Die Handelsgilde: Teil IV - Neue Feinde

[Vauban]

Sie bestürmten und bedrängten den alten Mann, „das kann doch nicht dein Ernst sein! Du kannst doch nicht das schwerste aller Verbrechen ins Auge fassen, um zwei dahergelaufenen Freigeborene bei ihren Plänen zu unterstützen. Wer weiß, ob sie uns nicht belogen haben!“ Der Alte wich vor den beiden Männern zurück und fiel wieder in seinen Stuhl. Urol war außer sich vor Angst und Wut. Auch Muron versuchte seinen Schwiegervater umzustimmen, „selbst Elternmörder werden noch mit lebenslanger Minenarbeit bestraft. Einzig die Kastenverbrecher werden sofort hingerichtet. Der Gedanke daran genügt bereits für eine Verurteilung. Tomul, willst du für die in den Tod gehen?“ Der junge Dunkelweltler zeigte anklagend in Richtung der Menschen.

[Vauban]

Während Muron aufgeregt auf seinen Schwiegervater einredete, rannte Urol wieder zum Fenster. Angestrengt und zu Tode verängstigt starrte er ins Halbdunkel. Er lauschte. Ihm war, als könnte er den Gleichschritt der Gepanzerten bereits hören, die ihnen den Tod bringen würden.

[Vauban]

Moras Vater saß jedoch völlig still. Dann holte er tief Luft und sagte, „wir sind bereits tot, seitdem uns unsere Frauen genommen worden sind. Vielleicht verdienen wir auch den Tod, dass wir all die Jahre die Ausdünnung hingenommen haben, ohne uns zu wehren.“ Er blickte nach oben, „wenn die da oben uns ohne das Opfer bestrafen wollen, wieso lassen sie dann die Freigeborenen überleben?“ „Aber, Tomul, denk an Ormantok. Als er das Opfer verweigerte, stürzten die Stollen ein.“

[Vauban]

Tomul, Moras Vater, zuckte mit den Schultern, „was weiß ich. Vielleicht ist es ja eine Lüge. Aber diese beiden sind ein lebender Beweis, dass es die Freigeborenen wirklich gibt, dass sie außerhalb der Stadt auch wirklich in Freiheit geboren werden. Und wenn diese hässlichen kleinen Augen“, er zeigte auf Chezaras Gesicht, „der einzige Preis ist, den sie dafür bezahlen mussten ...“ Den Rest des Satzes ließ er unausgesprochen. Er wandte sich an Chezara und Verabas, „sagt, wie wir euch helfen sollen! Wir werden euch unterstützen.“ Tomuls Entschluss stand fest, und er wusste, dass sich Urol und Muron fügen würden.

Fortsetzung folgt ...

[Schifosi]

TOLL ... super Fortsetzung Vauban !!!

[pbfox]

Hallo Vauban,

die Hoffnung kehrt wieder zurück

Die Geschichte ist einfach wahnsinnig genial .

Kann, wie üblich, die Fortsetzung kaum erwarten!

LG

pbfox

[Corporal Steagle]

Volker ,

zwar heisst Teil 4 deiner Saga : " Neue Feinde " aber in dieser wieder genialen Fortsetzung wäre so hat es zumindest nun den Anschein neue Verbündete der passendere Titel .

Meinen allertiefsten Dank und für diese unterirdisch gute Geschichte , freu mich schon auf das Weiter .



PS : Ich wünsche dir und deinen Lieben eine schöne und friedliche Adventszeit .

LG CS

[Zwiebeltuete]

Wer weiss, ob man seiner Familie vertrauen kann?

[Vauban]

@Schifosi: Vielen Dank!

@pbfox: ... nicht nur die Hoffnung kehrt zurück

@Corporal Steagle: ja, ja - das mit den Titeln ist ein wenig durcheinander geraten, nachdem ich inmitten der Geschichte den Handlungsfaden geändert hatte - aber die Dunkelwelt hatte es mir dann doch so angetan . Ich wünsche dir und deinen Lieben ebenfalls eine friedvolle und möglichst stressfreie Adventszeit.

@Zwiebeltüte: Wie wahr, wie wahr ...

Kapitel XIV.

Der alte Mann hielt Wort. Er gab Chezara und Verabas zu essen und zu trinken, und sie konnten den Rest der Ruhe in seinem Haus verbringen. Sie schliefen tief und fest. Nach der Ruhe, noch vor Vierteltag frühstückten sie gemeinsam mit Tomul. Urol und Muron zeigten sich nicht. Auf eine Frage hin, erklärte der Dunkelweltler ihnen, „je weniger sie wissen, umso besser für sie.“ Nach dem Frühstück ging Tomul zu einer großen Kiste und kramte einige Kleider hervor.

[Vauban]

Nachdem Verabas und Chezara sich umgezogen hatten, sprachen die drei noch einmal den Plan durch. „Denkt immer daran. Ihr gehört nun zur Kaste der Leibdiener. Niemand wird Verdacht schöpfen. Unser Denken bewegt sich seit der Wiege in diesen Kasten, ein Kastenverbrechen ist ...“, Tomul suchte nach Worten, „... einfach undenkbar, unmöglich!“ „Und doch hilfst du uns bei einem.“ Tomul tippte an seine Stirn, „vielleicht bin ich hier oben krank.“ Dann grinste er, „andererseits ihr seit kastenlos; dieser Fall ist in keiner Gesetzesrolle vorgesehen. Selbst die Leibeigenen haben eine eigene Kaste. Ihr steht über den Kasten, ihr seid von außerhalb.“ Chezara biss sich auf die Unterlippe. Sie war versucht, Tomul zu offenbaren, wie recht er mit dieser Annahme hatte.“

[Vauban]

„Sprecht nach Möglichkeit zu niemanden. Glücklicherweise wird nach der Arbeitseinteilung nur wenig unter den Dienern gesprochen. Jeder wird denken, dass ihr eure Arbeit verrichtet, wenn ihr durch die Räume geht. Es sind sehr viele Diener, niemand kann sie alle kennen. In den Räumen des Herrschers seid ihr sicher. Erst wenn ihr das Innere Priesterportal durchschreitet, begebt ihr euch in Gefahr. Ich weiß nur, dass es von unserer Seite unverschlossen ist. Sinlucem geht dort ein und aus, wie es ihm beliebt.“ Anschließend führte Tomul sie hinab in die unterste Ebene. Dort zeigte er ihnen eine Tür. Wie der Dunkelweltler es ihnen vorausgesagt hatte, bewachte ein Gepanzerter den Zugang. Verabas und Chezara zuckten zusammen.

[Vauban]

„Wir haben unser Ziel erreicht. Der Wächter wird euch ohne Fragen durchlassen. Er untersucht lediglich die, die den Palast verlassen. So undenkbar auch ein Kastenverbrechen ist, so mancher konnte bei den erlesen Speisen und anderen Kostbarkeiten seine Gier nicht beherrschen und bezahlte teuer in den Mienen.“ Er reichte ihnen zum Abschied die Hände, „ich wünsche euch für euer Vorhaben Glück! Grüßt mir meine Tochter!“ „Das werden wir“, versprachen Chezara und Verabas wie aus einem Mund.

[Vauban]

Als Tomul außer Hörweite war, schauten Chezara und ihr Vater einander an. Dann grinste Chezara, „warum sollen wir uns mit einem Priester begnügen...“ „... wenn wir an den Untersten selbst herankommen können.“ Verabas hatte den gleichen Gedanken wie seine Tochter gehabt. Glücklicherweise hatte Tomul ihnen auch den restlichen Aufbau des Palastes erklärt, und so fanden sie auch bald und ohne Schwierigkeiten einen Weg in Sinlucems Residenzsaal. Die Tür war unverschlossen. Sie lauschten sorgfältig nach verdächtigen Geräuschen. Als sie nichts hörten, betraten sie den Raum.

[Vauban]

Auf leisen Sohlen huschten sie durch den großen Saal, und fanden in der Nähe des Thrones ein geeignetes Versteck, von dem sie aus alles gut beobachten konnten. Die für Chezara und Verabas etwas eigentümliche Denkweise der Dunkelwelt begünstigte ihr Vorhaben. Sinlucems Thron stand in einer Vertiefung, so dass alle, die ihn zu sprechen wünschen, ihr Haupt senken und auf ihn herabsehen mussten.

[Vauban]

Das Schicksal meinte es gut mit den beiden, und sie mussten nicht lange warten. Ihr Gehör hatte sich in den Tagen, die sie im Halbdunkel verbrachten, erstaunlich verbessert, und so hörten sie die leisen Schritte, die sich langsam näherten. Chezara hielt den Atem an. Sie hatte Angst, dass er sie verraten würde. Ihr heftig schlagendes Herz vermochte sie jedoch nicht zu beruhigen. Ihre Hände wurden schweißnass. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie Tomul nicht weiter zu Sinlucems Person befragt hatten. Was war, wenn er ein starker Krieger war? Würden sie und ihr Vater ihn dann überhaupt überwältigen können?