Als Nosferatu seine Augen öffnete, umgab ihn völlige Schwärze. Er sog hastig Luft ein.
„Nicht doch,
yabancı - Fremder!“, wisperte eine freundliche, weibliche Stimme ihm zu. „Es geht dir gut!“
Der Vampir sah sich um – schnell hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt - und er sah eine Riesenkrabbe mit hellblauen Stielaugen neben sich. Sie musste zu ihm gesprochen haben.
„Wer bist du?“, fragte er sie.
„Ich bin Ulya, die Herrscherin der Wüstenläufer“, antwortete sie ihm sanft.
„Wüstenläufer?“, erwiderte er und sie nickte gütig.
„Einst waren wir Krabben, ehe wir auf diesen Planeten kamen“, fügte sie rasch hinzu.
Er verstand und richtete sich auf.
„Wo … wo ist Jack Fitzgerald und das Schiff?“, wollte er wissen.
„Ihnen geht es ebenfalls prächtig“, antwortete Ulya zu Nosferatus Erleichterung. „Du wirst ihn nicht wiedererkennen ...“
Dann bemerkte Nosferatu, dass er in einen seltsamen Anzug mit vielen Schläuchen steckte.
„Der Anzug hilft dir später in der Wüste zu überleben“, erläuterte Ulya. „Durch den Destillatanzug wird der komplette Wasserverlust in der Wüste verhindert und man kann dieses wiederaufbereitete Wasser bequem trinken.“
Ulya sah ihn mit ihren leuchtend-blauen Augen an. Ihr Blick ging tief und Nosferatu seufzte. Für einen Moment verlor er sich in dem Blick der Wüstenschönheit …
„Es stand nicht gut um dich,
vampir!“ fuhr sie fort. „Doch wir haben dich wieder hingekriegt. Du musst wissen, Ödnis ist kein gewöhnlicher Planet. Obwohl augenscheinlich kaum bewohnt und leer, ist Ödnis einer der wertvollsten Planet des Universums, da nur hier das
baharat abgebaut werden kann.“
„Das
baharat?“, dachte Nosferatu. Das Wort hatte er schon Mal gehört. Er traute sich jedoch nicht Ulya zu unterbrechen.
„Anfangs war Ödnis noch ein Planet ohne nennenswerte Rohstoffe“, fuhr sie fort. „Dann wurden wir, die Wüstenläufer, die ursprünglich nicht von Ödnis stammten, eingeschleppt. Wir waren Krabben – Wassertiere, Kannibalen und Aasfresser. An sich gehörten wir nicht auf diesen Wüstenplaneten. Wir hatten zwei Möglichkeiten: Entweder fielen wir übereinander her und fraßen uns gegenseitig. Das taten wir immer, wenn wir nichts zum Fressen hatten. Oder wir begannen gemeinsam, uns der neuen Umgebung anzupassen. Heute sind wir froh, dass wir den zweiten Weg gewählt haben, denn bald schon lernten wir das überlebenswichtige
baharat zu produzieren. Nach und nach verwandeln wir den gesamten Planeten in
baharat. Alles hier auf Ödnis ist
baharat!“
„
Ece - Herrscherin, was ist das
baharat?“, fragte Nosferatu höflich nach.
Ulya schmunzelte.
„Das
baharat ist eine bewusstseinsverändernde Droge, die von uns Wüstenläufern auf Ödnis produziert wird. Die Suchtgefahr ist bei starkem
baharat-Konsum sehr hoch und kann bei übermäßigem Konsum – wie du an mir siehst - Mutationen des Körpers auch noch bei den Kindes-Kindern verursachen. Auch färbt es das Weiße in den Augen blau. Das
baharat hat lebensverlängernde Wirkung, gibt dazu veranlagten Personen hellseherische Fähigkeiten und verbessert die Immunkraft. Auch die Menschen und andere Zivilisationen nützen das
baharat. Ohne
baharat würde es kein Reisen mit Raumfalttechnik, keine Hellsehen oder wahrscheinlich auch keine Mentaten geben.“
Nosferatu nickte.
„Das
baharat ist ein goldbraunes Pulver, das entfernt an feingemahlene Gewürze erinnert“, erklärte Ulya. „Es schmeckt jedoch bei jeder Einnahme anders. Die Navigatoren der Raumfaltschiffe atmen die
baharat-Dispersion, das ihre Kräfte erzeugt und zusätzlich noch verstärken kann. Bei Entzug der Droge erleidet ein Mensch unendliche Schmerzen und bei besonders schwerer Abhängigkeit einen ebenfalls schmerzhaften Tod. Meist sterben süchtige Personen, die sich auf einer anderen Welt wie Ödnis befinden und nicht ausreichend mit
baharat versorgt werden. Auf Ödnis hingegen gibt es keine Entzugserscheinungen. Das kommt daher, weil das
baharat überall auf Ödnis ist! Deshalb ist Ödnis der einzige Planet im Universum, auf dem man vor den schlimmen Nebenwirkungen des Entzugs des
baharat geschützt ist.“
„Heißt das, dass das wir auf diesem Planeten bleiben müssen?“, wollte Nosferatu wissen.
„Natürlich nicht!“, erwiderte Ulya.
„Ist dir noch nicht aufgefallen, dass du völlig ohne Beschwerden bist, seit du erwacht bist?“,
Nosferatu bejahte.
„Du hast seit Tagen kein Blut zu dir genommen und trotzdem geht es dir gut …“, stellte Ulya weiter fest.
Er bejahte abermals.
„Ich habe seit einer Ewigkeit plötzlich auch kein Verlangen mehr danach“, antwortete er.
„Gut, sehr gut!“, zeigte sich Ulya zufrieden.
„Warum?“, fragte Nosferatu schlicht.
„Wir gaben dir vom Wasser des Lebens zu trinken“, antwortete Ulya. „Das ist
baharat in seiner reinsten Form.
Baharat-Essenz. Stirbt ein Wüstenläufer so wird er zu Wasser – einem besonderen Wasser:
Baharat-Wasser. Wir kommen aus dem Wasser und kehren wieder zu ihm zurück.“
Weitere Fragen drängten sich Nosferatu auf.
„Deine Verwandlung ist nun fast abgeschlossen“, erklärte Ulya. „Bis zu deinem Schiff musst du neben dem Destillatanzug auch noch eine
baharat-Maske tragen, doch danach wirst du diese nie wieder brauchen und du bist frei, solange du lebst“
„Und der Husten?“, wollte Nosferatu wissen.
„Wenn du zum ersten Mal
baharat einatmest, wehrt sich dein ganzer Körper dagegen und die drohende Abhängigkeit. Hinzu kam noch, dass du Asthmatiker bist.“
Das klang plausibel.
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