Der Stein der Weisheit
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- Junker Jörg
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Lisa und Willi hatten Platz genommen, und die alte Diakonisse begann zu erzählen: „Im 6. bis 7. Jahrhundert waren irische Mönche in diese Gegend gekommen, um die Germanen zu Christen zu bekehren. Anders als andernorts fand ihre Botschaft hier ein offenes Ohr. Dem Mönch Michael gelang es, Bärnfried, den Anführer und einen Großteil des Stammes von der Guten Nachricht von unserem Hern Jesus Christus zu überzeugen.“
Lisa und Willi hatten Platz genommen, und die alte Diakonisse begann zu erzählen: „Im 6. bis 7. Jahrhundert waren irische Mönche in diese Gegend gekommen, um die Germanen zu Christen zu bekehren. Anders als andernorts fand ihre Botschaft hier ein offenes Ohr. Dem Mönch Michael gelang es, Bärnfried, den Anführer und einen Großteil des Stammes von der Guten Nachricht von unserem Hern Jesus Christus zu überzeugen.“
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„Bärnfried ordnete an, daß sich der ganze Stamm taufen lassen sollte. Und Mönch Michael ließ sich hier nieder und diente den Germanen als Priester. Kurz vor seinem Tod vertraute er Bärnfried ein Geheimnis an, das dieser von nun an hüten und später an seinen ältesten Sohn, den künftigen Stammesführer weitergeben sollte: Das war der „Stein der Weisheit“. Ein Stein, der mehr Macht über Leben und Tod haben sollte, als die schärfste Waffe, die den Menschen bekannt war.“
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„Über viele Generationen versteckten die Stammesführer den Stein und hüteten sein Geheimnis, bis etwas Sonderbares geschah. Schilteria, die Frau des Anführers, bekam zwei Söhne zur gleichen Zeit - Zwillinge. So etwas hatte es bislang noch nicht gegeben, und so beschloß der Stamm, von nun an zwei Häuptlinge zu haben. Vor seinem Tod vertraute der Vater ihnen das Geheimnis des Steins an. Seinem Sohn Peter verriet er, wo der Stein verborgen lag. Der wurde zum „Schlüsselwahrer“. Und Johannes vertraute er an, was es mit dem Stein auf sich hatte. Er sollte der Geheimniswahrer werden. Gemeinsam wurden beide zu den >Wegweisen zur Weisheit<“
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„Bedauerlicher Weise gab es schon bald Streit unter den Brüdern, ein Streit, der sich durch die gesamte Stammesgemeinschaft zog. Um Mord und Totschlag zu verhindern, beschloß man, sich zu teilen. Als Hüter der Schlüssel und des Ortes blieb Peter mit seinen Leuten hier, um das Versteck des Steines zu bewachen. Johannes zog gen Norden, und mit ihm das Wissen darum, was es mit dem Stein wirklich auf sich hatte.“
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„Doch wenig später verließ auch Peter den Stamm. Er war zum Bischof ernannt worden. Sein Weg führte ihn in der Kirche weit nach oben. Schon nach wenigen Jahren ernannte ihn der Papst zum Kardinal. Und als der alte Papst starb, wählte das Konklave Peter zum neuen Oberhaupt der Kirche. Vor seinem Weggang nach Rom, bei einem letzten Besuch hier in seiner Heimat, hatte Peter seiner Schwester das Geheimnis des Ortes anvertraut. Eine weise Entscheidung, denn Papst Peter sollte nicht lange im Amt bleiben. Schon am Morgen nach seiner Wahl fand man ihn tot im Bett. Gerüchte um eine späte Rache seines Bruders rankten sich, doch die Wahrheit kam nie ans Licht. Er wurde nicht einmal in die offizielle Liste der Päpste aufgenommen, sein Name fehlt bis heute. Innerhalb eines halben Tages bestimmte das noch vollzählige Konklave einen neuen Papst und verfügte, daß es Papst Peter nie gegeben haben sollte. Einzig seine Schlüssel, und die Bezeichnung des „Petrusamtes“ wurden von seinem Nachfolger übernommen - und gehören bis heute zum Papst wie das Amen zur Kirche.“
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„Peters Schwester bewahrte das Geheimnis, das ihr Bruder ihr anvertraut hatte. Sie gründete ein Kloster, und zur Zeit der Reformation wurde daraus unser Diakonissenhaus. Seit diesen Tagen hüten wir „Schwestern des Peter“ das Geheimnis, wo der „Stein der Weisheit“ verborgen liegt. Wir ließen über dem Stein eine Kirche bauen. Doch die Wirren des 30jährigen Krieges legten sie in Schutt und Asche.“
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„Die Mittel für einen Wiederaufbau der Kirche fehlten. Und als unsere Schwestern sahen, daß die Natur sich zurückholte, was schon seit jeher ihres gewesen war, beschränkten sie sich auf ein kleines Häuschen im Wald. Sie leisteten Armenpflege und hüteten weiter das Geheimnis des Ortes. Aus dem alten „Bärnberg“ war in der Zwischenzeit „Bärenberg“ und später „Wernberg“ geworden.“
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„Erst als nach dem Weltkrieg protestantische Flüchtlinge hierher kamen und nach einem geeigneten Platz für einen Kirchbau suchten, wurden die Schwestern wieder aktiv. Sie boten an, ihren Grund dafür zur Verfügung zu stellen. Und so entstand vor rund 50 Jahren wieder eine Kirche an dem Ort, an dem bis heute der Stein der Weisheit versteckt ist: Unsere Erlöserkirche!“
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- Junker Jörg
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Dorothea war durch das dunkle Zimmer zum offenen Fenster gegangen. Als sie den großen Flügel schloß, hörte sie Schritte hinter sich. Sie drehte sich um. „Du...“
Während der Hüne seine Hand um Dorotheas Hals legte, empfand er kurz ein Gefühl wie Mitleid. Doch das Bild seines Obersten schob sich vor seine Augen. Niemand durfte wissen, daß er hier war. Am wenigsten eine der Schwestern.
Dorothea war durch das dunkle Zimmer zum offenen Fenster gegangen. Als sie den großen Flügel schloß, hörte sie Schritte hinter sich. Sie drehte sich um. „Du...“
Während der Hüne seine Hand um Dorotheas Hals legte, empfand er kurz ein Gefühl wie Mitleid. Doch das Bild seines Obersten schob sich vor seine Augen. Niemand durfte wissen, daß er hier war. Am wenigsten eine der Schwestern.
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Dorothea versuchte zu schreien, doch der Druck auf ihrem Kehlkopf schnürte ihr die Stimme ab. Sie schlug und trat nach dem Mann, aber gegen seine Kräfte vermochte sie nichts auszurichten. Sie fühlte, wie ihr die Luft ausblieb, und das Lächeln auf dem Gesicht ihres Gegners verschwamm immer mehr. Ihr schwanden die Sinne, und den tödlichen Stich seines Messers, der geübt ihre Schlagader traf, spürte sie schon nicht mehr.
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Dorothea stand am Fenster. Regungslos sah sie zu, wie der Hüne ihren Körper auf den Boden legte, beinahe liebevoll, und das Blut von der Klinge des Messers abwischte. Es störte sie nicht. Sie wandte sich zum Fenster, und blickte hinaus. Vor ihrem innere Auge sah sie die Bilder aus der Vergangenheit. Das Lächeln der Schwester, die sie nach dem Unfalltod ihrer Eltern vor 28 Jahren hier im Waisenhaus der Diakonissen aufgenommen hatte.
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Es kam der Tag, an dem der blasse Junge mit den rotbraunen Haaren ins Waisenhaus gekommen war. Schnell war er ihr ans Herz gewachsen. Und trotzdem, in all den Jahren war es ihr nicht ein einziges Mal gelungen, mehr aus ihm herauszulocken als „Bitte“ oder „Danke“, zwei Worte, die wie mechanisch aus seinem Munde zu kommen schienen.
Sie hatte geweint, als er eines Tages von einem unbekannten Mann abgeholt worden war. Es war, als hätte man ihr einen Bruder genommen.
Sie hatte geweint, als er eines Tages von einem unbekannten Mann abgeholt worden war. Es war, als hätte man ihr einen Bruder genommen.