Die Handelgilde Teil III Eine neue Heimat
Moderatoren: KlickyWelt-Team, Littledive, Jedi, Junker Jörg, KlickyWelt-Team
Schließlich ließ die Frau von Till ab, drückte ihn ein Stück von sich und gab ihm eine schallende Ohrfeige. „... und das ist dafür, dass du mich solange hast warten lassen.“ Der Spielmann stürzte zu Boden und verstand die Welt nicht mehr, zuerst ein liebevoller Empfang und als nächstes ein Schlag ins Gesicht. In Till kamen erste Zweifel auf, ob es denn richtig gewesen war, seine neuen Freunde nach Köhlersweide zu führen.
Die junge Frau half dem Spielmann wieder auf die Beine, hakte sich bei ihm ein und schaute zu den verdutzten Reisenden. „Nun stell mich endlich deinen Begleitern vor!“ forderte sie Till auf. Dieser beeilte sich der Bitte nachzukommen, während die Frau seine Begleiter mit einem schnellen Blick musterte, „sie haben wohl bereits einen langen Weg hinter sich.“
Aber Lorena, so hieß die junge Frau, verlor recht schnell das Interesse an Harim und den Anderen. Sie hatte nur Augen für Till. Mit einer abfälligen Handbewegung zu den umstehenden neugierigen Dorfbewohnern meinte sie, „die anderen Waschweiber im Dorf meinten, dass du auf und davon bist, und ich dich nie wieder sehen würde. Ich aber wusste, dass du zu mir zurückkehren würdest.“ Die umstehenden Frauen - und Männer - hörten Lorenas Worte und suchten schnell das Weite. Schließlich hatte ein jeder von ihnen noch wichtige Arbeit zu erledigen. Dabei konnte man sich immer noch über Lorena und den Spielmann ausgiebig austauschen.
Die junge Frau drückte den Spielmann fest an sich, dann sprach sie weiter, „aber wie ich sehe, hast du in der Zwischenzeit neue Freunde gefunden. Kommt herein! Mein Vater freut sich immer über neue Gesichter.“ Sie streichelte über Tills feuerrote Wange und raunte Harim dann verschwörerisch zu, „ich nehme derweil mit einem alten vorlieb“. Ohne Till oder einen der anderen zu Wort kommen zu lassen, schob sie den sprachlosen Spielmann ins Haus hinein.
Im Gastraum angekommen rief sie nach ihrem Vater. Als der sich nicht sofort meldete, verschwand die junge Frau in Richtung der Küche. Jedoch nicht, ohne Till zuvor noch einen weiteren Kuss zu schenken. Als sie außer Hörweite war, schmunzelte Verabas, „wie ich sehe, bist du hier in der Tat sehr willkommen - und auch bekannt.“ Till rieb sich die schmerzende Wange, „... wohl viel zu bekannt. Ich hoffe, dass es kein Fehler war, hierherzukommen.“ „Es ist die Frage, ob es ein Fehler für ihn oder für uns ist“, raunte Karabas seinem Bruder zu.
Dann kümmerte sich Lorena wieder um ihren Liebsten. „Du meine Güte, Till“, sie klopfte ihm etwas Staub von den Kleidern, „wie siehst du denn aus? Als wärst du unter die Räuber gekommen.“ Dieses Stichwort griff der Spielmann nur zu gerne auf und hoffte damit, das Interesse des Wirtes und seiner Familie in eine andere Richtung zu lenken. „Ich bekam es in der Tat mit Räubern zu tun.“ Während die Münder und Augen der Wirtsleute sich vor Schreck weiteten, nahm Till Platz und sprach schnell weiter, „aber Dank der Hilfe meiner neuen Freunde hier“, er zeigte auf Harim und seine Begleiter, „kam ich noch einmal mit dem Schrecken davon.“ „Mein armer Till“, rief Lorena und begann ihn sofort wieder zu liebkosen. Der Wirt hingegen hob anerkennend die Augenbrauen, „mein herzlicher Dank, liebe Leute. Dazu gehört heutzutage viel Mut. Ihr müsst wissen, Till gehört gewissermaßen schon zur Familie. Es hätte meiner Lorena das Herz gebrochen, wenn er nicht zurückgekehrt wäre.“ Dabei schaute er Till sehr ernst in die Augen. „Noch einmal, herzlich willkommen und seid unsere Gäste.“
„Ein Überfall!“ Die Wirtsfrau schüttelte den Kopf. „So etwas geschieht leider immer häufiger. Nicht einmal ihr“, sie deutete auf Harims Gildenzeichen, „seid noch sicher. Erst vergangene Woche wurden ein Händler und seine fünf Begleiter überfallen und getötet.“ Als Harim dies hörte, erschrak er. Sechs bewaffnete Händler wussten sich in der Regel eines einfachen Raubüberfalles sehr wohl zu erwehren. „Wisst ihr näheres?“ Lorenas Mutter schüttelte den Kopf, „nur was man sich so erzählt. Sie kamen aus dem Süden. Man fand sie erschlagen unweit der Handelsstraße, ihrer Waffen, Pferde und Güter beraubt.“
Mit verschwörerischer Miene fügte der Wirt hinzu, „und man munkelt, dass es nicht die ersten waren. Die Gilde hätte Feinde, die gut bewaffnet wären und nicht davor zurückschreckten, diese einzusetzen. Aber davon wisst ihr bestimmt mehr als wir einfachen Leute.“ Erwartungsvoll starrte er Harim und die anderen an. Als die erhoffte Antwort ausblieb, stand er wieder auf und verabschiedete sich, „nochmals, habt Dank, dafür, dass ihr unseren Till zurückgebracht habt!“ Der Wirt und seine Frau verließen die Gesellschaft.
Lorena erhob sich ebenfalls von Tills Schoß und zog den Spielmann mit sich, „entschuldigt uns bitte, aber Till und ich haben noch sehr viel zu bereden.“ Dabei warf sie dem Mann einen Blick zu, der Steine hätte schmelzen können. Seinem Schicksal ergeben folgte der Spielmann Lorena die Treppe hinauf ins Obergeschoss.
Harim war es nur recht, er war nun lieber mit seiner Familie allein am Tisch. Niedergeschlagen stützte er seinen Kopf auf seine Hände. Chezara versuchte ihren Mann zu trösten, aber die dunklen Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, wurde er nicht los. „Ich fühle mich hier so fremd“, seufzte Harim und hob flehend die Hände zur Decke.
Fortsetzung folgt ...
Fortsetzung folgt ...