Tamino
Heda!
Papageno
Was da?
Tamino
Sag mir, du lustiger Freund, wer du bist.
Papageno
Wer ich bin? (Für sich.) Dumme Frage!
(Laut.) Ein Mensch wie du. -
Wenn ich dich nun fragte, wer bist du?
Tamino
So würde ich dir antworten, daß ich aus fürstlichem Geblüte bin.
Papageno
Das ist mir zu hoch. Mußt dich deutlicher erklären, wenn ich dich verstehen soll.
Tamino
Mein Vater ist Fürst, der über viele Länder und Menschen
herrscht; darum nennt man mich Prinz.
Papageno
Länder? Menschen? Prinz?
Tamino
Daher frag ich dich -
Papageno
Langsam! Laß mich fragen! Sag du mir zuvor: gibt's
außer diesen Bergen auch noch Länder und Menschen?
Tamino
Viele Tausende!
Papageno
Da ließe sich eine Spekulation mit meinen Vögeln machen.
Tamino
Nun sag du mir, in welcher Gegend wir sind?
Papageno
In welcher Gegend? (Sieht sich um.)
Zwischen Tälern und Bergen.
Tamino
Schon recht. Aber wie nennt man eigentlich diese Gegend? Wer beherrscht sie?
Papageno
Das kann ich dir ebenso wenig beantworten, als ich
weiß, wie ich auf die Welt gekommen bin.
Tamino (
lacht)
Wie? Du wüßtest nicht, wo du geboren oder wer deine Eltern waren?
Papageno
Kein Wort! Ich weiß nicht mehr und nicht weniger, als daß mich
ein alter, aber sehr lustiger Mann auferzogen und ernährt hat.
Tamino
Das war vermutlich dein Vater?
Papageno
Das weiß ich nicht.
Tamino
Hattest du denn deine Mutter nicht gekannt?
Papageno
Gekannt hab ich sie nicht. Erzählen ließ ich mir's einigemal,
daß meine Mutter einst da in diesem verschlossenen Gebäude
bei der nächtlich sternflammenden Königin gedient hätte.
Ob sie noch lebt oder was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht.
Ich weiß nur so viel, dass nicht weit von hier meine Strohhütte
steht, die mich vor Regen und Kälte schützt.
Tamino
Aber wie lebst du?
Papageno
Von Essen und Trinken, wie alle Menschen.
Tamino
Wodurch erhältst du das?
Papageno
Durch Tausch. Ich fange für die sternflammende Königin
und ihre Jungfrauen verschiedene Vögel; dafür erhalt ich
täglich Speis' und Trank von ihr.
Tamino (
für sich)
Sternflammende Königin? Wenn es etwa gar die mächtige Herrscherin der Nacht wäre!
(
Laut.) Sag mir, guter Freund, warst du schon so glücklich, diese Göttin der Nacht zu sehen?
Papageno
Deine letzte alberne Frage überzeugt mich, daß du in einem fremden Land geboren bist.
Tamino
Sei darüber nicht ungehalten, lieber Freund! Ich dachte nur -
Papageno
Sehen? Die sternflammende Königin sehen? Wenn du
noch mit einer solchen albernen Frage an mich kommst,
so sperr ich dich, so wahr ich Papageno heiße, wie einen Gimpel
in mein Vogelhaus, verhandle dich dann mit meinen übrigen Vögeln an die nächtliche Königin und ihre Jungfrauen;
dann mögen sie dich meinetwegen sieden oder braten.
Tamino (
für sich)
Ein wunderlicher Mann!
Papageno
Sehen? Die sternflammende Königin sehen? Welcher Sterbliche kann sich rühmen, sie je gesehen zu haben?
Welches Menschen Auge würde durch ihren schwarzdurchwebten Schleier blicken können?
Tamino (
für sich)
Nun ist's klar; es ist eben diese nächtliche Königin, von der mein Vater mir so oft erzählte.
Aber zu fassen, wie ich mich hierher verirrte, ist außer meiner Macht.
Unfehlbar ist auch dieser Mann kein gewöhnlicher Mensch
- vielleicht einer ihrer dienstbaren Geister.
Papageno (
für sich)
Wie er mich so starr anblickt! Bald fang ich an, mich vor ihm zu fürchten.
(
Laut zu Tamino)
Warum siehst du so verdächtig und schelmisch nach mir?
Tamino
Weil - weil ich zweifle, ob du Mensch bist.
Papageno
Wie war das?
Tamino
Nach deinen Federn, die dich bedecken, halt ich dich -
Papageno
Doch für keinen Vogel? Bleib zurück, sag ich, und traue
mir nicht, denn ich habe Riesenkraft, wenn ich jemand packe. -
(
Für sich)
Wenn er sich nicht bald von mir schrecken läßt, so lauf ich davon.
Tamino
Riesenkraft?
(Er sieht auf die Schlange.)
Also warst du wohl gar mein Erretter, der diese giftige Schlange bekämpfte?
Papageno
Schlange? Was da? Ist sie tot oder lebendig?
Tamino
Du willst durch deine bescheidene Frage meinen Dankablehnen. Aber ich muß dir sagen,
daß ich ewig für deine so tapfere Handlung dankbar sein werde.
Papageno
Schweigen wir davon still. Freuen wir uns, daß sie so glücklich überwunden ist.
Tamino
Aber um alles in der Welt, Freund, wie hast du dieses
Ungeheuer bekämpft? Du bist ohne Waffen.
Papageno
Brauch keine! Bei mir ist ein starker Druck mit der Hand mehr als Waffen.
Tamino
Du hast sie also erdrosselt?
Papageno
Erdrosselt!
(Für sich.)
Bin in meinem Leben nicht so stark gewesen als heute.