Mittlerweile hatten sie den Turm erreicht. Zweifelnd blickte Fanny auf die steile Außenstiege, die in den ersten Stock führte. Vorsichtshalber ließ sie Fredeswind den Vortritt. Diese schürzte ihren Rock und kletterte forsch die Treppe hoch. Ihre Freundin versuchte ihr nachzueifern. Doch schon an der ersten Stufe stolperte sie über den, ihr so ungewohnten, langen Rock. Sie stieß ein Fluch aus und dachte sehnsüchtig an ihre so praktischen und bequemen Hosen. Langsam und behutsam folgte sie der Führerin.
Fredeswind öffnete die schwere Tür und ließ Fanny ein. Diese strauchelte über die Schwelle in den dunklen Raum und fluchend wünschte sie sich nur noch, dass sie ihre Hosen anhätte. Durch zwei schmale Fenster fiel nur spärliches Licht herein. Sie sah erst einmal - nichts. Als sich ihre Augen jedoch an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte sie eine ebenso steile Treppe nach oben und eine noch steilere Leiter nach unten. Fredeswind erzählte ihr, dass dieser Raum im Notfall als Vorratsraum dienen würde.
Plötzlich erklang ein schauerliches „Huhuhu, Huhuhu!“ Beide zuckten zusammen und schauten überrascht auf. Fanny fand zuerst ihre Sprache wieder: „Kann das sein, dass du ein Taggespenst auf deiner Burg wohnen hast?“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Huhuhu, Huhuhu!“, ertönte es erneut. „Naja, weil es doch gerade Mittag geschlagen hat.“, meinte sie grinsend. Das Grinsen konnte ihr Gegenüber im Moment jedoch nicht sehen. „Das meinst du jetzt aber nicht ernst, oder?“, antwortete Fredeswind. - „Huhuhu, Huhuhu!“ - „Wieso?“, konterte diese. „Taggespenster geistern doch aber um diese Uhrzeit herum.“ „Ach was! Es gibt keine Gespenster!“, wies Fredeswind sie zurecht. Fanny stieß ihr den Ellenbogen leicht in die Seite und sprach lachend: „Aber das weiß ich doch!“ Fredeswind stimmte in ihr Lachen ein.