Wurschtgewitter hat geschrieben:Das hatte nicht zuletzt damit zu tun, dass die Waffen damals noch nicht so, hm, "potent" waren. Das heisst, Sprengladungen waren nicht so stark, das heisst der Zerstörungsradius war kleiner. Die Schussdistanzen waren geringer, etc. pp. Und diese Schlachten waren viel, hm, organisierter und klarer abgegrenzt. Das Tempo der Einheiten war geringer, entsprechend konnten die Zuschauer dann auch eher reagieren und sich in Sicherheit bringen.
Hallo zusammen, hallo Askin,
ich erlaube mir ein kleines Co-Referat.
Der ACW ist rein militärhistorisch deshalb interessant, weil er den Übergang markiert zwischen den "handgemachten" Kriegen früherer Zeit und den sehr stark durch Technik bestimmten Kriegen des 20. und 21. Jahrhunderts. Tatsächlich hatte sich die Waffentechnik seit der Zeit Napoleons deutlich weiterentwickelt - nicht aber die Taktik!
Zu Napoleons Zeiten war die Standardwaffe des einfachen Soldaten eine einschüssige Glattrohrmuskete, die über die Mündung geladen wurde (Vorderlader), und die auf ca. 50 m halbwegs zielgenau schoß (mit Betonung auf "halbwegs"). Die Musketen im ACW waren immer noch Vorderlader, hatten aber einen gezogenen Lauf, sprich: In den Lauf eingeschnittene spiralige Rillen verliehen dem Geschoß Drall, so daß es besser geradeaus flog. (Die "Kugel" war auch keine Kugel mehr, sondern eher zylinderförmig.) Mit diesen Waffen konnte man auf bis zu 200 m treffen.
Ein Sturmangriff auf eine generische Infanterieformation sah zu Napoleons Zeiten so aus: Man marschierte in geschlossener, breiter Formation mit aufgepflanztem Bajonett auf 50 m an die gegnerische Formation heran, tauschte eine Salve aus und stürmte dann los, um den Nahkampf zu suchen. Das Nachladen einer Muskete dauerte ca. eine halbe Minute - in der Zeit hatte der stürmende Gegner die 50 m Distanz überwunden.
Im ACW wurde sehr oft noch dieselbe Taktik angewandt - die stürmenden Truppen erlitten aber bereits im Aufmarsch Verluste, weil die Verteidiger ja schon trafen, bevor die Angreifer auf 50 m an den Gegner heranmarschiert waren! Zudem hatten die Truppen bereits gelernt, daß es viel Sinn macht, in der Verteidigung aus einer Deckung heraus zu schießen bzw. Feldbefestigungen (Schützengräben) anzulegen. Somit war die Waffenwirkung der Angreifer geringer, und die Angreifer erlitten furchtbare Verluste.
Beide Seiten im ACW haben (wie so oft in Kriegen) ihre Gegner maßlos unterschätzt. Die Südstaatler sagten den Yankees nach, sie seien verweichlichte Städter - die Städter schlugen sich aber genauso zäh wie die vorwiegend aus ländlichen Gebieten stammenden Südstaatler. Und sie waren, da aus den Städten an das Zusammenleben von vielen Menschen auf engem Raum gewohnt, immuner gegen all die Krankheiten, die in den Truppenlagern bei den damaligen hygienischen Verhältnissen unweigerlich auftraten - und die Ausfälle durch Krankheiten standen denen durch Gefechtseinwirkung in nichts nach. Die Yankees wiederum unterschätzten die Tatsache, daß ihre Gegner, gerade weil sie aus dünn besiedelten Gegenden stammten, den täglichen Umgang mit Gewehren gewohnt waren.