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Vauban
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:51
Eindringlich sprach er zu seinem jüngeren Bruder, „lass ab von deinen Ideen. Sie bringen nur Verderben. Glaub es mir. Ich habe diese Waffe erlebt. Nichts und niemand kann ihr widerstehen. Diese Macht gehört nicht in Menschenhand.“ „Aber...“ „Kein Aber – vergiss sie, vergiss das Pulver!“ Die beiden starrten einander an. Schließlich beugte sich Lisan dem Willen seines Bruders.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:52
„Ich werde den Leichnam vor den Toren der Stadt verbrennen, und die Asche auf der Heimreise in den Wäldern verstreuen. Dann kehre ich zu Amboss und Esse zurück.“ Erfreut über diese Worte klopfte Harim seinen Bruder auf die Schultern, „das ist wahre Vernunft. Komm, die anderen warten auf uns.“
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:53
Nach der Mittagshitze brachten Männer der Stadtwache den Leichnam. Er war in duftende Tücher eingewickelt, um den einsetzenden Verwesungsgeruch zu überdecken. Lisan erwartete sie bereits. Die letzten Stunden hatte er grübelnd verbracht. Doch nun wandten sich seine Gedanken der bevorstehenden Pflicht zu.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:54
Harim hatte seinem Bruder für die Letzte Ehre in aller Hast eine kleine Kammer am Hinterhof zur Verfügung gestellt. Dort legten die Männer den Toten auf einem behelfsmäßigen Tisch ab. Dann verschwanden sie, froh, sich ihrer Aufgabe entledigt zu haben.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:55
Vorsichtig begann Lisan den Leichnam auszuwickeln. Ein blutleeres Gesicht starrte den Mann an. Ein leicht süßlicher Geruch stieg dem Schmied in die Nase. Durch die Tageshitze war die Leiche bereits stark in Verwesung übergegangen. Vorsichtig packte Lisan die Hand des Toten.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:55
„Ich hätte soviel von dir lernen können“, dachte Lisan, „all’ dein Wissen ist dahin. Hättest du nur uns begleitet, dann wärst du nun noch am Leben. Aber so trittst du nun deine letzte Reise an.“ Lisan seufzte. „Lamentieren hilft nichts“, murmelte er in seinen Bart, „von dir werde ich nichts mehr erfahren.“
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:56
Als er dem Toten die Kleider ausziehen wollte, um ihn zu waschen und in das letzte Gewand zu hüllen, bemerkte er, dass im Saum etwas eingenäht war. Neugierig geworden trennte der junge Mann die Naht auf und fand ein zusammengefaltetes Pergament. Es war alt und die Schrift bereits verblasst.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:57
Gerade als er es entziffern wollte, hörte er Schritte. Hastig verbarg er das Schriftstück unter seinen Kleidern. Als Harim die Kammer betrat, hatte Lisan den Leichnam bereits entkleidet und goss Wasser ein, um den Toten zu waschen.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:58
„Benötigst du Hilfe?“ wollte der Händler von seinem Bruder wissen. „Ich habe das Waschen gerade begonnen“, antwortete Lisan. „Du kannst mir dabei und beim Einkleiden zur Hand gehen.“ Gemeinsam bereiteten die Brüder den Toten für das Einäschern vor. Sie verloren keine unnötigen Worte.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 20:59
Als Abschluss der Vorbereitungen balsamierten sie den Leichnam mit duftenden Ölen ein, um den Leichengeruch zu überdecken. Dann hüllten sie ihn wieder in große Tücher ein und trugen ihn in den Innenhof. Inzwischen war die Sonne bereits untergegangen, und Fackeln erleuchteten die Nacht.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 21:00
Die Leiche wurde auf einen Karren gelegt, und gemeinsam brachten sie den Toten vor die Stadt. Die Wachen am Stadttor wussten Bescheid. Unbeteiligt öffneten sie zu so später Stunde noch einmal das Stadttor und ließen den kleinen Leichenzug passieren. Harims Einfluss als Händler hatte dies bewirkt. Seit Saradims Entmachtung waren die Stadttore nachts stets geschlossen und von mehreren Männern zusätzlich bewacht. Merchan hatte zudem dafür gesorgt, dass die Nachtwächter gut bezahlt wurden und zu Ansehen kamen. Bestechlichkeit und Nachlässigkeiten im Dienst wurden so gemindert.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 21:00
Auch Lisans und Harims Eltern sowie Chezara und ihr Bruder begleiteten sie, um dem Unbekannten die Letzte Ehre zu erweisen. Karabas und ein Diener schoben den Leichenwagen über die staubige Straße. Den Abschluss bildeten zwei Diener. Sie führten auf ihrem Karren Holz und Reisig für das Leichenfeuer sowie zwei gefüllte Wassergefäße mit. Lisan, der die Führung übernommen hatte, zählte ihre Schritte. Dem Totenbrauch der Königreiche folgend stoppte er jeweils nach 50 Schritten für einen kurzen Moment und empfahl die Seele des Verstorbenen dem Unbeschreiblichen.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 21:01
Nachdem achten Halt hatten sie die vorgeschriebene Entfernung zur Stadt erreicht. Mangels einer dem Unbeschreiblichen geweihten Einäscherungsstätte befanden sie einen freien Platz etwas abseits der Straße für geeignet. Um der Tradition wieder etwas näher zu sein, sprach Lisan einen kurzen Segen, „hiermit weihe ich diesen Platz dem Unbeschreiblichen.“ Anschließend luden die Karren ab und bahrten den Leichnam über dem großen Holzstoß auf.
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 21:02
Unschlüssig nahm Lisan eine Fackel in die Hand. Üblicherweise wandte sich an dieser Stelle der Priester mit einigen Abschiedsworten an die Trauernden, danach die Verwandten und Freunde des Toten. Doch außer ihnen und den Dienern war niemand zugegen. Schließlich begann Lisan das Totengespräch, „ich habe dich nur wenige Stunden vor deinem gewaltsamen Tod erst kennengelernt. Ich weiß noch nicht einmal deinen Namen.“ Er stockte, und mit einer gewissen Bitterkeit fuhr er fort, „ich bezweifle sogar, dass wir Freunde geworden wären, hätten wir uns bereits früher getroffen.“
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von Vauban » Freitag 15. Mai 2009, 21:03
„Doch im Sterben sind wir alle gleich, und treten als Brüder und Schwestern vor den Unbeschreiblichen. Dein Leib vergehe in den Flammen, deine Asche sei eine Erinnerung den Hinterbliebenen, und dein Geist kehre zum Unbeschreiblichen heim!“ Mit diesen Worten steckte der Schmied die Holzscheite mit seiner Fackel in Brand.
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