shirona33 hat geschrieben:Jack Aubrey hat geschrieben:
Do wuohs in Niderlanden/
aber ich schweife (mal wieder

) ab.
Oranje? ohnmacht
ABER!!!! JA oder NEIN das hast Du bis jetzt immer umschrieben.
Obwohl aus dem altdeutschen Text entnehme ich die Namen der Eltern von Siggi im Zusammenhang mit Xanten. Also denke ich es stimmt.
JA oder NEIN? grins
Jetzt im Ernst? Na sicher hieß der Kerl Siegfried von Xanten und soll auch da geboren sein- zumindest nach literarischer Überlieferung.
Auch wenn ich da jetzt aus dem Stegreif nicht so bewandert bin:
Niedergeschrieben um 1200 (hoffe ich ;-)) fasst die Nibelungensage vermutlich wesentlich ältere , nur mündlich tradierte , Erzählstränge zu einem Epos zusammen. Diese Erzählstränge stammen- soweit kann man noch ohne "Glatteis" behaupten- aus germanisch-nordischer Tradition (im Norden vergleichbar die Thidrekssaga). Der Stoff, der erzählt wird (der "rote Faden") behandelt im Grunde die Abenteuer des Siegfrieds vor der Geschichte der Burgunder. Daher ist anzunehmen, dass die ältesten, (teilweise verloren gegangenen) Erzählstränge (neben der nordischen Heldendichtung), eben aus burgundischen Quellen der Völkerwanderungszeit stammen. Die Frage ist eben auch, woher die Burgunder ursprünglich kamen- auch ungeklärt. Die plausibelste Theorie lautet, dass die Burgunder ursprünglich ein nordisches Volk sind, das aus Skandinavien über Visby südwärts wanderte (Bevölkerungsdruck = Völkerwanderung) und schließlich ein "Reich" in und um Worms erreichteten, bevor sie von dort von den Hunnen nach Westen abgedrängt wurden, um schließlich im gallo-romanischen Bereich (tja, welcher See war das nochmal? Irgendwo im heutigen Grenzbereich Schweiz-Frankreich zu verbleiben, wo sie anschließend vom gallo-romanischen Frankentum assimiliert wurden.
Lange Rede-kurzer Sinn: Man nehme ein Lineal, lege es in Skandinavien an, ziehe eine Linie nach Visby, von dort an die deutsche Ostseeküste und dann Richtung Worms- Bedingung: der Rhein war schwer zu überqueren, zumindest in den "Niederen Landen" (NICHT Niederlanden!!!!, also nix mit Oranje), also von da an rheinaufwärts- und wo ist der "Knick"? Ungefähr in Xanten. (Blöd an der Theorie: Xanten ist, war und wird hoffentlich linksrheinisch bleiben. ( LOL))
Ursprung der Behauptung , irgend ein Siegfried hätte in der "weit und wohl bekannten Burg Xanten" gelebt, ist wohl die Tatsache, dass Xanten zum Zeitpunkt des Vorbeizugs der Burgunder A) schon ein aufstrebender Wallfahrtsort war (Stichwort: (fälschliche !!!!) Märtyrerverehrung) und B) eben die für ein vertriebenes Volk gigantischen und unerklärlichen Ruinen einer ganzen Geisterstadt hatte (die verlassenen,aber nicht niedergerissenen Reste der römischen Colonia Ulpia Traiana und die wohl zu dem Zeitpunkt noch sichtbaren Reste des römischen Legionslagers).
Wer heute Roland-Emmerich-Filme von leergefegten Großstädten anschaut, der ahnt welchen Eindruck die Ruinen der CUT auf ein vertriebenes und heimatloses Volk gemacht haben muss, das niemals Städte dieses Ausmasses gekannt hat. Mythen entstehen, Sagen und das Ganze gipfelt dann in dem (falschen aber verständlichen) Schluß , dass ein heldenhaftes Volk hier gelebt haben muss (daher der Hauptheld in Xanten angesiedelt), dass von einer riesenhaften Tragödie niedergerungen wurde. Die grösste Katastrophe in der Geschichte der Burgunder war eben die Zerstörung ihres Reiches bei Worms durch die Hunnen, was dann auch in die Geschichte gepackt wurde.
Raus kommt der stark verkürzte"Plot": Held (Siegfried von Xanten) beweist seine heldenhaftigkeit (Kampf gegen Drachen usw., verknallt sich in eine hübsche Burgunderin- von Interesse vielleicht (mal sehen, wer noch mitliest- alter Trick!) die "Heldentat, dass er unsichtbar mit Tarnkappe, die er zuvor einem Eremitenzwerg abgeluchst hatte eine starke Frau festhält, während "sein" König sich an der Dame delektiert, weil der König zu schwachbrüstig war, alleine mit der Amazone fertigzuwerden- aber zur "Belohnung" bekommt er dann dessen Tochter- tolle Moralvorstellung ;-)-, dummerweise macht er sich Feinde (Hagen von Tronje) , gleichzeitig wird das Volk seiner Gelieben (und seines Feindes- oh wie schlagen zwei Seelen in meiner Brust) von den Hunnen angegriffen. Der "pöse Pube Hagen von" mechelt den armen Siegfried (ist aber durch die höfische Etikette gedeckt der Gute, das übersieht man meistens) und als Rache dafür (na gut, das Weibsbild hatte auch ihre Finger im Spiel) wird das ganze Volk der Burgunder von den Hunnen gemeuchelt und am Ende stirbt auch noch deren König Etzel (=Attila).
Für meinen Geschmack eben zu pathetisch, wegen grossen Massensterben und den - nicht mehr ganz up-to-daten- Ehrenbegriffen (Treue bis in den Tod, O Patria, Blutsühne) das ganze, was dann die Herren Wagner und "Wortzensur" bösartig instrumentalisiert haben.
So kommt Xanten in eines der grössten Epen, obwohl historisch so rein gar nichts mit Xanten verbunden ist.- Genug Geschichte für heute? ;-)
Ich könnte auch noch was schreiben, warum Xanten zum Zeitpunkt der schriftlichen Niederlegung der ganzen Geschichten (also um 1200) immer noch eine Rolle gespielt hat, aber jetzt dürfte wirklich der Letzte eingeschlafen sein....
Nebenbei: Wer unterhaltsamere epische Literatur lesen will, dem empfehle ich den "Frauendienst" aus der Feder des Ulrich von Liechtenstein.