Start der vierten Etappe
Die Drake Passage ist die gefürchtete Wasserstraße zwischen der
Südspitze Südamerikas und der Nordspitze der Antarktischen
Halbinsel. Die rund 800 km zwischen Kap Horn und den Südlichen
Shetlandinseln stellen die kürzeste Verbindung überhaupt zwischen
dem antarktischen Kontinent und dem Rest der Welt dar. Die See ist
hier zumeist mehr als nur rau. Wir sehen hohe Wellen, die ein
Forschungsschiff gewaltig durchschütteln.
Gut, dass wir fliegen können und kein Schiff brauchen.
Allerdings sind unsere kleinen Flieger gegen Mistwetter auch nicht gefeit,
so dass wir uns später gezwungen sehen, auf einer winzigen Insel zu laden.
Hoffentlich klart es schnell wieder auf.
»Wartet hier«, bitte ich die anderen. »Da vorne ist ein Hütte,
die bewohnt aussieht. Ich schau mal, ob wir willkommen sind.«
»Ich werde dich selbstverständlich begleiten«, beharrt Falk.
»Womöglich brauchst du Schutz.«
Weit kommen wir aber nicht. Ein Mann vertritt uns den Weg.
»Hey, ihr da«, ruft er, »kein Zutritt für Touristen. Seit wann
ankern die dämlichen Expeditionskreuzfahrten überhaupt hier.«
»Wo sind wir denn?«, frage ich erstaunt.
»Das ist die Insel Gonzalo. Lernt ihr denn gar nichts auf euren
Kreuzfahrten?«, blafft er mich an. »Die chilenische Marine errichtete
hier 1951 eine Wetterstation. Diese Station auf etwa 56,5° südlicher
Breite ist der südlichste bemannte Außenposten Südamerikas.
Und nun verschwindet.«
Ich trete trotzdem drei Schritte weiter vor und schaue gebannt auf die Wetterstation.
»Wow«, entfährt es mir, »die Station am Nordpol scheint nicht so modern zu sein.«
»Sag bloß, dort warst du auch schon?«, will der Mann neben
mir wissen, der etwas freundlicher wirkt.
»Letztes Sylvester, ja«, bestätige ich. »Der Leiter dort, Johann heißt er,
ist echt ein netter Typ.«
Der Mann lacht schallend.
»Johann mag keine Touristen«, weiß er sehr genau.
»Wir sind keine Touristen - weder damals noch heute«, wehre
ich ab und erzähle, dass wir auf dem Weg nach Alaska sind,
aber eine etwas seltsame Reiseroute haben.
»Du bist ja witzig«, grinst der Mann. »Okay, ich bin Jose, meine
Kumpel heißes Torre und Pedro. Willst du einen heißen Kaffee?«
»Richtig gern sogar«, sage ich schnell und gierig. »Ich habe
aber noch ein paar, hm, tierische Begleiter.«
Ich rufe die anderen zu uns, wobei Friggo, Kügelchen und Lobo
wieder bei den Fahrzeugen bleiben. Und dann genießen wir die
Gastfreundschaft der Klimaforscher hier, die begierig sind, alles
über die Station am Nordpol zu erfahren. Das schlechte Wetter
bleibt, aber es stört nicht mehr so sehr.
Nach einiger Zeit überwindet Keiki ihre Scheu und klettert neben Jose.
»Ki Ki?«, fragt sie.
Er lässt sie aus seiner Tasse trinken. Irgendwie ist er ganz vernarrt in sie.
»Wenn ihr wollt, könnt ihr hier übernachten«, bietet Jose dann an.
»Morgen sollte das Wetter auch wieder besser sein.«
Dankbar nehmen wir das Angebot an. Es sind ja noch mehrere 100 km
bis zur antarktischen Halbinsel. Im Sturm ist der Flug einfach zu gefährlich.