Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde

[Vauban]

Nachdem Sinlucem wieder alleine war, griff er nach dem Kelch. Diesmal wirkte er jedoch äußerst zufrieden. Er trank ohne Hast und prostete sogar vergnügt der leeren Wand zu.

[Vauban]

Der Unterste nahm auf einer der Stufen Platz und genoß in gleicher Weise einen weiteren Becher Wein. Dann erhob er sich, wischte sich die Finger an seinen Kleidern ab und nahm aus einer kleinen Schatulle einen Schlüssel. „Es ist nun an der Zeit, meine Ehrengäste aufzusuchen.“ Jordel kehrte in den Residenzsaal zurück und in gebührendem Abstand folgte der Hauptmann dem Untersten.

[Vauban]

Verabas und Chezara drückten sich tief ins Halbdunkel ihres Versteckes. Chezara gab ihrem Vater mit Gesten zu verstehen, dass er zurückbleiben sollte. Sie selbst wollte dem Untersten und seinem Hauptmann irgendwie folgen. Doch dies war gar nicht erforderlich. Sinlucem verließ den Thronsaal nicht, sondern ging zu einer kleinen Tür in der hinteren Ecke. Er entriegelte die Tür, während Jordel angespannt an seiner Seite stehen blieb.

[Vauban]

„Raus mit euch“, rief der Unterste in die Kammer. Als sie die Zelle verließen, verbargen sich die Gefangenen hinter den Rücken der Dunkelweltler vor Chezaras neugierigen Blicken. Sie betete zum Unbeschreiblichen, dass es ihr Mann Harim sei. Doch wer war die unbekannte Frau?

[Vauban]

Doch dann mussten die Gefangenen vor Jordel und Sinlucem treten. Chezaras Herz raste, aber es war nicht ihr geliebter Mann, sondern es handelte sich bei Sinlucems Gefangenen um ihre Schwiegereltern, Lilian und Ras. „Beim Unbeschreiblichen“, dachte die junge Frau, „wie kommen Harims Eltern hierher? Sie sollten doch längst in Mittland sein.“

[Vauban]

Inzwischen befahl Sinlucem seinem Hauptmann, „geh nun zu deinen Leuten und bringt diese beiden Gefangenen zum Großen Portal. Niemand darf die beiden sehen oder gar als Oberweltler erkennen. Ihr werdet am Portal warten, bis die beiden abgeholt werden. Dann kehrt ihr zu mir zurück. Unterläuft euch auch nur der geringste Fehler, so habt ihr euer Leben verwirkt, macht ihr eure Sache aber gut, dann werdet ihr reich belohnt werden.“ Die Lüge kam leicht über Sinlucems lippenlosen Mund.

[Vauban]

Der Hauptmann verbeugte sich vor seinem Herrn, dann trieb er die Menschen nach vorne. Sinlucem blickte den dreien noch einmal nach, dann wandte er sich wieder zum Thron. Alle sorgfältigen Pläne vergessend, nahm Chezara ihre Kapuze ab und streifte ihr Band von den Haaren. Sie packte es zwischen ihre Fäuste und wartete bis Sinlucem wieder nach dem Weinkelch griff. Dann schlang sie den Stoff dem Untersten um den Hals und würgte ihn, bis er zu Boden ging.

[Vauban]

Das Ganze dauerte nur wenige Herzschläge lang. Der völlig überrumpelte Sinlucem bekam keine Gelegenheit auch nur den leisesten Laut von sich zu geben. Von ihrem eigenen Tun überrascht, meinte Chezara, „was für ein Glück. Ein Krieger ist er nicht.“ „Und jetzt? Der Unterste liegt zu unseren Füßen und was hilft es uns.“ Chezara starrte zunächst auf den Untersten, dann in Verabas Gesicht. Ihre Augen blitzten. Verabas kannte diesen Blick seiner Tochter, abwehrend hob er seine Hände, „oh, nein – das kann doch nicht dein Ernst sein!“

[Vauban]

Doch genau diesen Plan hatte sich Chezara zurechtgelegt und machte sich auch sofort daran ihn umzusetzen. Sie kniete neben dem bewußtlosen Sinlucem nieder und begann ihn zu entkleiden. Sie blickte ihren Vater noch einmal herausfordernd an, „los, es ist unsere beste Gelegenheit etwas für Ras und Lilian zu tun.“ „Und dann? Gehen wir gemeinsam mit ihnen in den Tod?“ Chezara antwortete nicht, sondern blickte ihrem Vater entschlossen in die Augen.“ Verabas schüttelte daraufhin nur den Kopf und knöpfte sein Gewand auf. Bald trug er Sinlucems Herrschergewand und setzte dessen Krone auf den Kopf.

[Vauban]

Chezara hatte inzwischen den Untersten geknebelt und gefesselt. Gemeinsam trugen sie ihn zu einer großen Truhe. „Du hast Tomul gehört“, keuchte Chezara unter ihrer Last, „der Unterste verkehrt auch in den Räumen der Priester, niemand wird dich aufhalten.“ „Und du? Er hat auch gesagt, dass die Priester keine Frauen haben.“ „Mir wird schon etwas einfallen.“

[Vauban]

Nachdem sie Sinlucem in die Truhe gelegt hatten, atmete Chezara tief durch und erklärte ihrem Vater mit einem feinen Lächeln. „Es wird mit Sicherheit auch Frauen in den Räumen der Priester geben, oder glaubst du, dass Terna und die übrigen wirklich der Oberwelt zum Fraße vorgeworfen werden?“ Verabas blieb ihr darauf eine Antwort schuldig und folgte seiner Tochter durch die Gänge.

Fortsetzung folgt ...

[Corporal Steagle]

Meister !

Deine Fortsetzung löste folgende Reaktionen aus : 1.) Du schufft wenn´s spannend wird beginnst du woanders ,
dem folgte dann aber 2.) Ach ja die Beiden sind ja im Hauptsaal des Untersten , was bei deinen spannenden Handlungen mir fast entfallen war .

Genial , Spannend , und x andere lobende Bezeichnungen für deine GRANDIOSE ARBEIT !!!!

Freu mich auf deine Fortsetzung ....
CS

[pbfox]

Hallo Vauban,

wie immer bin ich mehr als nur begeistert und harre aufs äußerste gespannt der Dinge die da noch kommen werden .

Deine Geschichten haben schon lange KULTSTATUS erreicht - zumindest für mich .

LG

pbfox

[Vauban]

@Corporal Steagle: Vielen Dank für's Vorbeischauen. Und du weist doch: ich liebe die Cliffhanger

@pbfox: Dankeschön. Erst einmal nähern wir uns jetzt mit Riesenschritten dem Ende des vierten Teiles ...

Kapitel XXI.

Als die beiden Frauen etwa die Mitte des Raumes erreicht hatten, gab Debrana Terna einen Stoß, so dass sie stolperte. Dabei zog sie der Freigeborenen den falschen Bart und die Haube vom Kopf. „Seht!“ schrie sie mit sich überschlagender Stimme, „eine Rebellin, sie hat den Meister betäubt und versucht in seinen Kleidern ihrem Schicksal zu entkommen. Zerreißt sie!“ Sofort stürzten die Geistlichen zu der enttarnten Terna, während Debrana zurück zur Tür lief.

[Vauban]

An der Tür drehte sich Debrana noch einmal zu Terna um. Befriedigt sah sie, wie Terna von den Männern immer enger umschlossen wurde. Die Verräterin war sich sicher, das Terna schon bald von den Geistlichen niedergerungen würde. „Hattest du wirklich geglaubt, deine lächerlichen Worte hätten mich überzeugt? Der Meister wird mir für mein Handeln danken. Ich habe ihn niemals hintergangen. Das wird er erkennen und mich zurückholen!“