Fredeswinds Märchenschatztruhe
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
Mr. Cialandri empfing mich an der Schwelle des dahinter gelegenen Zimmers, das dieselbe Eleganz zeigte: Marmorkamin, breite Spiegel, Fauteuils. Auf einem derselben wurde ich gebeten, Platz zu nehmen. Mr. Cialandri setzte sich mir gegenüber. Das Kaminfeuer beleuchtete seine Züge.
Es war ein schmächtiger Mann, von vollkommen weltmännischer Tournüre, dabei augenscheinlich krank. Er entschuldigte sich, dass er im Flüstertone sprechen müsse. Sein Auge war dunkel, sein Teint erdfahl; wenn sich irgend eine Blutrache an ihm vollzogen hatte, so konnte sie nur den Charakter anhaltender Aderlässe gehabt haben. Er drückte sein Bedauern aus, bei den Zeitläuften die leider herrschten, mich nicht ohne Weiteres in Freiheit setzen zu können; der Kapitän der Gendarmerie, nach dem er bereits geschickt habe, werde das Weitere veranlassen.
Die Situation, Alles in Allem genommen, schien mir nicht hoffnungslos; aber sie sollte sich bald verändern. Der Kapitän trat ein, verbeugte sich leicht und nahm dann den mit leiser Stimme gegebenen Bericht des Souspräfekten entgegen. Dann und wann warf er ein kurzes Wort ein und blickte, scharf musternd, mit seinen dunklen Augen zu mir herüber.
Ich hasse im Allgemeinen nichts mehr als diese törichten Augenkämpfe, die, aus einer falschen Vorstellung von Mut und Mannhaftigkeit hervorgehend, schon so viel Unheil angerichtet haben; diese Blicke aber hielt ich aus.
Der Capitain wandte sich jetzt an mich:
„Vous êtes officier prussien?“ (Sie sind ein preußischer Offizier?)
„Non!“ (Nein)
„Vous avez fait une „excursion“ à Domremy?“ (Sie haben einen Ausflug nach Domremygemacht?)
„Oui!“ (Ja)
„Vous suivez votre armée?“(Sie folgen Ihrer Armee?)
„Oui et non! En tout cas je n’en dépends pas.“ (Ja und nein, jedenfalls hänge ich von ihr ab.)
„Ah, ah! — Vous avez été à Toul?“ (Sie waren in Toul?)
„Oui!“
„A Nancy!“ (In Nancy)
„Oui!“
„Vous ètes médecin?“ (Sie sind Arzt?)
„Non.“
„Mais vous portez la croix rouge!“ (Aber Sie benutzen das rote Kreuz!)
„Oui; comme légitimation.“ (Ja, mit Legitimation.)
„Ah, ah!“
Es war ein schmächtiger Mann, von vollkommen weltmännischer Tournüre, dabei augenscheinlich krank. Er entschuldigte sich, dass er im Flüstertone sprechen müsse. Sein Auge war dunkel, sein Teint erdfahl; wenn sich irgend eine Blutrache an ihm vollzogen hatte, so konnte sie nur den Charakter anhaltender Aderlässe gehabt haben. Er drückte sein Bedauern aus, bei den Zeitläuften die leider herrschten, mich nicht ohne Weiteres in Freiheit setzen zu können; der Kapitän der Gendarmerie, nach dem er bereits geschickt habe, werde das Weitere veranlassen.
Die Situation, Alles in Allem genommen, schien mir nicht hoffnungslos; aber sie sollte sich bald verändern. Der Kapitän trat ein, verbeugte sich leicht und nahm dann den mit leiser Stimme gegebenen Bericht des Souspräfekten entgegen. Dann und wann warf er ein kurzes Wort ein und blickte, scharf musternd, mit seinen dunklen Augen zu mir herüber.
Ich hasse im Allgemeinen nichts mehr als diese törichten Augenkämpfe, die, aus einer falschen Vorstellung von Mut und Mannhaftigkeit hervorgehend, schon so viel Unheil angerichtet haben; diese Blicke aber hielt ich aus.
Der Capitain wandte sich jetzt an mich:
„Vous êtes officier prussien?“ (Sie sind ein preußischer Offizier?)
„Non!“ (Nein)
„Vous avez fait une „excursion“ à Domremy?“ (Sie haben einen Ausflug nach Domremygemacht?)
„Oui!“ (Ja)
„Vous suivez votre armée?“(Sie folgen Ihrer Armee?)
„Oui et non! En tout cas je n’en dépends pas.“ (Ja und nein, jedenfalls hänge ich von ihr ab.)
„Ah, ah! — Vous avez été à Toul?“ (Sie waren in Toul?)
„Oui!“
„A Nancy!“ (In Nancy)
„Oui!“
„Vous ètes médecin?“ (Sie sind Arzt?)
„Non.“
„Mais vous portez la croix rouge!“ (Aber Sie benutzen das rote Kreuz!)
„Oui; comme légitimation.“ (Ja, mit Legitimation.)
„Ah, ah!“
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
Nun folgte wieder ein Geflüster und eine Seitenmusterung, worauf ich gebeten wurde, ihm zu folgen. Ich verbeugte mich gegen den Souspräfekten, die Damen im Salon erwiderten höflich meinen Gruß und ich stieg rasch... die Treppe nieder.
Im Hinaustreten auf den Vorhof besann sich der Kapitän (wofür ich ihm danke) plötzlich eines Besseren, ließ eine Hinterpforte öffnen und führte mich auf abgekürztem Wege durch Straßen, wo niemand unserer achtete, in das Gefängnis der Stadt.
Es war ein weitschichtiges Gebäude, Korridore, ein Gewirr von Treppen; endlich öffneten wir ein Zimmer, darin der Greffier (Justizbeamter) von Neufchateau seine Wohnung hatte. Im Kamin knackten die großen Scheite; die Flamme schlug hoch auf und gab dem niedrigen aber geräumigen Gemach mehr Licht, als die kleine Lampe, die auf dem Tische stand.
Der Kapitän übergab mich dem Greffier, der den vollklingenden Namen Mr. Palazot führte, verbeugte sich gegen mich mit einem Anflug von Ironie und ließ mich mit meinem Hüter allein. Ich war jetzt Gefangener.
Im Hinaustreten auf den Vorhof besann sich der Kapitän (wofür ich ihm danke) plötzlich eines Besseren, ließ eine Hinterpforte öffnen und führte mich auf abgekürztem Wege durch Straßen, wo niemand unserer achtete, in das Gefängnis der Stadt.
Es war ein weitschichtiges Gebäude, Korridore, ein Gewirr von Treppen; endlich öffneten wir ein Zimmer, darin der Greffier (Justizbeamter) von Neufchateau seine Wohnung hatte. Im Kamin knackten die großen Scheite; die Flamme schlug hoch auf und gab dem niedrigen aber geräumigen Gemach mehr Licht, als die kleine Lampe, die auf dem Tische stand.
Der Kapitän übergab mich dem Greffier, der den vollklingenden Namen Mr. Palazot führte, verbeugte sich gegen mich mit einem Anflug von Ironie und ließ mich mit meinem Hüter allein. Ich war jetzt Gefangener.
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Re: Fredeswinds Märchenschatztruhe
Was ist da los? Eine Verschwörung?
Das wird ja äußerst spannend (ich bin froh dass ich mich nicht so detailliert mit der Geschichte befasst habe, das würde ja einiges von der Spannung nehmen)
Und draußen vor den Fenstern der Wirtsstube ist ja einiges los ... hat das eine Bedeutung?
Die Fotos gefallen mir supergut
Danke Irmi, ohne dich hätte ich von diesem Reisebericht bestimmt niemals etwas erfahren.
Das wird ja äußerst spannend (ich bin froh dass ich mich nicht so detailliert mit der Geschichte befasst habe, das würde ja einiges von der Spannung nehmen)
Und draußen vor den Fenstern der Wirtsstube ist ja einiges los ... hat das eine Bedeutung?
Die Fotos gefallen mir supergut
Danke Irmi, ohne dich hätte ich von diesem Reisebericht bestimmt niemals etwas erfahren.
Verena
Fan seit 1974
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Re: Fredeswinds Märchenschatztruhe
Ganz so schlimm ist es nicht.
Aber ich bin froh, dass ich mich näher mit der Geschichte befasst habe. Gleich geht es weiter.
Mein Kompliment, du hast sehr genau hingeschaut. Aber die Szenen vor der Wirtsstube sind nicht relevant für die Handlung, sie dienen nur als Belebung der Szenerie, wenn man schon durch die Fenster schaut, soll man da auch was sehen, das haben Fenster so an sich.
Danke für dein Kompliment über meine Fotos.
Wie der Zufall so manchmal spielt, ich kenne viel Fontane, aber diesen Reisebericht kannte ich eben bis vor kurzem auch noch nicht.
LG von der Märchenfee Fredeswind
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
Mr. Palazot rückte seinen Stuhl vom Kamin an den Tisch, stellte die üblichen Fragen und machte einige Notizen, nachdem ich Uhr und Geld und ein kleines Perlmuttermesser, das gerade ausgereicht haben würde, einen Maikäfer zu ermorden, bei ihm deponiert hatte.
Nachdem so alles Dienstliche abgemacht worden war, glättete sich die Stirn des Alten; er warf ein neues Scheit in die Flamme und forderte mich auf, an seiner Mahlzeit teilzunehmen. Ich lehnte dankend ab, bat aber um ein Glas Wasser und einen Löffel Cognac. Mein alter Gascogner nickte, gab in die Küche hinaus die Ordre.
Alsbald erschien Madame Palazot, um mir das Gewünschte zu bringen. Wir saßen nun zu dritt um den Tisch und sprachen von Krieg und Frieden. Die üblichen Trivialitäten wurden ausgetauscht und aufs Neue festgestellt, dass Krieg eine sehr böse und Friede eine sehr schöne Sache sei.
Nachdem wir uns innerhalb dieses Glaubensbekenntnisses gefunden, wurden die Herzen immer offener. Madame, eine herzensgute Frau, holte das Bild ihres Sohnes, eines hübschen Husaren-Offiziers, dessen Regiment die großen Kavalleriechargen bei Mars la Tour mitgemacht hatte und von dem seit der Einschließung von Metz keine Nachrichten mehr eingetroffen waren: „Il est mort“ (Er ist tot), — dabei liefen der Alten die Tränen über das Gesicht.
Eine halbe Stunde später kam Besuch, ein junger Advokat, natürlich Republikaner. Mr. Palazot war Orleanist. Die Debatte wurde immer lebhafter, der Advokat sprach sich mehr und mehr in Feuer und Flamme hinein. Mir schwindelte der Kopf. Die furchtbaren Aufregungen dieses Tages, die sich immer wieder aufdrängende Frage: „Was wird?“, die Diskussionen in einer fremden Sprache, — eine völlige Erschöpfung kam über mich und ich bat, mich in mein Zimmer zuführen. Ich glaube, ich sagte wirklich Zimmer.
Nachdem so alles Dienstliche abgemacht worden war, glättete sich die Stirn des Alten; er warf ein neues Scheit in die Flamme und forderte mich auf, an seiner Mahlzeit teilzunehmen. Ich lehnte dankend ab, bat aber um ein Glas Wasser und einen Löffel Cognac. Mein alter Gascogner nickte, gab in die Küche hinaus die Ordre.
Alsbald erschien Madame Palazot, um mir das Gewünschte zu bringen. Wir saßen nun zu dritt um den Tisch und sprachen von Krieg und Frieden. Die üblichen Trivialitäten wurden ausgetauscht und aufs Neue festgestellt, dass Krieg eine sehr böse und Friede eine sehr schöne Sache sei.
Nachdem wir uns innerhalb dieses Glaubensbekenntnisses gefunden, wurden die Herzen immer offener. Madame, eine herzensgute Frau, holte das Bild ihres Sohnes, eines hübschen Husaren-Offiziers, dessen Regiment die großen Kavalleriechargen bei Mars la Tour mitgemacht hatte und von dem seit der Einschließung von Metz keine Nachrichten mehr eingetroffen waren: „Il est mort“ (Er ist tot), — dabei liefen der Alten die Tränen über das Gesicht.
Eine halbe Stunde später kam Besuch, ein junger Advokat, natürlich Republikaner. Mr. Palazot war Orleanist. Die Debatte wurde immer lebhafter, der Advokat sprach sich mehr und mehr in Feuer und Flamme hinein. Mir schwindelte der Kopf. Die furchtbaren Aufregungen dieses Tages, die sich immer wieder aufdrängende Frage: „Was wird?“, die Diskussionen in einer fremden Sprache, — eine völlige Erschöpfung kam über mich und ich bat, mich in mein Zimmer zuführen. Ich glaube, ich sagte wirklich Zimmer.
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
Es mochte neun Uhr sein. Der Alte selbst nahm ein Licht und führte mich in mein ‚Zimmer‘ hinüber. Wir sagten einander gute Nacht, der Bolzen wurde vorgeschoben. Ich kann nicht sagen, dass mich ein Schrecken angewandelt hätte.
Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl einer innerlichen Befreiung; ich war allein. In diesem Wort liegen Himmel und Hölle. Ich empfand zunächst nur jenen. Der übliche Gefängnisapparat, der Schemel, der Wasserkrug, das eiserne Bett machten mich lächeln. Das Ganze hatte zudem nichts Abschreckendes.
Die Wände waren weiß, die Laken sauber, durch das breite Gitterfenster fiel das Mondlicht bis in die halbe Tiefe des Zimmers, drunten, in weißem Schimmer, lag die Stadt. Ich schritt eine Viertelstunde lang auf und ab; dann entkleidete ich mich und wickelte mich in die Decken. Ich war todmüde und hoffte seinen guten Schlaf zu tun. Es war anders beschlossen.
Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl einer innerlichen Befreiung; ich war allein. In diesem Wort liegen Himmel und Hölle. Ich empfand zunächst nur jenen. Der übliche Gefängnisapparat, der Schemel, der Wasserkrug, das eiserne Bett machten mich lächeln. Das Ganze hatte zudem nichts Abschreckendes.
Die Wände waren weiß, die Laken sauber, durch das breite Gitterfenster fiel das Mondlicht bis in die halbe Tiefe des Zimmers, drunten, in weißem Schimmer, lag die Stadt. Ich schritt eine Viertelstunde lang auf und ab; dann entkleidete ich mich und wickelte mich in die Decken. Ich war todmüde und hoffte seinen guten Schlaf zu tun. Es war anders beschlossen.
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
Ich mochte fünf Minuten geschlafen haben, als mich ein lautes Nagen und Knabbern weckte. Ich fuhr auf und horchte. Kein Zweifel, Ratten. Wie mir dabei zu Mute wurde, kann ich nicht beschreiben. Ich wusste sofort: einen Schlaf gibt es in dieser Nacht nicht mehr für dich.
Hätt‘ ich auch anders darüber gedacht, die Bewohner hinter Wand und Diele hätten mich bald eines andern belehrt. Nie hab’ ich diese Tiere mit solcher Frechheit sich gebärden sehen; sie waren überall; zupften und zerrten an den Decken, ließen sich durch mein Husten und Zurufen nicht im Geringsten stören...
Jeden Augenblick musst ich fürchten, dass sie mein Bett mit Sturm nehmen würden. Der erste Seufzer kam aus meiner Brust. Bis dahin hatt ich mich gehalten. Ich stand auf, kleidete mich an, wickelte mich in meine Reisedecke und setzte mich auf das Fensterbrett, das gerade breit genug war, meinem Körper Platz zu geben. In solcher Stellung, nur mal rechts, mal links meine Rückenlehne suchend, durchwachte ich die Nacht, zählte ich die Viertelstunden...
Als sie aber ihre Anstrengungen scheitern und mich beständig auf Wache sahen, gaben sie endlich ihre Chargen auf. Um vier Uhr wurde es still; um fünf Uhr dämmerte es. Um sieben Uhr erschien Mr. Palazot. Ich sagte ihm, dass ich nicht geschlafen hätte und weshalb nicht. Er lächelte. „Ja, ja.“ Am Kaminfeuer sollten jetzt die Gespräche vom Abend vorher wieder aufgenommen werden; aber, trotz angeborner Höflichkeit, — ich konnte nicht.
Hätt‘ ich auch anders darüber gedacht, die Bewohner hinter Wand und Diele hätten mich bald eines andern belehrt. Nie hab’ ich diese Tiere mit solcher Frechheit sich gebärden sehen; sie waren überall; zupften und zerrten an den Decken, ließen sich durch mein Husten und Zurufen nicht im Geringsten stören...
Jeden Augenblick musst ich fürchten, dass sie mein Bett mit Sturm nehmen würden. Der erste Seufzer kam aus meiner Brust. Bis dahin hatt ich mich gehalten. Ich stand auf, kleidete mich an, wickelte mich in meine Reisedecke und setzte mich auf das Fensterbrett, das gerade breit genug war, meinem Körper Platz zu geben. In solcher Stellung, nur mal rechts, mal links meine Rückenlehne suchend, durchwachte ich die Nacht, zählte ich die Viertelstunden...
Als sie aber ihre Anstrengungen scheitern und mich beständig auf Wache sahen, gaben sie endlich ihre Chargen auf. Um vier Uhr wurde es still; um fünf Uhr dämmerte es. Um sieben Uhr erschien Mr. Palazot. Ich sagte ihm, dass ich nicht geschlafen hätte und weshalb nicht. Er lächelte. „Ja, ja.“ Am Kaminfeuer sollten jetzt die Gespräche vom Abend vorher wieder aufgenommen werden; aber, trotz angeborner Höflichkeit, — ich konnte nicht.
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
Eine Viertelstunde lang... hielt ich es aus; dann fragte ich ihn, ob er mir wohl erlauben wolle, in seinem Sorgenstuhl den versäumten Schlaf der Nacht nachzuholen? Er nickte, gab mir sein bestes Kissen und ich rückte mich zurecht. An Schlaf war natürlich nicht zu denken, auch lag mir nur an Ruhe, an der Möglichkeit, mir selber anzugehören.
So saß ich eine Stunde; das Feuer knisterte, der Alte las, Mad. Palazot ging leise, wie auf Socken, auf und ab. Mit dem Schlage neun wurde es draußen laut; schwere Schritte klangen auf der Treppe; drei Gendarmen große schöne Leute, traten ein. Unter ihrer Eskorte, so erfuhr ich jetzt, sollte ich nach der Festung Langres, zum Brigadegeneral gebracht werden.
Abschied war bald genommen: meiner freundlichen Wirtin sprach ich die Hoffnung aus, dass sie ihren Sohn wiedersehen möge. Sie weinte: „Jamais, jamais!" (Niemals, nie!) Der Bahnhof lag an der entgegengesetzten Seite der Stadt. Ich musste also die Hauptstraße der ganzen Länge nach passieren.
Als ich so Haus bei Haus, an den Gruppen Neugieriger vorüber musste, ging mir die Strophe eines alten Liedes durch den Sinn:
„Mary Hamilton schritt die Straß entlang,
Alle Mädchen schauten herfür,
Die Männer und die Frauen
Standen fragend in der Tür.“
So das Lied. Mary Hamilton schritt auf einen Hügel zu, um dort zu sterben. Wohin schritt ich?
So saß ich eine Stunde; das Feuer knisterte, der Alte las, Mad. Palazot ging leise, wie auf Socken, auf und ab. Mit dem Schlage neun wurde es draußen laut; schwere Schritte klangen auf der Treppe; drei Gendarmen große schöne Leute, traten ein. Unter ihrer Eskorte, so erfuhr ich jetzt, sollte ich nach der Festung Langres, zum Brigadegeneral gebracht werden.
Abschied war bald genommen: meiner freundlichen Wirtin sprach ich die Hoffnung aus, dass sie ihren Sohn wiedersehen möge. Sie weinte: „Jamais, jamais!" (Niemals, nie!) Der Bahnhof lag an der entgegengesetzten Seite der Stadt. Ich musste also die Hauptstraße der ganzen Länge nach passieren.
Als ich so Haus bei Haus, an den Gruppen Neugieriger vorüber musste, ging mir die Strophe eines alten Liedes durch den Sinn:
„Mary Hamilton schritt die Straß entlang,
Alle Mädchen schauten herfür,
Die Männer und die Frauen
Standen fragend in der Tür.“
So das Lied. Mary Hamilton schritt auf einen Hügel zu, um dort zu sterben. Wohin schritt ich?
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
3. LANGRES
Von Neufchateau bis Langres werden 12 Meilen sein. Wir machten die Fahrt in vier Stunden, im Allgemeinen durch Neugier, oder Schlimmeres, wenig belästigt… Es war gegen 2 Uhr, als wir Langres erreichten. In halbstündiger Entfernung vom Bahnhof, auf einem Bergrücken, lagen Stadt und Festung; dort mussten wir hinauf.
Trotz Oktober war eine glühende Hitze; die Sonne stach. Halben Wegs bat ich, einen Augenblick rasten zu dürfen; man war sogleich bereit, und stellte mir anheim, diese Berg-Ersteigung in so viel Etappen zu machen, wie mir bequem sei. Endlich waren wir oben, das Festungstor nahm uns auf. Gefängnisse und Verhörlokale, zu meinem nicht geringen Leidwesen, lagen hier, wie an allen anderen Orten, die ich zu passieren hatte, immer am entgegengesetzten Ende der Stadt.
So lernte ich das Spießrutenlaufen durch eine feindlich gesinnte Bevölkerung gründlich kennen. Ich erweiterte auf die Weise zwar meine Städtekenntnis, aber ich hätte auf diesen Wissenszuwachs gern Verzicht geleistet.
Die Straßenjugend, auch hier in Langres, war ziemlich arg hinter mir her, namentlich in den engeren Gassen, und wenn mir von den Zurufen auch vieles entging, so hatte ich doch gerade Ohr genug, um das immer wiederkehrende „prendre“ und „fusiller“ (‚hängen‘ und ‚erschießen‘) sehr deutlich herauszuhören.
Von Neufchateau bis Langres werden 12 Meilen sein. Wir machten die Fahrt in vier Stunden, im Allgemeinen durch Neugier, oder Schlimmeres, wenig belästigt… Es war gegen 2 Uhr, als wir Langres erreichten. In halbstündiger Entfernung vom Bahnhof, auf einem Bergrücken, lagen Stadt und Festung; dort mussten wir hinauf.
Trotz Oktober war eine glühende Hitze; die Sonne stach. Halben Wegs bat ich, einen Augenblick rasten zu dürfen; man war sogleich bereit, und stellte mir anheim, diese Berg-Ersteigung in so viel Etappen zu machen, wie mir bequem sei. Endlich waren wir oben, das Festungstor nahm uns auf. Gefängnisse und Verhörlokale, zu meinem nicht geringen Leidwesen, lagen hier, wie an allen anderen Orten, die ich zu passieren hatte, immer am entgegengesetzten Ende der Stadt.
So lernte ich das Spießrutenlaufen durch eine feindlich gesinnte Bevölkerung gründlich kennen. Ich erweiterte auf die Weise zwar meine Städtekenntnis, aber ich hätte auf diesen Wissenszuwachs gern Verzicht geleistet.
Die Straßenjugend, auch hier in Langres, war ziemlich arg hinter mir her, namentlich in den engeren Gassen, und wenn mir von den Zurufen auch vieles entging, so hatte ich doch gerade Ohr genug, um das immer wiederkehrende „prendre“ und „fusiller“ (‚hängen‘ und ‚erschießen‘) sehr deutlich herauszuhören.
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
Endlich standen wir vor dem Verhörlokal.... Man führte mich in ein niedriges Büro-Zimmer. Der Gendarmerie-Wachtmeister entlud seine Ledertasche und legte allerhand Papiere, darunter auch die Legitimationskarten, Briefe und Notizbücher, die man mir in Domremy abgenommen hatte, auf den Tisch.
Der scharfe Gang bergan (der eingebüßten Nachtruhe ganz zu geschweigen) hatte mich so angestrengt, dass ich einer Ohnmacht nahe war. Da ich aber zugleich empfand, dass es auf die Antworten, die ich hier zu geben haben würde, sehr erheblich ankommen müsse, so bat ich zuvor um ein Glas Wasser. Man brachte mir Wein. Ich stürzte es herunter und war nun wie neubelebt.
Die Fragen, die an mich gerichtet wurden, waren dieselben wie in Neufchateau... Man wollte auch hier einen Offizier aus mir herauspressen, um so mehr, da meine Begleitpapiere mich ohne weiteres als einen solchen angemeldet hatten, meine Erscheinung und Sprachweise aber, vor allem die Notizen meines Taschenbuchs, die ein Interprete rasch durchfliegen musste, schienen im Ganzen die Situation zu meinen Gunsten zu ändern...
Das ganze Verhör hatte kaum 10 Minuten gedauert; ich wurde entlassen und durch meine Begleiter einige Straßen weiter in ein graues schlossartiges Gebäude geführt. Ich betrat es mit einer gewissen Zuversicht, die sich darauf gründen mochte, dass ich, am Schluss meines Zwiegesprächs mit den beiden Kapitänen, das Wort ‘Kaserne‘ gehört zu haben glaubte, ein Wort, das mir in der Lage, in der ich mich befand, schon halb wie Freiheit klingen musste. Ich sollte indes nicht lange in diesem Irrtum bleiben.
Der scharfe Gang bergan (der eingebüßten Nachtruhe ganz zu geschweigen) hatte mich so angestrengt, dass ich einer Ohnmacht nahe war. Da ich aber zugleich empfand, dass es auf die Antworten, die ich hier zu geben haben würde, sehr erheblich ankommen müsse, so bat ich zuvor um ein Glas Wasser. Man brachte mir Wein. Ich stürzte es herunter und war nun wie neubelebt.
Die Fragen, die an mich gerichtet wurden, waren dieselben wie in Neufchateau... Man wollte auch hier einen Offizier aus mir herauspressen, um so mehr, da meine Begleitpapiere mich ohne weiteres als einen solchen angemeldet hatten, meine Erscheinung und Sprachweise aber, vor allem die Notizen meines Taschenbuchs, die ein Interprete rasch durchfliegen musste, schienen im Ganzen die Situation zu meinen Gunsten zu ändern...
Das ganze Verhör hatte kaum 10 Minuten gedauert; ich wurde entlassen und durch meine Begleiter einige Straßen weiter in ein graues schlossartiges Gebäude geführt. Ich betrat es mit einer gewissen Zuversicht, die sich darauf gründen mochte, dass ich, am Schluss meines Zwiegesprächs mit den beiden Kapitänen, das Wort ‘Kaserne‘ gehört zu haben glaubte, ein Wort, das mir in der Lage, in der ich mich befand, schon halb wie Freiheit klingen musste. Ich sollte indes nicht lange in diesem Irrtum bleiben.
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
Ein kleiner, schwarzäugiger Franzose (Monsieur Bourgaut, wie ich später erfuhr) nahm mich in Empfang, stellte die üblichen Fragen und führte mich dann treppauf, über lange Korridore hin in ein geräumiges, in allem übrigen aber meinen Erwartungen wenig entsprechendes Zimmer.
Mr. Bourgaut selbst war ungemein beweglich und geschäftig, plapperte mit halblauter Stimme lange Sätze vor sich hin, die ich nicht verstand, und verschwand dann rasch, nachdem er sich wie ein Kreisel verschiedene Male umgedreht hatte. Das Ganze gefiel mir nicht allzu sehr. Mit einer alten Sehnsucht dachte ich an meinen alten Palast zurück.
Ich war nun allein und suchte mich mit meiner neuen Behausung bekannt zu machen. Die Tür war auf geblieben, das schien mir ein gutes Zeichen, aber freilich auch das einzige. Das breite Fenster war dicht vergittert… ...Der Kamin war zugemauert, nur ein zweihandgroßes Loch hatte man gelassen, das jetzt durch einen rostigen Eisenschieber geschlossen war...
Ich trat nun an das Fenster und durch die Gitterstäbe hinunterblickend, musste ich jetzt den letzten Rest der Vorstellung aufgeben, dass ich mich in einer Kaserne befände. Aus dem von allen vier Seiten eingeschlossenen Hofe, zum Teil unter den Säulen, die ihn kolonadenartig umstanden, saßen 20 oder 30 Graujacken und zupften Wolle. Ich wusste nun, wo ich war...
Mr. Bourgaut selbst war ungemein beweglich und geschäftig, plapperte mit halblauter Stimme lange Sätze vor sich hin, die ich nicht verstand, und verschwand dann rasch, nachdem er sich wie ein Kreisel verschiedene Male umgedreht hatte. Das Ganze gefiel mir nicht allzu sehr. Mit einer alten Sehnsucht dachte ich an meinen alten Palast zurück.
Ich war nun allein und suchte mich mit meiner neuen Behausung bekannt zu machen. Die Tür war auf geblieben, das schien mir ein gutes Zeichen, aber freilich auch das einzige. Das breite Fenster war dicht vergittert… ...Der Kamin war zugemauert, nur ein zweihandgroßes Loch hatte man gelassen, das jetzt durch einen rostigen Eisenschieber geschlossen war...
Ich trat nun an das Fenster und durch die Gitterstäbe hinunterblickend, musste ich jetzt den letzten Rest der Vorstellung aufgeben, dass ich mich in einer Kaserne befände. Aus dem von allen vier Seiten eingeschlossenen Hofe, zum Teil unter den Säulen, die ihn kolonadenartig umstanden, saßen 20 oder 30 Graujacken und zupften Wolle. Ich wusste nun, wo ich war...
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Monsieur Bourgaut erschien mit einem Tische in der Tür, drehte sich mit demselben wieder dreimal herum, schob ihn in eine der Ecken und sagte dann, als er meiner in der Fensternische gewahr wurde: „Retirez vous; vous ne connaissez pas ces gens là bas; ce sont des Condamnés.“ (Ziehen Sie sich zurück; Sie kennen diese Leute nicht; es sind Verurteilte) Es überlief mich ein wenig...
Ich wurde gefragt, welches Nachtessen ich zu nehmen wünsche? Ich bat nur um etwas Tee. Mr. Bourgaut äußerte sich zustimmend… und empfahl sich. Es begann nun zu dämmern; ... die Riegel wurden vorgeschoben; nur mein Zimmer blieb zunächst noch offen.
Die Tür war leise angelegt. Ich schritt in der Diagonale auf und ab, überlegte, berechnete, balancierte, ein letzter Tagesschimmer leuchtete noch einmal über den Dachfirst gegenüber; dann wurd’ es dunkel. Ich setzte meine Marschübungen fort.
Plötzlich stutzte ich, als ich von der Tür her zwei feurige Punkte auf mich gerichtet sah. Ich erschrak, aber nur, um im nächsten Momente mich desto freier zu fühlen. Eine prächtige Katze hatte ihren halben Körper durch die Türe geschoben und folgte unter leisem Spinnen, mit dem Ausdruck der Verwunderung, meinem endlosen Auf und Ab.
Ich wurde gefragt, welches Nachtessen ich zu nehmen wünsche? Ich bat nur um etwas Tee. Mr. Bourgaut äußerte sich zustimmend… und empfahl sich. Es begann nun zu dämmern; ... die Riegel wurden vorgeschoben; nur mein Zimmer blieb zunächst noch offen.
Die Tür war leise angelegt. Ich schritt in der Diagonale auf und ab, überlegte, berechnete, balancierte, ein letzter Tagesschimmer leuchtete noch einmal über den Dachfirst gegenüber; dann wurd’ es dunkel. Ich setzte meine Marschübungen fort.
Plötzlich stutzte ich, als ich von der Tür her zwei feurige Punkte auf mich gerichtet sah. Ich erschrak, aber nur, um im nächsten Momente mich desto freier zu fühlen. Eine prächtige Katze hatte ihren halben Körper durch die Türe geschoben und folgte unter leisem Spinnen, mit dem Ausdruck der Verwunderung, meinem endlosen Auf und Ab.
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
(Chinesische Weisheit)
15 JAHRE Fredeswinds Märchenschatztruhe 15 JAHRE
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- Fredeswind
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Intermezzo: Mit Fontane durch Frankreich, Teil 1
Ich rief:: „Miss, Miss“, besann mich dann aber rasch, dass die französischen Katzen eine andere Anrede verlangen und legte in das landesübliche „mimi“ meinen allerzärtlichsten Ton. Der Anblick meines liebsten Freundes hätte mir nicht so viel Trost gegeben. Ich wusste jetzt, dass ich die nächste Nacht schlafen würde. Und danach vor allem stand mein Sinn.
Selbst Mr. Bourgaut, der noch einmal wiederkam, um mir meinen Abend-Tee zu bringen, konnte mich in diesem Vorsatz und dieser Hoffnung nicht stören, so wenig auch die Worte, mit denen er sich mir empfahl, geeignet waren, meiner Nachtruhe Vorschub zu leisten.
Er nahm nämlich eine gewisse feierliche Haltung an und erklärte dann, um vieles deutlicher und akzentuierter als gewöhnlich: „Demain matin, Mr. le Général, en prèsence des autorités civiles et militaires, décidera votre sort.“ (Morgen früh wird der Herr General in Gegenwart der zivilen und militärischen Autoritäten über Ihr Schicksal entscheiden)…
Ich trank meinen Tee und 5 Minuten später schlief ich fest. Ich weiß nicht wie lange. Aber mitten in der Nacht fuhr ich auf. Der Körper hatte sich ein Genüge getan und die unruhige Seele, die bis dahin vergeblich den wie tot Schlafenden gerüttelt und geschüttelt hatte, hatte ihn jetzt plötzlich ins Leben zurückgeweckt. Es war ‚demain matin‘.
Selbst Mr. Bourgaut, der noch einmal wiederkam, um mir meinen Abend-Tee zu bringen, konnte mich in diesem Vorsatz und dieser Hoffnung nicht stören, so wenig auch die Worte, mit denen er sich mir empfahl, geeignet waren, meiner Nachtruhe Vorschub zu leisten.
Er nahm nämlich eine gewisse feierliche Haltung an und erklärte dann, um vieles deutlicher und akzentuierter als gewöhnlich: „Demain matin, Mr. le Général, en prèsence des autorités civiles et militaires, décidera votre sort.“ (Morgen früh wird der Herr General in Gegenwart der zivilen und militärischen Autoritäten über Ihr Schicksal entscheiden)…
Ich trank meinen Tee und 5 Minuten später schlief ich fest. Ich weiß nicht wie lange. Aber mitten in der Nacht fuhr ich auf. Der Körper hatte sich ein Genüge getan und die unruhige Seele, die bis dahin vergeblich den wie tot Schlafenden gerüttelt und geschüttelt hatte, hatte ihn jetzt plötzlich ins Leben zurückgeweckt. Es war ‚demain matin‘.
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- Schoko-Queen
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Re: Fredeswinds Märchenschatztruhe
So spannend!
Ich muss wirklich mal (wieder) Fontane lesen...
Vielen Dank für diese Reise in die Vergangenheit.
LG Schoko-Queen
Ich muss wirklich mal (wieder) Fontane lesen...
Vielen Dank für diese Reise in die Vergangenheit.
LG Schoko-Queen
- Fredeswind
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Re: Fredeswinds Märchenschatztruhe
Schoko-Queen hat geschrieben: ↑Freitag 6. September 2019, 08:16So spannend!
Ich muss wirklich mal (wieder) Fontane lesen...
Vielen Dank für diese Reise in die Vergangenheit.
LG Schoko-Queen
Gern geschehen.
Der Ausflug in die Vergangenheit macht mir auch riesig Spaß!
LG von der Märchenfee Fredeswind
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