Junker Jörg hat geschrieben: ↑Dienstag 5. November 2024, 09:38
Ich will ja ned behaupten, daß ich alles, was man in der Chefetage da entscheidet, nachvollziehen könnte oder guthieße. Aber ich find's schon auch interessant, mit welcher Sicherheit hier einige auftreten und sagen, sie wüßten, könnten und machten alles besser

. Pipejoes Beitrag ist dabei bloß mein Aufhänger und keineswegs das alleinige Ziel meiner Kritik. Aber konkret: Wissen wir denn, welche Gewinnmargen in den historischen Figuren liegen? Können wir abschätzen, ob die aktuellen Produkte nicht möglicherweise mehr (wenn auch nicht genug) Gewinn erzielen? Haben wir aus unserer Spezialsicht als erwachsene Bastler und Sammlerinnen echt den umfassenden Einblick in die Kaufgruppen der Playmobilsachen? Sind wir tatsächlich so geniale Spzialistinnen und Spezialisten, daß wir den Markt und die Produktionsumstände so viel besser verstehen? Und falls immer "ja" => warum arbeiten wir dann ned für Geobra, sondern geben unsere Kommentare vom Sofa daheim ab?
Ich kann ja nur für mich selbst sprechen: Mir ist bewusst, dass ich vieles nicht von außen nicht einsehen und beurteilen kann. Aber manches kann man dann doch von außen klar erkennen. Meine Veränderungsvorschläge beziehen sich genau auf diese von außen ablesbaren Faktoren.
Die Sets der meisten an Erwachsene gerichteten Lizenzthemen werden schon bald nach Erscheinen wie die Enterprise zu einem Bruchteil der UVP verscherbelt. Damit ist die Frage im Grunde bereits beantwortet, ob man mit diesen Produkten genügend Gewinn erzielen kann, damit sie sich lohnen. Diese Sets sind voller neuer Formen, Teile in neuen Farben, exklusiver Sonderteile - und kosten zusätzlich Lizenzgebühren.
Die Gewinnmargen für die historischen Promo-Figuren, die Geobra selbst vertreibt, werden vergleichsweise (für ein Set in dieser Größe) hoch liegen, da hier in der Regel bereits existierende Teile und Drucke verwendet werden - und die Entwicklungskosten bereits abgegolten sind. Dass einzelne Figuren wie Luther und Dürer extrem erfolgreich gelaufen sind, ist ebenfalls bekannt. Die historischen Promo-Figuren sind der einzige Produkttyp, durch den Playmobil in den letzten Jahren als kulturelles Phänomen - und nicht nur als Kinderspielzeug - wahrgenommen wurde und auch Erwachsene erreicht hat.
Es ist m.E. ein No-Brainer ohne jedes finanzielle Risiko, diese fertigentwickelten historischen Figuren zu so etwas wie einer Sammelserie zusammenzustellen und sie dann wenigstens im eigenen DS-Katalog sowie der Webseite angemessen zu präsentieren. Es ist ja alles bereits da, man hat vieles bereits richtig gemacht, Ausstellungs- und Museumsbesucher kennen und schätzen diese Figuren bereits. Es gilt nur noch, den nächsten Schritt zu machen und das zu tun, was man aus der Geschäftsführung in Zirndorf seit Jahren immer wieder hört: neue Zielgruppen und Marktanteile erschließen. Und sein wir mal ganz pragmatisch: Allzu viele andere Pfeile im Köcher hat man derzeit auch nicht, was den Erwachsenenmarkt angeht.
Warum »ich« (bzw. jemand mit ähnlichen Vorschlägen) nicht bei Geobra in der Geschäftsführung arbeitet, beantwortet sich eigentlich von selbst. Weil man dort in den letzten acht Jahren einen völlig anderen Kurs gefahren ist. Im Kern hat man versucht, die Strategien von LEGO zu kopieren, um dadurch ältere Zielgruppen, neue Marktanteile und mediale Relevanz zu gewinnen: Film, TV-Serien, Eigen-IPs und Lizenzthemen. Man hat dies wie eine Erfolgsformel betrachtet, die man auch auf das eigene Produkt anwenden könne. Wer von seinem neuen Weg völlig überzeugt ist, will meist nichts von bereits gut ausgetreteten, sicheren Nebenpfaden hören ...