Die Handelsgilde Teil II - Neue Freunde
Moderatoren: KlickyWelt-Team, Littledive, Jedi, Junker Jörg, KlickyWelt-Team
Kapitel VIII.
Bereits nach wenigen Minuten Fußmarsch erreichten die Männer die Wache. Das Gebäude war ein für die Verhältnisse des Fernen Landes schmuckloser Bau. Die Wände waren weiß getüncht wie fast alle Häuser der Stadt, doch wirklich auffallend waren die fehlenden Fenster zur Straße und das schwere Tor. Bewaffnete Männer bewachten mit aufmerksamen Blicken den verschlossenen Eingang.
Bereits nach wenigen Minuten Fußmarsch erreichten die Männer die Wache. Das Gebäude war ein für die Verhältnisse des Fernen Landes schmuckloser Bau. Die Wände waren weiß getüncht wie fast alle Häuser der Stadt, doch wirklich auffallend waren die fehlenden Fenster zur Straße und das schwere Tor. Bewaffnete Männer bewachten mit aufmerksamen Blicken den verschlossenen Eingang.
Denn bei allen wohlhabenden – und das war der Großteil – Bewohnern der Stadt ebenso wie in den Geschäften und öffentlichen Gebäuden betrat man von der Straße aus zunächst den Shalvar Tho’Re, den „Raum, den ich mit dir teile“. Er war von der Straße frei zugänglich und bot Schatten gegen die sengende Hitze. In diesem Raum boten auch die Händler, Gastwirte und Handwerker bereits ihre Dienste an. Die eigentlichen Wohn- und Arbeitsbereiche befanden sich in angrenzenden Räumen, gegen unbefugtes Eindringen durch Türen gesichert. Weiterhin war es üblich, im Shalvar Tho’Re zwei Karaffen mit Wasser bereitzustellen, eine zum Trinken sowie eine zum Waschen.
Als die Wachleute ihren Vorgesetzten erkannten, öffneten sie bereitwillig das große Tor und die sechs Männer betraten die Kaserne. Als das schwere zweiflüglige Tor sich hinter ihnen schloss, konnte Lisan sich eines mulmigen Gefühls in der Magengegend nicht erwehren. Wie ein Schaf auf dem Weg zur Schlachtbank trottete der Schmied hinter dem Kommandanten und seinem Bruder her.
Zwei weitere Wachen mit ernsten Gesichtern hatten sie am Tor in Empfang genommen und geleiteten sie nun zu einer kleinen Kammer. Während der Kommandant und seine Leute Lisan und seinen Bruder in das Verhörzimmer hinein führten, warteten die zwei hinzugekommenen mit Karabas vor der Tür. In der folgenden Stunde befragte der Kommandant zuerst Lisan eingehend, dann tauschte dieser mit Karabas den Platz. Bei beiden Verhören saß Haim still daneben.
Als der Kommandant seine Fragen beendet hatte, bat er Karabas, ebenfalls vor der Tür zu warten. „Ich glaube nicht, dass die beiden etwas mit dem Tod des Mannes zu tun haben.“ Sichtlich erleichtert atmete Harim auf. „Wahrscheinlich dachte der Mörder, dass der Alte Geld bei sich trug und hoffte so auf leichte Beute“, mutmaßte der Kommandant weiter. „Seine Taschen waren leer..., wir werden es wohl nie erfahren.“ Er begleitete Harim zur Tür.
Während Karabas sofort die Kaserne verlassen wollte, wandte Lisan sich noch einmal an den Kommandanten. „Erlaubt mir eine Frage“, bat er. „Stell sie! Wenn ich kann, werde ich sie beantworten.“ „Was geschieht mit dem Toten?“ Erstaunt hob der Kommandant die Augenbrauen, „welch seltsame Frage! Er wird vor den Toren der Stadt der Wüste übergeben.“ „Ich möchte ihn gerne nach unseren Riten bestatten. Seine Wiege stand in den Königreichen, und ich möchte seine Asche über das heimische Land verstreuen. Ich habe das Gefühl, dass wir ihm das schuldig sind.“
- schnoogebelz
- Mega-Klicky
- Beiträge: 2230
- Registriert: Dienstag 18. September 2007, 14:54
Während die anderen ihre überschwengliche Freude zum Ausdruck brachten, nahm Harim seinen jüngeren Bruder zur Seite und schaute ihn ernst an. „Nun, vielleicht möchtest du mir etwas erzählen?“ Als Lisan die Frage seines Bruders hörte, glomm Zorn in seinen Augen auf. „Was soll das? Nachdem der Kommandant von meiner Unschuld überzeugt ist, verdächtigt mich mein eigener Bruder, ein Mörder zu sein?“
Beschwichtigend hob Harim die Hände, „du solltest mich besser kennen. Hielte ich dich für einen Mörder...“ Er ließ den Rest des Satzes unvollendet. „Ich will von dir wissen, aus welchem Grund dir soviel an dem Mann liegt“, hakte er nach, „zumal er jetzt tot ist. Du beanspruchst sogar die Letzte Ehre für ihn. Woher kanntest du ihn?“ Lisan entspannte sich. „Er ist Künstler, und ich war von seiner Vorstellung in der Stadt fasziniert.“
Harim grinste seinen Bruder mit einem Funkeln in den Augen an, „du, der nur seine Arbeit im Kopf hat, du interessierst dich für Kunst?“ Harim unterdrückte ein Lachen, „... jetzt fehlt nur noch, dass unsere Schwester einen Mann für’s Leben gefunden hat.“ Harim wurde übergangslos wieder ernst. „Er zeigte Kunststücke mit bunten Feuern. Das hat dich an Vaters Erzählungen erinnert. Der Atem des Drachen? Stimmt’s?“ Lisan nickte, als er zu sprechen ansetzen wollte packte Harim ihn an den Schultern.