Die Mittlandsaga Teil III - Zeit der Wölfe

[Vauban]

Seine Mutter, Lady Chrona, erwartete ihn bereits mit Artracs Leibgarde und den Drachenwärtern. Schon von Weitem hatten sie Tracansis Anflug beobachtet. Kaum, dass er seine Füße auf den Erdboden gesetzt hatte, entdeckten die Wärter voll Entsetzen ihren Herrscher liegend statt sitzend auf dem zweiten Drachen. Als auch der zweite Drache gelandet war, zog Tracansis seinen toten Vater vom Rücken des Tiers. Während die Drachenwärter ihre Schützlinge zu den Käfigen führten, trug Tracansis den toten Körper seines Vaters zu seiner Mutter und entfernte den Speer aus dem Leichnam.

[Vauban]

Mit dem Speer in der Hand trat Tracansis vor seine Mutter. Ohne Gefühlsregung blickte Lady Chrona auf den toten Körper ihres Mannes hinab. Ihre Stimme klang eisig, als käme sie aus der Kalten See, „was ist geschehen? War der alte Narr zu dumm, einem Stück Holz auszuweichen? Waren über zwanzig Jahre der Vorbereitung nicht genug?“ Lady Chrona stieß mit ihrer Fußspitze in Artracs Seite, so als wollte sie einen Schlafenden unsanft wecken. „Konntest du nicht einmal etwas richtig machen? Für dein Versagen würde ich dich eigenhändig umbringen, wenn du nicht schon tot vor mir liegen würdest.“ Sie drehte sich zu den Leibwachen und befahl ihnen, „schafft ihn mir aus den Augen!“ „Alles lief wie geplant“, begann Tracansis seinen Bericht, „die Rebellen griffen die Vorhut an, und als alle auf dem Schlachtfeld versammelt waren, vernichteten die Drachen unsere Feinde zu Dutzenden...“

[Vauban]

„Aber dann wurde Vater von einem verzauberten Speer getroffen“, versuchte Tracansis die Ehre seines Vaters zu retten. Er konnte das herzlose Verhalten seiner Mutter nicht begreifen. Spöttisch lächelnd nahm Chrona den Bericht ihres Sohnes zur Kenntnis, „so, so, ein verzauberter Speer...“ „Der Speer folgte Vater, obwohl dieser im Flug wendete. Kein Speer von dieser Welt vermag das.“ Zum ersten Mal seit Tracansis Rückkehr zeigte sich eine Regung im Gesicht der Lady. Erstaunt hob sie eine Augenbraue, „ein Speer, der Haken schlägt? Hatten sie noch mehr solcher Wunderwaffen, oder aus welchem Grund hast du dann den Plan nicht weiter befolgt?“

[Vauban]

„Aber ...“, stammelte Tracansis, fieberhaft rasten seine Gedanken, um eine Erklärung zu finden, die auch seine Mutter zufrieden stellte. Lady Chrona trat dicht an ihren Sohn heran, „oder fehlte es dir an Mut oder Verstand, um alleine weiter zu machen? Aber ich vermute, dass von beidem nicht genug in deinem Schädel vorhanden ist“, sprach sie und wandte sich zum Gehen ab. Das war zuviel für Tracansis. Wütend packte er seine Mutter an der Schulter und zog erschrocken seine Hand sofort wieder zurück. Nicht nur der Charakter seiner Mutter war eiskalt, auch ihr Körper war kalt wie ein Eisblock. „Wer bist du?“ entfuhr es ihm.

[Vauban]

Lächelnd erwiderte diese, „ich bin deine Mutter.“ Aber ihr Lächeln glich einer Fratze, keine Spur von Fröhlichkeit. Tracansis schauderte bei diesem Ausdruck. Unbewusst rieb er die Hände aneinander, um die in ihm aufsteigende Kälte zu vertreiben. Mit einem Schlag fühlte er sich machtlos, als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Eine Leere breitete sich in ihm aus. Taumelnd verließ er den Landeplatz und eilte zu seinem Quartier. Er musste nachdenken.

Fortsetzung folgt ...

[pbfox]

Hallo Vauban,

@pbfox: ... und wieder einmal hast du eine meiner "Quellen" entdeckt

- nicht nur die Quelle ist entscheidend - auch was man daraus macht.

UND du machst immer etwas großartiges daraus .

Immer diese bösen Frauen .

LG

pbfox

[erwinius]

Einfach immer wieder faszinierend, wie Du die Szenen gestaltest!!
Eine tolle Geschichte, die immer Spass macht!!!!

Gratulation und an dieser Stelle einmal meinen Dank für Deine Mühe und Arbeit!

Erwinius

[Erik]

Genial, es bleibt spannend. Ich freue mich jedes mal, wenn es weiter geht.
Du bist ein echt guter Geschichtenerzähler.

Grüße Erik

[Vauban]

@pbfox: ... aber es gibt ja auch noch genügend gute

@erwinius: Mein Dank gilt auch dir und ebenso all den anderen, die diese Geschichte immer wieder mit Leben erfüllen.

@DerSachse: ... dafür geht es auch gleich weiter ...

Kapitel XVII.

Inzwischen hatten die Zwerge den harten Granit durchbrochen und räumten die Gesteinsbrocken zur Seite. Die Wolfskrieger näherten sich als erste dem Durchbruch. Auf der anderen Seite erstreckte sich eine weiträumige Höhle. Die Gruppe durchquerte vorsichtig nach allen Seiten sichernd die Höhle bis zu einer in den Felsen gehauenen Treppe. Eilig stiegen sie die Stufen nach oben. Die Wölfe erreichten als erste dicht gefolgt von den Wolfskriegern die Tür am oberen Ende. Arn, Lilian und Deman Ya folgten ihnen rasch, den Abschluss bildeten die Zwerge.

[Vauban]

Vorsichtig öffneten sie die Tür und schlichen in den angrenzenden Gang. Von dort aus konnten sie beobachten, wie die Leibwache den toten Artrac wegschleppten, und Tracansis mit Lady Chrona sprach. Sie verstanden aber kein Wort von der Unterhaltung, da sie zu weit weg waren. Plötzlich wurden sie entdeckt. Soldaten von Artracs Leibgarde tauchten wie aus dem Nichts auf und griffen unverzüglich an. Bedrohlich schwangen sie ihre langstieligen Äxte, die Lieblingswaffe der Schwarzen Truppen. Auch die Rebellen zogen ihre Waffen und wehrten sich.

[Vauban]

Gegen die Übermacht der Wölfe und die Kampfkraft der Wolfskrieger hatten die Wachen keine Chance. Sie wurden überrannt und niedergerungen. Angelockt vom Kampflärm erschien nun auch Lady Chrona mit weiteren Soldaten. Mit einem Blick überschaute sie das Geschehen, dann gellte ihr Befehl über den Platz, „meine Getreuen, vernichtet sie!“

[Vauban]

Doch die Soldaten der Lady wurden einer nach dem anderen bezwungen. „Nein“, schrie sie auf, „niemand, kein Mensch und kein Wolf, und erst recht kein Zwerg macht mir meine Pläne zunichte!“ Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen und konzentrierte sich. Dann schleuderte sie ihre linke Hand mit weit gespreizten Fingern nach vorne. Von ihrer Hand löste sich ein strahlend heller Feuerball und traf den ersten Wolfskrieger.

[Vauban]

Dies geschah so schnell, dass der Krieger keine Chance mehr hatte, dem Feuerball auszuweichen. Er verging in der magischen Flamme, nicht einmal Asche blieb von ihm übrig. Der nächste Angriff Lady Chronas zielte auf einen der Wölfe, und auch er erlitt das gleiche Schicksal wie der Krieger.

[Vauban]

Als Lady Chrona erneut ausholte, griff Deman Ya ein. „Hexe, ich weiß nicht, wie du den Weg hierher fandest, aber niemals wirst du den Sieg davontragen!“ Die Luft um den Obersten Schachtmeister knisterte, und ein zweiter Feuerball entstand zwischen Deman Yas Händen und wehrte den Angriff der Hexe ab. Lady Chrona kreischte laut auf, als sie sah, wie ihr Angriff wirkungslos verpuffte. Erneut beschwor sie todbringende Magie, die Demon Ya mit seiner Macht konterte. Die Wut der Hexe steigerte sich in Raserei, immer schneller folgten ihre Angriffe aufeinander. Nur mit Mühe konnte der Oberste Schachtmeister der Zwerge sie abwehren.

[Vauban]

„Schnell“, rief Arn den übrigen zu, „auf diesem Schlachtfeld sind wir hilflos, aber wir haben eine andere Aufgabe zu erfüllen.“ Suchend schauten sie sich um. Zwei neue Wege lagen vor ihnen. Ein großes Tor und eine Tür verbargen unbekannte Räume vor Arn und seinen Begleitern. Der Wolfsmann wies den zweiten Wolfskrieger an, mit den Zwergen die Tür zu nehmen. Er selbst übernahm mit Lilian, dem dritten Krieger und dem letzten der Wölfe das große Tor.

Fortsetzung folgt ...