GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Die Rennen und Regatten in der KLICKYWELT.

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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von Nosferatu » Samstag 14. September 2013, 23:32

Rückblick 16. Februar 2013: Wie alles begann ...

Als Nosis Frau folgte Urania ihm unmittelbar nach ihrer Heirat in seine Heimat Österreich. Ihre Arbeit in Montauk übertrug Urania anderen. Sie bezog kurzerhand mit ihren Zwillingen Jules und Ulysses das Haus Nr. 7 in der Wiener Schönlaterngasse im 1. Bezirk. Das Haus wird auch das Basiliskenhaus genannt. Nosi lebte derweil auf Schloss Schattwald und kümmerte sich dort um seine vernachlässigte Firma. Der Titan Chronos war ihnen auf die Schliche gekommen. Urania wurde kurzerhand ebenfalls zur Gigantin degradiert. Immerhin wurde mit ihr nicht wie mit den anderen Wiedergängerinnen und -gängern verfahren … Allerdings konnte Urania nun ähnlich wie Nosi durch Menschenhand sterben. Wie die Donauweibchen brauchte auch sie täglich Blut, um zu überleben. Derweil erlernte Nosi unter Chronos‘ Aufsicht das Zeitfalten. Gemeinsam mit den Morlocks reiste er durch die Jahrtausende. In seiner Rastlosigkeit nahm er auch an dem Zweiten Zeitkrieg teil. Via VoceCom erreichte Urania eines Tages ein Funkspruch von ihm: „I’ve seen things you people wouldn’t believe. Attack ships on fire off the shoulder of Orion. I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhauser Gate. All those moments will be lost in time like tears in rain.
Sie verstand nicht gleich.
Time to die*)“, waren seine letzten Worte, ehe er - durch Menschenhand gefällt - verschied.
Seine Asche wurde - so wie es sich Nosi zu Lebzeiten gewünscht hatte - bei Cape Flattery ins Meer gestreut. Fortan war er gezwungen als Geist auf der Erde zu wandeln. Bloody nuisance! Jetzt hatte Urania gar nichts mehr von ihm … Erst war er nur ein alter Knochensack und nun ein feinstoffliches Gespinst: „You're a ghost, I'm an American. It would never work out.**)“


OST: Vangelis - Tears in Rain (Blade Runner).

*) Zitat aus dem Film "Blade Runner" (USA 1982).
**) Zitat aus dem Film "High Spirits" (GB, USA 1988).

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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von pbfox » Sonntag 15. September 2013, 06:49

Hallo Christian,

deine Geschichte ist ja mal wieder wahnsinnig fesselnd - wo nimmst DU nur immer diese tollen Ideen her.

UND erst die Bilder - wie gewohnt allererste Sahne, eine tolle Arbeit :zehn (die Playmo-Spinne als Schattenschiff - genial).

LG :kavalier

Manfred
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von Die Osebergs » Sonntag 15. September 2013, 07:37

Ich liebe die Geschichte auch.
Und freue mich immer wenn es weiter geht.
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von Nosferatu » Samstag 21. September 2013, 18:34

22.September 2013: Der Doppelgänger

Für gewöhnlich gilt das Sehen seines eigenen Doppelgängers als ein schlechtes Omen und soll Unglück, Krankheit oder gar den baldigen Tod bringen. In Nosis Fall war es eher ein Glücksfall.
In den weitverzweigten Gängen des Londoner Towers hatten sich die Schrillen Vier wieder einmal aus den Augen verloren. Alle spürten sie die Anwesenheit der unzähligen Geister und auch den unheimlichen Sog, den das Jenseits ausübte.
Als erstes traf der LEGO-Werwolf auf den Geist der schönen Anne Boleyn. Zu ihrer Hinrichtung am 19. Mai 1536 hatte ihr Exmann König Heinrich VIII. extra einen Henker aus der Region Calais kommen lassen, der für seine Fähigkeiten bei der Enthauptung mit dem Schwert bekannt war. Der Werwolf fragte sie, ob sie die anderen gesehen habe.
Annes Geist nickte.
„Vor einer Stunde sah ich den namenlosen Impersonator“, antwortete die Gefragte. „Er ist vor mir aus seiner Haut gefahren. Darunter kam ein Titan zum Vorschein.“
Der LEGO-Werwolf bedankte sich bei dem Geist und eilte weiter.
Als nächstes traf er auf den Geist von Margarete Pole. Am 27. Mai 1541 war die 8. Countess of Salisbury zum Schafott auf dem East Smithfield Green innerhalb des Towers gebracht worden. Zum Entsetzen der Umstehenden gelang es dem Henker nicht, sie schnell und schmerzlos zu töten. Augenzeugenberichten zufolge handelte es sich um einen elenden, stümperhaften Jungen, der ihren Kopf und ihre Schulter auf schrecklichste Weise buchstäblich in Stücke hackte. Der LEGO-Werwolf fragte sie, ob sie die anderen gesehen habe.
„Vor einer Minute sah ich einen Titanen“, antwortete die Gefragte. „Er trug eine verschrumpelte Pelle unter den Arm geklemmt. Er selbst leuchtete ganz bläulich.“
Der LEGO-Werwolf bedankte sich bei dem Geist und eilte weiter.
Als nächstes traf er auf den Geist von Jane Grey. Am 12. Februar 1554 war Jane im Tower enthauptet worden. Als Prinzessin erhielt sie im Gegensatz zu ihrem Mann eine private Hinrichtung innerhalb der Gefängnismauern, auf der Grünfläche Tower Green. Augenzeugen zufolge ging Jane sehr gefasst zum Schafott, obwohl ihr vorher noch der Karren mit der Leiche ihres Mannes Guilford begegnete. Der LEGO-Werwolf fragte sie, ob sie die anderen gesehen habe.
„Vor einer Sekunde sah ich den Titanen Saltire“, antwortete die Gefragte. „Er hat die Haut, aus der er geschlüpft war, weggeworfen.“
Der LEGO-Werwolf bedankte sich bei dem Geist und hastete weiter.
In der St. John Kapelle traf er dann endlich auf Nosis Doppelgänger, seinen bösen Zwilling Saltire. Saltire ist ein Zeitklon. Er lebt in einer fernen Galaxie auf einem Planeten mit dem Namen „Alba Prime“. Saltire gehören dort die riesigen Saoirsegas-Minen. Saoirse ist ein stark bewusstseinsveränderndes Gas, welches in hohen Konzentrationen in der Atmosphäre des Gasriesen Alba Prime vorkommt. Außerdem ist Saltire zugleich der Botschafter des Planeten. Im Gegensatz zu Nosi ist er immer noch ein Titan, ein sehr mächtiger Titan. Er wohnt in seinem Wolkenkuckucksheim (engl. castle in the clouds) **). Nosi und er hatten schon so manche Fehde untereinander ausgetragen, doch dieses Mal war Saltire seltsam milde gestimmt: „Ich habe gehört, dass du das Blut deines Feindes benötigst, um wieder lebendig zu werden.“
„Das ist richtig!“ erwiderte der LEGO-Werwolf.
„Ich möchte dir helfen!“, meinte der Titan. „Deshalb nahm ich auch die Gestalt des namenlosen Impersonators an.“
Der Werwolf verstand.
„Warum machst du das?“, wollte er wissen.
„Ich kann doch meinen Erzfeind nicht hängen lassen!“, gab Saltire knapp zur Antwort.

Das nennt man wohl kollaboratives Erzählen … nicht wahr, Simone?

*) Der Name „Saltire“ stammt übrigens vom schottischen Andreaskreuz – im Englischen eben saltire. Der Name „Saltire“ hat es übrigens nicht in das Manuskript des Rennens geschafft. Das skript girl fand ihn zu weit hergeholt. Die Haut des Titanen ist blau → Pikten-Blau → Blau in der Flagge Schottland. Knusperkeks' Botschafter besitzt auch ein sehr schönes Blau. Nur der Name des Planeten wurde nicht ganz richtig übermittelt. :smile
**) Der Begriff „Wolkenkuckucksheim“ – Νεφελοκοκκυγία – kommt nicht nur aus dem Altgriechischen, sondern ist auch als Reminiszenz an Manfreds Diorama in Mantel 2013 gedacht.


OST: Martha Tilton - A Home In The Clouds. :knuddel2
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von pbfox » Samstag 21. September 2013, 21:27

Hallo Christian,

bei deinen tollen Geschichten durchlebe ich immer die verschiedensten Gefühlswelten:

1. Spannung
2. leichter GRUSEL :wink
3. WOW - wo nimmt ER immer diese Ideen her
4. SCHADE - schon wieder aus ...

UND manchmal auch
Nosferatu hat geschrieben:**) Der Begriff „Wolkenkuckucksheim“ – Νεφελοκοκκυγία – kommt nicht nur aus dem Altgriechischen, sondern ist auch als Reminiszenz an Manfreds Diorama in Mantel 2013 gedacht.
Überraschung und "WOISTDERTOTALROTWERDSMILIE"

Vielen lieben Dank - welche Ehre :kavalier

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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von playmorache » Samstag 21. September 2013, 22:27

LEGO-Werwolf.., Ich meine.., grausamer geht es doch wohl nicht...

:staun1

Wenn man gebissen wird.., wird man zum Lego-Stein oder wie?

:wirr
„Playmoraches Geschichten haben mir die Augen geöffnet.“
Wenn das so ist..., und das hoffe ich doch..., dann mahne ich zum Pragmatismus..., für Nosi auf jedenfall!

Danke,

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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von Furiosa » Samstag 28. September 2013, 11:53

29. September 2013: Das Grab der Kitty Jay
Nosferatus Schauspielerensemble dankt Keira Knightley für ihren Cameoauftritt.

Dartmoor ist eine von Englands unheimlichsten Gegenden: Berühmt ist diese Moorheidelandschaft im Südwesten des Vereinigten Königreichs vor allem durch den Roman „Der Hund der Baskervilles“ von Sir Arthur Conan Doyle.
Aber auch so hat Dartmoor einiges zu bieten: Immer wieder verirren sich Touristen im Nebel der Moore, der innerhalb weniger Minuten jede Sicht raubt. Man sagt, das Moor verschlinge Menschen, Schafe und die wild lebenden Ponys mit Haut und Haaren. :kicher
Die Schrillen 4 ½ hatte es nach Withywindle, einer kleinen Ortschaft im Herzen Dartmoors verschlagen. Das Örtchen lag am Rande des großen Midgewater Mire am Fuß des Neekerbreeker Tor und der Barrow-downs. Im „Old Man Willow“, dem einzigen Inn des Ortes, hatte Urania sie alle für die Dauer der zweiten Etappe untergebracht. Hatten sie nichts zu tun, dann wurde den 4 ½ nicht langweilig: So vergnügte sich der Golem – so lange er es noch konnte – mit Genève und Saltire mit Urania. Der alte Knochensack schien einen denkbar guten bone job abzuliefern. Zudem war Urania in den letzten Monaten sehr vernachlässigt worden. Nur unser Nosi blieb auf der Strecke. Er fühle sich meist wie das fünfte Rad am Wagen und so machte er das, war er als Geist am besten konnte: Er ging aus sich hinaus – wann immer ihm alles zu viel wurde. Dabei verließ er zeitweise seinen Wirtskörper und sein reger Geist ging auf Wanderschaft. Er ließ einfach mal seine Seele baumeln ...
Etwas außerhalb von Withywindle liegt an einer Weggabelung ein einzelnes Grab. Das ist die letzte Ruhestätte einer gewaltsam zu Tode gekommenen, jungen Frau mit dem Namen Kitty Jay. Seit ihrem Tod spukt ihr Geist ruhelos durch den Midgewater Mire. Seltsamerweise liegt seit Kurzem jede Früh frischer Ginster auf dem Grab und niemand weiß in Withywindle, wer ihn dort hinlegt ...
Das kam so: Bei einer seiner Aus-sich-Hinausgehen-Tour gelangte Nosi unter anderem auch in den Midgewater Mire. Er wandte sich bald hierhin, bald dorthin und schließlich – bei der Verfolgung eines Totenkopfschwärmers, wie er noch keinen gesehen hatte – dachte er gar nicht mehr daran, wo er sich eigentlich befand ...
„Was machst du denn noch hier? Solltest du nicht schon längst bei deinen Artgenossen im Süden sein?“, sprach er zu dem Schwärmer.
Der Schwärmer zeigte sich – wie erwartet – nur wenig beeindruckt von Nosis Worten und schien stattdessen weiter mit ihm spielen zu wollen: Auf dem Ginster schaukelnd, erwartete der Totenkopfschwärmer seinen Verfolger, ließ ihn ganz dicht herankommen, um sich im nächsten Augenblick in die Luft zu erheben und einen neuen Ruheplatz zu suchen.
„So bleib doch!“ rief Nosi. „Ich will dir nichts tun. Ich will dich ja nur betrachten!“
Es half nichts. Und schließlich war der Schwärmer plötzlich verschwunden, und zugleich kam Nosi zum Bewusstsein, dass der Mond aufgegangen war. Wie aus einem Traum fuhr er empor. Nirgends ein Baum oder ein Haus, nur Irrlichter – es mussten Irrlichter sein – bewegten sich flackernd über den Midgewater Mire.
„Ich habe mich verirrt!“, dachte er sich. „Oh, ich Tor! Das hab ich notwendig gehabt!“
„Vielleicht“, sagte eine spöttische Stimme neben ihm. Er fuhr herum und sah vor sich im Mondlicht ein wunderschönes Mädchen mit langem Haar in einem fremdartigen Kleid.
„Ich will meine Laterne anzünden und dir heimleuchten“, sagte es und ohne dass sie auch nur einen Finger gerührt hätte, flammte ihre Laterne auf.
„Bei Licht bist du ja noch viel schöner“, sprach Nosi zu ihr.
„Das sagen sie alle. Spar dir die schönen Reden und komm!“, sprach es und er folgte dem schönen Mädchen mit der gleichen traumwandlerischen Sicherheit, mit der er vorhin dem Schwärmer gefolgt war.
Nach einer Weile fragte das Mädchen: „Wollen wir ein wenig ausruhen?“
Er nickte und im nächsten Augenblick war ein großer Stein da, wie gemacht für sie beide. Sie nahmen darauf Platz.
„Das ist so schön!“, schwärmte Nosi ganz in Gedanken.
„Was?“, fragte das Mädchen.
„Na, alles“, sagte er. „Der dunkle Midgewater Mire, die Nebel im Mondlicht - und du. Ach, könnte dieser Augenblick doch ewig dauern!“
„Hast du denn keine Angst?“, wunderte es sich.
Nosi schüttelte den Kopf.
„Angst? Ich?“, erwiderte er. „Hier ist doch niemand, der mir übel will.“
Das Mädchen sah ihn an.
„Weißt du das so sicher?“, wollte es wissen.
„Aber, Mädchen!“, musste Nosi lächeln. „Hier sind doch nur wir beide. Und du bist gut, das spür' ich.“
„Aber an diesem Ort ist die Angst“, entgegnete sie. „Vor langer Zeit ist hier ein Mädchen versunken. Die Bewohner von Withywindle haben sie in den Midgewater Mire gejagt, weil sie behaupteten, sie lasse die Kühe krank und ihre Milch sauer werden. Sie hat große Angst gehabt. Und denk einmal - so lange ist sie schon da unten, ganz allein.“
„Armes Ding!“, sagte Nosi voll Teilnahme und blickte zu Boden, als wollte er durch das Dunkel hindurch nach dem armen Opfer suchen.
„Das hat noch keiner gesagt“, flüsterte das Mädchen ganz atemlos, und Nosi spürte, dass eine tiefe Erregung sie befallen hatte.
Er stutzte.
„Was sagen denn die anderen?“, fragte er das Mädchen.
Es schauderte.
„Die ist längst vermodert!“, gab sie zurück. „Aber wir sind lebendig. Was geht sie uns an! Und dann verlieren die herzlosen Narren den Boden unter den Füßen.“
So viel Verzweiflung lag in ihrer Stimme, dass Nosi plötzlich begriff.
„Du bist es ... Kitty Jay!“, stellte er fest.
Sie nickte.
„Ja, ich bin es, das Moormädchen“, gab sie zurück.
„Das Moormädchen!“, wiederholte er und seufzte. Eine plötzliche Todessehnsucht hatte ihn befallen. Das musste an ihre Nähe liegen.
„So allein da unten“, bekräftigte er und sie nickte erneut.
„Wenn ich nur mit dir gehen könnte ...“, überlegte er laut.
„Das möchtest du?“, fragte sie atemlos. „Du wärst wirklich bereit, mit mir ins Dunkel zu gehen? Nur damit ich nicht mehr allein bin? Weißt du, was du da sagst? Nie wieder die Sonne sehen ...“
Nosi hatte genug gehört.
„Einen Augenblick!“, unterbrach er sie. „Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Ich bin auch nur ein Geist ...“
Das Moormädchen stutzte und musterte ihr Gegenüber etwas genauer.
„Du bist ein high spirit – ein Hochgeist*)“, stellte sie fest. „Stimmt’s?“
Nosi bejahte und das Moormädchen schwieg.
„Lassen wir einfach mal alles Althergebrachte beiseite!“, schlug Nosi deshalb vor. „Ich werde dir helfen. Warum soll nicht mal ein Geist einem Geist helfen? Oder steht etwas Gegenteiliges irgendwo geschrieben?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Na, also! Siehst du!“, versuchte Nosi das Moormädchen zu überzeugen.
„Wer bist du?“, fragte das Mädchen ihn dann.
„Ich bin Nosferatu“, antwortete der Gefragte.
„Etwa DER Nosferatu!“, erwiderte das Moormädchen überrascht. „Wenn ich das gewusst hätte ...“
„Alles ist gut!“, meinte Nosi, doch das Mädchen blieb weiterhin abwartend.
What do you say to a wee bit of skelping?“, fragte Nosi sie daher.
Das Moormädchen schüttelte abermals den Kopf und Nosi zuckte enttäuscht mit den Schultern.
Wanna bone?“, überraschte ihn nun das Mädchen stattdessen.
Sure, why not!“, gab er zurück und plötzlich war er ganz der alte, als den wir ihn kennen. Die beiden hatten großen Spaß miteinander und sie sorgten dafür, dass die ganze Moorheide wackelte. Als sie endlich voneinander abließen, streckte Nosi ganz nach alter Etikette die Hand nach ihr aus und bat sie: „Führ mich!“
Das waren genau die Worte, auf die das Mädchen jahrhundertelang gewartet hatte. Und mit einem Mal war so, als würde das ganze Moor zu singen beginnen: „Erlöst! Erlöst!“
In dem Moormädchen selbst ging nun ein Wandel vor: Sie machte sich bereit für ihre letzte, große Reise ...
Nun war es Nosi, der traurig wurde.
„Ich kann leider nicht mit dir kommen“, sprach er zu dem Mädchen, als sie sich verabschiedeten. „Meine Zeit ist noch nicht abgelaufen ...“
„Das weiß ich doch“, erwiderte das Moormädchen. „Du musst noch warten, aber eines Tages werde ich wiederkommen und dich mit mir nehmen in den großen Garten deines Gevatters. Versprochen!“
Da wurde es dunkel um ihn, und Nosi wusste nicht, ob er schwebte oder schon stürzte ...
Als er erwachte, schwor sich Nosi, bis zum Ende seiner Tage jede Früh frischen Ginster auf das Grab von Kitty Jay zu legen.

*) High spirits sind Geister, die vor ihrem Geistsein nicht menschlich waren.


P. S. Die nicht mehr ganz so kurze Geschichte ist voll von Zitaten und Anspielungen. Nicht nur Tolkien-Anhänger kommen sicherlich auf ihre Kosten ... Das Kernstück bildete die Sage „Das Moormädchen“ aus dem Buch GESPENSTERSAGEN von Kurt Benesch (Verlag Kremayr & Scherlau, Wien 1976).

OST: Wishbone Ash - Lady Jay.
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von Furiosa » Sonntag 29. September 2013, 19:41

29. September 2013 – Nachtrag: The String Of Pearls
Sacha Baron Cohen (Brüno) übernahm die Rolle des Sweeney Todds.

Während unser Nosi in sein amouröses Abenteuer mit Kitty Jay verstrickt war, nutzte Urania die Gelegenheit, um ihren Lieblingscoiffeur Sweeney Todd - the Demon Barber of Fleet Street - in New Jerusalem (London) einen Besuch abzustatten. Das war immer etwas ganz besonderes. Bei Sweeney wusste man nie, was man bekam: Je nachdem welche Laune der Barbier gerade hatte, machte er einem die Haare oder schnitt einem mit seinen zwei scharfen Rasiermessern ohne Vorwarnung einfach die Kehle durch ... Pech gehabt! S P L A T T E R !
Da Sweeney einen ganz besonderen Narren an Urania gefressen hatte, landete Urania auch nicht in Mrs. Lovetts Fleischpasteten.
Der exaltierte Barbier zeigte sich überhaupt nicht begeistert von Uranias Haaren.
„Du musst schon ein bisserl mehr auf deine Haare achten!“, näselte er. „Das viele Glätten schädigt ihre Struktur nachhaltig, wenn du so weiter machst. Du bist keine Europäerin! Du solltest mehr zu deinen Wurzeln stehn …“
Er schnackelte mit seine Fingern.
„Wir brauchen mehr Volumen! Up! Up!“, entschied er. „Das hat Flair! Etwas Le look le plus cool! Und ganz viel Stardust! Stardust!
Nach einer Stunde war er endlich zufrieden und Urania hatte ihre Blaxploitation-Krause zurück.
„So gefällst du mir, Schätzchen!“, verabschiedete er sich von ihr. „Du solltest ein bisschen mehr Pimp-Pink und Lila tragen. Très chic. Fo' shizzle my nizzle!
Den Mad Hatter sparte sich Urania für ihren nächsten New-Jerusalem-Besuch auf.


OST: Glenn Miller - A String Of Pearls.

Äh ... Das ist der richtige: Diesel Ad.
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von Furiosa » Donnerstag 3. Oktober 2013, 10:22

Rückblick 22. März 2013: Valkyria

In der Wachau ist es in der Nacht zum Freitag zu einem Verkehrsunfall mit Todesfolge gekommen. Eine junge Frau geriet mit ihrem Wagen auf die Gegenfahrbahn und überschlug sich dort.

Wachau. – Die Lenkerin eines Ferrari 250 GTO fuhr in der Freitagnacht gegen 1.00 Uhr früh auf der Aggsteiner Straße (B 33) in Höhe Arnsdorf in nordwestlicher Richtung. Aus bislang unbekannten Gründen geriet die 25-jährige nordamerikanische Staatsbürgerin und Mutter zweier Kinder auf der geraden Straße mit ihrem straßentauglichen Rennklassiker, von dem von 1962 bis 1964 nur 39 Stück produziert wurden, auf die Gegenfahrbahn und überschlug sich dort.

Sofort eingeleitete Rettungsmaßnahmen blieben laut einer Medienmitteilung der Landespolizei Niederösterreich erfolglos; die Frau verstarb noch am Unfallort. Weitere Personen wurden nicht verletzt. Der entstandene Sachschaden wird auf mindestens 14 Millionen Euro geschätzt.


OST: KISS - Detroit Rock City.
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von Global Player » Freitag 4. Oktober 2013, 09:00

Ich liebe diesen OST!!!
Am meisten die Version von der AliveII!
Nur mal so nebenbei!

LG GP
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von Furiosa » Sonntag 6. Oktober 2013, 10:00

6. Oktober 2013: AC/DC *)
Die Rolle des alten Fischerkönigs (Statue) wurde erneut von Rob Halford übernommen. Den Ennis Del Mar bzw. Artus spielte Heath Ledger RIP.

Die dritte Etappe führte die Schrillen 4½ wieder ganz nahe an die Insel Avalon heran. Glastonbury und der gleichnamige tor (dt. Berg, Erde) mit dem St. Michael's Tower lag – wie wir alle nun hinreichend wissen – in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Apfelinsel. Wie eine Insel inmitten eines Landes liegen konnte, nun das war eines der Geheimnisse des Eilands. Nosi nannte sie nur King Arthur’s retreat. Es hatte einen besonderen Grund, warum sie zurückgekehrt waren: Auf Avalon stand noch das Gläserne Kabinett, ein Vorrichtung, mit dessen Hilfe die Nekromantin und Empuse Urania Nosis Geist in den Golem verpflanzt hatte. Das Kabinett sollte noch einmal wichtig werden, nämlich dann, wenn Nosi vollständig wiederkehren sollte.

Von Bedeutung ist meist, aus wessen Sichtweise eine Geschichte erzählt wird. Uranias Besuch auf Avalon vom 25. August des Jahres war aus ihrer Perspektive geschildert worden. Hätte Nosi den Hergang geschildert, dann wäre alles anders gewesen. Nosi dachte mit Wehmut an seine Zeit auf dem Eiland zurück – nicht weil er sich wie ein Gefangener dort gefühlt hatte, sondern weil es seinem Herz jedes Mal einen Stich versetzte, wenn er an den alten Fischerkönig dachte.
Wäre Urania aufmerksamer gewesen, dann hätte sie bemerkt, wie sehr der alte Fischerkönig sich freute, sie und allen voran Nosi wiederzusehen. Außerdem wären ihr dann auch die vertrauten Blicke zwischen Nosi und dem Fischerkönig aufgefallen. Und all die zufällig wirkenden, flüchtigen Berührungen der beiden wären eben nicht zufällig gewesen. Der alte Fischerkönig empfing sie freundlich und half ihnen sogar das Gläserne Kabinett in das Drachenei zu hieven. Anschließend hieß es Abschied nehmen. Nosi und der alte Fischerkönig standen etwas abseits von den anderen zusammen und sprachen ganz leise miteinander. Auch das hätte Urania auffallen müssen ... Und weil sie ständig von Saltire abgelenkt wurde, bekam sie auch nicht mit, dass Nosi den alten Fischerkönig immer nur „Ennis“ nannte, wenn die beiden alleine waren. Und Nosi wurde immer nur „Jack“ genannt. Längstens jetzt hätte alles klar sein müssen!
Einzig der Golem bekam etwas davon mit. Auf Avalon war Nosis Geist ganz aus ihm herausgetreten und er hatte trotz Genève genügend Zeit gehabt, die beiden zu beobachten.
Er mahnte er zu Aufbruch: „Komm, Nosi! Die anderen warten schon!“
„Gleich, Golem, gleich!“, bettelte Nosi. „Der Abschied fällt schwer. Wir werden uns lange nicht sehen. Artus sitzt hier auf der Insel fest und ich werde in einem fremden, in deinem Körper weiterleben.“
Der Golem verstand.
„Wenn Artus nur nicht auf dieser Insel bleiben müsste!“, seufzte Nosi. „Dann könnten wir uns öfter sehen.“
„Es ist die Bestimmung des Fischerkönigs hier zu warten, bis England ihn wieder braucht!“, entgegnete der Golem.
„Ich weiß“, gab Nosi zurück. „Aber kann man denn überhaupt nichts dagegen tun, Golem?“
Der Golem dachte eine Weile nach.
„Aber natürlich!“, fiel es ihm endlich ein. „Ich hab’s! Warum bin ich da nicht früher darauf gekommen!“
Nosis Gesicht erheiterte sich.
„Was hält denn den Fischerkönig noch hier?“, fragte er Nosi. „Ich meine, ist doch kein gewöhnliches Gespenst. Er war schon zu Lebzeiten eine Legende. Folglich müsste er eigentlich ein high spirit sein und als Hochgeist steht es ihm frei, dorthin zu gehen, wo auch immer er will.“
„Und warum ging das bei mir nicht?“, wunderte sich Nosi.
„Ganz einfach“, gab der Golem zur Antwort. „Es ist dir schlicht untersagt, britischen Boden zu betreten. Erst durch mich als Wirtskörper kann dieser Bann umgangen werden.“
„Aber das heißt ja, dass Artus schon immer die Insel hätte verlassen können“, schloss Nosi daraus.
„So ist es!“, bestätigte der Golem.
„All die Jahre!“, überlegte Nosi laut.
Der Golem zuckte die Schultern.
„Hätte er es nur versucht …“, entgegnete er. „Wie dem auch sei, der Fischerkönig ist frei!“
Artus dankte dem Golem und begleitete sie zum Dachenei, wo die anderen schon ungeduldig auf sie warteten.
„Sehen wir uns wieder, Ennis?“, wollte Nosi von Artus wissen und fuhr in seinen Wirtskörper zurück.
„Bestimmt!“, erwiderte dieser. Er schloss den Knopf an dem Hemd des LEGO-Werwolfs, griff ihm in das Fell und sagte mit Tränen in den Augen zu ihm: „Jack, ich schwör‘s dir …“
Wenig später in dem Drachenei entdeckte der LEGO-Werwolf ein rotes Klicky-Innenteil. Daran war ein Zettel geheftet und auf diesem stand zu lesen:

Lieber Jack Twist!
Das ist mein altes Innenteil. Ich brauche es nicht mehr. Du kannst es haben. Das ist der Vorläufer eines jeden modernen Innenteils. Damit könnte man es auch als die Knochen deiner Ahnen bezeichnen …
In großer Dankbarkeit
Dein Ennis Del Mar

P. S. Ein britischer König kann deinen Bann aufheben. Ich habe ihn aufgehoben!

Nosi war überglücklich: Sie hatten nun alle Sachen zusammen, um ihn wiederkehren zu lassen: Sie benötigten das Fleisch seines Dieners, das Blut seines Feindes und die Knochen seiner Vorfahren.
Des Weiteren hatten sie auch noch das Gläserne Kabinett bei sich. Dann konnte ja nichts mehr schiefgehen, oder?

*) Damit ist dieses Mal nicht die australische Hardrock-Band gemeint. Vielmehr steht es für eine bestimmte Orientierung ;-)


OST: Judas Priest - Turbo Lover & Brokeback Mountain Theme Song.
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von pbfox » Sonntag 6. Oktober 2013, 11:03

Manchmal ist weniger MEHR!

G E N I A L

Danke.

Manfred
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Nosferatu
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von Nosferatu » Samstag 12. Oktober 2013, 13:26

13. Oktober 2013: Sirenia
Nach dem Kunstmärchen „Der Fischer und seine Seele“ von Oscar Wilde; 1891 erschienen in der Sammlung „Ein Granatapfelhaus“.

Saltire ist – wie wir alle wissen – Nosis Wiedergänger. Ein Wiedergänger ist ein Klon, der sich durch den sogenannten Ouroboros-Effekt beim unsachgemäßen Zeitfalten vom reisenden Individuum abspaltet. Saltire entstand erst sehr spät. So gesehen ist Saltire noch sehr jung. Allerdings sorgt der Ouroboros-Effekt auch dafür, dass sich bei einem Zeitklon – ganz unabhängig von seinem tatsächlichen Alter – eine Art Gedächtnis ausbildet – ähnlich wie beispielsweise Replikanten eine künstliche Erinnerung (z. B. Jugend) eingepflanzt wird.
Zu Saltires Erinnerungen gehört die folgende Geschichte: Es war zu einer Zeit, als Saltire noch auf der Erde in Kaledonien sein Unwesen trieb und man das Gelächter der Wasserfrauen im Geäst der Weiden am Ufer des Loch Ness hören konnte. Saltire hatte sich unsterblich in die Herrin vom See, eine unirdisch-schöne Nixe, und ihren glockenhellen Gesang verliebt. Stundenlang stand er unweit des Urquhart Castle am Ufer des Sees und hielt gebannt nach ihr Ausschau. In den Mondnächten tauchte sie auf und dann verbrachten sie gemeinsam die Zeit am Ufer des Loch Ness sitzend. Saltires Sehnsucht war so groß, dass er sich ernsthaft darüber Gedanken machte, wie er seine Seele loswerden konnte. Es war nämlich seine Seele, die ihn davon abhielt, seiner geliebten Nixe in die Tiefen des Sees hinab folgen zu können.
Saltire fragte zuerst einen Mönch, der des Weges kam. Dieser bekreuzigte sich und erwiderte, dass man sich von seiner Seele nicht trennen dürfe.
„Das ist ein großer Frevel, ein gotteslästerliches Vorhaben!“, mahnte er Saltire und eilte von dannen.
Als nächstes kam ein Krämer am Seeufer vorbei und auch diesen fragte Saltire. Dieser lachte nur über Saltires Einfalt.
„Ich bin zwar ein Kaufmann, doch deine Seele kaufe ich dir nicht ab!“, erwiderte er und ging weiter.
Als letztes kam eine alte Frau des Weges und auch sie fragte Saltire. Die Alte merkte auf und sagte:
„Ei, Bübchen, du willst deine Seele loswerden?“, sprach sie. „Da hab ich was für dich: Mein Messer sollte dir dazu reichen.“
Sie gab ihm ihr schartiges Messer und verschwand.
Als das nächste Mal seine Nixe aus den Wellen des Sees auftauchte, schnitt Saltire kurzerhand die unliebsame Seele ab und während diese am Ufer verblieb, folgte der nun Seelenlose der Herrin vom See in ihr Schloss in den Tiefen des Loch Ness.
Die Seele trauerte sehr um den Verlust ihres Körpers, doch sie war nicht dumm. Unter einem Vorwand lockte sie Saltire ans Ufer des Sees. Kaum war dieser dem Wasser entstiegen, da verband sie sich blitzschnell mit Saltires Körper. Nun waren Saltire und die Seele für immer und ewig unzertrennlich und unumkehrbar verbunden. Die Nixe musste alleine zurück und Saltire konnte ihr nicht folgen. So saß er am Ufer des Loch Ness und wartete in den Nächten auf ihre Rückkehr. Die Herrin des Sees kam jedoch nicht wieder. Die Zeit verging und eines Nacht wurde der leblose Leib der Nixe ans Ufer geschwemmt. Sie war aus Gram gestorben. Das Lachen der Wasserfrauen war verstummt und Saltire nahm den Leichnam mit dem Fischschwanz aus dem Wasser und begrub ihn am Ufer. Seine heißen Tränen benetzten das noch frische, namenlose Grab.


OST: Sirenia - Meridian.
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At the gates of hell I stand alone
waiting for the call.
Now my time has come to pay the price
for the things I've done.

Bloodbound ♫ Nosferatu.
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henry_martini
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von henry_martini » Samstag 12. Oktober 2013, 21:31

Mehr als nur eine Geschichte. :klatsch2
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playmorache
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Re: GEISTERRALLYE 2013 - Die schrillen Vier auf Achse in GB

Beitrag von playmorache » Samstag 12. Oktober 2013, 23:03

This story tells us that you can loose your hart to love..,

...and you can get rid of your soul.., for a while..,

... but you cannot survive this act..,

...because you can't love someone fully if you don't love yourself?


:gruebel


LG

Playmorache
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