Die Nacht senkte sich langsam über den Wald. Hierher kam sie viel früher als in die hellerleuchteten Straßen der Städte.
Ein blaues Glitzern zog durch das Unterholz als stummer Vorbote des Zaubers, der bald diesen Ort erreichen würde. Hier und da wirbelte Schnee auf und fing das silberne Mondlicht obwohl der Wind gespannt wartend die Luft anhielt.
Wie alles in diesem Wald. Die Bäume wagten nicht einen Zweig zu rühren… Nur eine kleine Birke vom letzten Sommer blickte sich verstohlen um und ein kleines Käuzchen schaute von seinem Ast herunter.
Irgendwo in dem nahenden Zauber bewegte sich etwas. Etwas, das nicht in diesen Wald gehörte. Das Käuzchen sah es genau. Auch wenn es nicht wusste, was es war. Es saß da.
Agnes blickte stur in die kommende Dunkelheit. Natürlich war ihr kalt. Aber noch wärmte die dicke Jacke sie. Aber am meisten wärmte sie ihre Wut, die heiß in ihr kochte. Warum musste das Leben so ungerecht sein?
Sie hatte sich auf heute Abend gefreut. Wie jedes Jahr, sollte es ein wunderschöner Abend sein. Das Mädchen erinnerte sich an die letzten Jahre. An einen Baum voller glitzernder Lichter in ihrem Wohnzimmer.
An den Geruch von Zimtsternen und gebrannten Mandeln. An die Stimme ihrer Mutter, wenn sie in der Küche die Weihnachtslieder mitsang, welche im Radio liefen.
Sicher, jedes Jahr hatte sie ungeduldig gewartet, bis sie endlich die Geschenke auspacken durfte, hatte genörgelt, weil es wieder gebratene Gans gab. Konnte es nicht einmal ihr Lieblingsessen am Heiligen Abend geben? [/color][/size]