Cuzco, einst Hauptstadt des Inka-Reiches, ist riesig. Die Stadt liegt in
3416 m Höhe und ist durchaus modern. Sogar eine Universität gibt es hier.
Aber für einen Stadtrundgang ist jetzt keine Zeit. Wir brauchen ein Quartier.
Man empfiehlt uns die Herberge von Doña Ignaticia, wo wir dann auch sehr
willkommen sind.
Für die Alpakas gibt es einen geräumigen Stall, wo wir sie bestens versorgen können.
Als ich hochgehe zu den Gasträumen, sind die anderen schon am Bestellen.
Reichlich Nahrung und natürlich Getränke gibt es. Die Preise sind etwas heftig,
doch darauf soll es jetzt nicht ankommen.
Schon wieder Party?
Die letzte steckt mir noch in den Knochen. Also tue ich erst mal so, als ginge
mich das nichts an und lege mich auf die Pritsche. Aber Ruhe habe ich da auch
nicht. Theo kommt und versucht sehr aufdringlich, mich zu einem (ersten!)
Glas Sekt zu überreden.
Ich gehe zur Theke. Die Lady dort hat sich sehr europäisch gekleidet.
Das soll wohl das Etablissement etwas aufwerten.
»Guten Abend«, grüße ich, »habt ihr auch Mich hier?«
Henry steht in der Ecke und übersetzt sofort.
»Aber sicher«, kommt die sehr zuvorkommende Antwort. »Hier, gut gekühlte
Milch von glücklichen Lamas.«
???
Gibt es gefleckte Lamas? Und sind solche Milchtüten in den Anden normal?
Egal, Hauptsache, da ist kein Alkohol drin.
Hehe, so gefällt mir das. Ich trinke Milch und die anderen bleiben bei Sekt
und Wein (der übrigens vorzüglich ist, wie sie mir versichern). Und solange
ich so nüchtern bin, hat Theo keine Chance, mich wieder zum Tanzen zu
bringen. Obwohl es fast süß ist, wie er es immer wieder versucht.
Glücklicherweise erlöst mich die Bedienung dann von seiner ewigen Quasselei.
Sie spricht etwas englisch und fragt, ob wir noch Wünsche haben. Haben wir nicht.
Aber ich nutze den Moment, um die Dame dazu zu animieren, von Cuzco zu
erzählen. Die Geschichte der Stadt, deren Name »Nabel der Welt« bedeutet,
ist durchaus spannend.
Eine Alte kommt fegend an uns vorbei und bleibt stehen, als sie mein Interesse bemerkt.
»Ich bin Doña Ignaticia«, stellt sie sich vor. »Ich hoffe, meine Kinder haben euch gut
bedient. Und ich hoffe, meine Herberge gefällt euch.«
»Das tut sie«, verspreche ich eilig.
»Nun ja, sie ist nicht mehr neu. Und die Geschäfte gehen schlechter, seit es moderne
Hotels hier gibt. Aber früher, da stand hier einer der alten Inka-Paläste. Leider ist
vom alten Glanz nichts mehr übrig.«
Sie spricht es nicht aus, aber ich spüre, dass sie am Rande des Bankrotts lebt.
In dieser Nacht träume ich vom alten Inka-Reich und sehe die alten Götter durch
die Straßen der Stadt wandeln.