Den Anfang macht eine der jüngsten "geistlichen Figuren": Martin Luther. Eine Auftragsarbeit für die Nürnberger Touristeninformation im Vorfeld des Lutherjubiläums. Die Erstauflage war innerhalb weniger Tage ausverkauft, und meines Wissens ist der Luther heute der Klicky...
...der am schnellsten vergriffen war;
...in der höchsten Auflage produziert und nachproduziert wurde;
...in einer späteren Auflage mit einem kleinen aber feinen Unterschied in den Handel kam.
Die Figur wurde nach unterschiedlichen Vorbildern geschaffen. Grundsätzlich orientierte man sich am
Lutherstandbild in Wittenberg 
. Die farbliche Gestaltung des Kragens oder das Barett wurden aus anderen Lutherbildern geliehen.
Was genau hat der gute Martinus da aber an - und paßt das auch so?
Im Großen und Ganzen paßt das schon so - wir werden noch auf Figuren mit größerer "künstlerischer Freiheit" treffen

. Das
Barett 
trug Luther vermutlich als Zeichen, daß er Professor war. Ob der Umhang der Figur tatsächlich eine
Kappa / Capa 
sein soll, ist ned so ganz klar. Als Mönch hatte Luther natürlich seine Ordenskleidung - die er auch nach der Zeit, in der er sich als "Junker Jörg"

auf der Wartburg versteckeln mußte, wieder angezogen hatte. In einem Brief hatte er einen neuen "Kappen" erbeten - allerdings war dieses Kleidungsstück eigentlich eine Art Überwurfmantel ohne Ärmel, der rundum geschlossen war. In Form eines Umhangs wie in der Klickyversion gehört es eigentlich eher nach Spanien. Aber was soll's, irgendwie schaut's ned schlecht aus!
Was auf den ersten Blick wie ein Talar wirkt, ist eine
Schaube 
. Ein eigentlich vorne offenes Gewand mit besetztem Kragen. Darunter wurde keine besondere Kleidung getragen. Daß da sowas Rotes im Ausschnit hervorblitzt, dürfte auch wieder künstlerische Freiheit sein. Es ist, so wurde mir von der "Klassik Stiftung Weimar" mitgeteilt, "ein besonders wirkungsvoller Farbkontrast, den Maler gerne genutzt haben um die feierliche schwarze Oberbekleidung zu beleben" (in der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek hängt ein Goetheportrait mit einem ähnlichen Farbeffekt).
Als Pfarrer trug Luther übrigens zunächst die normale, katholische Priestergewandung. Erst später dürfte er für die eher belehrenden Teile des Gottesdienstes den schwarzen Gelehrtentalar getragen und für die Abendmahlsfeier eine Kasel angelegt haben (Quelle:
Lutherische Kirchengeschichte Württemberg).
Und die weißen Manschetten? Die habe ich auf den üblichen Lutherbildern so nicht finden können. Ich vermute, sie sollen anzeigen, daß Luther unter der Schaube ein weißes Hemd trug - was wahrscheinlich ist. Und sie bringen einen optisch dringend nötigen Kontrast in die sonst viel zu schwarze Figur.

- Martin Luther mit und ohne.jpg (46.59 KiB) 2384 mal betrachtet
Und was hat es mit dem Buch auf sich? Der "Wittenberger Denkmalsluther" hält eine Bibel in der Hand - aufgeschlagen am Übergang vom Alten zum Neuen Testament. Damit auch beide Teile der Bibel sichtbar werden, steht links "Bücher des Alten Testaments - Ende". Nun hat sich Luther in seine späten Jahren leider auch deutlich antisemitisch geäußert. Folglich regte sich Protest gegen das "Ende" des Alten Testaments, was ja die jüdische Heilige Schrift ist. Also wurde nach dem ersten "Ende"-Luther mit der Artikel Nr 6099 eine zweite Version unter der Nr 9325 veröffentlicht, bei der das Ende fehlt. Wenn man bedenkt, daß das AT ja überwiegend auf hebräisch geschrieben ist und ein hebräisches Buch für uns "von hinten" beginnt, ist es auch ned schlimm, wenn beim Playmoluther Neues und Altes Testament in der Mitte beginnen

.
Der ersten Figurenbeschreibung ENDE
jj: