Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
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Re: Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
Die Atmosphäre die du mit deinen Texten und den Bildern kreierst ist einfach unglaublich!
Wie bei einem guten Buch hab ich das Gefühl, deine Geschichten endlos weiter lesen zukönnen.
Viele Grüße, ialokin [ externes Bild ]
Wie bei einem guten Buch hab ich das Gefühl, deine Geschichten endlos weiter lesen zukönnen.
Viele Grüße, ialokin [ externes Bild ]
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Re: Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
@pbfox: Du liest ebenfalls die Scheibenwelt - wir sind definitiv auf einer Wellenlänge, auch wenn mir das "inhumieren" da nicht mehr so präsent war
@ialokin: Vielen Dank!
Und da sich für mich aus der Handelgilde drei neue Erzählstränge ergeben haben, wird es wohl in der Tat noch recht lange weitergehen

@ialokin: Vielen Dank!


Kapitel IX.
Um Dreivierteltag brachen sie auf. Der Nachteil bei der Zeitmessung in der Dunkelwelt war, dass jede Siedlung und jede Stadt ihre eigene Zeitmessung hatten. So konnte es geschehen, dass in der Felsenstadt nun Ruhe herrschte. „Zur Flucht ist diese Zeit eher ungeeignet. Der Lärm der Stadt ist verstummt, und selbst die Gepanzerten hören die schnellen Schritte der Flüchtlinge. Du darfst nicht vergessen, die meisten sind fast noch Kinder. Ihnen fehlt die Erfahrung, sich lautlos außerhalb der Stadt zu bewegen und in den Höhlen zu verstecken. Nackte Todesangst treibt sie dazu, die Stadt zu verlassen.“Re: Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
Terna erklärte weiter, „das Stadtgebiet wird von einer Mauer umgeben. Die Mauer selbst wird sowohl während der Arbeits- wie auch der Ruhezeiten streng bewacht. Sie soll zum einen verhindern, dass Flüchtlinge die Stadt verlassen, zum anderen dient sie der Abwehr angreifender Gepanzerter. Der häufigste Kriegsgrund in der Dunkelwelt ist der Frauenraub.“
Re: Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
„Aber auch die Gepanzerten können nicht alle Felsspalten oder Höhlen überwachen. Geschickte Kletterer haben gute Gelegenheiten, die Stadt während der Arbeitszeit zu verlassen. Die größte Gefahr droht ihnen aber von Verrätern. Jeder Fluchtversuch, der gemeldet und dadurch vereitelt wird, gewährt dem Verräter ein Freilos für sich oder eine Frau aus der eigenen Familie für die nächste Ausdünnung. Dass die Flüchtige als Opfer beim nächsten Opfergang gesetzt ist, muss ich wohl nicht besonders betonen.“
Re: Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
„Und wie können wir den Flüchtlingen helfen?“ fragte Chezara. „Wir wissen nicht, wo sie die Stadt verlassen. Aber sobald sie die Stadtgrenze überwunden haben, gibt es bekannte Routen, die die meisten von ihnen nehmen. Wir müssen dann versuchen, schneller bei den Flüchtlingen zu sein, als die Gepanzerten. Wir kennen eine Menge Verstecke und können die Flüchtlinge lehren, sich in den Höhlen zu bewegen. Die anderen, die das Glück oder auch Pech hatten, einen neuen Weg zu finden, sind auf sich allein gestellt. Sie müssen den Höhlenwürmern, Dunkelgreifern und dem anderen Getier entkommen. Manchmal werden sie erst nach einigen Ruhen von Freigeborenen oder Gepanzerten aufgegriffen. Andere überleben nicht einmal ihre erste Ruhe außerhalb der Mauern.“
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Allmählich näherten sie sich der Felsenstadt. Terna wies Chezara an, sich still zu verhalten. Die Dunkelweltlerin presste ihr Ohr wieder auf den Boden. Chezara folgte dem Beispiel ihrer Freundin um zu lernen . „Ich höre eine kleine Herde zahmer Hellspinnen. Drei Männer begleiten die Tiere.“ Chezara staunte. Sie glaubte ein leises Trappeln zu hören, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. Terna stand auf, „es gibt bereits seit langer Zeit ein Gesetz, das den Frauen das Arbeiten vor der Stadt verbietet. Aber wir wissen nun, dass die Stadt wach ist. Wenn die Hellspinnen auf eine Weide außerhalb der Stadt getrieben werden, ist es etwa Vierteltag, vielleicht auch kurz vor Halbtag. Auf jeden Fall werden wir während der nächsten Stunden die Augen und Ohren aufsperren müssen.“
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Sie schlichen weiter durch enge Stollen. Terna unterbrach ihre Wanderung immer wieder um zu lauschen. Es mochten etwa vier oder fünf Stunden vergangen sein, als Terna die Geräusche einer einzelnen Person hörte. Sie legte ihren Finger auf die Lippen und starrte ins Halbdunkel. Dann lief sie los. Chezara folgte ihr so schnell und so lautlos sie nur konnte.
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Sie erreichte die Unbekannte nur wenige Schritte hinter Terna. „Wenn du die Freiheit suchst“, sprach Terna das Mädchen an, „dann folge uns!“ Verdutzt blickte die Flüchtige Terna und Chezara an, dann strahlte ihr Gesicht vor Freude, „ihr seid Freigeborene!“
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Überglücklich lief das Mädchen auf Terna zu und umarmte sie. Terna spürte, das die Unbekannte am ganzen Leib zitterte. „Bald bist du in Sicherheit“, flüsterte sie ihr ins Ohr. „Meine Begleiterin und ich werden zu unserer Zuflucht bringen.“
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Terna nickte und zog eine Flöte aus ihrer Tasche. Sie glich der, die sie Chezara geschenkt hatte. Die junge Frau blies eine einfache Melodie, die von den Höhlenwänden zurückgeworfen und durch die Stollen getragen wurde.
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Nur wenige Minuten später hörte sie die Antwort. Terna lauschte aufmerksam, dann stellte sie sich dem Mädchen vor, „ich bin Terna Ogulsul vom Schwarzen Wasser, und das ist meiner Freundin Chezara.“ Das Mädchen starrte Chezara an, „du bist anders, aber ich habe welche wie dich bereits einmal gesehen. Deine Haut ist dunkler, aber du hast die gleichen Augen.“
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„Menschen meiner Art?“ Das Mädchen nickte, „ich werde Mora Selmrock gerufen. Ich gehörte zur Kaste der Leibdiener des Untersten. Ich war für die Sauberkeit in den Residenzräumen verantwortlich. Vor einigen Ruhen, so gegen Dreivierteltag kehrte Sinlucem überraschend mit einigen Gepanzerten und zwei Gefangene in den Palast zurück. Sie waren an den Händen mit Ketten gebunden.“
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„Wenige Augenblicke später folgten noch mehrere Priester. Man hatte den Gefangenen Kapuzen tief über das Gesicht gezogen, aber als die Gepanzerten sie mit den Priestern und dem Untersten im Thronsaal alleine ließen, zog er ihnen die Kapuzen ab. Sinlucem lachte ihnen ins Gesicht und verhöhnte sie. Bevor ich mich in meiner Nische verstecken konnte, erhaschte ich noch einen Blick auf ihre Gesichter. Es waren ein Mann und eine Frau. Beide hatten sie schwarze Haare, und ihre Haut war dunkler als meine.“ Sie zeigte auf Chezara, „aber nicht so dunkel wie ihre. Aber sie hatten die gleichen kleinen Augen wie sie.“
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„Ich drückte mich tief in mein Versteck. Es war uns Dienern nicht gestattet, unsere Arbeit zu verrichten, wenn der Unterste oder seine Gäste im Raum weilen. Aber ich hatte den Raum nicht mehr schnell genug verlassen können. So fürchtete ich um mein Leben.“ „Konntest du die Namen der Gefangenen verstehen?“ fragte Chezara die Dunkelweltlerin. Die Frau schüttelte den Kopf, „nein. Mein Herz schlug fast zum Zerspringen, und ich betete darum, dass ich nicht entdeckt werde. Ich habe dem Untersten nicht zugehört.“
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„Nach einer Weile wurde es still. Ich wagte mich aus meinem Versteck und eilte zu einer Tür. Dabei stieß ich gegen meinen Besen. Der Unterste muss das leise Geräusch gehört haben, denn ich hörte ich hinter mir Sinlucems Stimme, „wer da? Bleib‘ stehen!“ Ich aber flüchtete aus dem Raum und lief nach Hause. Ich überlegte. Auch wenn der Unterste mich nicht erkannt hatte, so würde er doch bald in Erfahrung bringen, wer um diese Zeit die Räume reinigte.“