Heute: Bildtechnisch Mut zur Lücke ...
In the Shadow of Z'ha'dum
Die etwas andere Valentinstag-(Kurz)geschichte
Das Duell im All war noch nicht zu Ende, da fühlte sich Nosferatu erneut etwas unbehaglich. Seit er an Bord des Schattenschiffes gegangen war, hatte er dieses seltsame Gefühl, das ihn nicht mehr losließ: Manches an dem Schiff kam ihm fast vertraut vor. Anderes hingegen erschien ihm völlig fremd. Er war einen Augenblick nicht bei der Sache. So achtete er nicht darauf, dass sein Kontrahent zum nächsten Schlag gegen ihn ausholte. Eine Salve traf das Schattenschiff – ohne jedoch größere Schäden anzurichten. Der Klickyeagle’sche Bird of Prey hatte gewonnen und als Sieger flog er nach einer Schleife weiter. Zum Abschied wackelte er noch mit den Flügeln. Nosferatu erwiderte und dann war Klickyeagle schon weg.
Und dann mit einem Mal begann Nosferatu – wie in letzter Zeit schon öfter - zu würgen. Ob das wohl am Flüssigkeitsatmen lag? Das fiel ihm immer noch nicht leicht. Es war für ihn sehr ungewohnt und fühlte sich zudem an, wie ständig Ertrinken zu müssen. Und während Nosferatu in dieser wässrig-klaren Nährflüssigkeit des Schattenschiffs schwamm, kämpfte er gegen die in ihm aufkeimende Panik an.
„Ich muss hier raus!“, durchfuhr es ihn plötzlich wie der Blitz.
„Das geht nicht!“, erwiderte das Schiff. „Du würdest Schaden nehmen.“
„RAUS!“, sagte er sich noch einmal. „Jetzt! Sofort!“
Nosferatu begann wie wild um sich zu schlagen. Er trat und boxte gegen die Membran, die ihn und die Flüssigkeit umschloss. Panische Angst flammte in ihm auf!
„So sei doch vernünftig und beruhige dich“, ermahnte das Schiff ihn erneut, doch Nosferatu wollte nicht hören …
Und während das Schattenschiff begann, eine Sicherheitslandung auf dem nächsten Planeten der Klasse M einzuleiten, kam Nosferatu endlich frei. Die Membran bekam durch seine Schläge einen Riss und Nosferatu ergoss sich mit der Nährflüssigkeit durch einen engen Kanal hinaus ins Freie – gerade in dem Augenblick, als sich das Schattenschiff im Landeanflug auf den mit tiefen Schluchten und Gräben durchzogenen Felsplaneten Z'ha'dum befand. Lieber starb Nosferatu tausend Tode, als noch einen Augenblick länger in diesem flüssigen Sarg aushalten zu müssen.
Das Schattenschiff hatte bemerkt, dass Nosferatu nicht länger an Bord war.
„Nein! Nicht!“, schrie es entsetzt, während Nosferatu zu fallen begann. Immer schneller wurde sein Sturz. Und das Schattenschiff? Treu folgte es ihm hinab in die Tiefe, holte ihn bald ein und positionierte sich wie ein Schild vor ihm. Zu spät hatte Nosferatu bemerkt, dass ihm seine Vampireigenschaften auf Golden Brown abhandengekommen waren. Die Oberfläche des Planeten kam immer näher. Unaufhaltsam rasten sie dem vermeintlichen Aufprall entgegen …
Doch das Schattenschiff blieb nicht untätig: Geschickt lenkte es Nosferatus Fall. Und so kam es, dass er nicht auf der Oberfläche des Planeten zerschellte, sondern stattdessen in einen der tiefen Spalten fiel. Dass das Schiff bei den Ausweichmanövern selbst Schaden nahm, übersah es selbstlos. Tief war die Kluft und der Luziferin-Schein des Schiffes erhellte nur wenig die gespenstische Szenerie der an ihnen vorbeirasenden lotrechten Felswände. Etwas anderes bereitete Nosferatu Sorgen: Wie jede andere Kluft hatte auch diese – sei sie noch so tief - einen Grund. Er schalt sich einen Narren. Aber auch daran hatte das Schiff gedacht, in dem es Nosferatus Sturz langsam abbremste. So kam es, dass er fast sanft zu Boden glitt, als sie letztlich die tiefste Sohle im Gestein des Planeten erreichten.
Als Nosferatu dem Schiff nach einem unendlichen Augenblick der Erleichterung für seine Selbstlosigkeit danken wollte, war es verschwunden. Stattdessen stand ihm nun eine schöne Frau gegenüber.
„Wer bist du?“, fragte er sie.
„Erkennst du mich denn nicht?“, erwiderte die Frau statt einer Antwort.
Er schüttelte den Kopf.
„Ich bin dein Schiff“, antwortete die Frau. „Aber das ist längst noch nicht alles.“
Nosferatu sah an der Unbekannten hoch. Noch verstand er nicht.
„Ich bin Lilith, deine Gefährtin …“, gab sich die Frau schließlich zu erkennen.
Jetzt verstand Nosferatu endlich.
„Finster, schön und entsetzlich wie die Nacht!“, ergänzte er. „Wundervoll wie das Meer und der Mond und der Schnee auf dem Gebirge! Und grausam wie der Sturm und der Blitz! Stärker als die Grundfesten der Erde.“
Ja, das bin ich!“, stimmte sie ihm zu. „Und du hast Glück, dass du auch noch hier bist, nach all den törichten Dingen, die du seit unserem letzten Zusammentreffen getan hast. Du hattest Hilfe bitter nötig!“
Nosferatu nickte zerknirscht.
„Ich weiß“, erwiderte er reumütig.
Das hatte er schon öfters von ihr zu hören bekommen. (Nur) sie durfte das. Aber was noch viel mehr zählte: Lilith war es gewesen, die beherzt seinen Fall aufhalten hatte und sich dabei selbst Blessuren zugezogen hatte.
„Oh, Vielgestaltige“, sprach er zu ihr. „Was bin ich froh, dich wieder zu sehen!“
Sie fassten sich an den Händen und sahen sich tief in die Augen.
„Dein Oheim lässt dir schöne Grüße bestellen“, richtete sie ihm aus und Nosferatu nickte. „Anfangs war er von meiner Idee, dir zu helfen, gar nicht begeistert. Ulya, die Wüstenläuferin, hatte ihm mächtig ins Handwerk gepfuscht und dich deiner Vampirkräfte beraubt. Schau dich an, du bist wirklich nur noch ein Schatten deiner selbst.“
„Aber ich bin frei!“, bekräftigte Nosferatu, „Nicht mehr ein Sklave meiner selbst – getrieben von der Gier nach Blut.“
Lilith seufzte.
„Daran werd ich mich wohl erst noch gewöhnen müssen“, stellte sie fest. „Wie dem auch sei, dein Oheim ließ mich schließlich ziehen. Ich nahm die Gestalt eines Schattenschiffes an und machte mich auf den Weg zu dir. Man kann dich einfach nicht alleine lassen …“
Nosferatu war überglücklich. Er fühlte sich wieder einmal zu behaglich und friedlich, um sich zu verteidigen, und außerdem wusste er, dass er dabei sowieso den Kürzeren ziehen würde. Jetzt - mit einem Mal - machte alles endlich Sinn. Deshalb war ihm manches an Bord des Schiffes so vertraut vorgekommen! Dann dachte er an das Flüssigkeitsatmen. Eine Sache hatte immer auch eine Kehrseite …
Indessen breitete Lilith ihre Arme aus und empfing ihn endlich. Und während sie sich vereinigten, nahm sie wieder die Gestalt des Schattenschiffes an. Nosferatu ging ganz in ihr auf. Lilith warf sich mit ihm in die Luft und in einem Vertikalflug ging es gemeinsam steil nach oben.
OST:
http://www.youtube.com/watch?v=XDpiD7Ac ... re=related