gestaltet wirklich toll... :great
Ich frage mich, wo sie wohl nimmt
die Einfäll immer her ... und was noch kimmt..... :wink
Ich sage Dank, mach weiter so :kavalier
Deine Storys machen viele Froh :bang1

In diesem Sinne...........
Grüsse aus Helvetien

Erwinius
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Fredeswind
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Re: Märchen

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 25. März 2014, 09:09

erwinius hat geschrieben:Erstaunt ich bin und froh zugleich
Die Story ist wirklich toll und auch an Reimen reich..........
Die Figuren sind so wundervoll
Fredeswind hat sie gestaltet wirklich toll... :great
Ich frage mich, wo sie wohl nimmt
die Einfäll immer her ... und was noch kimmt..... :wink
Ich sage Dank, mach weiter so :kavalier
Deine Storys machen viele Froh :bang1

In diesem Sinne...........
Grüsse aus Helvetien

Erwinius

Erwinius sehr dank ich dir, :dank
für deine lieben Worte hier. :oops
Eingebildet hatt' ich mir,
dies etwas andre Märchen hier,
in Szenen für euch darzustellen,
nicht immer leicht in diesen Fällen.
Den Kopf zerbrach ich mir nicht selten, :gruebel
beim Ausflug in die fremden Welten.
Doch nun ist dieses Werk vollbracht,
es hat mir wieder Spaß gemacht.
Jetzt aber kehr ich gern zurück,
demnächst mit einem Bechstein - Stück.


Liebe Grüße von der Märchenfee Fredeswind :fee
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
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