Servus beisammen,
- mein Diorama
„Das große Gestampfe“ für die diesjährige Allgäu-Börse wurde nach der Materialschlacht im vergangenen Jahr etwas schlichter gehalten. Keine aufwendige Landschaftsgestaltung, kein großes Zersägen, keine große Fläche, lediglich 1,70 x 1,70.
Als „Gestampfe“ bezeichnete man im Mittelalter eine Form des Turnierkampfs. Zahlreiche Ritter, die in zwei Parteien aufgeteilt wurden, kämpften auf einer abgesteckten Fläche mit Keulen oder stumpfen Schwertern. Auf der Tribüne wohnten die Edeldamen dem Spektakel bei, Kampfrichter überwachten das Geschehen, ein „Ehrenritter“ regelte auf dem Felde das Nötigste, z.B. konnte er schützend ein weißes Tuch mittels einer Stange über einen Ritter halten, auf den zu heftig eingedroschen wurde – dies geschah auf Wunsch der Edeldamen.
Überhaupt hatten die Damen großen Einfluss auf das Geschehen auf dem Platz. Im Vorfeld eines solchen Gestampfes entschieden sie bei der Helmschau, welche Ritter, z.B. aufgrund unehrenhaften Verhaltens, auf dem Kampfplatz ordentlich was auf die Zwölf bekommen sollten – dessen Helm wurde dann auf den Boden geworfen.
Hier nun meine wichtigsten Inspirationsquellen:
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Turniere wurden im Mittelalter größtenteils in den Städten abgehalten (nicht auf Ritterburgen, da war gar kein Platz), deshalb habe ich mir diese Ansicht aus der Schedelschen Weltchronik von 1493 meiner Heimatstadt München zur Inspiration der Stadtmauer, sowie des Stadttores (hier zu sehen das Isartor) genommen:
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Was die „Mode“ angeht, konnte ich mich tatsächlich nicht 100%ig festlegen. Meine drei Hauptquellen (Codex Manesse, 1. Hälfte 14. Jahrhundert/Turnierbuch von René d’Anjou, 1460er Jahre/Turnierbuch von Kaiser Maximilian I, frühes 16. Jahrhundert) zeigen, dass sich die Mode sehr stark verändert hat.
Letztlich ist mein Dio wohl irgendwo in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts angesiedelt, als die Gotik soft in die Renaissance überging :-)
Als große Inspirationsquelle beim Stecken der Figuren ist hier auf jeden Fall
Specialists Mittelalter zu nennen, auch bei mir ist nun vieles, aber nicht alles, ohne Aufdruck – nicht zuletzt auch den historischen Vorbildern geschuldet.
Sowohl die Mode als auch die Helmzierden der Turnierritter sind größtenteils historischen Originalen nachempfunden.
Allerdings: Ich bin kein Historiker, bloß Hobbyist. Einer harten Authentizitätsprüfung wird dieses Dio nicht standhalten. Aber ich hab mir Mühe gegeben!
Als letzte Inspirationsquelle muss ich die farbenfrohen Rittersets bzw. deren Präsentation in den Katalogen Anfang der 1990er Jahre nennen!
Und nun viel Vergnügen mit den Fotos.
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