Mutter! Mutter! Mutter!
(Sie erholt sich, sieht sich um.)
Wie? Noch schlägt dieses Herz?
Noch nicht vernichtet? Zu neuen Qualen erwacht!
O das ist hart, sehr hart - mir bitterer als der Tod.
Papageno
Bin ich nicht ein Narr, daß ich mich schrecken ließ? Es
gibt ja schwarze Vögel in der Welt, warum denn nicht
auch schwarze Menschen? Ah, sieh da! Hier ist das
schöne Fräuleinbild noch. Du Tochter der nächtlichen Königin - Pamina (erhebt sich)
Nächtliche Königin? Wer bist du?
Papageno
Ein Abgesandter der sternflammenden Königin.
Pamina (freudig)
Meiner Mutter? O Wonne! Dein Name?
Papageno
Papageno.
Pamina
Papageno? Papageno? Ich erinnere mich, den Namen oft
gehört zu haben, dich selbst aber sah ich nie.
Papageno
Ich dich ebensowenig.
Pamina
Du kennst also meine gute, zärtliche Mutter?
Papageno
Wenn du die Tochter der nächtlichen Königin bist - ja!
Pamina
Oh, ich bin es.
Papageno
Das will ich gleich erkennen.
(Er sieht das Porträt an, welches der Prinz zuvor
empfangen und Papageno nun an einem Bande am
Halse trägt.)
Die Augen blau- richtig blau- die Lippen rot - richtig rot -schwarze Haare .
Alles trifft ein, bis auf Hand' und Füße. Nach dem Gemälde zu schließen
solltest du weder Hände noch Füße haben, denn hier sind keine angezeigt.
(Zeigt ihr das Porträt)
Pamina
Erlaube mir - Ja, ich bin's. Wie kam es in deine Hände?
Papageno
Dir das zu erzählen, wäre zu weitläufig; es kam von Hand zu Hand.
Pamina
Wie aber in die deinige?
Papageno
Auf eine wunderbare Art. Ich hab es gefangen.
Pamina
Gefangen?
Papageno
Ich muß dir das umständlicher erzählen. Ich kam heute
früh, wie gewöhnlich, zu deiner Mutter Palast mit meiner Lieferung -
Pamina
Lieferung?
Papageno
Ja. Ich liefere deiner Mutter und ihren Jungfrauen schon
seit vielen Jahren alle die schönen Vögel in den Palast.
Eben als ich im Begriffe war, meine Vögel abzugeben,
sah ich einen Menschen vor mir, der sich Prinz nennen läßt.
Dieser Prinz hat deine Mutter so eingenommen, daß
sie ihm dein Bildnis schenkte und ihm befahl, dich zu
befreien. Sein Entschluß war so schnell als seine Liebe zu dir.
Pamina
Liebe?
(Freudig.) Er liebt mich also? O sage mir das noch
einmal, ich höre das Wort Liebe gar zu gern.
Papageno
Das glaub ich dir, ohne zu schwören, du bist ja ein
Fräuleinbild. - Wo blieb ich denn?
Pamina
Bei der Liebe.
Papageno
Richtig, bei der Liebe. Das nenn ich ein Gedächtnis haben.
Kurz also. Die große Liebe zu dir war der Peitschenstreich,
um unsere Füße in schnellen Gang zu bringen. Nun sind wir hier,
dir tausend schöne und angenehme Sachen zu sagen; dich in unsere Arme zu
nehmen, und wenn es möglich ist, ebenso schnell, wo
nicht schneller als hierher, in den Palast deiner Mutter zueilen.
Pamina
Das ist alles sehr schön gesagt; aber lieber Freund, wenn
läßt. Dieser Prinz hat deine Mutter so eingenommen, daß
sie ihm dein Bildnis schenkte und ihm befahl, dich zu
befreien. Sein Entschluß war so schnell als seine Liebe zu dir. Pamina
Liebe?
(Freudig.) Er liebt mich also? O sage mir das noch
einmal, ich höre das Wort Liebe gar zu gern.
Papageno
Das glaub ich dir, ohne zu schwören, du bist ja ein
Fräuleinbild. - Wo blieb ich denn?
Pamina
Bei der Liebe.
Papageno
Richtig, bei der Liebe. Das nenn ich ein Gedächtnis haben. Kurz also. Die große Liebe zu dir war der
Peitschenstreich, um unsere Füße in schnellen Gang zu
bringen. Nun sind wir hier, dir tausend schöne und
angenehme Sachen zu sagen; dich in unsere Arme zu
nehmen, und wenn es möglich ist, ebenso schnell, wo
nicht schneller als hierher, in den Palast deiner Mutter zu eilen.
Pamina
Das ist alles sehr schön gesagt; aber lieber Freund, wenn
der unbekannte Jüngling oder Prinz, wie er sich nennt,
Liebe für mich fühlt, warum säumt er so lange, mich von
meinen Fesseln zu befreien?
Papageno
Da steckt eben der Haken. Wie wir von den Jungfrauen Abschied nehmen,
so sagten sie uns, drei holde Knaben würden unsere Wegweiser sein, sie würden uns
belehren, wie und auf welche Art wir handeln sollen.
Pamina
Sie lehrten euch?
Papageno
Nichts lehrten sie uns, denn wir haben keinen gesehen.
Zu Sicherheit also war der Prinz so fein, mich
vorauszuschicken, um dir unsere Ankunft anzukündigen.
Pamina
Freund, du hast viel gewagt! Wenn Sarastro dich hier erblicken sollte -
Papageno
So würde mir meine Rückreise erspart - das kann ich mirdenken.
Pamina
Dein martervoller Tod würde ohne Grenzen sein.
Papageno
Um diesem auszuweichen, gehen wir lieber beizeiten.
Pamina
Wie hoch mag wohl die Sonne sein?
Papageno
Bald gegen Mittag.
Pamina
So haben wir keine Minute zu versäumen. Um diese Zeit
kommt Sarastro gewöhnlich von der Jagd zurück.
Papageno
Sarastro ist also nicht zu Hause? Pah, da haben wir gewonnenes Spiel!
Komm, schönes Fräuleinbild! Du wirst Augen machen, wenn du den schönen Jüngling erblickst.
Pamina
Wohl denn, es sei gewagt!
(Sie gehen, Pamina kehrt um.)
Aber wenn dies ein Fallstrick wäre? Wenn dieser nun ein böser Geist von Sarastros Gefolge wäre?
Papageno
Ich ein böser Geist? Wo denkt Ihr hin, Fräuleinbild! Ich
bin der beste Geist von der Welt.
Pamina
Doch nein; das Bild hier überzeugt mich, daß ich nicht
getäuscht bin; es kommt aus den Händen meiner guten
Mutter.
Papageno
Schön's Fräuleinbild, wenn dir wieder ein so böser
Verdacht aufsteigen sollte, daß ich dich betrügen wollte,
so denke nur fleißig an die Liebe, und jeder böse Argwohn wird schwinden.
Pamina
Freund, vergib, vergib, wenn ich dich beleidigte. Du hast
ein gefühlvolles Herz, das sehe ich in jedem deiner Züge.
Papageno
Ach, freilich hab ich ein gefühlvolles Herz. Aber was
nützt mir das alles? Ich möchte mir oft alle meine Federn ausrupfen,
wenn ich bedenke, daß Papageno noch keine Papagena hat.
Pamina
Armer Mann, du hast also noch kein Weib?
Papageno
Noch nicht einmal ein Mädchen, viel weniger ein Weib!
Ja, das ist betrübt! Und unsereiner hat doch auch
bisweilen seine lustigen Stunden, wo man gern
gesellschaftliche Unterhaltung haben möchte.
Pamina
Geduld, Freund! Der Himmel wird auch für dich sorgen;
er wird dir eine Freundin schicken, ehe du dir's vermutest.
Papageno
Wenn er sie nur bald schickte
Pamina
Bei Männern, welche Liebe fühlen, Fehlt auch ein gutes Herze nicht.
Papageno
Die süßen Triebe mitzufühlen, Ist dann der Weiber erste Pflicht.
Beide
Wir wollen uns der Liebe freun, Wir leben durch die Lieb' allein.
Pamina
Die Lieb' versüßet jede Plage, Ihr opfert jede Kreatur.
Papageno
Sie würzet unsre Lebenstage, Sie wirkt im Kreise der Natur.
Beide
Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an,
Nichts Edlers sei als Weib und Mann.
Mann und Weib und Weib und Mann
Reichen an die Gottheit an. (Beide durch die Mitte ab.)