(Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

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pranjinaldo
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von pranjinaldo » Samstag 22. Juli 2023, 17:43

stu hat geschrieben:
Samstag 22. Juli 2023, 15:23
Um in diesem Markt zu bestehen, muss man auch mal anderes bringen und das tut Playmobil.
Da braucht es Innovationen und kein stilles Mauerblümchen.
Im Grunde kann ich bei fast allem zustimmen, was Du ausführst. Nur hinter dem Punkt mit dem Bestehen am Markt würde ich ein großes Fragezeichen setzen. Geobra Brandstätter hat letztlich die Brandstätter Unternehmensstiftung mit reichlich Kapital im Rücken, deren einziger Zweck Erhalt und Förderung der Unternehmensgruppe sowie Unterstützung der Mitarbeiter ist.

Die Marke Playmobil steht also nicht unter dem Druck, kurzfristig Marktanteile und Umsätze verteidigen, um Shareholder bei Laune zu halten und für Investoren interessant zu bleiben. Was nutzen die in den Jahren nach Brandstätters Tod gestiegenen Umsätze, wenn die Umsatzrendite gleichzeitig immer weiter fällt?

Askin hat einen zentralen Punkt angesprochen, der zur langfristigen Strategie für eine in die Jahre gekommene Spielzeugmarke gehört: Man muss bei den Erwachsenen die Kindheitserinnerungen bespielen und mit den neuen Produkte verbinden. Der Erfolg von Luther, Dürer und anderen Promofiguren sowie der Ausstellungen von Schaffer & Co. zeigen, dass dies gerade im Kontext historischer Themen bestens mit Playmobil funktioniert (eigentlich hat es schon Harald Schmidt bewiesen). Aber es gibt so gut wie keine Verbindung dieses Image-Erfolges zum Hauptsortiment von Playmobil.

Wenn sich die Lutherfigur als Selbstläufer wie verrückt verkauft, läge doch nichts näher, als ihm in der nächsten Produktwelle auch eine(n Teil der) Wittenberger Schlosskirche an die Seite zu stellen, an die er seine 95 Thesen nageln kann. Dann noch seinen Freund Philipp Melanchthon, Gattin Katharina von Bora und eine ganze Reihe altbekannter Mittelaltersets, die das Thema Ritter und Reformation miteinander verbinden. Playmobil hat so gut wie alle Formen und Figurenvorlagen im Sortiment. Sie müssten es nur richtig kombinieren und präsentieren.

Aber wahrscheinlich müsste man sich innerhalb der Unternehmensführung erst einmal einig sein, wohin man mit der Marke möchte.
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von Mata Hari » Samstag 22. Juli 2023, 19:31

pranjinaldo hat geschrieben:
Samstag 22. Juli 2023, 17:43
die Lutherfigur [...] eine(n Teil der) Wittenberger Schlosskirche an die Seite zu stellen, an die er seine 95 Thesen nageln kann [...]
:great ein Traum! :love
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von Resinberg » Sonntag 23. Juli 2023, 11:40

Wenn man die Beiträge aller liest, werden viele berechtigte Fragen an vielen Fronten aufgeworfen, aber es gibt auch die Verwirrung darüber, was wirklich das Kernproblem ist.

Und ich kann mir vorstellen, dass dies genau der Zustand ist, in dem sich das Unternehmen befindet. Es gibt keine klare Linie, alle Entscheidungen sind reaktiv, inkonsequent und kurzfristig, so dass sie sich als Bumerang erweisen können, anstatt als effiziente, langfristige Maßnahmen.

Die Wirtschaft führt dazu, dass sie ein paar Bumerangs werfen, die sich verändernde Kinderkultur führt dazu, dass sie noch ein paar mehr werfen. Die Notwendigkeit, digital zu werden, ohne die digitale Spiel- und Unterhaltungswelt wirklich anzunehmen, lässt einige weitere Bumerangs in die Luft fliegen. Die Arbeitskräfte verändern sich, suchen nach Bedeutung und wollen wertgeschätzt werden, aber Sie reagieren darauf in die entgegengesetzte Richtung und benutzen sie wie ein Werkzeug. Und mittendrin sorgen all die Kostensenkungsbemühungen, um die Gewinne innerhalb der bereits veralteten und unterinvestierten Infrastrukturen hochzuhalten, für noch mehr Bumerangs... und es gibt noch ein paar mehr, die ich vielleicht auslasse

Und diese Bumerangs fliegen einer nach dem anderen zurück in ihr Gesicht.
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-Tribun-
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von -Tribun- » Dienstag 1. August 2023, 19:17

Der vollständiger Halber ein Artikel aus dem Handelsblatt

https://www.handelsblatt.com/unternehme ... 87328.html

:kavalier
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von ZooKeeper » Dienstag 1. August 2023, 23:09

Na dann mal viel Erfolg.

Es ist wohl keine allzu mutige Vorhersage: Die McKinsey-Ergebnisse werden maßgeblich den Kurs der nächsten Jahre und damit auch Zielbild und Erfolgsmessung des neuen Chefs definieren.

Ich bin sehr gespannt welchen Weg man einschlagen wird und ob man aus dem Reaktionsmodus der letzten Jahre wieder in den selbstbestimmten Aktionsmodus schalten kann. Nur mit Einsparungen wird man das Ruder sicher nicht herumreissen können. Es braucht Antworten und Ideen in einem Markt wo vor allem Zielgruppen und Vertriebswege zuletzt einem radikalen Wandel erlebt haben.
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von jack-the-cat » Mittwoch 2. August 2023, 01:46

ZooKeeper hat geschrieben:
Dienstag 1. August 2023, 23:09
Na dann mal viel Erfolg.

Es ist wohl keine allzu mutige Vorhersage: Die McKinsey-Ergebnisse werden maßgeblich den Kurs der nächsten Jahre und damit auch Zielbild und Erfolgsmessung des neuen Chefs definieren.

Ich bin sehr gespannt welchen Weg man einschlagen wird und ob man aus dem Reaktionsmodus der letzten Jahre wieder in den selbstbestimmten Aktionsmodus schalten kann. Nur mit Einsparungen wird man das Ruder sicher nicht herumreissen können. Es braucht Antworten und Ideen in einem Markt wo vor allem Zielgruppen und Vertriebswege zuletzt einem radikalen Wandel erlebt haben.
Leider.

Die Beratungsbranche war lange Zeit mein Zuhause; vielleicht hält sich auch deshalb mein Optimismus stark in Grenzen.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass ein langjähriger Topmanager (ehemals Finanz) das Umfeld des Unternehmens sehr gut kennen könnte. Ich hoffe es zumindest mal und wünsche ihm daher viel Glück...
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von Resinberg » Mittwoch 2. August 2023, 14:06

jack-the-cat hat geschrieben:
Mittwoch 2. August 2023, 01:46
Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass ein langjähriger Topmanager (ehemals Finanz) das Umfeld des Unternehmens sehr gut kennen könnte.
Bei einer Bank wäre das die richtige Strategie, aber für ein Spielzeugunternehmen, das dringend seine verlorene Seele wiederfinden muss, wird ein Zahlenmensch nur die Betonung von Prozessen und Unternehmensabstraktionen fördern.

Nicht, dass diese nicht wichtig wären. Aber es gab viel Ärger, weil die Verantwortlichen nur daran interessiert waren, das unternehmerische und finanzielle Erbe von HOB über Wasser zu halten, und dabei vergaßen, dass dieses Erbe zu einem großen Teil auf dem Erbe eines anderen Mannes beruhte: Hans Beck.

Ich hatte die Ehre, Hans Beck kennenzulernen, als er bereits im Ruhestand war. Während unseres Gesprächs war ich mir ziemlich sicher, dass er etwas autistisch war, und daher kam wahrscheinlich sein Bedürfnis, die Welt - und das Spielzeug - auf systematische und vereinfachte Weise darzustellen, ohne ablenkende Details und mit Entwürfen, die das repräsentierten, was ich als "archetypische Klarheit" bezeichnen würde, die alle perfekt zusammenpassen. Und dieser letzte Teil ist ziemlich wichtig, da ein Großteil des Spielwerts von PLAYMOBIL in der Projektion von Archetypen in einem Rollenspielsetting besteht - das Spielzeug selbst ist nur eine mentale Hilfe.

Und was passierte, war, dass dieses "weniger ist mehr"-Design nach und nach aufgegeben wurde. Um mit Schleich zu konkurrieren, wurden bestimmte Linien übermäßig detailliert, um mit Hasbro zu konkurrieren, fand man plötzlich bionische Dinosaurier oder einen Paw-Patrol-Ripoff unter den Neuheiten, verschiedene Linien wurden zu fast eigenständigen Welten mit Designs, die nicht mehr zusammenpassten, das Sortiment wurde immer mehr auf einzelne Unterthemen verstreut. Man wollte anscheinend alles für jeden anbieten. Aus "archetypischer Klarheit" wurde ein laut schreiendes "Chaos". Ich denke, wenn Hans Beck uns heute seine Reaktion auf PM mitteilen könnte, wäre "Chaos" das Wort, das er verwenden würde.

Um auf die Ernennung des ehemaligen Finanzchefs zurückzukommen, der jetzt den großen Stuhl einnimmt. (und davor der ehemalige CEO eines Reifenherstellers, der für die Leitung des PLAYMOBIL-Geschäfts gewonnen wurde). Erwarten wir von diesen Leuten, dass sie sich für Design, Bedeutung, Hans Becks visionäres "System der Klarheit" und deren Bedeutung für das fantasievolle Spiel interessieren?

Ob es uns gefällt oder nicht, diese Elemente sind wichtig. PLAYMOBIL war einst der "Apple" der Spielzeugwelt, so scharfsinnig im Design und so konsequent bei der Schaffung eines eigenen, richtungsweisenden "Ökosystems" von Produkten, jetzt scheint es wahrscheinlicher, dass alles wie "Nokia" enden wird.
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von Resinberg » Mittwoch 2. August 2023, 16:44

Auch hier gilt: Eine Grundphilosophie schließt Innovation nicht aus. Playmobil hat seit seiner Einführung im Jahr 1974 kontinuierlich Innovationen hervorgebracht. Der Unterschied besteht darin, dass die Innovationen auf ein System und eine zugrunde liegende Vision ausgerichtet sind. Heute wirkt es jedoch wie eine Biene, die auf jeder Blüte sitzen möchte und sich von ihrem Systemcharakter und ihrer Vision entfernt.
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von pranjinaldo » Mittwoch 2. August 2023, 17:25

stu hat geschrieben:
Mittwoch 2. August 2023, 15:21
Playmobil ist nun mal heute austauschbar. Alles andere ist Wunschdenken bzw. "früher war alles besser"-Gerede. Die Realitäten außerhalb sehen nun mal anders aus und haben sich gewandelt, wenn man das nicht akzeptiert, dann hängt man halt ewig am Gestrigen fest.
Playmobil war – wie jedes andere Spielzeug auch – immer schon austauschbar. Sei es durch den großen Systemspielzeug-Rivalen LEGO oder digitale Angebot. Die Unkenrufe, dass die Unterhaltungselektronik die Spielzimmer erobern und klassisches Spielzeug überflüssig machen wird, sind fast so alt wie Playmobil selbst. Geobra Brandstädter ist es dennoch gelungen, sich über vier Jahrzehnte nicht nur am Markt zu halten, sondern Umsatz und Gewinne immer weiter zu steigern.

Die entscheidende Frage wäre also: Was hat sich in den letzten Jahren verändert? Die digitale Konkurrenz im Kinderzimmer kann nicht der Hauptfaktor sein, da diese keineswegs neu ist. Und dass die Messe für analoges Spielzeug längst noch nicht gelesen ist, hat LEGO insbesondere in der Corona-Zeit eindrücklich unterstrichen.

In Billund macht man offenbar etwas anders und besser als Zirndorf. Aber was? Ohne dies mit harten Marketingsanaylsen belegen zu können, ist die Antwort für mich recht offensichtlich: LEGO zielt auf die Nostalgie und Kindheitserinnerung von Erwachsenen. Diese sind längst ihre Hauptzielgruppe. Zum einen für Produkte, die sich direkt an Erwachsene richten; aber zugleich auch als für das klassische Kinderspielzeug. Man hat bei LEGO verstanden, dass man zuerst die Erwachsenen für sich gewinnen muss, damit diese dann ihren Kindern LEGO-Produkte kaufen.

Kinder direkt anzusprechen, ist angesichts der großen, vor allem digitalen Konkurrenz heute ungleich schwieriger als noch in den 1980ern oder 90ern. Allerdings hat Playmobil hier genau wie LEGO den riesigen Vorteil, dass sie nicht bei Null anfangen müssen, sondern diejenigen, die die Kaufentscheidung letztlich treffen, gezielt adressieren und in ihrer Kaufentscheidung lenken können.

Die Nachfrage nach Spielzeug, das die Kindern vom Bildschirm wegbringt, ist keinesfalls verschwunden. Es sind heute allerdings wohl seltener die Kinder selbst, die diese artikulieren – zumindest nicht, solange sie von ihren Eltern und anderen erwachsenen Bezugspersonen nicht in diese Richtung gelenkt werden. Von sich aus würden die meisten Kinder heutzutage wahrscheinich am liebsten den ganzen Tag vor den Bildschirmen hocken.

Was man bei geobra Brandstädter zwanghaft versucht von LEGO zu kopieren, ohne es auch nur im Ansatz zu erreichen, ist diese Message, dieses Versprechen an Erwachsene: ›Erfüll Dir jetzt alle Deine Träume, die Du schon als Kind mit Playmobil hattest. Und nimm Deine Kinder auf dieselbe tolle Reise mit. Teilt gemeinsam Eure Begeisterung.‹

Die Produkte, um dies zu erreichen, hat man bei Playmobil. Aber anscheinend nicht die richtige Strategie und Präsentation.
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von Askin » Mittwoch 2. August 2023, 17:48

Ich sehe es auch eher wie Resinberg ... :gruebel

Eine Grundphilosophie schließt Innovation nicht aus.

Natürlich sollen und müssen die Produkte der Zeit angepaßt werden, aber wie ich schon schrieb, die Hauptlinie ist in zahlreiche unterschiedliche Linien zerfasert.


Ich selbst entwickel ja auch "neues" Playmobil über meine 3D Drucker setze damit meine Ideen um.
Auch wenn es viele in der KW nicht sehen, versuche ich sehr wohl immer wieder Playmobil typische Elemente und Strukturen bei mir einfließen zu lassen.
Sicherlich sind meine Waterloo Themen nicht unbedingt das, was Playmobil 1 zu 1 umsetzen sollte und kann.

Aber so wie es Lego Produkte für Erwachsene gibt, könnte es doch auch Playmobil geben, welches nicht quitschbunt ist und eher ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene anspricht. :pfeif


Die Autos sind ein guter Anfang um Erwachsene an Playmobil heran zu führen und die scheinen ja auch tatsächlich gut zu laufen. Auch das Asterix Thema ist immer noch da und wird weiter entwickelt. Beides lässt sich aber auch gut für die Kleinen in Citylife oder die Ritterwelt und Römerwelt integrieren.
Soweit ich das mitbekommen habe, sind Historische Figuren wie Luther, Napoleon etc. auch sehr gut gelaufen.

Warum kommt da nicht mehr?


Ich denke, dass auch heute sehr wohl "Eins passt zum Anderen" Kunden gewinnt und nicht abstößt.

Ich würde durchaus zu den Ursprüngen zurückkehren und versuchen dadurch das Produkt wieder wertiger zu gestalten, denn wie schon geschrieben ... am Ende bezahlen die Eltern oder Großeltern das Playmobil für die Kinder.

Liebe Grüße
Frank
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von pranjinaldo » Mittwoch 2. August 2023, 22:11

stu hat geschrieben:
Mittwoch 2. August 2023, 18:04
Und wieder wird Playmobil mit Lego verglichen... :klonk

Ich glaube, ich gebe es dann einfach auf... :pssst
Auch LEGO war die längste Zeit im Kern nichts anderes als Kinderspielzeug (klammert man Technic mal aus). Trotzdem begann Mitte bis Ende der Nullerjahre der Trend, das Erwachsene nach ihren »Dark Ages« wieder zu den Bausteinen zurückkehrten. Das hatte zunächst kaum etwas mit besonderen Erwachsenensets zu tun (es gab damals lediglich einige wenige größere Star-Wars-Sets).

Womit das Aufkommen dieses Phänomen dafür umso mehr zu tun hatte, war Sammelleidenschaft und Nostalgie. Erwachsene wollten sich mit ihren Kindheitserinnerungen (sprich den alten Sets) umgehen, sie ins Regal stellen – oftmals sogar ungeöffnet in der Box. Bald darauf entstand dann zudem noch der Hype, Minifiguren für bestimmte Themengebiete zu sammeln.

In Billund hat man diesen neuen Trends früh erfasst und begann Stück um Stück Serien und Sets zu entwickeln, die exakt die Erwartungen dieser Klientel entsprachen. Und für die überwiegende Mehrheit der erwachsenen Sammler sind nur zwei Fragen wichtig: Sieht es gut im Regal aus? Und: Welche exklusiven Minifiguren sind dabei?

Der Bauvorgang steht bei LEGO längst nicht mehr im Vordergrund (gilt nicht nur für die Erwachsenensets). Alternative Baumodelle erst recht nicht. Man setzt bei LEGO alles daran, die Sets für Erstkunden so zugänglich und benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten.

Das, was LEGO potentiell erwachsener und vielfältiger macht als Playmobil, wird nur von einem verschwinden geringen Teil der erwachsenen LEGO-Käufer genutzt. LEGO hat es mit geschicktem Marketing erreicht, dass LEGO-Produkte zu einem popkulturellem Statement, einem Bekenntnis zur eigenen Kindheit werden, die man gerne in der eigenen Wohnung vorzeigt.

Ich würde ja nicht immer wieder auf den Vergleich mit LEGO zurückgreifen, wenn man bei geobra Brandstätter nicht derart offensichtlich Teile von deren Strategien kopieren würde. Der von Dir vorgeschlagene Weg, sich mit Umsatzverlusten abzufinden und sich auf ein Kernsortiment zu beschränken, wäre für die Unternehmensstiftung ebenfalls ein gangbarer Weg. Aber den ist man in den letzten Jahren gerade nicht gegangen.

Wenn man aber den Erfolg von LEGO in kleineren Maßstab wiederholen will, reicht es nicht, Lizenzen einzukaufen, eigene Filme und Serien zu entwickeln und hier und da einige Retro-Sets für Erwachsene anzubieten. Was auf jeden Fall auf Dauer nicht funktionieren kann, ist die ständig weiter sinkende Umsatzrendite bei geobra, die sich zu einem guten Teil wahrscheinlich dadurch erklärt, dass man so viel macht und versucht, um die eigenen Marktanteile irgendwie zu behaupten.
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von Resinberg » Freitag 29. September 2023, 17:22

Und heute kündigte Geobra die Schließung seiner Formenbauabteilung an und begründete dies damit, dass man in Zukunft "weniger neue Formen" benötige, um die Kostenstruktur zu verbessern...

Und dies ist wahrscheinlich nur ein Vorzeichen für die Zukunft, da der McKinsey-Bericht noch nicht abgeschlossen ist.
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von Askin » Freitag 29. September 2023, 17:53

Was für'n Quatsch! :klonk

Formenbau kann man extern auslagern, aber Kosten spart man dann nur, wenn, wie im Artikel geschrieben wirklich nur noch sehr selten neue Formen benötigt werden. 
Innovation wird es dann wohl in Zukunft dort nicht mehr geben, sondern lediglich Stagnation.

Der Artikel dazu :link

Typisches Kontrollerdenken. Kein Kerngeschäft, also raus damit.

Was vergessen wird, dass der Maschinenpark für die Formenherstellung und hochqualifizierte Facharbeiter jetzt noch da sind, danach ist alles weg und viel Geld wird "weggeschmissen".

Wenn Geobra Brandstätter nach ein paar Jahren merkt, dass der "externe" Formenhersteller es nicht so drauf hat wie die eigenen Mitarbeiter oder die Herstellungskosten beim Hersteller nach ein paar Jahren immer teuerer werden ... dann kann man nicht ohne hohes, sehr hohes Investment zurück und das es dann so gut wie heute wird ist noch dahingestellt, da die Experten bei anderen Firmen untergekommen sind und garantiert in diese Firma nicht mehr zurück wollen.

Also, die alte Formen immer schön weiter verwenden und ja nichts neues entwickeln.

Warum hat Geobra Brandstätter sich diesen maximal Sparkurs auferlegt?
Ein Milliarden Unternehmen welches sich so nach und nach selber einspart!!! :wein

Liebe Grüße
Frank
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von Klickysoldat » Freitag 29. September 2023, 18:56

Nur ein Wort: Aua!
Natürlich ist bei einem Kunststoffhersteller der Formenbau auch Teil der Kernkompetenzen!
Grüße vom Klickysoldaten
:ritter :pirat1 :pirat2 :cow2

Feedback und Kritik sind absolut erwünscht!

Meine Suche und meine Tauschangebote.

Durch die Zeiten mit den Spaniern und anderen Figuren.
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Re: (Unternehmens-)Neuigkeiten von Geobra?

Beitrag von Tomii888 » Freitag 29. September 2023, 20:06

Leider keine guten Nachrichten...Liest sich wie eine Abwärtsspirale, Schrumpfung usw.

Kann mich mal jemand aufklären, warum Playmobil künftig weniger Formenbau braucht? Gibt es neue Produktionsverfahren?
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