24. Dezember im Traumwald
Jetzt hab ich mir heute Morgen mal ein wärmeres Kleid rausgesucht, als ich es hier so normalerweise trage und mich mal selbst auf den Weg in den Traumwald gemacht. Durch das Tor der Phantasie hindurch und schon stehe ich im Schnee…
Was für eine Wohltat. Nach all dem Matsch und grau in meiner Welt hier den wunderschönen Schnee zu sehen. Die Blumen schlafen darunter und träumen vom Frühling. Die Luft hat genau die Kälte, kurz bevor man anfängt zu frieren, wenn nur die Haut leicht kühl ist und spannt, als wäre sie aus feinstem Porzellan. Und wenn ich mich umsehe, liegt über allem Frieden und Unschuld.
Es riecht nach Schnee und wenn einer der kleinen Sterne auf mein Samtkleid fällt, bleibt er noch ein paar Sekunden dort und ich kann seine Schönheit betrachten. Auf einmal spüre ich einen Windhauch, der etwas von dem Schnee am Boden aufwirbelt. Blauer Zauber zieht durch den Traumwald. Und auf einmal steh eine wunderschöne Gestallt vor mir.
„Du musst Nagara sein?“ fragte ich sie.
Sie nickt nur. Auf ihrem schönen Gesicht liegt ein Schimmer von Wut,
„Ich wollte Dich schon immer mal treffen, Du bist meine liebste Winterinkarnation!“ sage ich ihr begeistert.
„Niemand mag mich!“ zischt sie leise
„Doch, ich!“ beharre ich. „Und ich weiß, dass sie im Traumschloss bereits alle auf Dich warten.“
„Auf mich? Warum sollten sie. Ich bringe ihnen den Winter.“
„Viele Kinder warten sehnsüchtig auf den Schnee. Um Schneemänner zu bauen und Schlitten zu fahren. Für sie bringst Du ihnen ein wunderschönes Geschenk. Viele glauben sogar, Du würdest ihnen noch andere Geschenke bringen.“
„Geschenke? Ich?“ Nagara ist etwas irritiert.
„Hiliablüten.“ Seufzt Nagara leise.
„Die stellen sie nur für Dich auf, weil sie wissen, dass Du sie liebst. Gewissermaßen als Geschenk für Dich.“
Nagara lächelt zaghaft. „Es ist schön, dass sie Menschen mich nicht vergessen haben. Aber ich wünschte, alles wäre damals anders gewesen.“
„Ich weiß.“
„Weißt Du eigentlich, dass diese Hiliasträucher gar keine gewöhnlichen Pflanzen sind. Deshalb wachsen sie auch im Winter.“ Fragt sie mich leise.
„Oh, nein, das wußte ich nicht.“ Gebe ich zu.
„Manchmal versteckt sich meine Tochter in einem solchen Strauch.“ Erklärt Nagara mir und schwingt ihren Zauberstab über einem der Sträucher.
„Oh, es ist nur Frost, ihr Pferd.“
Tatsächlich, da steht ein blaues Pferd. Aber warum wundert mich das? Wir sind im Traumwald.
Es wiehert mir freundlich zu.