Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde
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Die Tür wurde hinter ihnen geschlossen. Chezara hörte schlurfende Schritte. Dann drehte man sie unsanft herum.
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Im Licht eines Glimmerstabes konnte Chezara ihre Entführer etwas näher betrachten. Drei Männer hatten sie überwältigt. Zwei noch recht jung wirkende Kerle, der dritte war dem Anschein nach etwas älter als Verabas.
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Die drei Männer schienen unbewaffnet zu sein. Chezara überlegte, ob dies der geeignete Moment war, dass sie nach ihrem Dolch greifen sollte. Ihre Speere hatten Verabas und Chezara vor dem Abstieg in die Felsenstadt abgelegt. Doch die drei Männer kamen ihr zuvor, auch sie zogen lange Messer aus ihren Gürteln und richteten sie bedrohlich auf Chezara und ihren Vater. Der älteste der Männer näherte sich vorsichtig den beiden Morgenländern und zog ihnen die Kapuzen vom Kopf.
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Als der Alte Chezaras und Verabas kleine Augen sah, wisch er erschrocken zurück. „Wer seid ihr?“ keuchte er. Angesichts der scharfen Klingen, die auf sie gerichtet waren, beschloss Chezara weitestgehend bei der Wahrheit zu bleiben. „Wir stammen nicht aus dieser Stadt...“, begann sie.
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„Spione, häh?“ Die Stimme ihres Gegenübers klang ein wenig enttäuscht. Er wandte sich an die beiden jungen Männer. „Welch ein Fang!“ Dann begann er unvermittelt zu schluchzen, „aber es ist zu spät. Meine Frau trat bereits vor vielen Jahren der Oberwelt entgegen, und meine Tochter ist vor einigen Ruhen verschwunden.“ Er lehnte sich an die Schulter eines der jüngeren Dunkelweltler. Langsam ließ er den Glimmerstab sinken, „wir können sie eh‘ nicht mehr gegen das Leben unserer Frauen eintauschen.“ Für einen Moment lang gab er sich einer unsäglich tiefen Trauer hin.
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„Was willst du jetzt mit ihnen anfangen, Vater?“ Der Alte hob langsam seinen Kopf. Müde gab er seinem Sohn zur Antwort, „lasst sie laufen! Diese Stadt hat uns unser Kostbarstes genommen. Warum sollen wir auch nur noch einen Gedanken an ihren Schutz verschwenden.“ Er schlurfte niedergeschlagen zu einer niedrigen Sitzbank.
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Der Stab fiel ihm aus der Hand, als er sich setzte, und er schlug die Hände vors Gesicht. Der Alte gab sich völlig seiner Trauer hin. Tränen rannen ihm wie Sturzbäche über die Wangen. Chezara empfand tiefes Mitleid mit dem Mann. Der zweite der jüngeren Männer trat zu ihm hin und versuchte ihm Trost zu spenden.
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Chezara folgte einer plötzlichen Eingebung und sagte, „wir sind in Freiheit geboren und gehörten niemals zum Kastensystem der Städte. Wie heißt deine Tochter?“ Als der Alte dies hörte glomm für einen kurzen Moment lang ein Funke Hoffnung in seinen großen Augen. Er erhob sich von seinem Platz und trat an Chezara heran, „also doch. Ich ahnte es, als ich euch und eure Freundin zum ersten Mal gesehen habe. Ihr habt euch so seltsam bewegt, als ob ihr noch niemals in eurem Leben diese Stadt oder irgendeine andere betreten hättet. Kennt ihr meine Tochter, hat sie es in die Freiheit geschafft? Ihr Name ist Mora.“ „Mora Selmrock? Ja, sie lebt. Ihre Flucht ist mit ein Grund, weswegen wir uns in die Stadt gewagt haben“, antwortete Chezara.
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„Sie lebt.“ Die Augen des Alten strahlten mit einem Male vor Freude. Seine Lebensgeister kehrten zurück, und er sprang von seinem Platz auf. All seine Niedergeschlagenheit und all seine Trauer waren vergessen, als er sich an den linken der Männer wandte. „Muron, hast du es gehört? Deine Frau, meine Tochter, sie lebt.“
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Doch seine überschwängliche Freude währte nur Kurz. Kühle Überlegung kehrte zurück. Sofort befahl er den beiden jüngeren Männern, „schiebt den Tisch zur Wand! Am Fenster ist kein guter Platz zum Reden.“ Sofort machten sich die zwei daran, den Wunsch des Alten zu erfüllen.
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Dann lud er Verabas und Chezara ein, sich mit ihm und seinem Schwiegersohn an den Tisch zu setzen. „Geht es ihr gut? Wo ist sie?“ fragte Muron. Chezara gab bereitwillig Antwort, „als wir sie verließen war sie bei guter Gesundheit. Wo sie jetzt ist, können wir dir leider nicht sagen. Unsere Gemeinschaft zog weiter, nachdem wir zur Felsenstadt aufgebrochen waren.“
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„Was führt euch Freigeborebe in die Felsenstadt? Ihr gingt ein großes Risiko ein, für eure Freundin sogar ein zu großes.“ Chezara erklärte Moras Vater den Grund für ihren Aufenthalt in der Stadt. Sie verschwieg aber, dass sie die Gefangenen für Oberweltler hielt. Sie sprach einzig von besonderen Freunden der Freigeborenen. Ihre eigene Herkunft aus der Oberwelt verriet sie ebenso wenig. Muron und sein Schwiegervater erleichterten ihr dies, da sie auch nicht weiter danach fragten. Ihre Fragen kreisten fast ausschließlich um Mora. Es war schon spät, der Wasserleser würde schon bald die halbe Ruhe verkünden, als Chezara Moras Familie fragte, „könnt ihr uns helfen?“
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Zum Entsetzen der beiden jungen Männer lehnte Moras Vater dies nicht sofort ab. Er herrschte sie verärgert an, „sie haben meiner Tochter ein neues Leben geschenkt. Ich werde mich ihnen dankbar zeigen.“ In einem weitaus freundlicheren Ton wandte er sich an Chezara und ihren Vater, „ihr könnt hier schlafen und essen, solange ihr bleiben wollt. Bis zur nächsten Ausdünnung wird kein Fremder mehr unser Haus betreten.“
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Chezara wollte jedoch mehr. Sie sah durch Moras Familie eine Möglichkeit, ihr ursprüngliches Ziel zu erreichen. „Könnt ihr uns Kleider geben, damit wir unauffällig zur untersten Ebene gelangen können?“ Muron und Urol schrien entsetzt auf, „ein Kastenverbrechen!“ Das kannst du nicht tun! Die Höhle wird einstürzen, und wir werden alle sterben!“