Zur Theorie von Fachwerkhäusern

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PlaymoCharly
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Zur Theorie von Fachwerkhäusern

Beitrag von PlaymoCharly » Mittwoch 4. Juni 2008, 12:32

Nach eigenen Erfahrungen und dem Sichten vieler Fotos habe ich folgende Frage:

Nach welchen Kriterien entsteht der Mix aus Fachwerk und Steinwand? Oder gibt es den in der Realität gar nicht? Entscheidet der Geldbeutel, die Optik oder die Statik?

Verleihen 50 % Steinanteil dem Gebäude die nötige Festigkeit, während ein wenig Gebälk und Lehm den Geldbeutel schonen? Wohnt der reiche Mann eher in Stein oder Fachwerk?

Also Steinwände auf Holzteile, das geht natürlich gar nicht, auch nicht im Playmobau. Auch sehr unschön, aber leider oft unumgänglich, sind Balkenecken mit gemauerten Anschlüssen. Aber warum sollte man überhaupt mischen? Nur weil es Geobra so vorgegeben hat?

Grüße, Charly
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Braucht noch jemand den Piraten aus dem Playmobil Magazin Nr. 4/2011?
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tillmobil
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Beitrag von tillmobil » Mittwoch 4. Juni 2008, 12:46

Schau mal hier, das gibt eine ganz guten Überblick http://de.wikipedia.org/wiki/Fachwerkhaus
Es sind auch verschiedene Arten abgebildet: mit Steinerdgeschoß, mit Steinsockel, mit teilweisen Steinwänden.
Interessant ist auch der Aspekt der Kosten dargestellt, der dann natürlich EInfluß auf den Baupreis hatte (FLößen des Holzes billiger als Steine herankarren usw und wie sich das dann bis 1900geändert hat.
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hauden_lukas
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Re Zur Theorie von Fachwerkhäusern

Beitrag von hauden_lukas » Mittwoch 4. Juni 2008, 13:24

PlaymoCharly hat geschrieben: Aber warum sollte man überhaupt mischen? Nur weil es Geobra so vorgegeben hat?
Eine Äußerung nur zu diesen Fragen:

Mir persönlich gefällt die Mischung Stein/Fachwerk besser, als nur Fachwerk - d.h. eigentlich ist es relativ, denn ein reines Fachwerkhaus sieht ja auch schön aus. Wenn aber in einer Stadt nur reine FW-Häuser stehen, würde mir etwas fehlen.

Gruß,
hauden_lukas :ichdoofie
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PlaymoCharly
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Beitrag von PlaymoCharly » Mittwoch 4. Juni 2008, 13:25

Also das "Haus auf der Mauer" find ich viel schöner als das "Knochenhaueramtshaus".
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PlaymoCharly
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Re Re Zur Theorie von Fachwerkhäusern

Beitrag von PlaymoCharly » Mittwoch 4. Juni 2008, 13:31

hauden_lukas hat geschrieben:
PlaymoCharly hat geschrieben: Aber warum sollte man überhaupt mischen? Nur weil es Geobra so vorgegeben hat?
Eine Äußerung nur zu diesen Fragen:

Mir persönlich gefällt die Mischung Stein/Fachwerk besser, als nur Fachwerk - d.h. eigentlich ist es relativ, denn ein reines Fachwerkhaus sieht ja auch schön aus. Wenn aber in einer Stadt nur reine FW-Häuser stehen, würde mir etwas fehlen.

Gruß,
hauden_lukas :ichdoofie
Bei uns im hohen Norden gibt es kaum reale FW-Häuser, so dass Geobra sehr mein Bild geprägt hat. Ich frage mich nur immer, dienen die unterschiedlichen Wände dem Abwechslungsreichtum der Spielkulisse oder haben sie ein historisches Vorbild? Im Wikipedia-Beitrag gibt es den Wandwechsel ja eigentlich nur beim „Haus auf der Mauer“ in Schorndorf und es scheint so zu sein, dass die Steinwand schon vorhanden war und einfach einbezogen wurde. Als Sockel scheint es mir logisch zu sein, quasi als erweitertes Fundament, aber zwei Wände Stein, zwei Wände Fachwerk? Ein Giebel so, der andere so?
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olki
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Beitrag von olki » Mittwoch 4. Juni 2008, 14:18

Hier eine kleine Liste von Gütersloher Fachwerkhäusern, die meisten sind schon typisch für den westfälischen Fachwerkbau
http://www.stadtserver-guetersloh.de/de ... ameset.htm

Hier ein ganz nett gemachter virtueller Rundgang
http://stadtrundgang.guetersloh.de/kirchplatz/

auch im nachbarschaftlichen Wiedenbrück gibt es eine ganze Reihe netter Beispiele für westfälisches Fachwerk
[ externes Bild ]
auch gerne in Verbindung mit rotem Backstein.....
Tourette Fencing - The Martial Art of an Incurable Gutter Linguist


I take delight in the juice of the barley! :pfeif
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andyente
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Re Zur Theorie von Fachwerkhäusern

Beitrag von andyente » Mittwoch 4. Juni 2008, 18:08

PlaymoCharly hat geschrieben:Aber warum sollte man überhaupt mischen? Nur weil es Geobra so vorgegeben hat?
Hallo,

in grauer Vorzeit wurde oftmals Anbauten an Stein-Häusern mit Fachwerk ausgeführt.

Untergeschosse die Großvieh beherbergten mußten etwas masiver gebaut werden.

Oftmals wurde auch aus Brandschutzgründen eine oder mehrere Giebelwände in masiver Steinbauweise an einem Fachwerkhaus ausgeführt um ein schnelles ausbreiten eines Feuers zu verhindern.

Wände, die hinter einer Stadtmauer lagen wurden oft masiver ausgeführt um Angriffen mit der Steinschleuder standzuhalten.

Aber auch abgebrannte Steinhäuser an denen z.B. ein Giebel eingestürzt war, wurde mit Fachwerkbauweise schnell wieder aufgebaut.

Gruß Andy
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Bastelpapa
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Beitrag von Bastelpapa » Donnerstag 5. Juni 2008, 12:06

Es gibt da noch was, abgesehen von dem Brandschutz, der bei Umbauten die schmalen Gänge zwischen den Häusern erforderte, bei denen meist mindestens eine der Wände (Brandmauer) gemauert ist:

Renovierungen!

Die Kombination von Lehm-Weidengefecht hat in Verbindung mit den damals meist verwendeten Eichenbalken eine sehr vorteilhafte Eigenschaft:
Die Wasseraufnahme! Sie ist wesentlich höher als bei Holz, d.h. es hält das Holz trocken, gibt aber die Feuchtigkeit an die Luft ab, bevor eine Rückfeuchtung des Holzes erfolgt. Idealerweise wurde das Haus noch mit Quark geweisst, kein Scherz, es riecht weder sauer, noch wäscht es sich übertrieben schnell ab.
Eine katastrophale Entwicklung waren die Sanierungen bis in die 90er Jahre, bei denen "der alte Mist" herausgeschlagen wurde und die Ausfachungen ausgemauert wurden oder sogar mit Dämmputz und Kunststoffplatten isoliertr wurde. Die Balken werrden nicht mehr belüftet, die Feuchte steigt, das Holz arbeitet (im Gegensatz zu Beamten :kicher und den Steinen), es bilden sich Risse, in die noch mehr Feuchtigkeit eindringt.
Die Folge: Das Holz fault und muss nach wenigen Jahren grunsaniert werden.
Bei alten Häusern gab es oft die Doppelwände, innen der bewährte Baustoff Lehm, aussen eine (belüftetet) Wetterschutzschicht aus Backsteinen, teuer, aber genial.

Die Kombination Lehm - Holz führte dazu, daß wir uns heute noch wunderschöne Häuser mit z.T. über 1.000 Jahren Standzeit ansehen können.

Wie sich Lehmwände und Holz in einem Stall auswirken, möchte ich mir gar nicht vorstellen... :flop

.. und falls ihr mir das nicht glaubt, lüge ich euch mit etwas anderem an!
(Nettiquette ist ja geschlossen! :grinsen )

LG Dieter
Sie fährt noch immer! :grinsen
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