Mir ist recht mulmig zumute. Ich habe auch heute keine Medikamente
nehmen müssen und kann vermutlich deshalb wieder klar denken. Und
es gefällt mir nicht, dass Theo kommt und Charly einige Pillen in die Hand drückt.
»Mara muss die jetzt nehmen«, verlangt er. »Wir bereiten alles für die
Operation vor. Also gib sie ihr, damit sie ruhig wird.«
Charly nimmt die Pillen und nickt mehr mechanisch als versprechend.
Auch Taubenschlag kommt. Er prüft kurz meine Vitalwerte und sieht danach
sehr zufrieden aus. Trotzdem wendet er sich vorwurfsvoll an Charly:
»Die Patientin ist etwas aufgeregt. Achten sie darauf, dass sie nun
absolute Ruhe hat. In einer Stunde bringen sie Mara dann in den OP2.«
Wieder nickt Charly. Wir alle atmen insgeheim auf, als die Studierten
endlich das Krankenzimmer verlassen.
Charly zögert. Da tritt Ursid zu ihm und legt ihm die Hand auf die Schulter.
»Dein Plan ist gut«, verspricht er. »Zieh es durch.«
»Wenn es ihr schadet, bin ich daran schuld«, seufzt Charly.
»Du rettest sie«, mahnt Ursid.
Charly holt den Rollstuhl, nachdem er mir mein Kleid gab.
»Ich will nicht operiert werden«, wehre ich mich.
»Es wird alles gut«, verspricht Charly.
»Du verstehst das nicht«, fahre ich ihn an. »Die bohren ein Loch in
meinen Kopf und reißen mir meine Wirklichkeit raus, nur, damit ich
die ihre als einzig Mögliche akzeptiere.«
»Das habe ich verstanden«, verspricht Charly. »Ursid hat es mir
erklärt. Jetzt vertraue mir und mache keinen Lärm.«
Ich will aufstehen und weglaufen, als er mich in den Fahrstuhl schiebt. Aber
da kommen gerade Assistenzärzte vorbei. Die würden mich sicher festhalten.
»Sei still«, bittet Charly. »Niemand weiß, dass du bei klarem Verstand
bist und keine Pillen geschluckt hast.«
Der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung. Ursid bleibt zurück. Die Art, mit der
er mich zuletzt anschaute, war sehr beruhigend. Was haben die nur vor?
Charly nimmt mir den Kopfverband ab.
»Was tust du?«, staune ich.
»Ich glaube, den brauchst du nicht mehr. Oder hast du noch Kopfweh?«
»Im Moment nicht.«
»Eben.« Er lächelt etwas unbeholfen. »Sorgen wir also dafür, dass es so bleibt.«
Charly hält den Fahrstuhl im Erdgeschoss an. Er führt mich zum Haupteingang,
zum Ausgang der Klinik. Andere werden darauf aufmerksam.
»Hey«, ruft Maria, »die Patientin muss in den OP.«
Andere kommen gelaufen, um uns aufzuhalten.