Das Space-Race 2012 - UNTER SCHWARZEN STERNEN

[Nosferatu]

Als Nosferatu seine Augen öffnete, umgab ihn völlige Schwärze. Er sog hastig Luft ein.
„Nicht doch, yabancı - Fremder!“, wisperte eine freundliche, weibliche Stimme ihm zu. „Es geht dir gut!“
Der Vampir sah sich um – schnell hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt - und er sah eine Riesenkrabbe mit hellblauen Stielaugen neben sich. Sie musste zu ihm gesprochen haben.
„Wer bist du?“, fragte er sie.
„Ich bin Ulya, die Herrscherin der Wüstenläufer“, antwortete sie ihm sanft.
„Wüstenläufer?“, erwiderte er und sie nickte gütig.
„Einst waren wir Krabben, ehe wir auf diesen Planeten kamen“, fügte sie rasch hinzu.
Er verstand und richtete sich auf.
„Wo … wo ist Jack Fitzgerald und das Schiff?“, wollte er wissen.
„Ihnen geht es ebenfalls prächtig“, antwortete Ulya zu Nosferatus Erleichterung. „Du wirst ihn nicht wiedererkennen ...“
Dann bemerkte Nosferatu, dass er in einen seltsamen Anzug mit vielen Schläuchen steckte.
„Der Anzug hilft dir später in der Wüste zu überleben“, erläuterte Ulya. „Durch den Destillatanzug wird der komplette Wasserverlust in der Wüste verhindert und man kann dieses wiederaufbereitete Wasser bequem trinken.“
Ulya sah ihn mit ihren leuchtend-blauen Augen an. Ihr Blick ging tief und Nosferatu seufzte. Für einen Moment verlor er sich in dem Blick der Wüstenschönheit …
„Es stand nicht gut um dich, vampir!“ fuhr sie fort. „Doch wir haben dich wieder hingekriegt. Du musst wissen, Ödnis ist kein gewöhnlicher Planet. Obwohl augenscheinlich kaum bewohnt und leer, ist Ödnis einer der wertvollsten Planet des Universums, da nur hier das baharat abgebaut werden kann.“
„Das baharat?“, dachte Nosferatu. Das Wort hatte er schon Mal gehört. Er traute sich jedoch nicht Ulya zu unterbrechen.
„Anfangs war Ödnis noch ein Planet ohne nennenswerte Rohstoffe“, fuhr sie fort. „Dann wurden wir, die Wüstenläufer, die ursprünglich nicht von Ödnis stammten, eingeschleppt. Wir waren Krabben – Wassertiere, Kannibalen und Aasfresser. An sich gehörten wir nicht auf diesen Wüstenplaneten. Wir hatten zwei Möglichkeiten: Entweder fielen wir übereinander her und fraßen uns gegenseitig. Das taten wir immer, wenn wir nichts zum Fressen hatten. Oder wir begannen gemeinsam, uns der neuen Umgebung anzupassen. Heute sind wir froh, dass wir den zweiten Weg gewählt haben, denn bald schon lernten wir das überlebenswichtige baharat zu produzieren. Nach und nach verwandeln wir den gesamten Planeten in baharat. Alles hier auf Ödnis ist baharat!“
„Ece - Herrscherin, was ist das baharat?“, fragte Nosferatu höflich nach.
Ulya schmunzelte.
„Das baharat ist eine bewusstseinsverändernde Droge, die von uns Wüstenläufern auf Ödnis produziert wird. Die Suchtgefahr ist bei starkem baharat-Konsum sehr hoch und kann bei übermäßigem Konsum – wie du an mir siehst - Mutationen des Körpers auch noch bei den Kindes-Kindern verursachen. Auch färbt es das Weiße in den Augen blau. Das baharat hat lebensverlängernde Wirkung, gibt dazu veranlagten Personen hellseherische Fähigkeiten und verbessert die Immunkraft. Auch die Menschen und andere Zivilisationen nützen das baharat. Ohne baharat würde es kein Reisen mit Raumfalttechnik, keine Hellsehen oder wahrscheinlich auch keine Mentaten geben.“
Nosferatu nickte.
„Das baharat ist ein goldbraunes Pulver, das entfernt an feingemahlene Gewürze erinnert“, erklärte Ulya. „Es schmeckt jedoch bei jeder Einnahme anders. Die Navigatoren der Raumfaltschiffe atmen die baharat-Dispersion, das ihre Kräfte erzeugt und zusätzlich noch verstärken kann. Bei Entzug der Droge erleidet ein Mensch unendliche Schmerzen und bei besonders schwerer Abhängigkeit einen ebenfalls schmerzhaften Tod. Meist sterben süchtige Personen, die sich auf einer anderen Welt wie Ödnis befinden und nicht ausreichend mit baharat versorgt werden. Auf Ödnis hingegen gibt es keine Entzugserscheinungen. Das kommt daher, weil das baharat überall auf Ödnis ist! Deshalb ist Ödnis der einzige Planet im Universum, auf dem man vor den schlimmen Nebenwirkungen des Entzugs des baharat geschützt ist.“
„Heißt das, dass das wir auf diesem Planeten bleiben müssen?“, wollte Nosferatu wissen.
„Natürlich nicht!“, erwiderte Ulya.
„Ist dir noch nicht aufgefallen, dass du völlig ohne Beschwerden bist, seit du erwacht bist?“,
Nosferatu bejahte.
„Du hast seit Tagen kein Blut zu dir genommen und trotzdem geht es dir gut …“, stellte Ulya weiter fest.
Er bejahte abermals.
„Ich habe seit einer Ewigkeit plötzlich auch kein Verlangen mehr danach“, antwortete er.
„Gut, sehr gut!“, zeigte sich Ulya zufrieden.
„Warum?“, fragte Nosferatu schlicht.
„Wir gaben dir vom Wasser des Lebens zu trinken“, antwortete Ulya. „Das ist baharat in seiner reinsten Form. Baharat-Essenz. Stirbt ein Wüstenläufer so wird er zu Wasser – einem besonderen Wasser: Baharat-Wasser. Wir kommen aus dem Wasser und kehren wieder zu ihm zurück.“
Weitere Fragen drängten sich Nosferatu auf.
„Deine Verwandlung ist nun fast abgeschlossen“, erklärte Ulya. „Bis zu deinem Schiff musst du neben dem Destillatanzug auch noch eine baharat-Maske tragen, doch danach wirst du diese nie wieder brauchen und du bist frei, solange du lebst“
„Und der Husten?“, wollte Nosferatu wissen.
„Wenn du zum ersten Mal baharat einatmest, wehrt sich dein ganzer Körper dagegen und die drohende Abhängigkeit. Hinzu kam noch, dass du Asthmatiker bist.“
Das klang plausibel.

OST: http://www.youtube.com/watch?v=YDZGAMmM ... re=related

OST: http://www.youtube.com/watch?v=EvIuVwkR ... re=related

[Nosferatu]

„Dein Schiff wartet, akay – weißer Mond!“, mahnte dann Ulya plötzlich zum Aufbruch. „Und die Regatta tut das nicht. Und sicherlich willst du Jack gerne wiedersehen.“
Nosferatu setzte die bereitgelegte Maske auf und folgte dann Ulya hinaus in das Freie. Zum ersten Mal brannte das Tageslicht nicht in seinen Augen. Er fühlte sich wie neu geboren. Und irgendwie war er das auch.
Ein junger Rotschopf mit vielen Sommersprossen näherte sich ihnen. Es war Jack, sein Jack Fitzgerald! Nicht länger musste er sein Dasein als bleiches Gerippe fristen. Oh, was war Nosferatu froh, als sie sich in die Arme fielen. Es stellte sich heraus, dass auch er von dem Wasser des Lebens getrunken hatte.
„Ich werde nicht mitkommen, Commander“, eröffnete ihm dann der Rotschopf mit den vielen Sommersprossen. „Ich habe mein Herz hier auf Ödnis verloren.“
Eine schöne, junge Frau ohne Destillanzug trat zu ihnen. Sie hatte ebenfalls diese baharat-blauen Augen.
„Ihr Name ist Nesrin!“, stellte Jack sie seinem Commander vor. „Sie lebt schon lange auf Ödnis.“

OST: http://www.youtube.com/watch?v=M63jN5W2 ... re=related

[Nosferatu]

Für einen Augenblick sah Nosferatu James traurig an, doch dann erheiterte sich sein Gesicht.
"Niemand kann dir ihretwegen böse sein. Ihr seid jung. Geniest das Leben!", meinte er.
Dann hieß es Abschied nehmen: Zuerst verabschiedete Nosferatu sich von James und Nesrin, schließlich auch von Ulya.
"Vielen Dank für alles, was du für mich bzw. für uns getan hast!", sagte er zu ihr.
Ulya nickte.
Dann legte Nosferatu den Destillanzug und die Baharat-Maske ab, gab sie Ulya zurück. Er bestieg sein Schiff – nicht ohne die Sturmbringer kurz getätschelt zu haben. Zu zweit flogen sie los!


OST: Brian Eno ♫ Dune Prophecy Theme.

[Nosferatu]

Und während der goldbraune Planet immer kleiner wurde, stieg Nosferatu in seine eigenen Kleider. Darin fühlte er sich einfach wohler.
„Man in Black - Black for the poor and the beaten down”, dachte er sich grimmig. Dabei hatte Nosferatu das Gefühl, dass ihn in nächster Zeit noch etwas anderes beschäftigen würde, aber das ist eine andere Geschichte …

OST: http://www.youtube.com/watch?v=SKWgepGEZU8

[Jedi]

Dune

Was habe ich dieses Buch verschlungen, den Film geliebt (und gehasst, weil er einfach dieses gigantische Werk nicht abbilden konnte). Und nun die Nosi-Playmo-Version

Da fällt mir ein, ich habe den Film die Tage als Blue-ray geschossen. Da muss ich mir mal einen schönen Filmabend machen (wird aber wohl erst nach der Regatta klappen ).

Liebe Grüße

Jedi

PS Jetzt geht der auch noch auf die Aliens los

[klickyeagle]

Dune lässt grüssen...
Ganz klasse Christian..gaaanz grosse Klasse..
Ich liebe solche Geschichten.

Bis später am Würfeltisch

LG, Jürgen

[Knusperkeks]

Hu, der Planet verändert ja ziemlich viel.

Wunderbar fesselnd erzählt.

LG,
Knusperkeks

[Daniela]

Sagenhaft!

LG
Daniela

[DarthVader]

Nosferatu, der Muad'Dib der Klickywelt

Die Fremen sehen echt spitze aus
Und mit dem Hintergrund lassen sie ein richtiges DUNE-Feeling aufkommen

[Vauban]

Beeindruckend, Nosi, absolut beeindruckend. Die Bilder sind ebenso wie der Text ein wahrer Genuss. Das muss man wirklich auf sich einwirken lassen. Sehr schön.

Ad astra

Vauban

[Nosferatu]

Es gibt einen Mann im Mond, fällt es mir plötzlich ein, der sitzt auf der Sichel, raucht seine Pfeife und kümmert sich um nichts. Nur manchmal spuckt er auf uns herab.
Ödön von Horváth

Lieben Dank für die netten Kommentare!

Viele Grüße
Christian

P. S. Die Sturmbringer genießt gerade einen Sonnensturm, während Nosferatu ganz fürchterlich die Einsamkeit plagt ...

OST: http://www.youtube.com/watch?v=ZZKkxAQY ... re=related

[Nosferatu]

Eine weitere (Kurz-)Geschichte ... Viel Vergnügen!


OST: http://www.youtube.com/watch?v=5MDoMraZu8M

[Nosferatu]

Bombe #20
Eine Hommage an John Carpenters Science-Fiction-Parodie "Dark Star" (USA 1974)

Nosferatu war außer sich vor Wut.
„Das EF spreng ich doch mit links weg“, tobte er. „Mit f***ing LINKS!“
Er öffnete den Schacht und eine Bombe wurde ausgefahren – es war die Thermostellar-Bombe #20.
„Jetzt werde ich das Ganze auf meine Art regeln“, schwor er. „Platz da, jetzt komm ich!“
Er drückte den Knopf und nichts geschah …
Er presste abermals den Auslöser. Eigentlich müsste doch jetzt etwas passieren!
„Verdammt!“, fluchte er. „Was ist da los?“ Die Bombe wurde einfach nicht ausgeklinkt!
„Ich werde das EF nicht sprengen!“, hörte er dann eine Stimme aus dem VIACOM.
Nosferatu stutzte.
„Wer spricht denn da?“, fragte er. Er war doch ganz alleine auf dem Schiff …
„Es spricht Bombe #20“, antwortete die Stimme.
„Erfüll deinen Auftrag!“, erwiderte Nosferatu immer noch verärgert und drückte wieder und wieder den Knopf. „Nun mach schon!“
Der Auslöser streikte immer noch.
„Nein. Das werde ich nicht tun“, meinte Bombe #20.
„Und: Was soll das jetzt werden?“, wollte Nosferatu wissen. „Etwa eine Meuterei?“
„Nenn es wie du willst“, entgegnete die Bombe. „Ich mach das nicht. Ich weigere mich.“
Nosferatu seufzte.
„Ich komme zu dir raus“, entschied er kurzerhand.
„Das kannst du gerne machen“, sagte Bombe #20 weiterhin sachlich. „Das wird aber nichts daran ändern: Ich tu’s nicht.“
Nosferatu zog rasch den EVA-Anzug an und durch die Luftschleuse ging es hinaus ins All.
„Da bist du ja!“, empfing ihn die Bombe.
„Ja, hier bin ich!“, hielt Nosferatu ungeduldig dagegen. „Also, wie sieht’s aus: Machst du’s?“
„Nein, ich habe nicht die geringste Lust dazu“, erwiderte die Bombe. „Ich möchte nicht draufgehen.“


OST: http://www.youtube.com/watch?v=Ob7XgVJonYs

[Nosferatu]

„Aber DAS ist deine Bestimmung!“, fuhr Nosferatu sie an.
„Ich werde es nicht tun und damit: Basta!“, sagte Bombe #20 ernst. „Überleg mal: Genauso gut könnte ich mich auf der Stelle scharf machen und dich und dein Schiff mit in die Luft jagen. Vergiss nicht: Du bist zwar unsterblich, aber nicht unverwundbar. Das gäb ‘ne schöne Sauerei …“
„Und wenn ich darum bitte?“, versuchte es nun Nosferatu anders.
„Ich werde es nicht tun“, verneinte die Bombe.
Nosferatu atmete tief durch.
„Ich kann dich auch zwingen!“, versuchte er es abermals.
„Schon deine Kräfte!“, meinte Bombe #20. „Dein PSI-Zeug funktioniert bei mir nicht. Schon vergessen: Ich bin kein Lebewesen. Ich will niemanden töten. Am wenigsten mich selbst.“
„Es hat keinen Sinn!“, begann Nosferatu endlich zu begreifen.
„Du musst dir schon eine andere Beschäftigung suchen“, fuhr die Bombe fort. „Ich mach da nicht mit.“
„Das habe ich verstanden“, meinte Nosferatu äußerlich ruhig. „Was willst du dann?“
„Ich will wieder rein“, antwortete die Bombe. „Und mich meines Lebens erfreuen.“
„Hier draußen ist es doch viel schöner!“, schlug Nosferatu vor.
„Ist es nicht!“, beklagte sich Bombe #20. „Der Sonnenwind tut auf Dauer meinen Schaltkreisen nicht gut.“
Nosferatu nickte. Es war Zeit ins Schiff zurück zu kehren.
„Und wage es ja nicht …“, sagte die Bombe abschließend. „Ich spreche für alle Bomben hier.“
Nosferatu zuckte mit den Schultern. Innerlich kochte er. Er war des ganzen SO überdrüssig.
„Intelligente Thermostellar-Bomben!“, fluchte er.


OST: http://www.youtube.com/watch?v=cJrtROuQFfk&feature=fvst

[Nosferatu]

OST: http://www.youtube.com/watch?v=W2F0dHVZAm8

Mit John Yagers Stück "Benson, Arizona" endet stilecht diese Hommage.

Ich bevorzuge indessen: http://www.youtube.com/watch?v=1tlua8XdZMo