Die Handelgilde Teil III Eine neue Heimat

[Vauban]

Das Gefühl verflüchtigte sich so schnell wieder, wie es gekommen war, und der junge Händler sah sich neugierig um. Auf der Burg herrschte geschäftiges Treiben. Männer verstauten große Mengen an Waren in den verschiedenen Lagern. Es war ein gewohntes Bild für Harim. Was ihn aber verwunderte war die große Anzahl Wachen in der Burg. Viele der Türen waren verriegelt und wurden von Wachposten gesichert.

[Vauban]

Armbrustschützen kreuzten ihren Weg. Harim erinnerte sich an die Mobilmachung, als er und seine Kameraden ins Ferne Reich aufbrachen, um den Tyrannen Saradim zu entmachten. Gegen wen sollten diese Männer in den Kampf ziehen? Die Gilde vermied es üblicherweise, zu viele Männer unter Waffen zu halten. Sie kosteten viel Geld, und ihre Arbeitskraft fehlte an anderer Stelle.

[Vauban]

Unbemerkt von Harim und seinem Begleiter wurden sie beobachtet. Natürlich hatte fast jeder der Burgbewohner einen neugierigen Blick auf den Ankömmling geworfen, sich dann aber wieder rasch seiner Arbeit zugewandt. Doch diese Augen achteten ganz genau auf Harim seit dem Augenblick, da er durch das Tor gekommen war.

[Vauban]

Der heimliche Beobachter drückte sich tief in die Fensternische, so als wollte er auf jeden Fall verhindern, dass er selbst bei seinem Tun gesehen wird. Erst als Harim aus seinem Blickwinkel verschwand, kehrte er zu seiner Arbeit zurück. Während er weiter Säcke stapelte, waren seine Gedanken bei dem Gesehenen.

[Vauban]

Der Bewaffnete führte Harim zu einer Treppe. Schnell stiegen die beiden Männer die Stufen empor. Gleich würde Harim Handelsmeister Hadrax gegenüberstehen. Der junge Mann hoffte, dass er mit seinen neuen Befehlen auch Erklärungen für all die seltsamen Geschehnisse erhielt. Er überlegte, wie er dem Handelsmeister von seinen Erlebnissen mit Wertheim und im Handelshof berichten sollte.

Fortsetzung folgt ...

[Schifosi]

Wow tolle Bilder Vauban

[erwinius]

Einfach toll............. wirklich "grosses Kino" dass Du uns da präsentierst....
Mir gefällt das Bild mit der grossartigen Burganlage in der Landschaft sehr gut!

Aber natürlich auch Deine anderen Bilder, sie zeugen von viel Liebe zum Detail!

Grüsse
Erwinius

[pbfox]

Hallo Vauban,

da bleibt mir wieder die Spuke weg - EINZIGARTIG ! Du bist ein unerschöpflicher Quell an tollen Geschichten.

Gruß

pbfox

[Vauban]

Vielen Dank euch dreien Ich freue mich über jeden Kommentar.

Kapitel XIV.

Sein Begleiter brachte Harim in den alten Rittersaal. An der Tür blieb der Bewaffnete jedoch stehen und wies den jungen Mann an, alleine weiterzugehen. Handelsmeister Hadrax erwartete den jungen Händler bereits. Als Harim den Saal betrat, erhob sich Hadrax von seinem Stuhl und legte das Buch, in dem er gelesen hatte, auf dem kleinen Tisch ab. Der Handelsmeister trug einen langen Bart. Die Jahre hatten seine Haare ergraut, und er stand etwas gebeugt. Aber in seinen Augen funkelte ein Feuer, das die Last des Alters zu Asche verbrannte.

[Vauban]

Harim blieb in angemessener Entfernung vor dem Meister stehen und verbeugte sich. So wartete er, bis Hadrax sein Wort an ihn richtete. „Willkommen, mein junger Freund.“ Hadrax Stimme war wohlklingend. Sein tiefer Bass passte überhaupt nicht zu seiner gebrechlich wirkenden Statur. Der Händler war etwas erstaunt über die vertrauliche Anrede, führte diese aber auf das Alter seines Gegenübers zurück. „Meister Hadrax, ich bringe euch eine wichtige Nachricht von Meister Merchan.“ Harim streifte die Ledertasche über seinen Kopf und brachte sie Hadrax entgegen.

[Vauban]

Hadrax nickte. „Ich habe dich bereits erwartet.“ Kraftlos, oder war es doch eher achtlos, griff er nach der Tasche. Der Handelsmeister wies auf einen Stuhl, „nimm Platz.“ Harim tat wie ihm befohlen, und auch Hadrax setzte sich wieder in seinen Stuhl. Stille senkte sich über den Rittersaal. Man hörte nur das leise Knacken der Holzscheite im Kamin. Harim übte sich in seiner schwierigsten Disziplin, der Geduld. Aber der Handelsmeister machte keinerlei Anstalten, die Tasche zu öffnen oder ihm neue Befehle zu erteilen. Wenn Hadrax strahlende Augen ihn nicht unaufhörlich beobachtet hätten, so hätte Harim gedacht, dass der Handelsmeister eingeschlafen wäre.

[Vauban]

So verging eine geraume Weile. Harim kam es wie Stunden vor. Dennoch wagte er es nicht, seinen Blick von Hadrax abzuwenden. Er wollte nicht als respektlos oder gar gelangweilt erscheinen. Er versuchte sich mit Gedanken an seine Reise zu den Nomaden abzulenken, aber ohne die neuen Befehle zu kennen, war dies eine recht sinnlose Beschäftigung.

[Vauban]

Harim räusperte sich, und ein feines Lächeln stahl sich in das Gesicht des alten Mannes. „Nun gut, ich habe deine Geduld und deine Neugierde lange genug beansprucht, mein junger Freund.“ Fast hätte Harim daraufhin genickt, stoppte aber gerade noch rechtzeitig die Bewegung. Hadrax griff nach der Tasche, die er zuvor so beiläufig auf den Tisch gelegt hatte.

[Vauban]

Der Handelsmeister öffnete für Harim quälend langsam die Tasche und zog einen versiegelten Umschlag heraus. Harim war enttäuscht. Er hatte ein weitaus umfangreicheres Dokument erwartet, eine Botschaft, die im wahrsten Sinne des Wortes Gewicht hatte. Aber was konnte in diesem dünnen Umschlag schon enthalten sein? Hadrax öffnete das Siegel und zog tatsächlich nur ein einziges Blatt Papier aus dem Umschlag. „Du willst wissen, welch wichtige Nachricht du unter großen Gefahren hierher gebracht hast?“ Nun nickte Harim. Ohne die Botschaft zu entfalten, schob Hadrax Harim das Papier zu.

[Vauban]

Der Händler griff ohne weiter darüber nachzudenken nach der Nachricht und öffnete das Blatt. Verwirrt drehte er es hin und her. Das Papier war leer. Nicht ein einziger Buchstabe war darauf niedergeschrieben. „Du fragst dich sicherlich, was das soll. Du hast eine so weite und anstrengende Reise hinter dich gebracht, nur um ein leeres Blatt Papier zu überbringen.“ Hadrax erhob sich von seinem Platz. „Um ehrlich zu sein, dieses Papier ist wertlos. Es galt nie eine Nachricht zu überbringen.“ Er nahm das Blatt, zerknüllte es und warf es in den Kamin.